MONTAG, 13. JANUAR 2003 VOLKS I El IDCPin VERFASSUNGSFRIEDEN BLATT I CUnCUlV
LESERMEINUNG .
17 LESERMEINUNG Sehr geehrter Herr Dr. Mario Frick In Ihrer Antwort
auf den Brief von
Dr. Alfred Hilbe schreiben Sie unter anderem, dass Sie ein «...Bürger sind und nicht ein Untertane». Es ist natürlich Ihr demokrati sches Recht, Ihre ^leinung als Andersden kender auszusprechen. uod das respektiere ich. Abgesehen von der Tatsache, dass wir alle Bürger (dieser Welt sind solange wir leben, sind in mir Zweifel aufgekommen, ob' - Sie den Ausdruck «Untertane» nicht im falschen, nämlich-im veralteten Sinn ver wendet haben,, sodass es sich mehr anhört . wie «Unterworfcner»/«unterwürfig». Ich wollte" mich vergewissem und habe mir die Mühe genommen, im Duden nachzuschla gen, welche Bedeutung das Wort «Unterta- ne» haben. kann. Dort steht geschrieben, -. dass «Untertan»
«veraltend für untergeben» steht. Im modernen Sinn bedeutet es jedoch . "wohl eher unterstellt oder unt'erstehelid. Nun, wir alle sind unterstellt oder unter stehen etwas. Als Gjäubige zum Beispiel . unterstehen wir Gott, als Nichtgläubige der Macht der Natur, die. uns in ihren Kreis cinschliesst, weil wir. Teil von ihr sind. Vor allem jcdoch unterstehen wir alle einem System, in unserem Fall einem demokrati- • sehen System. Wir müssen also die Gesetze dieses Systems befolgen, damit eine demo kratische Ordnung bestehen kann und-sind -Somit alle demselben unterstellt. Den. Begriff" «unterwürfig» verbinde ich viel mehr mit Diktatur. Meine italienischen Ver-- wandten älterer Generation, die den Faschismus miterlebt haben, haben einmal zu mir gesagt, dass die schlechteste Demo kratie immer noch besser sei als eine Dikta- . tur. Es gibt auf der Welt keine perfekte Demokratie und es wird auch nie eine geben, weil selbst die beste Demokratie schlussendlich auf. den in uns steckenden Opportunismus und Egoismus stösst, der uns immer wieder dazu verleitet," auf unse- . ren persönlichen Vorteil bedacht zu handeln. Herr Dr. Frick, wir brauchen nicht mehr Demokratie, sondern wir müssen die beste- : . hende besser pflegen. Für mich'bedeutet Demokratie vor allem, einen Dialog zu -• suchen. Wöhrend all den Jahren, seit denen ich in diesem Land lebe, habe ich nie den Eindruck gehabt, in einer schcindemokrati- schen Gesellschaft zu leben. Im Gegenteil, ich wage zu behaupten, • dass neben der Schweizer Demokratie die liechtensteini- - sehe zu den besten Demokratien Europas ' gehört: Offenbar ist aber für gewisse Menschen zu wenig Demokratie in diesem Land vor ; handen - man strebt nach mehr Demokratie und scheut sich nicht (nach den Worten von : Prof. Dr. Günther Winkler, Universitätspro fessor an der Juridischen Fakultät der Uni versität in Wien, dessen Analyse des Memo randums des Demokratie-Sekretariats in der Samstagausgabe des Liechtensteinischen Vaterlandes zu lesen war) vor einer • " «... Denunziation des Fürsten als Staatsober haupt ...» und davor, das Land in eine trauri ge Lage zu versetzen. Das Wort «Denunzi- ' ant» ist meiner Meinung nach eine harte Formulierung, die an die Grenze des ~ Anstandes geht. Doch war das nötig? Vor einigen Jahren wurden Sie, Herr Dr. , Frick, voller Stolz von der Mehrheit der Bürger dieses Landes mit 28 Jahren-zum jüngsten Regierungschef Europas gewählt. 5 Nun stehen Sie und die Ihnen Gleichgesinn ten in der Presse als erste «Denunzianten» Ihres eigenen Landes in Europa da. Ist es wirklich Ihr Ziel, mehr Demokratie zu erlangen oder sind Sie einfach jeglichen C Reformvorschlägen des Fürsten, der Regie rung und der Landtagsmehrheit gegenüber grundsätzlich ablehnend eingestellt? Im • März wird die ganze Angelegenheit vom souveränen Volk entschieden werden und i. ich hoffe, dass spätestens dann die von vie- ; len ersehnte Ruhe wieder in dieses Land einkehren wird. Antonio Rossettini, Im Riet 31, Triesen
«Um das Ansehen des Landes» Mario Frick erklärte, warum die Venedig-Kommission angerufen wurde VADUZ - Beim zweiten Fest der .Volksinitiative «Verfassungs frieden» im Vaduzer Saal hörten gestern rund 250 Personen das Referat des früheren Regie rungschefs Mario Frick, "der erläuterte, warum im Septem ber 2002 eine Gruppe von 58 Liechtensteinern den furoparat um eine Überprüfung, der fürst lichen Verfassungsinitiative bat. • Michael Reichert Mario Frick erläuterte, man hab'c aus Sorge um die Verfassung und um das Ansehen des Landes den Europarat um seine Meinung gebe ten. Daraufhin wurden 44 Jäut Sta tut unabhängige und auf vier Jahre gewählte Verfassungsexperten ermächtigt, sowohl den fürstlichen Verfassungsvorschlag als auch die initiative des Verfassungsfriedens zu-untersuchen. Diese so genannte Venedig-Kommission taxierte laut Mario Frick die Vorlage der Regie rung in mehreren Punkten als undcmokratisch, wobei ein Gesetz dann als demokratisch angesehen werde, wenn es dem Volk reelle Einflussmöglichkeiten einräumen würde. ; Liechtenstein verraten?" Gegen den Vorwurf, die 58 Bür ger hätten ihr Land beim Europarat, denunziert, nutzte Frick das
Argu-Die
Veranstaltung des Initiativkomitees Verfassungsfrieden in Vaduz war gestern Abend sehr gut besucht rhent, dass die Demokratiemängel ohnehin kritisiert worden wären. So sei z.B. das,Verfahren Herbert Wille noch ungeklärt, Liechten stein stehe aus diesem und aus anderen Gründen unter internatio naler Beobachtung. Die Gruppe der 58 habe vielmehr sicherstellen
wollen, dass alle Mängel einer möglichen neuen Verfassung' schon vor der Abstimmung bekannt seifen. Der anwesende Abgeordnete der Freien Liste, Paul Vogt, wies übrigens darauf hin, dass im Europarat heute Montag über das weitere Vorgehen beraten
werde. Entweder entscheidet sich Strasbourg, die Angelegenheit fal len zu lassen (wie die Regierang dies wünscht) oder aber sie wird Ende Jänuar auf die Traktandenlis te der parlamentarischen Ver sammlung des Europarats gelän gen. • Startschuss zum Qualitätsmanagement-System erfolgt Berufsschule Sarganserland setzt Meilenstein am Gesamtkonvent SCHAAN - Am Gesamtkonvent 2003 stand bei der Berufsschu le Sarganserland (BSSL) das Qualitätsmanagement-System,: das neue Berufsbildungskon zept sowie die Verabschiedung von Kommissionsmitglied Josef Nigsch im Mittelpunkt. Auf grosses Interesse stiess der Vortag von Martin Keller über. Gehirn und Lernen. Arnold Bühler als Präsident der Berufsschulkommission gab seiner Zufriedenheit über die Entwicklung seit dem Zusammenschluss der fünf Schulen-zur BSSL Ausdruck. Er durfte offiziell Kommissionsmit- glied Josef Nigsch verabschiedein, der für den Zusammenschluss der BSSL sowie die Belange der ver schiedenen Schulen in der Vergan genheit eine bedeutende Person war.-Josef Nigsch war 25 Jahre Vor steher des Amt für Berufsbildung des Fürstentums Liechtenstein. Mit seiner Pension gab er auch den Sitz in der Bcrufsschulkommission ab. Neben einem Geschenk durfte er auch dankbare Worte seitens der Lehrerschaft und der Kommission in den Ruhestand mitnehmen. Die Lehrerschaft der fünf Abtei lungen der BSSL wurde • am Gesämtkonvent in Schaan über die neusten Reformen im Berufsbil dungs-Bereich ; orientiert. Aber auch Ehrungen und Diensjubiläen - wurden gefeiert. Gemäss 'BSSL- Rektor Renato . Bergamin wurde . vor einem Jahr das Leitbild von der Lehrerschaft entwickelt, der Pro-- zess geht aber weiter. In seiner Ansprache .räumte Renato Berga min ein, dass die Teamarbeit in der BSSL einen hohen ' Stellenwert . -V
Mit dem Gesämtkonvent einen wichtigen Schritt in die Zukunft gemächt: BSSL-Rektor Renato Bergamin, Qua litätsbeauftragte Angela Korn und der Referent Martin Keller von der Rehabilitationsklinik Valens (von links). .geniesst. Mit dem Gesamtkonvent wurde der Startschuss zum .Qualitätsma nagement-System (Q2E) gegeben.. Berufsschullehrerin Angela Korn vermittelte den Lehrerinnen und Lehreraals Qualitätsbeauftrage der BSSL Grundlagenwissen. •. Mit sechs Meilensteinen soll das Qiia- litäts-System dynamisch eingeführt werden. Der. Zeithorizont führt bis ins JLahre 2006, Im laufenden Jahr wird eine detaillierte Analyse der bestehenden Strukuten mittels Stärken-; und Schwächen-Profil in allen Abteilungen vorgenommen. Im Jahre 2004 werden verbindliche Qualitätsaussagen erarbeitet.. In den Abteilen werden sich Trio- Teams gegenseitig im Unterricht besuchen, diesen besprechen .und auswerten. Weitere Verbesserungs-möglichkeiten
werden im Jahre 2005 erarbeitet und umgesetzt. Ebenso werden Probeläufe gestar tet und ein Schüler-Lehrer-Feed- backbogen erarbeitet. Als letzten Meilenstein sieht Angela Korn im Jahre 2006 die Einführung des Feedbackbogens in allen Abteilun gen vor und dann steht die Zertifi zierung der BSSL an. • Martin Keller, Leitender Neuro- psychologe der Rehabilitationskli nik. Valens ging in" seinem Vortrag auf/die Zusammenhänge zwischen Gehirn und Lernen ein. Mit faszi nierenden Ausführungen zeigte der iFachmann auf, dass sich das, Gehirn anpasst und aufgebaut wer den kann. Für ihn ist es in der Arbeit mit Patienten und auch Schülern wichtig, dass die verbalen und nonverbalen (mit Gesten
gezeigten) Botschaften überein-' stimmen. Ansonsten verliert der •Therapeut oder der/Lehrer seine Glaubwürdigkeit. Für Martin Kel ler ist die Motivation ganz wichtig. Können Patienten oder. Schüler richtig motiviert werden, dann wird - die Leistung des Gehirns gestei gert Dies belegen-auch Untersu chungen/ Der Ausflug in die • Geheimnisse des. menschlichen Gehirnes beeindruckte , die BSSt- ^ Lehrerschaft. Martin Keller über mittelte, 3ass unsef Gehirn beim . Lernen besser funktioniert, wenn das Potenzial genutzt wird, wenn die inneren Kräfte geweckt wer den, das Misstraiien abgebaut und das Vertrauen durch Handeln , auf-„ gebaut wird. All diese Aufgabeil gehören in das Repertoire der Leh rerinnen und Lehrer.