Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

SAMSTAG, 4. JANUAR 2003 
VOLKS I 
BAH A M FL KOPF DER WOCHE BLATT I I IM LMIV 
U IM GESPRÄCH MIT KLAUDIA ZECHNER 
9 LESERMEINUNGEN Wir brauchen keine Venedig-Kommission Die Abgeordneten Dr. Peter Sprenger, Paul Vogt, Dr. Dorothee.Laternser & Co. malen- seit Wochen Horrorszenarien an die Wand, die mit der Realität nichts, aber auch gar nichts zu tun haben. • Ich- lebe seit fast sechzig Jahren glücklich und zufrieden in Liechtenstein und hatte, noch nie das Gefühl, dass ich unterdrückt werde. Im Gegenteil - ich freue mich jeden Tag aufs Neue, dass ich hier leben und arbeiten darf. Die grosse Mehrheit der liechtensteini­ schen Bevölkerung hat anlässlich der Unter­ schriftensammlung für die Verfassungs­ initiative unseres Landesfürsten und Erb­ prinzen einmal mehr bewiesen, dass wir Liechtensteiner mündig und stark genug sind, selber zu entscheiden, mit wem wir die Zukunft Liechtensteins planen und gestalten wollen. Wir benötigen wirklich keine Vene­ dig-Kommission, die uns vorschreibt, was wir in unsere Verfassung aufzunehmen hüben. David Vogt, Rheinstrasse 54, Balzers Ourchlauchter Erbprinz Besten Dank für Ihre Stellungnahme zu meinem Leserbrief. Gestatten Sie mir bitte, folgende relevanten Passagen aus  ; 
dem Liechtensteiner Vaterland vom 20. Dezem­ ber 2002, Titelseite, zu zitieren: «Landtags­ präsident Peter Wolff wies auf ein Gespräch vom letzten Montag hirt, das die VU-Frakti- on mit dem Landesfürsten und dem Erb­ prinzen geführt hat. (...) Am. Ende des Gesprächs habe der Abgeordnete Walter Hartmann die Ansicht geäussert, dass-die Verfassung des" Jahren 1921 ein geniales Werk sei, in dem auf einmalige Weise die Interessen der Monarchie und der Demokra­ tie miteinander verwoben - zürn Ausdruck gebracht werden. Der Landesfürst habe dar­ auf geantwortet, dass er da insofern zustim­ me, als die Verfassung wirklich eine geniale Struktur sei. (...)» Also der Landesfürst hat der Bezeichnung «genial» zugestimmt, nicht der Erbprinz. Für diese wirklich unge­ wollte Verwechslung entschuldige ich mich aufrichtig. Leider haben Sie meine Sorgen, dass wir . international • isoliert werden könnten, nicht zerstreuen körinen. Aufgrund der einstimmigen Stellungnahme der Vene­ dig-Kommission wissen wir heute, dass die Vorschläge- des Fürstenhauses eine Schwächung der Demokratie und einen ernsthaften Rückschritt bedeuten. Kuno Frick sen., Balzers 
KOPF DER WOCHE NACHRICHTEN Heilung aus dem Ursprung BALZERS - Ein Wocheneride der Atem- und Leibarbeit findet vom 17. bis 19. Janu­ ar im Haus Gutenberg unter der Leitung von Christoph Mächler, Erwachsenenbildner und Therapeut, statt. Die Arbeit am Atem erfasst den Menschen in seiner Totalität. Die Verbesserung des natürlichen Atems ist ein erprobter Weg für die Bewältigung von funktionellen und . psychosomatischen Störungen, Stress- und Schlafstörungen sowie seelischen und körperlichen Verspan- nungen. Störungen der Einheit von Geist, Seele und Leib können zu Krankheiten führen. Atemarbeit trägt so zur Prophylaxe bei und wird auch erfolgreich zur Unterstüt­ zung der medizinischen Therapie bei vor­ handenen Krankheiten eingesetzt. Atem und Atemerfahrung ist immer mit einem ganz­ heitlichen Erleben der eigenen Person ver­ bunden. So wachsen daraus Einsichten,- die persönliches Wachsen und Reifen fördern, Anmeldungen und Detailinfos: Haus Guten­ berg, Balzers, Tel. 00423 / 388 11 33, Fax 00423 / 38§^ 35 (E-Mail: gutenberg @haus-gutenberg.li,  www.haus-gutenberg ., H). (Hing.) 
Klaudia Zechner oder die tägliche Gratwanderung im Hotel Gorfion Klaudia Zechner ist glücklich mit sich selber. Und sorgt täg­ lich für. das Glück ihrer Gäste im Hotel Gorfion in Mälbun. 1 Cornelia Hoter «Auf diese Tasse Pfefferminz-Tee hab ich mich schon den , ganzen .Morgen gefreut.» Einen "Moment lang schaut sich Klaudiä Zechner gcnüsslich unrund sagt dann: «Dje Tage zwischen Weihnachten und Neujahr sind streng. Da läuft von morgens früh bis abends spät immer etwas. Das ist schön, auch wenn der Schlaf ab und zu etwas zu kurz kommt.» Wir sitzen in der neu umgebauten Hotelhalle des Hotel Gorfion in Malbun. Während es draussen Jiass und grau ist, finde ich mich hier in einer Welt mit Farben wieder; Der rostrote Ton der Innenausstattung strahlt Wärme aus. Ich fühl mich wohl und die Kombination zwi­ schen modernem Neubau und heimeliger Atmosphäre gefallt mir. Als ob sie Gedanken lesen könnte,' sagt die Gastgeberin: «Über den ' Umbau freu ich mich sehr und bin - auch ein wenig stolz darauf.» Strahlende Augen Klaudia Zechner strahlt. Hinter ihren Brillengläsern leuchten brau­ ne Augen hervor und diese sind ständig in Bewegung. Sie beobach­ tet das Geschehen an der gegen­ überliegenden Hotelbar und jüst- springt die quirlige Frau mit dem kurzen, blonden Haar-auf; stellt sich hinter die Theke und sagt-zu einer vierköpfigen Familie: «Schon, dass ihr hier seid. Was.darf ich .euch bringen?» Jetzt serviert sie Kaffee und Mineralwasser, erzählt erneut mit Stolz vom Umbau des Hotels und wünscht den Gästen ein gutes neues Jahr. «Have a nice day», ruft sie dem Ehepaar aus England zu und fährt einem kleinen Jungen liebevoll übers Haar. Dann setzt sich die- zweifache Mutter wieder zu mir . und als. ob sie nie weg -gewesen wäre, nimmt sie das Gespräch wie­ der auf. «Mein Job ist ein ständiges Geben und Nehmen: Es ist ein 
kon-Klaudia 
Zechner versteht sich gut mit ihrem Vater und schätzt das Familienleben: «Dia Familie Ist für mich sehr wichtig. Ich weiss, dass ich nie allein bin und wir uns Jederzeit gegenseitig aus-, weiter- oder aufhalfen.» stanter Energicaustausch und das ist spannend.» Schon will wieder jemand etwas von Klaudia Zech­ ner. Diesmal ist es die 1.5-jährige Tochter Katharina, die einen Schlüssel sucht. «Katharina und Arnold sind sehr selbstständige Kinder. Es ist schön, zu sehen, wie sie zu eigenständigen Persönlich­ keiten heranwachsen. Natürlich ist es auch immer wieder eine Heraus­ forderung und eine Auseinander­ setzung mit. mir selber, um auch loslassen zu.können», sagt Klaudia Zechner. Die Zeit mit ihrer 
Tochter und' ihrem Sohn sind der Geschäftsfrau wichtig. 
Dort tankt sie auch, zieht' sich'zurück, schirmt sich ab. «Ich bin selber als Hotellerie-Kind auf- : gewachsen. Meine Eltern haben immer dafür gesorgt, dass wir ein. Nest haben, das nur uns gehört. Das hat mich geprägt und das ist für mich und meine beiden Kinder wichtig. Dieses Reich gehört nur uns drei, dorthin ziehen wir uns" zurück, spielen stundenlang Brett 
: 
spiele und lassen den Hotelalltag draussen.» Heizliches Lachen Klaudia Zechner lacht und dieses, herzliche und ansteckende Lachen ist ihr Markenzeichen. Obwohl sie derzeit für 164 Gäste, darunter 70 -Kinder, und 32 Angestellte verant­ wortlich zeichnet, ist ihre gute Laune echt, ihre Ruhe nicht gespielt. «Ich bin ein positiv den-. kender Mensch, bevor ich meine Gäste aber glücklich machen kann, muss ich mit mir selber glücklich sein»> sagt sie iind wird für einen ganz kurzen Moment nachdenk­ lich: Ihre Augen sind noch immer auf die Umgebung gerichtet und es entgeht Klaudia Zechner nicht, dass ein Gast etwas sucht. . Dann gibt sie sich selber Raum. Klaudia Zechner lehnt sich zurück, schliesst für wenige Sekunden die Augen und sägt: «Ende des letzten Winters habe ich mich ganz be- wusst mit mir selber auseinander gesetzt. Die Batterien waren leer, 
meine Haut grau und ich machte. mir Gedanken über meine Gesund­ heit. Das war ein intensiver und manchmal auch schmerzhafter Prot zess, denn plötzlich realisierte ich; dass ich einen Schutzpanzer ange­ legt hatte und vieles überspielte.» Glückliches Herz Klaudia Zechner weiss, dass ihr Beruf die Gratwanderung zwischen Sein und Schein mit sich bringt. «Es gibt. Tage, dä spür ich schon beim Aufsteheo, dass es nicht mein Tag . wird. Dann muss ich mich zurücknehmen, denn der Gast ver­ dient immer 
ein Lächeln.» Sie sagt aber auch: «Verletzbar sein und Schwächen zeigen, gehören heute auch zu meinem Leben.» Verändert hat sjch Klaüdia Zechner nicht nur in ihrem Innern. Äusserlich hat sie, 32 Kilogramm Ballast abgeworfen und 
«noch hie hab ich so viel Ener­ gie gehabt.» Sagts, trinjet genüss­ lich einen letzten Schluck Tee und meint: «Ich bin wirklich glücklich mit mir.» Und das spürt man.' IM GESPRÄCH MIT KLAUDIÄ ZECHNER Klaudia Zechner über... ....Malbun: Man liebt Malbun oder man hasst Malbun! Es gibt nichts in der Mitte. Ich bin nun schon 17 Jahre hier und schätze es, in dieser speziellen. Bergwelt leben zu können. ... ihre Hotelgäste: Viele Leute müssen sich ihre Ferien zusam- mensparen. Eine .Woche im Hotel soll etwas Spezielles und Unver- gessliches sein und deshalb ver­ dienen unsere Gäste, das Beste, «We care» beschreibt für mich am treffendsten unsere Aufgabe als Gastgeber. ...ihre Angestellten: Unserd^it- arbeiter sind aus allen Teilet) der Welt und das macht die Zusam­menarbeit 
so spannend. Ich sehe mich oft als Mutter einer grossen Familie, die zwar die- Hauptver­ antwortung trägt, gleichzeitig die Verantwortung jedes einzelnen aber fordert und fördert. ... ihre Eltern und ihre sechs Geschwister: Die Familie ist für mich sehr wichtig. Ich weiss, dass ich nie allein bin und wir uns jederzeit gegenseitig aus :, 
weiter- oder aufhelfen. Mit sechs Geschwister lernst, du, ein Team­ player zu sein und das prägt fürs Leben. Dafür bin ich dankbar. ... Zeitungen und gute Bücher: Ich liebe es,, stundenlang Zeitun­ gen zu lesen. 
Vor allem in der Zwi- Schensaison ist es wunderschön, nach dem Mittagessen einen Kaf­ fee zu trinken und verschiedene Zeitungen zu studieren. Ich lese 
auch jeden Abend im Bett, egal, ob ich um 22 Uhr oder morgens um drei ins Bett komme. Das hilft mir, abschalten und in eine andere Welt eintauchen zu können. .. . 60 Minuten vom Tag: Eine Stunde im Tag gehört mir ganz allein. Erst in letzter Zeit habe ich gelernt, wie gut es mir tut, mich in der Natur zu bewegen, sei es zu Fuss oder auf Skis.. Dort kann ich Gedanken, Ideen und Projekte zu Ende denken und meine Batterien wiederaufladen. .. ..die Absage 
an das Kunststü- dium und die Zusage an die Hoteiierie:' Nach der Matura musste ich mich für einen Weg, entscheiden und weil mir der Umgang mit Menschen sehr wich" tig ist, entschied ich mich für die Hoteiierie. Ich kann mir aber gut 
vorstellen; dass der Moment in meinem Leben kommen könnte, wo ich in ein ganz anderes Gebiet wechseln werde. Malen ist denn auch eine Leidenschaft von mir und in einer meiner Schubladen sind sämtliche Utensilien dafür... ... ständiges Lernen: Ein Leben lang zu lernen, ist für mich sehr wichtig. Für mich ist das ein Zei­ chen, 
am Leben zu sein und im Leben zu stehen. Nichts ist span­ nender, als täglich etwas Neues hinzu zu lernen. .. . den lYaumprihzen:, Ich bin seit rund zehn Jahren allein mit meinen Kindern. Noch nie hab ich das GefUhl gehabt, dass mir etwas fehlen würde. Ich denke auch an meine Ehe ohne bös©- Gefühle zurück. Und wer weiss, was die Zukunft bringt?
	        

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