Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

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-1) Die traditionelle Meisterlehre (hier eine junge Polymechanikerin mit ihrem Betreuer) sorgt für ein hohes Niveau der schweizerischen Be­ rufsbildung. Wer dieses System in Frage stellt, handelt fahrlässig Bildzvg Leerstellen statt Lehrstellen? Am kommenden 18. Mai werden Volk und Stände über die Lehrstellen-Initiative der Gewerkschaftsju­ gend (LIPA) entschei­ den. Ein klares NEIN wäre sehr wichtig, . denn das Volksbegeh­ ren ist teueK, unsinnig und gefährlich 
Von 
Nationalrat Dr. Pierre Triponez, Direktor des Schweizerischen •Gewerbeverbandes Ohne eine einzi­ ge Gegenstim­ me haben im letzten Dezem­ ber sowohl der Ständerat(44:0 Stimmen) wie auch der Natio­ nalrat 
(171 : 0 Stimmen) das neue Berufsbildungsgesetz verab­ schiedet. Trotzdem werden wir über diese destruktive Volksinitiative ab­zustimmen 
haben. Das neue Berufs­ bildungsgesetz baut auf den langjährigen • Erfahrungen unseres bewährten Systems. Dieses geniesst weltweit Anerkennung und wird vielerorts kopiert. In der Schweiz ab­ solvieren nahezu 70 Prozent aller Schulabgänger eine Berufslehre in einem Lehrbetrieb. Dieses System, welches aus einer praktischen Aus­ bildung in einem Betrieb und einem schulischen Teil besteht, ermöglicht den Jugendlichen einen frühzeitigen Eintritt in die reale Arbeitswelt. Es ist denn auch festzustellen, dass die Integration unserer Jugend in die Arbeitswelt in der Regel optimal er­ folgt. 
Untauglich und praxisfremd Die Lehrstellen-Initiative der Gewerkschnfts-Jugend will die be­ währte freiwillige Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Staat durch ein völlig neues System ersetzen. Mit der Lipa soll ein staatlich garantier­ tes, einklagbares «Recht auf eine ausreichende berufliche Ausbil­ dung» gewährleistet werden; von Pflichten der Jugendlichen ist dabei keine Rede. Hingegen müssten Schulabgänger von Staates wegen mittels entsprechenden Angeboten geschult werden. Anstelle der be­ währten praktischen Ausbildung im echten Betrieb in der Arbeitswelt würden unsere künftigen Berufsleu­ te fernab von der Praxis in staatli­ chen Ausbildungszentren geschult. Zu diesem Zweck sollen die Arbeit­ geber einseitig mit einer «Berufsbil­ dungsabgabe» zur Kasse gebeten werden, von der sie ganz oder teil*- weise entlastet werden können, wenn sie selber «qualitativ ausrei­ chende» Ausbildungsplätze anbieten können. Damit provoziert diese 
In^ itiative einen gefährlichen und irre­ parablen 
Bruch mit dem heutigen dualen Berufsbildungssystem unse­ res Landes. Verheerende Auswirkungen Sämtliche Erfahrungen aus dem Ausland belegen, dass eine Verstaat­ lichung der Berufsausbildung ver­ heerende Auswirkungen für die Ju­ gendlichen hat, weil sich ihre Ausbil­ dung nicht nach den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes und den Beschäf­ tigungsmöglichkeiten der Wirtschaft ausrichtet. Die Integration in die ech­ te Arbeitswelt, wie sie dank der dua­ len Ausbildung in den Betrieben heu­ te Praxis bezogen erfolgt, würde mit der LIPA empfindlich gestört! Die unbestrittene Qualität der Berufs­ lehre würde massiv verschlechtert. Die Folge davon wären - wie dies an­ hand' ausländischer Beispiele klar aufgezeigt werden kann - eine Ent­fremdung 
zwischen Ausbildung und praktischer Arbeit und das Risiko ei­ ner dramatisch hohen Jugendar­ beitslosigkeit. Unverantwortliche Illusion Die Initianten wollen uns weis­ machen, dass allen Jugendlichen ih­ re Wunschlehrstelle zusteht. Das ist eine unverantwortliche Illusion: Wenn Bund und Kantone ohne Ein­ bezug der Wirtschaft Ausbildungs­ plätze errichten können, und sich da­ bei auf die Vorstellungen der Jungen stützt, wird die Gefahr massiv er­ höht, dass sie anschliessend keine Ar­ beit finden. Wenn Bund und Kantone für die Lehrstellen zu sorgen haben, besteht zudem die Gefahr, dass sich die Wirtschaft aus ihrer Verantwor­ tung zieht und immer weniger Lehrstellen anbietet. Die öffentliche Hand müsste mit künstlichen Insti­ tutionen Lehrstellen schaffen. Nicht zu 
leugnen lässt sich die Tatsache, dass die LIPA ein kostspieliges Un­ terfangen ist. Mit der Schaffung ei­ nes gesamtschweizerischen Berufs­ bildungsfonds müsste nämlich ein riesiger bürokratischer Apparat auf­ gebaut werden. NEIN zur Panikmache im Vorfeld der Abstimmung wird von den LIPA-Initianten eine akute Lehrstellen-Krise heraufbeschwö­ ren. Dabei handelt es sich um nichts anderes als eine dem Stimmenfang dienende Panikmache. Dazu hat der verantwortliche Bundesrat Joseph Deiss klar gemacht, dass das neue Berufsbildungsgesetz genug Mög­ lichkeiten bietet, um in Krisensitua­ tionen korrigierend einzugreifen. Die von ihm eingesetzte Task-Force stützt sich bereits auf die neue ge­ setzliche Grundlage und leistet ef­ fektive Arbeit - dort wo dies sinnvoll ist. Die auf die Schaffung neuer Strukturen ausgerichtete LIPA bie­ tet hingegen absolut keine Lösungen für schnelle Krisenbewältigung.
	        

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