Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

DONNERSTAG, 23. JANUAR 2003 
VOLKS I BLATT I 
BMI Afi\in VUAIGEL-BESUCH IIMLMIMLS NACHRICHTEN 
13 ALPENVEREIN Skitour auf den Piz Spadolazzo am Sonntag, den 26. Januar Diese im letzten Winter wegen Schnceman- gels abgesagte Skitour kann bei gutem Wet­ ter und reichlich Schnee dieses Jahr durch­ geführt werden. Ziel wird der Piz Spadolaz­ zo. (2720m) im hinteren Val Niemet sein. Vom Ausgartgsort Innerferrcra im Avers zieht sich ein Alpweg auf die schon Uber der Waldgrenze liegende Alp Niemet (I900m). Weitere 800 Hm sind im Anschluss über schön gestufte Skiböden zu bewältigen. Erst über die letzten Höhenmeter stcilt sich das Gipfeldach'etwas auf und in maximal vier Stunden sollte der Weg von ca. 1200 Hm geschafft sein. Der Gipfel selbst bietet eine wunderbare Nahsicht auf solche imposanten Skiberge wie Piz Tanibo öder Piz Timun. Nach einer langen Abfahrt kann man diese Tour bei einer Erfrischung im Bergrestau­ rant ausklingen lassen. Slandardausriistung genügt. Abfahrt am Sonntagmorgen, den 26.1. um 7 Uhr beim Parkplatz Schwimm­ bad-Mühleholz und 7.15 Uhr beim Park­ platz vor der Rheinbriicke in Balzcrs. Aus­ künfte erteilt Tourenführer Friedo Pelger am Samstagabend, den 25.1. ab 18 Uhr unter Telefon 392 19 31. Liechtensteiner Alpenvcrein 
Der Abend des LAFV Anlagefondsverband feierte Neujahrsapero mit stolzen Zahlen und mit Theo Waigel NACHRICHTEN Neuer Haupteingang beim Gemeindehaus Eschen ESCHEN - Ab heute Donnerstag erfolgt der Zugang zum Gemeindehaus Eschen durch den neu erstellten Kopfbau an der Südfassade. Ebenfalls ist der direkte Zugang zur Gemeindeverwaltung und zum Dorf­ platz aus der Tiefgarage möglich. Integriert in diesem Kopfbau ist auch ein Lift, der Besucher und Gäste sicher und bequem zu den einzelnen Stockwerken bringt. Der neue Empfang im Erdgeschoss befindet sich noch in der Bauphasc. Mit der Fertigstellung ist bis Mitte Februar zu rechnen. Mit der Inbe­ triebnahme des Empfangs söll die Kunden­ freundlichkeit bei der Gemeindeverwaltung gesteigert werden. Gleich beim Eingang erhalten Besucher kompetente Auskunft und Informationen. . ' Gemeindeverwaltung Eschen Diebstahl: Wer hat etwas beobachtet? TRIESENBERG - Samstagabend* den 18. Januar 2003 beim Hallenfussballturnier des FC Triesenberg hat eine unbekannte Tater­ schaft im eingerichteten Sanitätsraum der Dreifachturnhalle/Primarschule • Obergufer, dem Samariterverein das Natel Marke NOKIA entwendet, sowie einer Samarite­ rin, die im Einsatz war, die Handtasche durchwühlt und Fr. 30.- entnommen. Der Samäriterverein ersucht um Mitteilung und Hinweise, wenn jemand diesbezüglich Beobachtungen gemacht hat. Tel. tagsüber 237 78 50 oder abends 263 00 77. Samariterverein Triesenberg Kilbe-Unterhaltung NENDELN - Am Samstag, den 25. Januar um 20 Uhr veranstaltet der Männerchor Nendeln im Schulhaussaal Nendeln die tra­ ditionelle Kilbe-Unterhaltung. Wie in den letzten Jähren haben wir für Sie eine breite Palette an Chorliedcrn vorbereitet. Typjsche Männerchorweisen, Heiteres und Fröhli­ ches aus dem Walde, Gemütliches und Ver­ trautes, aber. auch unterhaltsame und moderne Melodien sollen nicht zu kurz kommen. Mit einem, bunten Liederstrauss möchten wir mit ihnen einen angenehmen und gemütlichen Abend verbringen. Der Männerchof lädt Sic dazu recht herzlich ein und freut sich auf Ihr Kommen. Männerchor Nendeln 
VADUZ - Für seine hochinteres­ santen Gäste ist der Neujahrs­ apero des Liechtensteinischen Anlagefondsverbands bekannt. Auch heuer konnte der LAFV- Präsidänt einen grossen europäischen Politiker nach Vaduz bringen - Theo Waigel, den Finanzminister der Ära Hel­ mut Kohl. «WoHqang Zechner  • Der Väduzer «Löwe» platze beina­ he aus allen Nähten - so stark war der Andrang zum diesjährigen Neu­ jahrsapero des LAFV. Mit Theo Waigel, dem ehemaligen deutschen Finanzminister, konnte der LAFV einen der profiliertesten Finanzpo- litikcr Europas als Gastredner prä­ sentieren. Zuerst ergriff aber LAFV-Präsident Matthias Voigt das Wort. Voigt konnte über die erfreu- liche Entwicklung des Fondsplatzes Liechtenstein im abgelaufenen Jahr berichten - ein «kleines Wunder», • bedenkt man den Katzenjammer, der weltweit auf den diversen Finanzplätzen herrscht, Doch der raucn Grosswetterlage zum Trotz präsentierte sich der liechtensteini­ sche Fondsplatz auch im Jahr 2002 
Theo Waigel begeisterte die Zuhörer gestern Abend mit seinem Vortrag. als «Wachstumsgarant»: So erhöhte' sich die Anzahl der in Liechtenstein konzessionierten Fonds, und Anla­ gegesellschaften von 107 auf 141. Das Gesamtvolumen der Fonds ist dabei um rund 14 Prozent von 5,4 Mrd. auf 6,2 Mrd. Franken gestie­ gen. Die Anzahl der LAFV Mltglie- • der ist dazu noch von 25 auf 32 angewachsen. Nach wie vor verei­ nigt und vertritt der LAFV 10() Pro-. zent der Interessen des liechtenstei­ nischen Fondsgewerbes unter einem Dach. Schliesslich konnte der «Preusse»'Voigt seinen bayeri­schen 
Gast, präsentieren - Theo Waigel, Finanzminister der Ära Helmut Kohl. Oft wird von den- rasanten Veränderungen in Europa geredet. Theo Waigel kennt sie. hat sie .hautnah-miterlebt, ja entschei­ dend 'mitgeprägt.- Eine unruhigere 'Ämtszeit-hätte sich Theo Waigel auch nicht, aussuchen können - eine geschichtsträchtigere freilich auch nicht. Während er in Amt und Würden war, brach das kommunis­ tische System in Osteuropa, zu­ sammen, gelang die -deutsche Wiedervereinigung und . wurden 
jene Grundlagen geschaffen, die' schliesslich zur EU-Währungs­ union führten. Irt seiner Rede beschäftigte er sich mit Liechten­ stein, der EU, dem EWR und mit • Europa. Eine Rede, in der er immer wieder durchblicken liess, wie sehr • ihm der Schalk im Nacken sitzt: : Mit zahllosen privaten Anekdoten über bedeutende Persönlichkeiten - von . Jaqües Chirac bis George Bush, von Richard Nixon bis Alan Greensberg - brachte er die rund 100-Zuhörer zum Stauneri und zum • Schmunzeln. In seiner mitreissen­ den Rede spannte er auch einen . grossen historischen Bogen - von . Beginn des 20. Jahrhunderts über die Jahrhundertkatastrophe der bei­ den Weltkriege bis hin zum fricdlU chen Ende des Kommunismus und. zur Währungsunion. Seilte Bot­ schaff war klar: Trotz aller Zukunftsängste kann man stolz auf das Erreichte sein. Und.einen Bezug zu Liechtenstein, dessen etwaigen EU-Beitritt er als «klaren , Gewinn» bezeichnete, hat er auch: seine Frau, die ehemalige Skirenn- läüferin Irene Epple-Waigel war seinerzeit die grosse Konkurrentin von Hanni Wenzel. «Die Kleinen nicht unter Druck setzen» Theo Waigel im Volksblatt-Gespräch: scharfe Kritik an Schröder und Eichel Knapp eineinhalb Stunden vor seinem Auftritt beim LAFV- Apero nahm sich Theo Waigel, der ^Finanzminister der deut­ schen Einheit» Zeit, um mit dem Volksblatt über die schwierigen deutsch-liechtensteinischen Beziehungen zu sprechen. Zins­ besteuerung? 
EU-Druck? Wai­ gel sparte nicht mit Kritik an Gerhard Schröder und dessen Finanzminister Hans Eichel. «Wolfgann Zechne r ^ Volksblatt: Herr Dr. Waigel, die EU-Finanzministcr haben sich am Dienstag in Brüssel auf einen Kompromiss zur grenzübergrei­ fenden Zinsbesteuerung verstän­ digt. Sehen Sie 
darin den grossen Wurf? Theo Waigel: Ich hätte das Problem anders angefasst. Ich glaube, das Koexistenzmodell, das wir vor fünf, sechs Jahren ins Auge gefasst hatten, wäre akzeptabler gewesen. Jedem sein System belas­ sen, aber die Ausnahmen für ande­ re zu streichen. Damit hätte das Bankgeheimnis in Österreich, in Belgien und auch in Deutschland beibehalten werden können und selbstverständlich hätte so auf das Bankgeheimnis in Liechtenstein und in der Schweiz stärker Rück­ sicht genommen werden können. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Schweizer bei einer Volksab­ stimmung ihr Bankgeheimnis auf­ geben. Und wenn sie das nicht tun, dann haben die Belgier, die Österreicher und die Luxemburger erklärt, 
dass sie bei diesem Kom­ promiss nicht mitmachen. Insofern steht der Kompromiss auf tönernen Beinen. Also: entweder Koexis- tenzmodell oder Abgeltungssteuer ohne Kontrollmitteilung - das könnte eine Lösung für die Zukunft sein, bei der man später auch ein­ mal Liechtenstein und die Schweiz einbeziehen könnte. 
«Ich glaube, dass das Bankkundengeheimnis etwas Wichtiges ist», stell­ te Theo Waigel im Volksblatt-Gespräch klar. Liechtenstein steht seit geraumer Zeit unter grossem Druck von Seiten der EU. Auffällig ist, dass der deutsche Finanzminister Hans Eichel sehr harsch gegen Liechtenstein vorgeht. Unter der CDU-Regierung,"so scheint es, waren die liechtensteinisch-deut­ schen Beziehungen viel ent­ spannter. Wie beurteilen sie die Vorgehensweise von Eichel und Bundeskanzler Schröder? Wir waren immer gut beraten, wenn Deutschland mit den kleinen Nachbarn ein sehr freundschaftli­ ches und kollegiales Verhältnis gepflegt hat. Was die Regierung Schröder sich zum Beispiel mit Österreich mit den Sanktionen geleistet hat, hat uns nicht gut getan. Wie kommt die EU dazu ein Land abzustrafen,weil es ein bestimmtes . Wahlverhalten an den Tag gelegt hat. Mir passt da auch einiges nicht im Wahl verhalten bestimmter Län­ der, aber ich äussere mich dazu nicht. Das ist die Angelegenheit eines jeden Landes. Auch bei der Vorgcnsweise gegen die . Schweiz und gegen Liechtenstein muss man Rücksicht auf die Befindlichkeiten der Länder nehmen. Richtig ist: 
Kein Land kann es sich heute leis­ ten, eine Oase zu sein, in der kein fairer Stcuerwettbcwerb herrscht. Wir können es uns auch nicht leis­ ten, dass Transaktionen grösser Art getätigt werden, um die-Steuern tu umgehen. Die Erosion der Steuer­ einnahmen in fast allen europäi­ schen Ländern betrifft uns und macht uns nachdenklich. Aber das lässt sich auch anders gestalten." 'Zum Beispiel eben durch eine • Abgeltungssteuer, durch die die Länder ihr Bankgeheimnis behalten könnten und es nicht, zu einem Bruch des Finanzsystem führt. Und da glaube ich, haben es Schröder und Eichel am Verständnis für ande­ re Länder fehlen lassen. Oder sie haben kein Gespür dafür. Oder viel­ leicht ist auch die alte Juso-Sehn­ sucht nach Kapitalkontrollen wieder mit einer pubertären Verzögerung zum Vorschein gekofnmen.  ; Wie würde sich eine CDU/CSU- dominierte Regierung ~ im Umgang mit Liechtenstein oder mit der Schweiz unterscheiden? Schon mal im Tonfall. Man muss sich immer überlegen, was ich einem anderen zumuten kann oder nicht. 
Die Grossen'dürfen die Kleinen nicht so unter Druck setzen. Da muss man versuchen, eine gemeinsame Lösung zu finden. Und an dem Gespür hat es in den letzten Jahren etwas.gefehlt.. Denken Sie, dass das liechtenstei­ nische Bankkundengeheimnis in" den nächsten Jahren dem Druck der EU standhalten können wird? Ich mische mich ungern in die Angelegenheiten" eines anderen Landes ein. Aber die Schweizer zum Beispiel müssen bei der Frage- pro oder contra Bankkundenge­ heimnis eine Volksabstimmung abhalten. Und wenn die Schweizer schon nicht in den EWR gehen wollen, kann ich mir nicht vorstel­ len, dass sie ihr Bankgeheimnis abschaffen wollen. Und wenn dann die grosse EU Druck macht, kann das genau zum Gegenteil führen. Wenn ein Grosser einen Kleinen unter Druck setzt, dann können sich in der Bevölkerung rationale aber auch irrationale Verhaltens­ muster entwickeln. Wir müssen versuchen, die Menschen mit gros­ ser Geduld mitzunehmen. JDie Schweizer werden in naher Zukunft ihr Bankgeheimnis wohl nicht aufgeben, und dann werden es die Liechtensteiner wahrschein­ lich auch nicht tun. Aber das ist die Entscheidung der liechtensteini­ schen Bevölkerung, des Fürsten­ hauses. . Wie stehen Sie persönlich zum Bankkunderigehelmnis? Ich glaube, dass das Bankkun­ dengeheimnis etwas Wichtiges ist und dass es ein Stück Vertrauen manifestiert - auch in Deutschland. Ich würde dafür plädieren, auch in Deutschland das Bankgeheimnis nicht aufzugeben und zu meiner Amtszeit ist das auch nicht passiert. Wenn ich Finanzminister wäre, würde es auch nicht passieren.
	        

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