Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

1 25 Jahre Liechtensteiner VOLKSBLÄTT Medienfreiheit Medienfreiheit ist relativ Von Martin Frommelt, Volksblatt-Chefredaktor seit 2001 Dualismus war in Liechtenstein das Wort des Jahres 2002. Einem Dualismus sind.aüch die Zeitungsmacher in Liechten- . stein ausgesetzt, denn die vie­ len Anliegen und Rücksicht­ nahmen, die von aussen an die . Zeitung herangetragen wer­ den, decken sich nicht immer mit dem Anspruch der Redakti­ on, eine gute Zeitung zu machen. Schlussfolgerung: Die Medienfreiheit in Liechtenstein ist eine relative. Keine Frage Die Medienfreiheit rfls solche.ist in Liechtenstein grundsätzlich gegeben, ist sie doch auch ausdrücklich in der Verfassung verankert (Artikel 40). So weit, so gut Der Dualismus Die beiden Landeszeitungen in / •Liechtenstein haben vom journalis- tischen'Standpunkt aus' gesehen jedoch einen schweren Stand. Einerseits haben sie als Parteiorga­ ne in erster Linie die-Aufgabe, die Politik ihrer Partei medial umzu­ setzen! anderserts sind sie der aus­ gewogenen Berichterstattung ver­ pflichtet. Dieser Dualismus ent­ spricht mitunter der viel zitierten. Quadratur des Kreises. Und so ist es nach verlorenen Wahlen jüngs- ' tens vorgekommen, dass die Wahlniederlage dem Chefredaktor zugeschrieben wurde, weil dieser deri Politikern der anderen Seite zu viel Platz, eingeräumt haben soll. 
\" | 'lomalan« '. Gesellschaftspolitische Aufgabe ' Das Volksblatt versteht sich seit jeher als Blatt des Volkes. Wenn Kritiker bemängeln, dass die Lan- . deszeitungen vor allem Verlautba- rungs- und nicht Enthüllungsjour- nalismus betreiben, so verkennen, diese sehr oft, dass die Zeitungen eine nicht zu unterschätzende ge­ sellschaftspolitische Aufgabe er-- 'füllen.'mdem sie das vielfältige gesellschaftliche Leben des Landes ins Blatt bringen. Den Anliegen- • der Bürger wird in den Zeitungen breiter Raum eingeräumt. Dies, stellt jene Zeitungen, die im Lichte der aktuellen internationalen • Medienkrise einem mehr oder weniger starken Spardruck ausge­ setzt sind - ünd dazu gehört auch das Volksblatt - vor eine beträcht­ liche Herausforderung. DasVer- . . ständnis, dass die Zeitung wirt­ schaftlichen Kriterien entsprechen 
muss,-ist-nicht bei jedem, der . seine-(Vereins-)Anlieg'en veröffent­ licht wissen will, gleich ausgeprägt, vorhanden. Dies zeigte sich auch - letztes Jahr bei der Leserbrief-Dis­ kussion, als*sich das Volksblatt zur Einführung einer Beschränkung von maximal 2500 Zeichen pro Leserbrief veranlasst sah, weil die Leserbriefspalte zunehmend mit längeren, 
dem Sinn von Leserbrie­ fen nicht mehr entsprechenden Abhandlungen belegt wurde. 
. / \ ' t. Spiel zu machen, aber beim Ansatz einer Zeitungskritik über seine Aufführung mit Empörung reagiert hat. , Wohl kaum anderswo ist es der­ art schwierig, kritischen Journalis­ mus zu betreiben. Das Bezje- hungsgeflecht ^"Liechtenstein ist derart engmaschig, dass oftmals bereits der Ansatz zu einer kriti­ schen Berichterstattung, über die vielfältigsten Beziehungen im •Keime zu ersticken versucht wird. Kritischer Journalismus Grundsätzlich wünscht sich jeder eine kritische Presse, aber bitte nur bei den anderen und nicht bei einem selbst! In dieser Beziehung versteht der Liechten­ steiner keinen «Spass». Auch nicht jener Kabarettist, der unter derrt Humor-Mantel von anderen erwartet, gute Miene zum bösen 
Schlussfazit ' Fazit: Allgemein steht die .-Medienfreiheit in Liechtenstein sicherlich ausser Frage, allerdings • sind die Landeszeitungen mitunter ' weniger frei als der Leser dies an­ nehmen und die Redaktion sich • dies wünschen würde.
	        

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