Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

MITTWOCH, 9. JULI 2003 VOLKS I I IPITA INTERVIEW BLATT I LIV3I I M STUDENTENSTIMMEN 
19 STUDENTENSTIMMEN Angela Mair aus Bludesch/Vorarlberg Ich studiere bei Konrad Ragossnig und bei Jury Clormann Klassische Gitarre. Mein Gitarre- lehrer am Musikgymna­ sium Feldkirch hat mir diese Kurse empfohlen. Ich bin zum ersten Mal an der LiGiTa und mit der Erwartung da, dass ich Neues lernen werde, Bekanntschaft mit Leuten mache und auch etwas über die verschiedenen Unterrichtsmethoden erfahre. Miriam Brüllowa aus der Slowakei Ich bin hergekommen, weil mein Professor Al- varro Pierri wünschte, dass ich gemeinsam mit ihm auf seinem Konzert auftrete. 
Ich habe Pas- sivkurse belegt. Man kann an den Kursen teil­ nehmen, hat aber keinen Anspruch auf per­ sönliche Betreuung. Zur Zeit bereite ich mich auf einen Wettbewerb in der nächsten Woche vor, da ist es gut, sich in einem Um­ feld zu bewegen, das so gitarre-ausgerichtet ist. Ich bin zum ersten Mal in Liechtenstein, mir gefallt es gut hier. Peter Hofstetter aus Spreitenbach bei Baden Ich bin Gitarrelehrer an drei Schweizer Musik­ schulen. Ich habe mich für Flamenco-Gitarre eingeschrieben, weil ich meine Technik verbes­ sern und Anregungen bekommen möchte, um mich perfektionieren zu können. Ich bin auch gekommen, um das spanische Ambien­ te zu fühlen, der Leiter des Kurses, Agustin de la Fuente ist ein Spanier. Die Atmosphäre an der LiGiTa ist angenehm. Dolores Trojer aus Lienz in Osttirol Ich studiere normaler­ weise am Konservato­ rium in Innsbruck. An der LiGiTa habe ich Meisterkurse bei Jury Clormann, Leon Koude- lac und Tilman Hopp­ stock belegt. Von den Kursen erwarte ich mir, dass ich manche Stücke besser verstehen lerne, dass ich mei­ ne Technik verbessern kann und dass ich an­ dere Methoden kennen lerne. Astrid Deppe aus Belgien Ich bin hergekommen, weil man an der LiGiTa so vieles unternehmen kann. So habe ich bei Alvaro Pierri und Leon Koudelac Kurse belegt, ich besuche Konzerte und spiele auch selber im Gitarrenorchester mit. Auch trifft man hier viele verschiedene Leute. Die schöne Gegend gefallt mir gut, auch das Wetter passt, aber das konnte man zuvor ja nicht wissen. Nutavut Ratanakarn aus Thailand Ich bin extra wegen der LiGiTa aus Thailand angereist und habe Kur­ se bei Ragossnig, Pierri und Clormann belegt. Mein Lehrer hat mir die LiGiTa empfohlen, weil hier die Klassen so klein sind und man deswegen sehr effektiv lernen kann. Es gibt auch viele Gelegenhei­ ten, sich mit anderen Studenten auszutau­ schen. 
Gitarren aus Japan Interview mit dem Gitarrenbauer Yuichi Imai aus Tokyo ESCHEN - Yulclti Imal aus Tokyo stellt seine Kunst unter das Motto: Zen In der Kunst des ßl- tarrenbaus. Er reist mehrmals pro Jahr nach Europa, um hier seine klassischen Konzertgitar­ ren der Fachwelt vorzustellen. »Michael Reicher t Volksblatt: Herr Imai, sind Sie extra für die LiGiTa nach Euro­ pa gekommen? Yuichi Imai: Nein, die LiGiTa sind zwar die wichtigste Station meiner Reise, aber vergangene Wo­ che hielt ich mich für einige Tage in Paris auf. Dort gibt es nämlich ei­ nen Händler, der meine Gitarren vertreibt. Davor besuchte ich ein Gitarrenfestival in Frankreich, das allerdings kleiner ist als dieses hier. Auch 
nächste Woche werde ich wieder nach Frankreich reisen, um Freunde zu besuchen, dann geht es zurück nach Japan. Aber schon im nächsten Monat werde ich an ande­ ren Gitarrenfestivals in Deutsch­ land ausstellen. Sind Sie das erste Mal in Liech­ tenstein? Nein, das ist bereits das fünfte Mal, jetzt stelle ich das vierte Jahr in Folge an den LiGiTa aus. Besteht hier auch eine Nachfrage nach Ihren Instrumenten? Medienpartner VOLKSBLATT Ja, mancher Gitarrist kauft eine Gitarre von mir, nachdem er sie auf diesem Festival ausprobiert hatte. Diesmal habe ich zwei Mus­ terexemplare mitgenommen, eine normale Konzertgitarre und eine 
Yuichi Imal aus Tokyo zeigt an den UGiTa eine Auswahl seiner Qualitäts­ gitarren. Spezialgitarre, ein Antonio de Tor- res-Nachbau. De Torres ist der Er­ finder der modernen Gitarre und seine Originalinstrumente bedeuten für uns dasselbe wie die Stradivaris für die Geigenspieler. Ich baue sie getreu nach dem Vorbild von 1884 
nach. Wieso nehmen Sie den weiten Weg nach Europa in Kauf? Ich komme hierher, weil der Gi­ tarrenbau keine japanische sondern eine europäische Tradition hat. 
Ausserdem treffe ich mich hier mit Gitarristen. Das Feedback der Pro­ fis ist sehr wichtig, um Auskünfte über die Qualität der Instrumente zu erhalten. Mir geht es wie den Komponisten. Wir sind auf den Kontakt mit guten Spielern ange­ wiesen. Wie lange dauert es, bis eine sol­ che Gitarre fertiggestellt ist? Das kann man nicht genau sagen. Durchschnittlich produziere ich et­ wa zwei Instrumente pro Monat. Doch zwischen den Arbeitsgängen sind auch immer wieder lange La- ger- und Trocknungszeiten notwen­ dig. In der Zwischenzeit produziere ich dann Teile für die nächsten Gi­ tarren vor. Wie teuer sind Ihre Instrumente? Rund 5300 Euro. Das ist viel Geld, doch der Preis ist durchaus vergleichbar mit den anderer Quali- tätsgitarren. Was muss man beim Gitarrebau speziell beachten? Ich bin sehr ehrgeizig und möch­ te immer bessere Gitarren bauen. Drei Punkte gibt es auf dem Weg zur Perfektion besonders zu beach­ ten: 1.) Die Handwerkstechnik muss laufend verbessert werden. 2.) Besonderes Augenmerk verdient die Innenkonstruktion der Instru­ mente, die ganz wesentlich den Klang bestimmt. Sie besteht aus sehr vielen Teilen, und jeder Kon­ strukteur ordnet sie verschieden an. 3.) Ganz wesentlich ist aber das gute Ausgangsmaterial. Die Hölzer, die Lacke etc. Es ist heutzutage nicht einfach, gutes Material zu be­ kommen. Das Holz dicker Bäume eignet sich am besten für den Instrumentenbau. Doch aus Um­ weltschutzgründen werden nicht mehr so viele dicke Bäume gefällt. Vom Pflanzengiessen Was kann ein Lehrer einem Studenten in nur einer LiGiTa-Woche beibringen? ESCHEN - Konrad Ragossnig, geboren 1932 in Klagenfurt, Ist mehrfach ausgezeichneter Gi­ tarrist mit weltweiter Konzert­ tätigkeit. Der Ordentliche Pro­ fessor an der Wiener Musikuni­ versität spielte bereits über 60 LP-/CD-Produktionen ein. Der­ zeit unterrichtet er an der LiGi­ Ta das Fach Klassische Gitarre. Dem Volksblatt verriet er, was einen guten Schüler, und was einen guten Lehrer auszeichnet. * Michael Reicher t [  • Einen Kurs' kann man nicht ver­ gleichen mit einer Ausbildung an einem Institut, wo die Schüler über längere Zeit begleitet werden und man auf deren Schwächen und Stärken entsprechend eingrei­ fen kann. Als Dozent an einem Kurs gibt man Anregungen. Man modelt einen Schüler nicht total um, und man kann auch keine sol­ che Verantwortung Ubernehmen, wie wenn man einen Studenten durch das Ausbildungsleben führt, das doch meistens einige Jahre dauert. Studententypen Man muss verschiedene Typen und Charaktere von Studenten unterscheiden. Es gibt solche, die tatsächlich kommen, um etwas Neues zu lernen. Es gibt solche, die 
eigentlich nur beweisen wollen, dass sie schon alles können. Das sind die, mit denen man am wenigs­ ten anfangen kann, weil sie in einer musikalischen Scheinwelt leben. Und es gibt diejenigen, die sich nur passiv weiterbilden wollen. Das ist nicht der schlechteste Weg. Die Zu­ hörenden sind keinem Stress ausge­ setzt, und haben so die Möglichkeit - wenn sie klug sind - viel geruh­ samer das herauszuholen, was sie brauchen. Dann gibt es noch jene, die einfach berühmte Namen ein­ sammeln wollen, damit sie später in ihrem curriculum vitae einmal sagen können: Ich habe bei Lehrer xy studiert. Doch das ist kein Stu­ dium und bedarf Im Lebenslauf keiner Erwähnung. Vorhandenes fördern Im Prinzip, sowohl bei Studen­ ten, die man lange Zeit betreut, als auch bei Kursteilnehmern über ei­ nen kürzeren Zeitraum, kann man Medienpartner VOLKSBLATT einem jungen Menschen nichts ver­ mitteln, was er nicht schon in irgendeiner Form bereits besitzt. Man kann ihm helfen, das was er besitzt, besser hervorzubringen. Dazu gehört, dass man das als 
Leh­Konrad 
Ragossnig Ist mehrfach ausgezeichneter Gitarrist mit weltweiter Konzerttätigkeil rer auch erkennt. Ein Lehrer-Schü­ ler-Verhältnis muss daher auch auf einer guten zwischenmenschlichen Basis stehen. Sonst bringt das für den Schüler keinen Erfolg. Die wichtigste Aufgabe eines Lehrers 
ist, einen Studenten nicht zu behin­ dern, zu fördern, was vorhanden ist Das ist vergleichbar mit dem Gles­ sen eines Pflänzchens. Der Lehrer kann nur eine Türe öffnen, durch­ gehen muss der Student selber.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.