DIENSTAG, 3. JUNI 2003
VOLKS I |/| II
Tl ID «MESSIAS» BLATT
I IVUL I Uli KOIMIG DER NACHT
23 NACHRICHTEN Werkschau Sunhild Wollwage Sunhild Wollwage zeigt Materialbilder, Ob jekte und Installationen; die Vemissage ist heute um 18 Uhr im Kunstraum Engländer bau. VADUZ - Heute Dienstag, den 3. Juni, wird um 18 Uhr im Kunstraum Engländerbau in Vaduz die Ausstellung «andando» eröffnet. In einer monographischen Werkschau prä sentiert die in Mauren lebende Künstlerin- Sunhild Wollwage Materialbilder, Objekte und Installationen - Arbeiten aus den letzten 15 Jahren. Vemissage und Buchpräsentation Die Arbeiten von Sunhild Wollwage sind oft ein Spiel mit der Erinnerung, sind das Auffinden, Zeigen und Sichern von Spuren zumeist vergangenen Lebens. Ihre Werke re sultieren zu einem grossen Teil aus einer har monischen Verbundenheit mit der Natur, eine Verbundenheit, die der inneren Bedürfnisla ge der Künstlerin entspricht, die ihre existen tielle Notwendigkeit ist. In der grossen Aus stellung «andando» werden Matcrialbilder, Objekte und Installationen gezeigt, die mei sten entstanden in einem Zusammenspiel mit der Natur. Die Ausstellung ist eine Entdek- kungsreise in die Natur, eine Hommage an die selbige und sie soll nicht zuletzt zu einem mit Wahrnehmung "geprägten Umgang mit der Natur anregen. Das künstlerische Schaf fen aus den letzten 15 Jahren wird auch ein drücklich in dem das die Ausstellung beglei ANZEIGE —KUNSTRAUM
-Engländerbau 9490 Vaduz www.kunstraum.li tenden Buch, «Sunhild Wollwage: <andando> - Materialbilder, Objekte, Installationen» (Benteli-Verlag), vorgestellt. Heute um 18 Uhr wird die Ausstellung «andando» von Sunhild Wollwage mit einer Vernissagerede von Cornelia Wieczorek er öffnet; Fürstl. Rat Robert Allgäuer stellt das die Ausstellung begleitende Buch vor. Die Ausstellung dauert bis 27. Juli, die Öff nungszeiten im Kunstraum sind Dienstag und Donnerstag von 13 bis 20 Uhr, Mittwoch und Freitag 13 bis 17 Uhr sowie Samstag und Sonntag von II bis 17 Uhr; Montag ist geschlossen. Weitere Informationen sind im Internet unter www.kunstraum.li abrufbar. Tanz in den Sommer BALZERS - Entspannung, Körperwahrneh mung und geführte Tanzimprovisationen sind nur ein paar Begriffe, die das Tanzwo chenende vom 14. und 15. Juni im Haus Gu tenberg beschreiben. Anna Maria Baldauf, dipl. Tanz- und Bewegungstherapeutin ver steht es vorzüglich, durch bewusste Ruhe und Bewegung. aus der Leichtigkeit zu schöpfen und unseren Entfaltungsmöglich keiten behutsam, kraftvoll und spielerisch den nötigen Raum zu schenken. Mit und im Tanz sich selber erleben. Anmeldungen und Detailinfos: Haus Gutenberg, Tel. 388 11 33, Fax 388 11 35, www.haus-gutenberg.li .
Gigantische Meditation Glanzvolle Aufführung des «Messias» beim Feldkirch Festival FELDKIRCH - Händeis «Messias» - ein Gassenhauer. Was das Balthasar Neumann-Ensemble und der Chor mit seinen Soli sten und Solistinnen am Sonn tag in der Kapelle des Feldkir- cher Konservatoriums boten, war bedeutend mehr. «Gerillt Häuse r Im «Messias» von Georg Friedrich Händel geht es um Leben und
Lei- Medienpartner VOLKSBLATT den Jesu. «Ich glaube den Himmel offen und den Schöpfer der Dinge selbst zu sehen», soll Händel 1741 während der Arbeit an seinem «Messias» ausgerufen haben und. Beethoven kommentierte das Werk mit: «Dort liegt die Wahrheit!» Thomas Hengelbfock, künstleri scher Leiter des Feldkirch Festivals und Gründer sowohl des Balthasar- Neumann-Chors (1991) wie des Balthasar-Neumann-Ensembles (1995) - beides erfolgreiche pro fessionelle Formationen (Namens patron ist der deutsche Architekt Balthasar Neumann (1687-1753) - trennte das zweieinhalbstündige Werk mitten im zweiten Teil. So summierten sich nach der Pause die «Highlights», beginnend mit «Ma chet die Tore weit», dem berühm ten «Halleluja», der Arie «Ich weiss, dass mein Erlöser lebt», aus gezeichnet gesungen von der So pranistin Cristina Maria Kichr, der Arie «Denn es wird die Posaune er schallen» mit dem hervorragenden Bassbariton Marek Rzepka oder dem «Ist Gott für uns, wer kann wi der uns sein», beeindruckend, mit
Thomas Hengelbrock, Gründer und Leiter sowohl des Balthasar-Neumann-Chors wie des Balthasar-Neumann- Ensembles bot einen eindrucksvollen «Messias». grosser Klarheit in den Höhen interpretiert von der Sopranistin NuriaRiäl und natürlich dem Chor-- abschluss, dem «Amen». Den «Messias» kann man als gi gantische Meditation ansehen. Thomas Hengelbrock bot nicht nur
technisch perfekte Streicherklänge, einen Chor; der wie aus einem Münd sang und fantastische, solis tisch eingesetzte Choristen, son dern fügte Leidenschaft und Sin nesfreude hinzu, sowohl in den ra santen Chorsätzen, wie in den elegischen
Largo-Partien. So wurde im Wechsel von das Geschehen vorantreibenden Rezitativen mit den gefühlvollen Arien eine Krö nung an Reinheit und Ausgewogen heit erreicht, belohnt von lang an haltendem Beifall. Feuer weiterreichen «König der Nacht» - Klaus Maria Brandauer beim Feldkirch Festival FELDKRICH - Dem 1966 gebore nen Komponisten Jan Müller Wieland gelang mit dem vom künstlerischen Leiter des Feld kirch Festivals, Thomas Hengelb rock, an ihn vergebenen Kompo sitionsauftrag ein grosser Wurf. • Geroll Hauser «König der Nacht», eine Epiphanie für Sprecher, Gesang und Orchester nach einer Textcollage des Kompo nisten, basierend auf Texten u. a. aus dem Buch Hiob, von Nelly Sachs, Georg Büchner sowie Bibel zitaten, begeisterte nicht nur durch Medienpartner VOLKSBLATT das Wandern von Klaus Maria Brandauer (sowohl als Satan, Jah we und Hiob) durch alle seelischen Abgründe, durch die musikalisch hervorragende Darbietung des Bal thasar Neumann-Orchesters - Lei tung: Thomas Hengelbrock, Sibylle Schaible und Heike Heilmann (So pran), Maida Karisik (Alt), Rein hold Friedrich (Trompete), Hans- Kristian Sorensen (Schlagwerk) - der dramaturgische Aufbau der Komposition, die Spanne von ka- kophonischen bis zu sphärischen Klängen war beeindruckend. Überhöhung Epiphanie, das Fest der Erschei nung des Herrn, wird bei Jan
Mül-Feldkirch
Festival: Klaus Maria Brandauer und Dirigent Thomas Hengelbrock bei der Uraufführung von «König der Nacht» von Jan Müller-Wieland. ler-Wieland zu einer tiefsinnigen, aber . auch ironischen Begegnung zwischen Hiob und Gott. Um den Zentralpunkt, das Zitieren des Va terunser mit umgekehrten Vorzei chen - die Gebote sind von Hiob an Gott gerichtet: z. B. du sollst nicht töten - gruppieren sich verschiede ne Stationen, z. B. «Gott übergibt dem Teufel die Allmacht über Hiob», «Hiob'verflucht sein Leben und Gott», «Gott zeigt Verständnis für Hiob» und die grandiose Schlussszene, bei der die ausge zeichnete Altistin Maida Karisik
die berückend schöne, sphärische Musik des Orchesters überhöht mit dem Wort «Glück» aus dem Ge dicht «Hiob wäscht einem Engel die Füsse» von Pia Tafdrup. Ruhe der Erkenntnis Der Zerrissenheit des Menschen entsprechend gibt es Passagen mit wunderbarem Streicher-Pizzicato, einem darüber schwebenden Con- Sordino-Streicherklang und Bläser und Schlagzeugeinwürfen, die wie zerstörende Brüche diese Freiheit in Frage stellen, oder (wenn Gott
zu Hiob sagt: «Bist du gerechter als ich, so erhebe dich und schreie dei nen Zorn hinaus» und ihm dafür ei nen Behemoth an die Seite stellt). Musik, die schreit, sich zu Clustern in ohrenbetäubendem Lärm stei gert, um wieder zurückzusinken in die Ruhe der Erkenntnis: «Gott, du bist ich, nicht mein Herr, sondern meine Seele». Dass es für Jan Mül ler-Wieland, Gustav Mahler zitie rend, «um das Weiterreichen des Feuers und nicht um die Anbetung der Asche» geht, zeigt dieses gros ses Werk.