Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

DIENSTAG, 2. SEPTEMBER 2003 BLATT 
I TRENDSPOTTING FRAG 
  
EpATR i CI'A 
25 FRAG PATRICIA Meine Freundin lügt! Liebe Patricia, schon seit der Primarschule habe ich die­ selbe beste Freundin. Wir haben schon viel miteinander erlebt und haben meist jede Menge Spass zusammen. Wenn es mir schlecht geht ist sie für mich da und hört mir geduldig zu. Nur etwas stresst mich bei ihr: Sie lügt! Früher, als wirhoch KindeV waren, habe ich sie fast ein wenig darum beneidet, dass sie Eltern, Lehrer und Schulkämeraden brandschwarz an­ gelogen hat. Aber je älter ich werde, um so weniger mag ich es. Sie lügt sogar ihren Freund an und sagt, sie sei bei mir, wenn sie alleine in den Ausgang will. Obwohl sie schwört,* mich hie anzuschummeln, traue ich ihr doch nicht so ganz. Was soll ich nur tun? Valeska (18) Liebe Valeska Ich verstehe sehr gut, dass du es nicht magst, wenn deine Freundin mit der Wahrheit um­ geht wie mit einem Hefeteig. Und dass du ab und zu daran zweifelst, ob sie zu dir mit wah­ rer Zunge spricht, ist wohl klar. Ansonsten scheint die Gute ja ein «liebes Mädchen» zu sein und da lohnt es sich für eure Freund­ schaft bestimmt", wenn du ihr dabei hilfst, > ehrlich durchs Leben zu gehen. Versuche zuerst zu ergründen, weshalb sie so lügt. Du kennst sie ja schon viele Jahre und schreibst, dass du sie als Kind sogar bewundert hast um ihre Dreistigkeit. Könnte es sein, dass sie lügt, um sich Be­ wunderung oder offensichtliche Vorteile zu ergattern?- Oder will sie sich einfach unan­ genehmen Dingen-wieder Diskussion mit ihrem Freund, Wenn 
es um ihren Soloaus­ gang geht - aus dem Weg gehen? Oft lügen Menschen auch, weil sie Angst davor haben, nicht mehr geliebt zu werden, wenn sie Fehler zugeben oder Wünsche äussern, die nicht in die Rolle passen, die sie für andere spielen. Ehrlich zu sein ist nicht für alle Menschen gleich leicht und das schlimmste ist, dass Lügner vor allem sich selbst betrü­ gen. Wenn du dir - anstatt dich einfach über sie zu ärgern - Gedanken machst, weshalb sie lügt, dann kommst du auf eine liebevolle Ebene und kannst besser mit ihr darüber reden. Versuche ihr klar zu machen, dass sie mit ihrer Lügerein in Teufels Küche kommt und zum Schluss genau jene Menschen verliert, die ihr wichtig sind. Zeig ihr, dass du sie sehr gerne hast, aber ihr Verhalten nicht akzep­ tierst und, wenn sie sich nicht ändert, das Vertrauen in sie verlierst. Zudem würde ich ihr auch sagen, dass sie dich, als Mitwisse­ rin, eigentlich auch in eine verlogene Situa­ tion bringt. Viel Glück wünscht dir Patricia Schreib an Patricia! Stress in der- Schule oder mit den Eltern? Knatsch mit dem Freund oder der Freundin? Frust am Arbeitsplatz oder in der Liebe? Frag Patricia .unter der E-Mail-Adresse: fragpatricia@hotmail.com oder unter www.voIksblatt.li . KONZERTHINWEIS Schön, wild und wütend Am Donnerstag gibt es im'Conrad Sohm in Dornbim 
etwas auf die Ohren. Die Berliner Band Mia rockt unberechenbar mit allem, was Sie zu geben haben - mit provozieren­ den direkten deutsch-englischen Texten und gesungenen Loops, die auf harte Gitarren und Elektrobeats treffen. Eine junge, enorm talentierte Band, die das Lebensgefühl ihrer Stadt so unglaublich elektrisierend wider­ spiegelt, löst einen Trend aus, der nun unauf­ haltsam um sich greift. Es wird viel geredet, jetzt wird gerockt! Kostenpunkt: 14 Euro. 
Moral wird schick Die Sicht eines Professors über Jugendszenen und Zeitgeistphänomene DORTMUND - Die Techno-Revo­ lution ist vorbei, jetzt kommen die jungen. Moralisierer. Ohne Ideologie, aber mit grossem Missionsgeist. Die Globalisie­ rungsgegner könnten die stärkste Szene werden. Ronald Hitzler, Professor für All-, gemeine Soziologie an der Uni Dortmund, über Jugendszenen und. Zeitgeistphänomene: Techno war die letzte grosse, alle Kulturbereiche verändernde und dominierende Szene. Der durch­ schlagende Erfolg dieser Zeitgeist­ prägenden «Revolution», wie das DJ Westbam mal nannte, hat ihr den Stachel des Befremdlichen ge­ zogen, auch wenn sie noch die irieis- "ten Anhänger, hat. Das Faszinieren­ de jeder Szene ist, dass sich Ju­ gendliche mit Hilfe dieser abgren­ zen können. Wenn praktisch alle dazugehören kann sich niemand mehr absetzen. Dann muss wieder etwas Neues her. Techno als wort­ karge Szene war ein Protest gegen die Teebeutelschwenker und Text- absonderer der 60er- bis 80er-Jahre. Jetzt erleben wir die. Rückkehr des Textes - und der Moral. Zwar ha­ ben Hip-Hopper und die Gothic- Szene kurzfristig Zulauf, sie wer­ den aber relativ klein bleiben. Bei den Hip-Hoppern sind zu wenig Frauen, das allein schon macht Hip-Hop nicht wirklich massen­ kompatibel.. Und die bei Grufties übliche Selbststigmatisierung ist nur für eine Minderheit ini-Alltag erträglich. Das grösste Potenzial zu einer grossen, zeitgeistprägenden Kraft 
rf>\ y.a » 4 . V » e s Der Krieg im Irak brachte die lugend auf die Strasse. Protestmärsche und Friedeivsflaggen lagen hoch Im Kurs. zu werden, haben wohl die Glo­ balisierungsgegner. Aber wenn sie sich stärker organisieren, dem Vorbild der Grünen folgen und zur ordentlichen Bewegung werden, verlieren sie an Attrakti­ vität. Drang zum Moralisieren Bleiben sie der kunterbunte Hau­ fen, der auch mal Randale iulässt - für einige Jugendliche kein un­ wichtiger Spassfaktor - können sie die Szene dieses Jahrzehnts wer­ den. Gemeinsam haben haben sie den starken Drang zum Moralisie­ren. 
Dabei gibt es keine klare Li­ nie, sondern das, worauf sich' die • Globalisierungsgegner beziehen, geht bislang ideologisch ziemlich durcheinander und reicht von tradi­ tionell konservativen über traditio­ nell linke Werte bis hin zur post­ modernen Spassorientierung - und geht teilweise zusammen mit einer Wiederbelebung von Religiosität, nicht zuletzt christlicher Prägung. Fatal könnte für diese Szene sein, dass sie bislang keine eigene Mu­ sik gefunden hat, das mindert den - zumindest für Jüngere - wichtigen Spassfaktor erheblich. 
«Rock'n' Roll»-Attitüde Die Friedensbewegung als mora­ lisierende Kraft ist wieder erwacht. Wenn aber, wie jetzt teilweise zu beobachten ist, zu sehr Alt-68er do­ minieren, die sich freuen, dass ih­ nen'endlich mal wer zuhört, wer­ den sich die Jüngeren schnell da­ von abkehren. Interessant werden könnte auch das Phänomen «wild child», das etwa durch die Sängerin Avril Lavigne verkörpert wird: die Wiederkehr des simplen Rock .in einer «Ich bin ich»- und «Wir leben Rock'n' Roll»-Attitüde. Das könn­ te noch weite Kreise ziehen. What a night! Rückblick auf die MTV Video Music Awards NEW YORK - MTV hatte gerufen und alle kamen: In der Radio CK ty Music Hall von New York wur­ den zum 20. Mal die begehrten Video Music Awards vergeben. Es war eine Show voller Super­ lative und Überraschungen. Madonna, Britney Spears und Chris­ tina Aguilera gemeinsam auf einer Bühne? Ganz ohne Zickenkrieg da­ für mit einer erotischen Performan­ ce, dass dem Publikum in der Ra­ dio City Music Hall in New York die Spucke wegblieb.. Erst tauchte, der Luder-Nachwuchs in knappen Brautkleidern auf: Britney und- Christina sangen gemeinsam Ma- donnas Klassiker «Like A Virgin». Dann erschien die Queen of Pop herseif im engen schwarzen Anzug mit Zylinder - und die Halle stand Kopf. Als sich Madonnas Zunge im Verlauf der Nummer auch noch in den Mund von Miss Spears und Miss Aguilera verirrte (Bild), war es um Fans und Stars geschehen: 
Sogar Justin Timberlake fiel die Kinnlade runter, als seine Ex plötz­ lich mit Madonna knutschte. Nach dieser Nummer hätte die Show eigentlich vorbei sein kön­ nen, doch dann ging's" erst richtig los, denn die Preise wollten unters Volk. Abrüumer des Abends waren Justin Timberlake, Coldplay und Beyonce' Knowles mit jeweils drei Awards. Missy Elliot und Rap-' Superstar 50 Cent holten sich zwei der silbernen Mondmänner. Grosser Verlierer des Abends war Country- Legende Johnny Cash: Trotz sieben Nominierungen für seinen Song «Hurt» gewann er nur einen Award.- Vor der Show waren die Stars der Musikszene stundenlang über den " •roten Teppich flaniert: so viele Pro­ mis erscheinen sonst nur zu den Oscars. BeyonaS Knowles Hess tief blicken, Altmeister Snoop Dog kam mit Sklavinnen samt' Hundeleine und Rap-Überflieger 50 Cent führte seinen Nadelstreifenanzug und eine wohlgeformte Begleiterin aus. 
NV< • 
i I - /// * fi u i dm iii t * Für die Szene des Abends sorgten Britney Spears (grosses Bild) und Ma­ donna mit Ihrem innigen Kuss auf der Bühne. Polymechaniker/in HiltiRG 9494 Schaan Tel. 236 27 15 
Grafiker/in Hilfi RG 9494 Schaan Tel. 236 27 15 
Polygraf/in BUD Druck und Uerlag RG 9494 Schaan 1 Tel. 236 18 36 Mehr Lehrstellen unter UJUJUJ.berufsbildung.Ii 
und Berufsberatung unter 236 72 00
	        

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