Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

DIENSTAG, 13. MAI 2003 VOLKS I 
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I MMLMIVL/ LESERBRIEF 
7 FORUM Zementierung von Diskriminierungen SCHAAN - Zur Initiative «Registrierte Partnerschaften für gleichgeschlechtli­ che Paare». Die von der Freien Liste im Dezember 2001 eingereichte Initiative «Registrierte Partner­ schaften für gleichgeschlechtliche Paare» wurde mit einer Landtagsmehrheit an die Regierung tiberwiesen und erhält heute, 18 Monate später, eine Abfuhr. Die Regierung «empfiehlt» dem Landtag, mit dem Hinweis darauf, abzuwarten, was die Nachbarstaaten in dieser Richtung unterneh­ men, diese Initiative abzulehnen. Sie ignoriert Entwicklungen in der Schweiz, sie ignoriert ausserdem, dass die EU ihre Mitgliedsstaaten ausdKicklich daraufhinweist, Diskriminierun­ gen aufzuheben. 
' Eine europaweitc Entwicklung scheint an unserer Regierung vorbeizugehen. Im'Gegen­ teil, Regierungschef Otmar Hasler spielt die Gleichstellung Von Homosexuellen gegen die Familicnpolitik aus, die ihm offenbar so am Herzen liegt. So sehr, dass es beim von der EU verordneten Elterrfurlaub nicht für eine echte, familicnfrcundliche Lösung reicht. Man tut, was man unbedingt muss und bringt das auch noch als Vonvand, warum man für gleichge­ schlechtliche Paare gar nichts tun will. Auch wenn es weiter nicht erstaunt, "dass die Regierung alle Register zieht, um an dem Thema vorbeizukommen, ist es doch bemer­ kenswert, wie die Regierung mit Randgruppen unserer Gesellschaft umgeht. Die «registrierte Partnerschaft»- nimmt keiner Familie etwas weg, das Gegenteil dürfte der Fall sein: Denn wenn wir auf Gesetzesebene Verhältnisse schaffen, die auch gleichgeschlechtliche Paare juristisch und gesellschaftlich schützt und. gleichzeitig in die Pflicht nimmt, schaffen" wir die Grundlage für die gesellschaftliche Akzep­ tanz von Menschen, die nicht heterosexuell orientiert leben. Es würde den Familien, aus denen auch Homosexuelle kommen, erleich­ tert, den von ihren Söhnen oder Töchtern ein­ geschlagenen Weg zu akzeptieren, weil der Staat dieser Lebensform das Exotische und Randgruppenständige nimmt. Gesellschaftspolitisch das falsche Signal Die ablehnende Haltung der Regierung hat nicht nur praktisch nachteilige Auswir­ kungen für die Betroffenen, sondern setzt auch gesellschaftspolitisch Signale, die in . unserer Zeit unangebracht sind. Auch die Freie Liste setzt sich für die Familien ein, konsequenter, als es die Regie­ rung tut - doch das Engagement für Fami­ lien braucht nicht das Engagement für ande­ re Lebensformen auszuschliessen. Beispiele gelungener Lösungen im B.creich registrier­ ter Partnerschaften gibt es mittlerweile genug. Da die Initiative der Freien Liste mit- einer 
Mehrheit des Landtages an die Regie­ rung 
überwiesen wurde, darf davon ausge­ gangen werden, dass die Landtagsmehrheit doch fortschrittlichere Vorstellungen unse­ rer Gesellschaft hat. Die Freie. Liste ersucht den Landtag dringend bei dieser Mehrheit zu bleiben. Freie Liste HAUSNOTRUFTELEFON Rund um die Uhr ein treuer Begleiter! VADUZ - Gut zu wissen, dass es die «Taste für die schnelle Hilfe» gibt. Um im Falle eines Sturzes oder eines plötzlichen Unwohlseins sofortige. Hilfe herbeirufen zu können, bietet die KBA das «Hausnotruf- Telefon» an. Über einen am Arm oder um • den Hals getragenen Drücker kann jederzeit Alarm ausgelöst werden. Eine eingebaute Gegensprecheinrichtung ermöglicht den direkten Kontakt zur Zentrale, welche die benötigte Hilfe veranlasst. Auskünfte erteilt die Kontakt- und Beratungsstelle Älter, Bec- kagässli 6, Vaduz, Tel. 237 65 65. (Eing.) 
FORUM Familienpolitik contra Wirtschaftspolitik? Stellungnahme des Vereins Bildungsarbeit für Frauen zum Elternurlaub VADUZ - Der Verein Bildungsar­ beit für Frauen bedauert, dass Familicnpolitik für die Regierung Hasler Teil der Wirtschaftspolitik ist. Denn mit der Einführung des in der EU geforderten Mindeststari- dards eines dreimonatigen unbe­ zahlten Eltemurlaubs werden vor allem die Interessen der Wirtschaft vertreten und nicht das Ziel einer besseren Vereinbarung von Familie und Beruf für Frauen und Männer. Es ist zynisch, wenn der Geschäftsführer der Gewerbe- und Wirtschaftskammer, Oliver Gerst- grasser; davon spricht, dass bei Ein­ führung eines bezahlten Eltemur­ laubs Liechtenstein «zu einem Sozi­ alstaat verkümmere». Bei allem Verständnis für die Sorgen insbe­ sondere kleiner Unternehmen,' kann eine solche 
Schlussfolgerung nicht der Gradmesser für eine Weiterent­ wicklung 
der Familienpolitik sein. Mit "dem unbezahlten Elternurlaub und dem Vetorecht des Arbeitgebers über denJZeitpunkt der Inanspruch­ nahme wird 'aus diesem «Angebot» an die Familien eine Farce, die in einem reichen Land wie Liechten­ stein nicht nachvollziehbar ist. Von einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Erwerb entfernen wir uns damit eber, als dass dies ein Schritt in die richtige Richtung wäre. Grundsätzlich zeichnet sich der Rcgierungsvorschlag durch Phanta- sielosigkeit aus. Die Regierung ist • offenbar der Ansicht, dass Familien­politik 
und insbesondere 'ein be­ zahlter Elternurlaub immer -zu Lasten der Wirtschaft gehe. Dass dies nicht zwingend der Fall sein muss, zeigen uns Länder wie Finn­ land, Frankreich, Schweden und Deutschland. Insbesondere in den nordischen Ländern wird mit dem bezahlten Eltemurlaub eine erfolg­ reiche Familien- und,Wirtschaftspo­ litik betrieben. Wenn wir in Liech­ tenstein von einer Wirtschaftsoffen­ sive sprechen und damit einen nach­ haltigen Wirtschaftsstandort Liech­ tenstein erreichen wollen, werden wir um die Umsetzung der besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht herum kommen. Elternurlaub Ist finanzierbar Dje finanzielle Abgeltung des Eltemurlaubs wird in den genaniv' ten Ländern unterschiedlich gelöst. Finnlands Elternschaftsgcld beträgt im Durchschnitt 66 % des Gehalts und wird aus Mitteln der Kranken­ versicherung finanziert. In Frank­ reich kann ein bezahlter Eltemur­ laub erst nach der Geburt des zwei­ ten Kindes bezogen werden und wird je nach Reduktionszeit mit einer Transferzahlung zwischen 250 und 480 Euro abgegolten. In Deutschland wird inV Betreuungs- fall 70 % des Lohnes fortbezahlt und in Schweden wird eine der grosszügigsten Lösungen seit 1974. praktiziert. Von damals 6 Monaten bezahlten Eltemurlaub erweiterte man den Zeitraum heute auf ein 
Jahr, wovon jeweils ein Monat für dje Mutter und den Vater vorge­ schrieben werden, um Vätern einen Anreiz zu bieten, sich um die Erziehung der Kinder zu kümmern;. Dazu kommt, dass der Elternurlaub während der ersten acht Jahre des Kindes genommen werden-kann und nicht nach dem dritten Lebens- jähr erlischt. In Liechtenstein wäre eine Finanzierbarkeit über die Familien­ ausgleichskasse denkbar. Man könnte auch über eine gestaffelte Regelung nachdenken, z. B. darü­ ber, dass der Eltemurlaub für Angestellte von Klein- und Mittel­ betrieben über die: FAK und jener grosser Unternehmen über die Unternehmen zu finanzieren ist. Es kann nicht Aufgabe kleiner Vereine sein, ein Spektrum von Möglich­ keiten vorzuschlagen, wie Fami­ lienpolitik gemacht werden soll,, damit sie diesen Namen aüch ver­ dient. Wir fordern die Regierung auf, Worthülsen wie die «Wichtig­ keit von Familien» mit Inhalten zu füllen und kreative Lösungen vor­ zuschlagen. Zu geringer Zeitraum Der Verein Bildungsarbeit für Frauen schlägt zudem vor, den. Eltemurlaub von drei Monaten auf sechs Monate zu erweitern. Davon sollen obligatorisch drei Monate den Müttern und drei Monate defi Vätern zugesprochen werden. Der Eltemurlaub verfällt, wenn er nicht 
innerhalb eines bestimmten'Zeit­ raums beansprucht wird. Damit würde gewährleistet, dass insbe­ sondere Männer einen Anreiz haben, sich für einige Zeit der Familienarbeit zu widmen und andererseits würden Kinder nicht mehr als «Ballast» der Frauenrange­ sehen, wenn es darum geht, Karrie­ ren zu planen oder Frauen einzu­ stellen. Es ist absurd, wenn der Geschäftsführer der GWK meint, dass bei Einführung des Eltemur­ laubs nur mehr Menschen einge­ stellt würden, die aus der Familien­ planungsphase seien. Mit dieser familienfeindlichen Einstellung wird sich die Wirtschaft weder nachhaltig und schon gar nicht' zukunftsorientiert weiter entwick­ eln können. Wir haben in Liechten­ stein mehr als anderswo.begrenzte Ressourcen, wenn wir diese sinn­ voll nutzen wollen.-ist der bezahlte Eltemurlaub eine Chance für alle. Verein Bildüngsarbeit für Frauen FORUM Unter der Rubrik,.^Forum» ver­ öffentlichet wir Zuschriften und Beiträge vonA'crbänden, Vereinen, Aktionen und Institu­ tionen. Das «Forum» drückt, aus,, dass die in den Beitrügen geäusserten Meinungen nicht mit der Haltung der Zeitung übereinstimmen müssen. FORUM Wallfahrtsprogramm im Jahr 2003 Medienmitteilung zur Jugendwallfahrt und Pilgerfahrten des Erzbistums Vaduz VADUZ - Neben den schon fast zur Tradition gewordenen Pil­ gerfahrten zu verschiedenen beliebten Wallfahrtsstätten organisiert das Erzbistum Vaduz dieses Jahr erstmals eine diözesane Jugendwallfahrt. Eingeladen sind Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 16 bis 25 Jahren; Die diesjährige Jugendwallfahrt, die nach Art von Einkehrtagen • gestaltet wird, dauert vom Montag, 14. Juli bis Samstag, 19. Juli und führt nach Niederaudorf, das in Bayern nahe der österreichischen Grenze zu Kufstein liegt. Dort sind wir in eiflem Ferienhaus für Jugend- .gruppen untergebracht und werden verschiedene kleinere "Ausflüge in die Umgebung unternehmen. Die Jugendwallfahrt wird begleitet von Erzbischof "Wolfgang Haas und Generalvikar Markus Walser. Am Donnerstag, 22. Mai ist die Ritafeier in Einsiedeln. Die hl. Rita, 
eine Bauemtochter aus Cascia (Umbrien/Italien), geboren 1363, wurde im Jahre 1900 aufgrund vieler- wunderbarer Heilungen, d,ie an ihrem Grab geschahen, heilig ge­ sprochen. In ungezählten besonders schwierigen Fällen hat sie sich als Helferin und Fürsprecherin erwie­ sen. Um 10.30 Uhr findet der grosse Pontifikalgottesdienst in der pracht­ vollen Klosterkirche der Benedikti­ nerabtei statt. Ein Höhepunkt des Festes ist die Rosenweihe in der Pil­ gerandacht um 14.30 Uhr. Am Sonntag, 7. September führt unser Pilgerweg nach Andechs und Maria Bildstein. Der heilige Berg Andechs gehört nicht nur in kir­ chengeschichtlicher Hinsicht zu den bedeutendsten Pilgerorten Süddeutschlands. Von hier stam­ men auch manche Heilige, u.a. die ' hl. Hedwig von Andechs, Herzogin v. Schlesien (Tante der hl. Elisa­ beth von Thüringen). Zum weltbe­rühmten 
Benediktinerkloster gehört auch.eine Brauerei. Um 11.30 Uhr wird Erzbischof Wolf­ gang Haas die hl. Messe in der Kloster- und Wallfahrtskirche zelebrieren. Auf der Rückfahrt ist eine Andacht in der bekannten Vor­ arlberger Wallfahrtskirche Maria Bildstein vorgesehen. Die diesjährige Landeswallfahrt des Erzbistums führt nach Loreto, Cascia und Assisi Und. dauert von Montag, 6. Oktober bis Freitag, 10. Oktober. Am ersten Tag werden wir bis nach Loreto fahren und im dortigen 
Heiligtum die hl. Messe feiern. Nach der frommen Tradi­ tion wurde das Geburtshaus Marias (Santa Casa) aus Nazareth im Jahre 1291 von Engelshand erst nach Trsat bei Rijeka, 1294 in einen «Lorbeerhain» bei Recanati und 1295 schliesslich an die jetzige Stelle getragen. Die zweite und dritte Nacht werden wir in Cascia 
verbringen, wo sich der unyerweste. Leichnam'der hl. Rita befindet. Am vierten Tag geht es dalnn weiter nach Assisi; dort werden wir das Kloster S. Damiano, wo der hl. Franziskus den Ruf des Herrn vom Kreuz vernahm, besuchen und in der Basilika San Francesco (Grab des Heiligen) die hl. Messe feiern. Am fünften Tag werden wir nach der Eucharistiefeier in der Kirche S. Maria^ degli Angeli, in deren Innern die berühmte Portiunkula­ kapelle steht, wieder nach Hause fahren. Geistliche Begleiter sind Erzbischof Wolfgang Haas und Kaplan Roland Casutt. * Für Anmeldungen und Auskünf­ te wenden Sie sich bitte an das Erz- bischöfliche Sekretariat, Im Dorf 56, Postfach 14, 9488 Schellen­ berg, Tel. 370 16 75, Fax 370 16 77. Prospekte liegen meist auch in den Schriftenständen der Pfarrkir­ chen auf. 
Erzbistum Vaduz LESERMEINUNG Pfarrei Vaduz In dem Leserbrief, vom 3. Mai, «Pfarrei Vaduz», scheint Religion mit Glaube verwechselt zu werden. Doch dies ist nicht zwangsläufig dasselbe. Religion, das sind die Regeln, Welche die Kirche aufge­ stellt hat, ändert, ergänzt oder neu erstellt, Glaube aber geht tiefen hat mit menschlichen Anordnungen 
wenig zu tun, er hat Verbindung mit dem Kern, dem Innersten, denl Gottesfuriken in uns. Herrn Pfarrer Näscher und Diakon Peter Vogt kann man wahrlich nicht Stolz vor­ werfen, sie fanden stets die richti­ gen Worte für den Mitmenschen und gingen auf die Menschen zu, sie schotteten sich nicht ab. Ging Christus den so genannten Sün­ dern, den Zöllnern etc. aus dem 
Weg, wie gewisse Kirchenmänner dies tun? Er ging mit Verständnis auf alle ein, mischte sich unter das Volk, lebte vor, was er predigte. Bei den heutigen Vorkommnissen kann schon Resignation eintreten, wenn mit einem Federstrich jahr­ zehntelange Arbeit einfach gestri­ chen wird, z. B. das Dekanat, in welchem während zehn Jahren mit grossem Einsatz auch der Laien 
viel Positives geleistet wurde.. Auch da sollte man lebensnah blei­ ben, nur Regeln befolgen ist kein Heilmittel. Herta Baüiner, Vaduz ANZEIGE ' www.vorsorge.il   Frühpension? *
	        

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