Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

SAMSTAG, 31. MAI 2003 ^rf 11NLAND m^SprKJT ANITA GREUTER i m n ,rII'- -ttt mini iiirrun.iMiMifiiuiiii' yf^r FRAG PATRICIA Achtung: Zickenzoff! Maliö Patricia Seit einem halben Jahr bin ich mit mei­ ner Freundin zusammen und eigentlich ist alles super,.auch beim Sex passen wir hervorragend zusammen. Das Problem fängt erst an, wenn wir nicht mehr allei­ ne sind. Sobald auch nur eine ihrer Freundinnen mit dabei istrwird sie ziem­ lich zicKIg. Sie macht sich Uber meine Kleider und meine Freunde lustig, kein Vorschlag oder Diskussionsbeltrag von mir ist in Ordnung und die Mädchen kichern dauernd aus mir völlig unerklär­ lichen Gründen. Dazu kommt, dass sie dann immer Uber jene Kolleginnen her­ ziehen, die gerade nicht dabei sind. Meinst du, das sich das bessert, wenn sie älter wird? Sie ist erst siebzehn. Liebe GrUsse Beny (18) Lieber Beny, - das einzige, was ich dir fast sicher verspre­ chen kann, ist, dass das mit dem nervenden Gekicher aufhören wird... Das ist nämlich nur eine weitverbreitete Mode unter ganz jungen Frauen und wird sich bald legen. Aber auch wenrt deine Freundin nicht mehr kichert, bleiben dennoch viele Dinge, die einer glücklichen Beziehung zwischen eucli im Wege stehen. Es ist ja toll, dass'ihr euch so gut versteht, wenn ihr alleine seid. Aber das Leben »findet nicht auf einer einsamen Liebesinsel statt. Hast Du dir schon einmal überlegt, ob es- vielleicht so gut klappt," wenn ihr alleine seid, weil du dann alles tust, was Madame sich wilnscht. Oder könn­ te es sein, dass dich an deinem Schatz vor allem der Sex interessiert und du dicii von ihr zur Schnecke machen lässt, weil es so super ist mit ihr ins Bett - oder an einen anderen schönen Ort - zu hüpfen? Wenn du ehrlich mit dir bist, wirst du in einer ruhigen Stunde sicherlich herausfin­ den, was dich - ausser, dass sie dich heiss macht - so anzieht an dem Mädchen, dass du duldest, dass sie deine Freunde, deinen Modegeschmack und deine Ideen vor ande­ ren Menschen mit Gezicke abtut. Das finde ich nämlich ganz schlimm und wird sich bestimmt nicht von einem Tag zum anderen ändern. Ich kenne Frauen - natürlich gibt's auch Männer - die schon jahrelang an ihrem angeblich «Liebsten» herummeckern und glaube mir, wenn du dir das gefallen lässt, wird dein Selbstbewusstsein nicht gerade stärker. Also geh in dich und rede nachher Klartext mit deiner Freundin! Liebe GrUsse Deine Patricia Schreib an Patricia! Stress in der Schule oder mit den Eltern? Knatsch mit dem Freund oder der Freundin? Frust am Arbeitsplatz oder in der-Liebe? Frag Patricia unter der E-Mail-Adresse: fragpatricia@hotmail.com oder unter www. volksblatt.li. NACHRICHTEN Velofahren - Innradweg VADUZ - Vom 31. Aug-, bis 7. Sept. führt die begleitete Velotour der KBA' Von Lan­ deck-nach Passau. Auf Tagesetappen von ca. 60 km erlebt man eine schöne, abwechs­ lungsreiche Landschaft in Tirol und Bayern mit einer reichen historischen Vergangen­ heit. Die Strecke führt auf Natur- und Asphaltwegen am Inn entlang, weicht aber auch ins hügelige Hinterland ab. Eine gewis­ senhafte Vorbereitung und eine einwandfreie Ausrüstung ist 
erforderlich. Für schnell ent­ schlossene sind noch wenige Plätze frei. Weitere Informationen und Anmeldung bei KBA Tel. 237 65 65. (KBA) 
KOPF DER WOCHE 
v'S'i Für ihre Tochter macht Anita Greuter alles iind denkt auch an sidt- BUCHS - Anita Greuters Tages­ ablauf wird von ihrer sechsjäh­ rigen Tochter bestimmt. Trotz­ dem vergisst sie sich selber nicht > Cornelia  Hof Bf Anita Greuter öffnet mir die . Haustüre und schon beim Eintreten höre, ich fröhliches Kinderlächen. «Willst du auch einen Kaffee?», fragt mich die junge Frau. Anita Greuter sitzt mit ihrer sechsjähri­ gen Tochter-Stephanie am Frühr stückstisch in ihrem hellen Haus, wo es mir sofort wohl ist. Das klei­ ne Mädchen streckt mir die Hand entgegen und immer wieder lacht es vergnügt und bringt damit eine spezielle Wärme in den Raum. «Sollen wir jetzt zusammen turnen, Stephanie?» Stephanie strahlt und streckt ihre Arme nach der Mutter aus. Die beiden kuscheln einen Moment lang und dann gehen wir drei ins "Kinderzimmer. Zwei Mal täglich eine Stunde stehtdi? Stimu­ lationstherapie für Stephanie auf dem Programm. «Wir sind über­ zeugt, dass diese Therapie für Ste­ phanie im Moment die richtige ist», sagt Anita Greuter. Einen ganz kurzen Augenblick überlegt sie, lässt ihren Blick nach'draussen in den Garten gehen und sagt^uii^ «Eine.Garantie kann uns aber nie­ mand gehen, ob Stephanie je laufen und sprechen wird.» Von der Traurigkeit Wenn Anita Greuter über- ihre Tochter spricht, tut sie dies ganz offen und sie sagt: «Das macht mich manchmal schon auch ziem­ lich traurig und ich wünschte Ste­ phanie, dass sie irgendwann einmal reden könnte. Vor allem in Momen­ ten, in denen es ihr nicht so gut geht und sie uns nicht mitteilen kann, weshalb.» Der Griff zum Telefon ist in solchen Momenten wichtig für die jung$ Mutter. «Wenn mein Mann nicht hier ist, ruf ich meistens jemanden aus der Selbsthilfegruppe an und dieser 
Anita Greuter: «Die Zelt für sich selber ist wichtig. Du kannst nlcMImmer nur geben. Jeder Mensch miiss auch nehmen kennen.» Austausch tut mir gut. Danach geht es mir wieder besser.. Für mich sind aber auch die Gespräche mit-mei­ nem Mann wichtig, denn wir wis­ sen beide, dass wir diese Aufgabe nur gemeinsam schaffen können.» Anita Greuter hält ihre Tochter um die Hüfte fest, gemeinsam laufen sie vor das Haus zu den Blumen. Dann sagt sie: «Stephanie verlangt einen viel ab, aber sie gibt auch sehr viel zurück. Und auch wenn es nur kleine Schritte nach vorne sind, die sie in mühevoller Arbeit. 
erreicht, sind wir doch immer wie­ der dankbar dafür.» Von der Gratwanderung Anita Greuter ist sich der eige­ nen Gratwänderung bewusst und sie sagt: «Das eigene Auftanken und die Zeit für sich selber sind sehr wichtig. Du kannst nicht immer nur geben. Jeder Mensch muss auch nehmen können.» Jetzt kommt etwas Bestimmtes in das Gesicht der Frau mit dem blonden Kurzhaarschnitt und der schmalen 
Brille. Und wenn sie von ihrer Arbeit in einem Stoffladein erzählt, unterstreicht sie, vielleicht unbe- wusst auch, die Wichtigkeit dieses .Tims. «Am Montag Nachmittag und am Mittwoch morgen arbeite ich. Diese Abwechslung liebe ich und der Kontakt mit Kunden ist schön.» Der Anfang war nicht ein; fach,- denn «mein Mann hatte ' Angst, dass es . zu viel werden würde». Für Anita Greuter war das .Jobangebot aber auch eine Hilfe, um das Loslassen von ihrer Tochter besser überwinden: zu können. «Anfangs ging Stephanie nur zwei Mal am Morgen in den Kindergar­ ten. Zwischenzeitlich geht sie selion vier Mal und an drei Tkgen kommt sie erst am Nächmittag nach Hause.» Vom Lachen Anita Greuter lacht plötzlich. Überhaupt ist sie eine, fröhliche Frau mit einer positiven Ausstrah­ lung. Ihre Offenheit hinterlässt Spuren und- wenn sie mit beein­ druckender Leichtigkeit-von ilirem Leben erzählt, verschweigt .sie nicht, dass es auch dunkle Momen­ te gibt. «Immer wieder einmal frage ich mich: weshalb Stephanie? warum gerade sie? Natürlich hatte ich auch den Wunsch nach einem :^f f^^ |.V^raÜein' auch des- : ( halb, weil ich. eine sehr schöne Schwangerschaft hatte und diese Zeit in guter Erinnerung habe. Wir entschieden uns dann aber, Uns ganz auf Stephanie zu konzentrie­ ren.» Anita Greuter hält inne. Noch aber ist etwas im Raum, das darauf •wartet, ausgesprochen zu werden. Und die junge Mutter sagt: «Ein- ' fach war dieser Entscheid nicht» Zwischenzeitlich ist die Stimüla- tionstherapie fertig., Stephanie ist vom Kinderzimmer in die . Garage gekrabbelt und schaut fasziniert dem Garagentor zu, das sich auto­ matisch öffnet und dann wieder schliesst. Wir sitzen wieder am Tisch. Und immer wieder ist es zu hören, das vergnügte Lachen des kieinen Mädchens. IM GESPRÄCH MIT ANITA GREUTER Anita Greuter über... ... neugierige Blicke: Nicht immer einfach ist es auch, mit den Blicken 
von neugierigen Men­ schen auf der Strasse umzugehen. Eigentlich ist es mir egal, was die Leute denken, wenn ich mit dem Dreirad in den Laden geh oder mit dem .Rollstuhl unterwegs bin. Manchmal können Blicke aber schon schmerzhaft sein und des­ halb ist es immer schön, mit Kin­ dern in Berührung zu kommen. Die fragen einen Löcher in den Bauch, bis sie alles wissen. ... Norwegen: Dorthin gehen wir diesen Sommer in die Ferien. Es ist das erste Mal, dass wir mit Ste­ phanie für längere Zeit verreisen und wir sind ganz gespannt darauf. ... Sport: Dias ist auch etwas, wo ich auftanken kann. Ich geh gerne ins Fitnesszentrum, spiele Tennis, 
radle durch die Gegend oder schnall die Rollerblades an die Füsse., ... Freundschaften: Sie sind wichtig ftfr mich. Für uns. ist es zwar nicht immer so einfach, spontan etwas abzumachen und deshalb gibt es Zeiten, in denen 
wir Freunde manchmal über län­ gere Perioden nicht sehen. Ich denke aber, genau das macht gute Freundschaften aus. ... die Nachbarskinder: Ich freu mich immer ganz besonders, wenn die Nachbarskinder zu Besuch kommen, denn ich bin mir 
bewusst, dass Stephanie nie einen alltäglichen Freundeskreis haben wird. Unsere Tür ist aber immer offen für andere Kinder. ... das Nähen: Das ist ein Hobby von mir und einmal pro Woche besuch i?h einen Kurs. Dieser Abend gehört mir und den lass ich mir nicht nehmen. - Es ist schön, aus einem einfachen Stoff mit den eigenen Händen etwas herstellen zu können, das man am Schluss auch tragen kann. ... kleine Inserate: Zwei Mal hab ich damit Leute gesucht, die uns bei der Therapie mit Stephanie unterstützen. Beide Male war ich erfolgreich und darüber bin ich sehr froh, denn der Einsatz von drei anderen Frauen bedeutet für mich eine wichtige Entlastung. Schön ist vor. allem auch, dass sie das Vertrauen von Stephanie schnell erobert haben.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.