Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

SAMSTAG, 29. MÄRZ 2003 VOLKS 
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IIVII AIMR SCHWIERIGES JAHR 2002 FÜR TOURISMUS BLATT I IIVLMNU KRIEG UND TOURISMUS 
7 FORUM Pressemitteilung der Freien Liste Die Saat geht auf Unsere schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten sich zusehends. Das Feld wurde aufbereitet, als Sachpolitik im Vor­ feld der Verfassungsabstimmung bewusst emotionalisiert und damit missbraucht. Fürst Hans-Adam II. hat sich dieser Emo­ tionen bedient, um seinen «Sieg», herbei­ zuführen; es wurde salonfähig, verdiente und integre Personen wie Dr. Peter Mar­ xer zu verunglimpfen, Menschen zu bedrohen und zu beschimpfen, die nicht die Haltung des Fürsten teilten. Der Gipfel ist mit dem anonymen Droh­ brief an Mario Frick überschritten. Er übersteigt jede bisherige Gewalttätigkeit und miiss aufs Schärfste verurteilt wer­ den. Wir fordern Fürst Hans-Adam II. auf. solchem Tun Einhalt zu gebieten - er und seine Helfershelfer tragen in erster Linie die Verantwortung dafür, dass sich ein so fatales Gesellschaftsklinia breit machen konnte. Mit seinem Nazivergleich, seiner poli­ tischen Einschätzung «Kasperletheater» zu einem Referendum, das aus dem Volk kam; mit seinen fortgesetzten Diffamie­ rungen «Monarchicabschaffcr», «Monar­ chiegegner« und Drohungen «Totgeburt» und «Umzug nach Wien», hat insbesonde­ re Seine Durchlaucht höchstpersönlich dafür gesorgt, dass sich eine bestimmte Klientel im Windschatten des Fürstenhau­ ses aufgehoben fühlt. Die Geister, die man rief Es kann ausserdem keine Rede davon sein, dass Schweinsköpfe und Katzenka­ daver von den Gegnern der Fürsteninitiati­ ve «aufgebauscht worden sind» (Johannes Matt, FBP-Parteipräsident). Das Gegenteil ist der Fall: Das Beschönigen und Vernied­ lichen dieser Vorkommnisse im Vorfeld der Abstimmung gab dem rechten Boden­ satz dieses Landes Auftrieb für weitere Geschmacklosigkeiten. Ist das die Gesellschaft, in der sich die vermeintlichen Sieger sonnen? Die Strate­ gen der FBP tragen mit ihrem Mangel an politischer Korrektheit Mitverantwortung für die moralische Krise in diesem Land. Ihre angepasste und zweckmässige Hal­ tung hat zu folgenschwerer politischer und moralischer Blindheit geführt. Es ist höchste Zeit, dass die FBP ihre eigene Position und einige ihrer Exponenten einer kritischen Überprüfung unterzieht. Es ist höchste Zeit, dass die FBP wieder Integ­ rität, Aufklärung und Anstand gegen Bana­ lität und Populismus'austauscht. Keine Toleranz gegenüber Bodensatzpatrioten Die Freie Liste wendet sich entschieden gegen das Aufkommen eines solchen Kli­ mas, das Sippenhaft des tiefsten Mittelal­ ters wieder modern machen möchte; Frauen und Kinder von kritischen Men­ schen aufs Heftigste bedrohen, kritische Haltungen gegenüber Fürstenhaus und Verfassung gewaltsam eliminieren möch­ ten und damit den letzten kleinen Rest an Demokratie, der uns noch verblieben ist, auch noch zerstören. Wir fordern S. D. Fürst Hans-Adam II. auf, seiner Verantwortung nachzukom­ men/und solche Leute öffentlich zurück­ zupfeifen, 
bevor er das Integrationspro­ gramm für die Gegner seiner Initiative in Angriff nimmt. Wir erwarten, dass sich Fürst Hans- Adam II. dafür entschuldigt, dass er im Abstimmungskampf ohne jede Not Men­ schen verletzt, ausgegrenzt und diffamiert hat. Eine klare Entschuldigung aus dem Fürstenhaus ist dringend notwendig. Freie Liste 
Tourismus im Schlepptau Schwierige Wirtschaftslage trifft auch Liechtenstein Tourismus Die Zahlen sehen schlecht aus, trotzdem setzt Liechtenstein Tourismus weiterhin auf Qualität. 
VADUZ - Die schlechte Stim­ mung in Deutschland und der starke Schweizer Franken machen dem Tourismus in Liechtenstein zu schaffen. 2002 übernachteten deutlich weni­ ger deutsche Geschäftsleute in Liechtenstein. 
Auffallend auch, dass es nicht mehr so viele Liechtensteiner in Ferienwoh­ nungen ins Malbun zog. • Kornolla Pfeiffer Rund 4000 Logiemächte weniger als 2001 verbrachten Liechtenstei­ ner in Ferienwohnungen in Mal­ bun. Das zeigt die Jahresstatistik 2002 des Amtes für Volkswirt­ schaft. Auch Roland Büchel, Geschäftsführer von Liechtenstein Tourismus, ist überrascht. Sind doch die Liechtensteiner selbst ein wichtiger Faktor für den Touris­ mus. Die Zahl der Übernachtungen in Ferienwohnungen ist seit rund zwanzig Jahren auf Talfahrt. Für 1981 verzeichnet die Fremdenver­ kehrsstatistik 52 345 Übernachtun­ gen 
in Ferienwohnungen, 2002 waren es noch 26 026. Rekordtief im Wirtschaftstief Um klare 9,6 Prozent ist die Gesamtzahl der Übernachtungen in Liechtenstein im letzten Jahr auf 165 822 zurückgegangen. Ein Rekordtief nach der Erholungspha­ se im Jahr 2000. Und noch ein Ver­ gleich: 1980 lag das Rekordhoch bei 267 832 Übernachtungen in Hotel- und Privatzimmern, Ferien­wohnungen, 
Massenlagern, auf dem Zeltplatz und in der Jugend­ herberge. Letztere übrigens wird ein immer beliebteres Nachtlager. Um 12,5 Prozent hat die Zahl der Übernachtungen 2002 zugenom­ men. Auf die schwierige internationa­ le Wirtschaftslage führt Roland Büchel die schwachen Übemach-tungszahlen 
zurück. Der Geschäfts­ tourismus sei eine starke Säule des Liechtenstein Tourismus. 
Und die lasse sich auch durch ein touristi­ sches Qualitätsangebot kaum beeinflussen. Liechtenstein sei damit zwar eine zweite, also eine Ferienreise wert, aber keine klassi­ sche Feriendestination. Entspre­ chend ihrem Geschäftstourismus 
verzeichnen die Hotels in Vaduz mit 40,1 Prozent die höchste Zim­ merauslastung. Weniger deutsche Geschäftsleute Deutsche und Schweizer kom­ men nach wie vor gern nach Liech­ tenstein. Allerdings machten die Deutschen im Jahr 2002 grosse Abstriche, was sich in 14,6 Prozent weniger Übernachtungen wider­ spiegelt. Die gedämpfte Stimmung in einer schwachen Wirtschaftssi­ tuation dürfte der Grund sein, so Roland Büchel. Und auch die Ame­ rikaner bleiben zunehmend aus. Die Einbusse bei den Übernachtun­ gen liegt bei 32,6 Prozent. Dafür übernachteten mehr Japaner, Bel­ gier und Luxemburger in Liechten­ stein. Das Tourismus-Angebot welt­ weit sei riesig, gibt der Tourismus- Direktor zu bedenken. Da spiele auch der Preis eine Rolle. Die Menschen handelten in schwachen Wirtschaftssituationen kostenbe- wusster. Der starke Franken wirke sich negativ aus. Trotzdem setzt Roland Büchel weiter auf liechten­ steinische Qualität. Im Jahr 2001 erhielt Liechtenstein Tourismus, 2002 der Citytrain in Vaduz das Qualitätsglitesiegel für den Schweizer Tourismus Q1. Über gut besuchte Workshops und Kurse will Liechtenstein Tourismus Gastronome, Hoteliers, Souvenir- Shop-Inhaber, Bus-Unternehmer für die Ql-Idee begeistern. Tourismusbremsen Terrorismus und Krieg Auswirkungen des Irak-Kriegs auf den Liechtensteiner Tourismus VADUZ - Der Tourismus in Liechtenstein kommt kaum mehr vom Fleck. Im Jahr 2001 lag die Zahl der Übernachtun­ gen mit 123 273 Nächtigungen in Hotel- und Privatzimmern auf dem Stand von 1965. Seither bildeten sich die Übernach­ tungszahlen sogar noch weiter zurück. • Urc Sprenge r Gründe für den neuerlichen Rück­ gang sind die konjunkturelle Abkühlung und seit dem 11. Sep­ tember 2001 geopolitische Unsi­ cherheiten, die mit dem Krieg gegen den Irak einen neuen Höhe­ punkt erreicht haben. Damit droht der Schlag j^egen Saddam Hussein auch den liechtensteinischen Tou­ rismus zu treffen. Die Frage ist nur; Wie stark? Eigentlich hätten die liechten­ steinischen Tourismusbetriebe bereits genug Sorgen. Nachfra­ gerückgänge wie der gegenwärtige lassen jeweils die strukturellen Probleme der Branche ungeschönt zu Tage treten. Um 
diese zu bewäl­ tigen, reicht der Pioniergeist des 19. Jahrhunderts nicht mehr aus. Es gilt mehr denn je, sich klar am Markt zu positionieren und den Bedürfnissen der angepeilten Kun­ den konsequent zu entsprechen. Im gegenwärtigen Umfeld braucht es dazu auch einen langen Atem. Flaute im FL-Tourismus Der Grossteil der Übernachtun­ gen geht auf das Konto der Ferien­ touristen. Doch auch der 
Geschäftstourismus ist in Liechten­ stein bedeutend. Beide Tourismus­ kategorien leiden unter der schwa­ chen Konjunktur. So bildete sich die Anzahl der Übernachtungen • während der Sommersaison (Monate Mai bis Oktober) in Hotel- und Privatzimmern von 2000 bis 2002 um mehr als 21 Pro­ zent zurück. Dieser Rückgang ist nicht nur auf die konjunkturelle Abkühlung zurückzuführen. In dieser Zeit­ spanne brach die Nachfrage der ausländischen Gäste markant ein. Der Einbruch hat am 11. Septem­ ber 2001 begonnen und wird mit dem Irak-Krieg einem neuen Tief­ punkt zutreiben. Auswirkung des Irak-Kriegs Im .Szenario «Kurze Interventi­ on» (höchstens zwei Monate) nimmt die Nachfrage der In- und Ausländer nach Tourismusdienst­ leistungen in Liechtenstein deut­ lich ab. Der Rückgang ist bei den Ausländem wesentlich ausgepräg­ ter als bei Liechtensteinern. Es wird mit einer raschen Erholung der Logiernächte nach Kriegsende gerechnet. 
Der angestaute Bedarf führt zwar zu wichtigen Impulsen, dies reicht jedoch nicht aus, um kurzfristig die Nachfrage nach Tourismusdienstleistungen zu bele­ ben. Im Szenario «Lange Interventi­ on» (bis zu sechs Monaten, eventü- ell begleitet von Terroranschlägen) nimmt die Nachfrage durch den andauernden Krieg auch in den wichtigen Sommermonaten ab und 
Urs Sprenger, Unternehmer. zum Jahresende findet keine spür­ bare Erholung statt. Touristen aus Übersee reagieren besonders empfindlich auf geopoli­ tische Erschütterungen, ebenso jene europäischen Gäste, welche in der Regel per Flugzeug via Schweiz nach Liechtenstein reisen. Schlussfolgerung Vor dem Hintergrund der beste­ henden strukturellen Probleme, der konjunkturell bedingten Schwie­ rigkeiten und der geopolitischen Erschütterungen gilt es nun, dem Nachfragerückgang durch effizien­ te Massnahmen zu begegnen. Die liechtensteinische Tourismusbran­ che könnte letzten Endes sogar noch von einem massiven Einbruch verschont bleiben, indem sie nun 
die traditionellen Werte der «fürst­ lichen Momente» ausspielt, primär aber auf Sicherheit setzt. In der liechtensteinischen Touris­ musbranche verhindern starre Strukturen eine flexible Anpassung an neue Trends. Um im jetzigen, allerdings eher schwierigen Markt­ umfeld längerfristig bestehen zu können, müssen die Kosten herun­ tergefahren werden, etwa durch die flexible Gestaltung der Zusammen­ arbeit mit den Zulieferern. Die Optimierung der Unternehmens- grösse und die Bündelung ver­ schiedener Dienstleistungen spie­ len ebenfalls eine zentrale Rolle. Dabei sollten attraktive Leistungs­ pakete, beispielsweise Beherber­ gung, Freitzeitaktivitüten, Restau­ ration und Abendunterhaltung, unter einem Dach vereint oder zumindest in Kooperation angebo­ ten werden. Ferner müssen sich die liechten­ steinischen Tourismusbetriebe klar auf dem Markt positionieren, indem sie bestimme Kundengrup- pen gezielt ansprechen. Einigen liechtensteinischen Hotels ist es beispielsweise gelungen, sich durch Ausrichtung auf tief bis mitt­ lere Preisklassen in schwierigem Marktumfeld relativ gut zu behaupten. Ein relativ grosses Marktpotential für den Tourismus in Liechtenstein liegt im Segment der Wochenendtouristen und Fami­ lien. Zusätzlich sollte man sich über eine verstärkte Nischenstrate­ gie in Richtung Wellness und (wechselnde) Trendsportarten Gedanken machen.
	        

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