Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

SAMSTAG, 14. JUNI 2003 VOLKS I 
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 K0P F DER WOCHE BLATT I 11 ll LH IM 
U IM GESPRACH MIT DAVID VOGT 
13 KOPF DER WOCHE FRAG PATRICIA Grauenvoller Sonntag! Hallo Patricia Eigentlich sollte man sich in meinem Alter ja aufs Wochenende freuen. Für mich ist aber nur der Samstag O.K., weil ich Sonn­ tage grauenvoll finde. Bereits um acht Uhr stürmt meine Mutter in mein Zimmer, um mir zu sagen, dass das Frühstück fertig sei. Dann gehen wir alle in die Kirche und nach dem Mittagessen machen wir entwe­ der einen Spaziergang oder besuchen un­ sere Nana. Ich würde natürlich lieber mit meinen Kollegen etwas unternehmen aber meine Eltern finden, dass der Sonntag 
der Familie gehört und ich erst wenn ich ein­ mal eine eigene Wohnung habe, selbst be­ stimmen könne. Wie kann ich sie davon überzeugen, dass es in meinem Alter zu Öde ist, jeden Sonntag ein «Familienge- niümme» zu haben? Viele Grüsse, Dany (14) Lieber Dany. Ich kann dich gut verstehen, weil ich mich immer noch mit Grauen daran erinnere, wie uns mein Vater jeden Sonntag mit dem glei­ chen Familienriiual genervt hat. Fast die gleichc Szene wie bei dir. Kirche, Essen, Grossmutter... Sicher, deine Eltern wollen dir ein schönes- Familienleben bieten und dagegen ist auch nichts einzuwenden, Schliesslich ist eine Fa­ milie keine Wohngemeinschaft, in der jeder seinen eigenen Weg gehen sollte. Aber eben: Alles hat seine Zeit. Während kleine Kinder es noch wunderschön finden mit Mama und Papa einen.Sonntagsausflug zu machen, ha­ ben junge Menschen in deinem Alter andere Sonntagspläne. Für deine Eltern ist es augen­ scheinlich schwer zuzulassen, dass du er­ wachsen wirst und beginnst dein eigenes Le­ ben zu planen. Wenn du jetzt plötzlich von ei­ nem Sonntag auf den andern streikst und nichts mehr mit ihnen unternehmen willst, dann wirst du bestimmt auf Widerstand und Trauer stossen. Am besten gehst du diplomatisch vor: Setz dich mit deinen Eltern zusammen und sage ihnen, dass du-gerne mit ihnen etwas unter­ nimmst, es aber nun an der Zeit ist, eure ge­ meinsamen Aktivitäten etwas anders einzu­ teilen. Ein Vorschlag wäre zum Beispiel, dass du nach wie vor noch zum Frühstücks­ tisch erscheinst und vielleicht auch mit ihnen zusammen in die Kirche gehst. Ich denke, dass du dir die Samstagnacht in deinem Alter noch nicht um die Ohren schlägst und am Sonntagmorgen schrecklich müde bist. Den Sonntagnachmittag sollten deine Eltern dich aber frei gestalten lassen. Schlag ihnen vor, dass ihr dafür einen fixen Wochentag be­ stimmt, an dem ihr am Abend gemeinsam et­ was unternehmt. Wenn du dann noch einen Freund zu diesem Abendprogramm - Spiele, Minigolf, Grillen - einladen darfst, wird es auch für dich nicht fad. Probiens mal aus. Wenn's nicht klappt, melde dich wieder. Liebe Grüsse, Patricia Schreib an Patricia! Stress in der Schule oder mit den Eltern? Knatsch mit dem Freund oder der Freun­ din? Frust am Arbeitsplatz oder in der Liebe? Frag Patricia unter der E-Mail- Adresse:  fragpatricia@hotmail.com oder unter   www.voIksbIatt.li . IN KÜRZE Einführung ins Bogenschiessen MALBUN - Nach einer kurzen theoreti­ schen Einführung ins Bogenschiessen wird anhand eines Revierganges auf die naturge­ treuen 3D-Tierscheiben geschossen. Der Kurs 228 findet am Samstag, den 12. Juli von 14 bis 16.30 Uhr in Malbun statt. Treffpunkt Parkplatz Verkehrsbüro. Leitung Johann Beck. Anmeldung und Auskunft bei der Er­ wachsenenbildung Stein-Egerta in Schaan, Telefon 232 48 22 (oder per E-Mail: info@stein-egerta.li ). (Eing.) 
Nicht zurück. Nach vorne, David Vogt wird morgen 60 Jahre alt und wird keine Bilanz ziehen BALZERS - Morgen Sonntag wird David Vogt 60 Jahre alt. Bi­ lanz ziehen und zurückblicken wird er dabei nicht. Lieber schaut er in die Zukunft. »Cornelia Hofe r «Nein, mit dem Alter hab ich wirk­ lich kein Problem. Ich hab auch nicht das Gefühl, dass ich mit 60 Bilanz ziehen und zurückblicken sollte. Ich schau lieber nach vorne, denn es gibt noch viel zu tun.» Da­ vid Vogt lacht, seine Augen leuch­ ten und ich kann kaum glauben, dass mein Gegenüber morgen sei­ nen 60. Geburtstag feiern wird. Ausser vielleicht seinem grauen Haar weist wirklich nichts darauf hin. Einen Moment lang überlegt er jetzt und sagt dann: «Für die Jun­ gen bin ich wahrscheinlich schon alt, aber ich fühl mich überhaupt nicht so. Und für meine Gesundheit bin ich dankbar.» Dafür leistet er auch seinen täglichen Beitrag. «Ich stehe jeden Morgen um fünf Uhr auf. Dann geh ich zuerst mit mei­ nem Hund spazieren, schau in den Pferdestall und um sechs Uhr bin ich im Büro.» Wieder lacht er und David Vogt sagt: «Das mach ich seit 30 Jahren so. Ich bin ein Ge­ wohnheitsmensch, der selten etwas ändert.» Offen und verletzbar Jetzt geht sein Blick von dem hellen, modern eingerichteten Be- sprechungszimmer seines Büro­ hauses hinaus und hinauf zum Gon- zen und er sagt: «Wenn ich am Morgen aufsteh, die Berge und die Blumen seh, dann ist für mich die Welt in Ordnung. In den Ferien war ich seit rund 20 Jahren nie mehr. Wo ist es schöner auf der Welt als bei uns und wo geht es den Men­ schen besser als uns?» Jetzt wird David Vogt nachdenklich. Er hält inne. Wird ruhig. Zieht sich zurück. Überlegt und sagt dann mit fester Stimme: «Ich bin gerne hier. Uns fehlt es an nichts, wir haben alles und noch viel mehr. Und trotzdem sind wir unzufrieden und zerstrit­ ten. Dabei wäre es doch so wichtig, dass wir zusammen halten und uns gemeinsam für unser Land 
einset- Dauid Vogt über... ... den Freitagabend: Das ist mein Jassabend! Dann treff ich mich jeweils mit Freunden und dann wird von acht bis Mitternacht gejasst. Das ist eine schöne Ab­ wechslung, auf die ich mich im­ mer schon zu Beginn der Woche freue. ... den Samstagnachmittag: Zuerst arbeite ich im Garten, denn die Blumen brauchen viel Pflege. Diese Arbeit macht mir grossen Spass. Anschliessend steht ein Be­ such im Thermalbad auf dem Pro­ gramm und das ist Erholung pur! ... den Sonntagmorgen: Da geh ich immer zuerst in die Kirche. Ich bin ein gläubiger Mensch und das ist für mich wichtig. Nach der Kir­ che besuch ich meine Mutter, die mich immer schon erwartet. Sie geht kaum noch aus dem Haus und 
David Vogt: «Nein, mit dem Alter hab ich wirklich kein Problem. Ich hab auch nicht das Befühl, dass ich mit 60 Bilanz ziehen und zurückblicken sollte. Ich schau lieber nach vorne, denn es gibt noch viel zu tun.» zen würden.» Und dann wird sie plötzlich spürbar, die tiefe Verletz­ lichkeit eines Mannes, der sich im­ mer wieder öffnet und einsteht für Werte, die ihm wichtig sind. Dass er damit aneckt, sich Feinde schafft und nicht nur Freunde hat, erfuhr David Vogt vor einigen Monaten deutlich. «Während des Verfas­ sungsstreits erhielt ich nicht nur ei­ nen anonymen Brief. Diese wan­ derten aber sofort in den Abfall, denn mit Menschen, die nicht offen zu ihrer Meinung stehen können, befasse ich mich nicht.» Konservativ und traditionell Erneut wird David Vogt einen Moment ruhig. Selbstkritisch sagt er dann: «Ich bin sehr nachtragend und vergesse meist lange nicht, was mir jemand gesagt hat. Ich weiss, dass das eine Schwäche ist und 
doch fällt es mir schwer, über den eigenen Schatten zu springen.» Auch jetzt kommt es zu einer kur­ zen Stille im Raum. Keine unange­ nehme, peinliche Ruhe, sondern ei­ ne angenehme, eindrückliche Pau­ se, die mir David Vogts Offenheit bewusst macht. Dann sagt er: «Ich bin ein traditioneller, konservativer Mensch. Für mich ist die Familie das Wichtigste.» Kunstvertiunden und humorvoll Jetzt lacht er, deutet auf die gros­ sen, farbigen Bilder im Sitzungs­ zimmer und sagt: «Hier hängt die Kunst, die meiner Tochter und mei­ nem Sohn gefallen. Ich kann damit nicht viel anfangen, denn für mich muss ein Bild auf den ersten Blick erkennbar sein, so, wie das in mei­ nem Büro der Fall ist. Komm, ich zeig sie dir.» Und schon ist er auf­gestanden 
und öffnet mir die Türe zu seinem grossen, geräumigen Bü­ ro. Und da hängen sie, die Bilder der alten Meister, auf denen die Landschaften und Kriegsschlach­ ten gleich auf den ersten Blick er­ kennbar sind. «Das ist meine Kunst. Diese Bilder gefallen mir und die versteh ich», sagt David Vogt mit einem verschmitzten La­ chen, dann sagt er: «Bei der Kunst sind wir nicht gleicher Meinung, sonst aber versteh ich mich sehr gut mit meinen Kindern. Es ist für mich auch etwas sehr Spezielles, dass wir ein Familienunternehmen sind und uns gemeinsam für unsere Kunden einsetzen und engagieren.» David Vogt lacht, seine Augen leuchten und ausser seinem grauen Haar weist wirklich nichts darauf, hin, dass er morgen 60 Jahre alt wird. IM GESPRÄCH MIT DAVID VOGT . * vr • y;'*- * 
st 2 > • '.>j * freut sich deshalb natürlich dop­ pelt auf Besuch. Wir plaudern dann immer eine Weile und ich freu mich, wenn ich meiner Mutter eine Freude machen kann. ... seine Blumen: Ich liebe Blu­ men und wenn ich morgens ins Büro komm, giess ich immer zuerst die Blumen. Ich verbringe 
viel Zeit im Garten, samstags sind es meist sechs, sieben Stunden. ... die Politik: Sie interessiert mich und die Arbeit als Gemeinde­ rat hab ich gern verrichtet. Dort hab ich mir zwar nicht nur Freun­ de gemacht, denn ich hab auch in der Politik immer das gesagt, was ich denke und wofür ich einsteh. 
Darüber bin ich froh, denn das ist ein wichtiger Grundsatz für mich. ... karitative Einsätze: Meine Tochter engagiert sich sehr stark für hilfsbedürftige Kinder auf der ganzen Welt. Ich unterstütze sol­ che Projekte gerne und freue mich sehr über Jacquelines Einsatz. ... sein Geburtstagsfest: Ich freu mich drauf und lass mich gern überraschen. Am Rande hab ich immer wieder etwas mitbekom­ men, aber so richtig informiert darüber bin ich nicht. Jacqueline ist seit Monaten an der Planung und wenn sie was in die Hand nimmt, kommt es immer gut. ... einen Zukunftswunsch: Ich wünsche mir einzig und allein Ge­ sundheit! Ohne einen gesunden Körper ist man nichts und kann nichts tun. Ansonsten aber bin ich wunschlos glücklich ...
	        

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