Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

DIENSTAG, 25. MÄRZ 2003 VOLKS! 
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I/COIVIUOCUIVI GEGENWART UND ZUKUNFT © KULTURNEWS Ikonen-Ausstellung SCHAAN - Bis zum 6. April findet im Pfarreizentrum Schaan eine interessante Ausstellung von Ikonen, von hohem artisti­ schem Niveau, erstellt durch den Meister Ilia Sabcv, statt. Der Künstler ist 1924 in Bulgarien geboren, hat die Kunstakademie in Sofia besucht und wichtige Werke in sei­ nem Land realisiert. Seit 1989 lebt und arbei­ tet er zwischen Italien und der Schweiz. Ver­ schiedene Klös­ ter oder priva­ te Sammlun­ gen sind jetzt durch seine Ikonen, aus mittleren bis grossen Formaten, bereichert. Seine Werke sind bei wichtigen Museen und Pinakotheken, in Kirchen und Klöstern in Italien. Europa und jenseits des Ozeans zu sehen. Heute, mit der Erfahrung, die er auf­ grund seiner unzähligen Werke gewonnen hat, kann Sabcv auf diesem Gebiet als einer der besten Interpreten der Welt bezeichnet werden, ein Artist, der keinen Vergleich scheut. Mit dem Willen authentischer I'ort- setzer einer tief greifenden Tradition seines bulgarischen Volkes, wie schon in der heili­ gen orthodoxen Kunstgeschichte, hat Ilia Sabev, auch durch den positiven und intelli­ genten Beitrag seiner Frau Maia Petrova Sabeva (auch sie in Bulgarien geboren), sein vorgenommenes Ideal erreicht. Seine Werke sind der Beweis. Angesichts der her­ vorragenden Resultate müssen wir auch erkennen, dass die Arbeit von Ilia Sabcv gar nicht einfach war, betrachtet man auch die spezifische Thematik, mit der er sich aus­ einander setzt. Die Ausstellung der Ikonen in Schaan kann in Anwesenheit des Künst­ lers jeden Tag von 10 bis 12 Uhr und von 16 bis 20 Uhr besucht werden. (Fing.) Musik und Tanz aus Indien VADUZ - Indien ist voller Farben und Düfte. Ein Land mit bunten Stoffen, Gewür­ zen aller Art und unzähligen Farbschattie- rungen. Zu Indien gehört aber auch die Freude und Liebe zu Musik und Tanz. Genie möchten wir Ihnen diese für uns fremdartig klingende Musik naher bringen. Pater Fran­ cis Alakkalkunnel stammt aus Kerala im Süden des indischen Subkontinents und kennt den Klang der Musik seines Heimat­ landes seit Kindestagen. Zurzeit ist er Dok­ torand der Philosophie in Innsbruck und kein Unbekannter in Vaduz. Schon oft war er zur Aushilfe in der Pfarrei Vaduz. Musikalische Kostbarkeiten SARGANS - Mit einem Kammermusikkon­ zert mit Schülern und Ehemaligen steht ein weiterer Höhepunkt zum Jubiläum «40 Jahre Kanti Sargans» an. Das Konzert, wel­ ches am Freitag, den 28. März mit Beginn um 19 Uhr 30 in der Aula der KSS stattfindet, steht zudem unter dem Motto «20 Jahre Kam­ mermusik an der Kantonsschule Sargans». Kammermusik, das Musizieren in kleinen Gruppen, kann mittlerweile auf eine zwanzig­ jährige Tradition an der Kantonsschule zurückblicken. Aus diesem erfreulichem Grunde wurden musikbegeisterte Ehemalige eingeladen, gemeinsam mit heutigen Schüle­ rinnen und Schülern Ensembles zu bilden und ein Konzertprogramm vorzubereiten. Heraus­ gekommen ist eine bunte Palette von Beitrü­ gen und Formationen, von Klavierduos über Gesanggruppen bis hin zu Bläser- und Streich­ ensembles. Gespielt werden Werke von Bach, Purcell, Haydn, Diabclli, Krommer, Mendels­ sohn, Dvorak, Saint-Saens, Faurd und ande­ ren. Die Musizierenden sowie die Lehrer Jürg Hanselmann und Peter Kamer freuen sich auf zahlreichen Besuch. Der Eintritt ist frei, ein freiwilliger Beitrag zur Deckung der Unkosten ist willkommen. (Eing.) 
Nichts scheint absichtsvoll Serie über das Landesmuseum - Teil 1: Eine poetische Architektur Nordansicht des neuen Liechtensteinischen Landesmuseums. VADUZ - Eine Schülergenerati­ on lang blieb das Liechtenstei­ nische Landesmuseum in Vaduz geschlossen. Im Herbst 2003 wird das Museum neu eröffnet. Zwei historische Kulturerben, das Landesmuseum und das Verweserhaus, sind mit einem expressiven Neubau im Schlossberg wie ein Kristall zusammengewachsen. Typisch für die poetische Arbeit des Architekturbüros Brunhart, Brunner, Kranz ist: Nichts scheint absichtsvoll. «Liechtensteinisches Landesmuseum Die neuen Fenster mit den einfa­ chen Sprossen aus Eichenholz wir­ ken selbstverständlich am alten Landesmuseum. Wer will, kann von aussen hineinsehen und von innen hinausschauen. Die Richtung bestimmt Sicht und Dialog. Anders gesagt: Wer in die Fenster hinein­ sieht, stimmt sich auf die Kultur ein, die innen wartet. Wer aus den Fens­ tern hinaussieht, erfährt das Muse­ um selbst als Kulturobjekt. Sehen und gesehen werden funktioniert im Dreieck: zwischen altem Landes­ museum, Verweserhaus mit Neure­ naissancefassade und abstraktem Neubau mit Bruchsteinmauer. Ein Ort, der kulturelle Werte bewahrt Die Architekten Brunhart, Brun- ner, Kranz aus Balzers begreifen das Museum als Ort, der kulturelle Werte bewahrt im städtebaulichen Vaduzer Gefüge. Als gewachsenen Kristall, der Menschen anzieht und eine Vielfalt an Erfahrungen ermöglicht: über die Erinnerung, die Gegenwart ist und Spuren in die Zukunft legt. Mit Gespür für das 
Gedächtnis alter Häuser, für kreati­ ven Spielraum und eine eigenwilli­ ge Topografie entstand ein Ensemh-' le, das alles offenkundig Absichts­ volle vermeidet. Die Ästhetik folgt Goethe. «So fühlt man Absicht und man ist verstimmt», mahnte schon der Dichterfürst. Auf dem Heimweg von Italien übernachtete Goethe - in der Nacht zum 2. Juni 1788 - auch in Vaduz. Vermutlich im damaligen Gasthaus «Hirschen». Das letzte spätmittel­ alterliche Gebäude Liechtensteins an der zentralen Stüdtlcslrasse ist heute über 500 Jahre alt. Fuhrleute wechselten in der fürstlichen Taverne ihre Pferde und Zöllner des Fürsten kassierten in der Zoll­ stätte Wegzölle. Diebe lernten die Kellergewölbe als ausbruchssiche- res Gefängnis kennen. In den obe­ ren Geschossen residierte von 1865 bis 1905 die liechtensteinische Regierung. 1972 zog das Landes­ museum ein. Ein Gesicht, das altern darf Bauarbeiten im Umkreis des Landesmuseums verursachten Risse, ein Erdbeben im Mai 1992 riss dann handbreite Spalten ins historische Mauerwerk. Die hässli- che Bauruine blieb geschlossen, bis 1998 Brunhart, Brunner, Kranz einen internationalen Architektur- wettbewerb gewannen. Ihr Konzept «Reihenfolge» mit drei eigenwilli­ gen Häusern gibt dem Gebäude ein Gesicht zurück, das altern darf. Mit der Kelle verputzten Handwerker die schiefwinkeligen Mauern neu. Mit alten Materialien und Verputz­ techniken erhielten die Ober­ flächen eine Weichheit, die schiefe Geometrien elegant überspielt und Patina verlangt. Elmar Wohlwend Bauleiter, Rufino Emmenegger Restaurator Verputzar­ beiten, Frank Brunhart, Architekt 
«Geschichte ist auch etwas Ent­ worfenes und so haben wir ein ästhetisches Ganzes formuliert», sagt Architekt Johannes Brunner. «Da ist man Gast und weiss, man legt nicht die ultimativ letzte Schie­ ne», ergänzt Frank Brunhart. Aus einer denkmalpflegerischen Not entstand eine Tugend. Nachdem 1970 der Architekt Hans Rheinber­ gerdas Haus tiefgreifend umgebaut und erweitert, Betondecken einge­ zogen, eine ursprüngliche Aussen- treppe weggenommen hatte. Neu führt eine nur scheinbar schlichte Treppe im Innern hinauf. Und wer oben durch das Fenster schaut, der sieht den zweiten historischen Bau des Liechtensteinischen Landesmu­ seums - das Verweserhaus. Denkmalpfleger spielen Detektive Jedes Flügelchen, jedes Profil hat seine Funktion, jeder Millime­ ter passt. Die Fenster im früheren Amtssitzes der Landvögte der Fürs­ ten von Liechtenstein verblüffen in ihrer handwerklichen Präzision. Einst auf dem Dachboden wegge­ sperrt, sind sie im restaurierten Verweserhaus ein charakteristi­ sches Detail. Was erhalten ist, zu reiten, und nichts zu erfinden, beschlossen Dcnkmalpfleger mit neugieriger Intelligenz. Wie Detek­ tive entzifferten sie das Gedächtnis des 400 Jahre alten Hauses bis zum Umbau von 1895, als Fassade, Dach und Innenarchitektur im Stil der Neurenaissance entstanden. «Das Dachgcsims in der Sonne zu sehen, ist atemberaubend», sagt Johannes Brunner. Und im Fassa- denschmuck stecken ganze Jahr­ hunderte Kunstgeschichte. Im Innern setzen sich die Stuck-Profi­ le in Farb-Linamenten fort. Lust auf Farbe spiegelt sich wider. Wo früher Schränke standen, entdeck­ ten Restauratoren alte Tapetenres­ te, aufgezogen auf Zeitungspapier, das vom Untergang der «Queen Victoria» 1889 berichtet. Aus der Mineralfarbtechnik des 19. Jahr­ hunderts entwickelten Maler ein Farbkonzept für überraschend moderne Tapeten. Eine Bruchsteinmauer mit Episoden Ein Dialog von Fenster zu Fens­ ter spekuliert ebenfalls auf ein Überraschungsmoment: Der Ost­ flügel des Verweserhauses schaut auf eine präzis geometrische Pfei­lerhalle, 
eine Episode im Neubau des Museums. Die Loggia verbin­ det Sichtbares mit Unsichtbarem. Sic ist eingeschnitten in eine Bruchsteinmauer, hinter der sich modern und abstrakt konzipierte Räume verbergen. Grosse Säle, die in den Fels eingegraben sind. Kein Tageslicht dringt ein, die Wände und der Terrazzoboden sind grau. Aufgabe der massiven Konstrukti­ on im Hintergrund ist, die Kraft des steilen Schlossbergs zu bezwingen. So entpuppt sich die Bruchstein- fassade, mit der sich der Neubau nach aussen artikuliert, als «faszi­ nierendes Mimikry-Spiel», wie Neues Iteppenhaus im alten Teil des Landesmuseums. Architekt Frank Brunhart es nennt. Die Mauer schützt vor, die Altbau­ ten an der Strasse vor dem Berg zu schützen. Parallel zum Hang ahmt die Fassade die Funktion einer klas­ sischen Stützmauer nur nach. Aus­ drucksvoll - und trotzdem zurück­ haltend passt sie sich dem Terrain der Nachbarschaft an. Der Bruch­ stein für die Konstruktion der robusten Fassade stammt aus der Baugrube, die Bagger aus dem Schlossberg stemmten. Noch ein Indiz für Selbstverständnis und Authentizität, die dem Liechten­ steinischen Landesmuseum Iden­ tität sichern. TEIL 2 Soweit Teil 1 unserer Serie •über das Liechtensteinische Landesmuseum, das im Herbst wiedereröffnet wird. Am 24. April folgt die Fortsetzung. Dann steht das Leitbild des Museums im Mittelpunkt.
	        

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