Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

MONTAG, 17. MÄRZ 2003 ^ 
11NTERNATIONAL SISTISIS 
20 VOLKS BLATT 
SPUTTER 
[ 
«Moment der Wahrheit» Putsch in der Zentralafrikanischen Republik BANGUI - Aufständische unter Führung des ehemaligen Heereschcfs haben gegen die Regierung der Zentralafrikanischen Republik geputscht. Einen Tag nach Aus­ bruch der Kämpfe kontrollierten die Rebel­ len bereits die Hauptstadt Bangui, wie einer ihrer Sprecher am Sonntagmorgen im staat­ lichen Rundfunk erklärte. Er kündigte, eine Rede des Rcbellenchefs General Fran^ois Bozize an, den er als «Präsidenten der Republik» bezeichnete. Der bisherige Staatschef Ange-Felix Patasse hält sich zur­ zeit in Kamerun auf. Die Ankündigung war die erste Radio-Übertragung seil Beginn des Putsches am Samstag. Die Kämpfe hatten im Norden der Hauptstadt begonnen. Nach stundenlangen Schussgefechten eroberten Bozizes Rebellen den Flughafen, den Präsi­ dentenpalast und Patasses Privatresidenz, die geplündert wurden. Verdacht auf mysteriöse Lungenentzündung FRANKFURT/MAIN - Ein neuer, hoch ansteckender Typ Lungenentzündung, der inzwischen weltweit neun Todesopfer gefor­ dert hat, hat womöglich erstmals Deutsch­ land erreicht: Ein Arzt aus Singapur wurde am Wochenende mit verdächtigen Krank- heitssymptomen zusammen mit seiner Frau und seiner .Schwiegermutter in die Isolier­ station der Uniklinik Frankfurt am Main gebracht. Der 32-Jährige hatte sich mit sei­ ner Familie auf dem Rückflug von New York über Frankfurt in seine Heimat befunden. Die Weltgesundheitsorganisation WHO gab am Wochenende eine Reisewarnung wegen der mysteriösen Krankheit heraus, deren Erreger unbekannt ist und die bisher auf keine Medikamente anspricht. Zu den Synv ptomen des Schweren Akuten Atemwegs- Syndroms (SARS) gehören sehr hohes Fie­ ber, Muskelschmerzen, Husten und Atem­ not. WHO-Generaldirektorin Gro Harlem Brundtlandt sprach von einer «weltweiten Bedrohung». Machtwechsel in Finnland HELSINKI - In Finnland kommt es wahr 
: scheinlich zu einem Machtwechsel: Die oppositionelle Zentrumspartei gewann die Parlamentswahlen knapp vor den bisher regierenden Sozialdemokraten. Die stärkste Partei kann automatisch die neue Regierung bilden. Die bäuerlich-liberale Zentrumspar­ tei kam auf 24,9, die Sozialdemokraten auf 24,5 Prozent. Nach einer Verfassungsände­ rung erhält erstmals die stärkste Partei auto­ matisch den Auftrag zur Regierungsbil­ dung. Damit könnte die 48-jährige Juristin Jäätteenmäki die erste Frau an der Kabi- nettsspitze des nordeuropäisehen Landes werden. vo. ,;o Politik..- Wirtschaft - Sport - Kultur bei uns Ist alles im Preis inbegriffen ' Jetzt das VOLKSBLATT . abonnieren! Monate für CftF 189.- inkl. ÄnitKctriund bestellen 237 51 41 Profitieren Sie als -Abonnent von Vorzugspreisen 
Irak-Gipfel auf den Azoren LAJES - US-Präsident George W. Bush sieht am Montag den «Moment der Wahrheit» in der Irak-Krise gekommen. Dann werde sich entscheiden, ob eine diplomatische Lösung noch möglich sei, sagte Bush am Sonntag nach dem Krisengipfel auf der Azoren-Insel Terceira. Sollte Irak mit Waffengewalt zur Abrüstung gezwungen werden müssen, wolle er den UNO-Sicher- heitsrat «schnell» um eine neue UNO-Resolution ersuchen. Der irakische Machthaber Saddam Hussein sei eine «Gefahr für seine Nachbarn», finanziere Terroristen und sei ein «Hindernis» für Frieden im Nahen Osten, betonte der US- Präsident. Der britische Premierminister Tony Blair seinerseits kündigte einen letzten Versuch an, doch noch Gemeinsamkeit in der UNO in der Irak-Frage zu erreichen. «Wir unternehmen ein letzte Runde von Kontakten, um zu sehen, ob es einen Ausweg aus der Sackgasse gibt», sagte er. • Blair forderte die internationale Gemeinschaft in einem «letzten Appell» auf, Bagdad vereint ein «klares Ultimatum» zu stellen. Dieses solle die Anwendung von Gewalt erlauben, sollte Irak nicht abrüsten, sagte der britische 
Pre-Die 
amerikanischen Soldaten am Golf informieren sich über Fernsehen über die aktuelle Lage. mierminister. «Ohne ein glaubwür­ diges Ultimatum bedeuten weitere Diskussionen nur weitere Verzöge­ rungen», sagte Blair auf den Azo­ ren nach dem Gespräch mit Bush und dem spanischen Regierung­ schef Jose Maria Aznar. Heute Montag will der UNO-Sicherheitsrat 
über die jüngste Initiative Deutschlands, Frank­ reichs und Russlands fiir eine fried­ liche Beilegung des Irak-Konflikts beraten. Die Sitzung hinter ver­ schlossenen Türen werde um 15 Uhr Ortszeit (21 Uhr MEZ) begin­ nen, erklärte ein UN-Sprecher am 
Sonntag in New York. Irak ist nach den Worten von Aussenminister Nadschi Sabri seit Monaten auf einen Krieg vorbereitet, «als ob er innerhalb von einer Stunde begin­ nen würde». «Unser Feind ist heimtückisch», sagte Sabri gestern in einem Interview. Weltweit Zorn gegen Bushs Kriegskurs Hunderttausende demonstrieren von Zypern bis Sydney - Hoffnung schwindet WASHINGTON - Paris, Brüssel, Berlin, Kairo, Washington - weltweit haben am Wochenen­ de erneut hunderttausende von Menschen gegen einen Irak- Krieg demonstriert. «Der Krieg ist nicht richtig. Er ist nicht gerecht. Und er bringt uns nicht mehr Sicherheit», sagte ein Lehrer aus New York bei einer Demonstration in Washington. Während Bush am Sonntag zum Kriegsgipfel mit dem britischen Premier Tony Blair und dem spani­ schen Regierungschef Jose Maria Aznar auf die Azoren flog, erklom­ men 300 griechische Zyprer den Olymp. Auf dem Gipfel des 2000 Meter hohen, schneebedeckten Berges reckten sie Schilder in die Luft: «Kein Krieg gegen Irak», oder «Wie viele Menschenleben für einen Liter Öl?». 
In Australien und Neuseeland picknickten Familien gegen den 
Krieg. Surfer vor der Küste von Sydney paddelten aufs Meer und Weltweit gingen Tausende gegen den Krieg auf die Strassen. 
formten in den Wellen ein giganti­ sches Friedenszeichen. Den Glau­ ben an eine friedliche Lösung haben indes die meisten verloren. «Wir wissen, wir können den Krieg nicht verhindern», sagte der islami­ sche Schriftsteller Muhammed Abdel Kudos bei einem Protestzug durch Kairo. «Aber wir zeigen unsere Opposition.» Die grössten Demonstrationen fanden am Samstag statt. Mehr als 20 000 Menschen versammelten sich beim Washington Monument in Washington, zogen von dort zum nahe gelegenen Weissen Haus. Der demokratische Kongressabgeord­ nete John Conyers forderte bei der Abschlusskundgebung 
einen «Regimewechsel» in den Vereinig­ ten Staaten. Allerdings solle Sad­ dam Hussein wegen Kriegsverbre­ chen vor Gericht gestellt werden. Djindjic beigesetzt Zivkovic soll Nachfolger werden BELGRAD - Der ermordete ser­ bische Regierungschef Zoran Djindjic ist in Belgrad unter grosser Anteilnahme der Bevöl­ kerung beigesetzt worden. Der­ weil setzten die serbischen Sicherheitskräfte die Suche nach den Hintermännern des Attentats fort. Bis zum Sonntag wurden fast 200 Personen vernommen. Vom organi­ sierten 
Verbrechen angeheuerte Killer mit Verbindungen zum gestürzten Milosevic-Regime sol­ len den Mord ausgeführt haben. Am Samstag wurde nach Angaben des Innenministeriums einer der mutmasslichen Hintermänner des Djindjic-Mordes festgenommen. 
Es handelt sich um Mladjan Micic alias «Pacov» (Ratte). Er ist einer der Bosse des berüchtigten «Zemun-Clans», der die Ermor­ dung des Regierungschefs organi­ siert und finanziert haben soll. Mit ihm wurden in einem Ver­ steck in dem südserbischen Dorf Smoljinac sechs weitere Tatver­ dächtige festgenommen. Die Poli­ zei beschlagnahmte zahlreiche Waffen, Munition sowie Luxusau­ tos. Vor und nach der Beerdigung Djindjics führte die Belgrader Führung Gespräche mit den aus­ ländischen Vertretern. Diese sicher­ ten der demokratischen Regierung Serbiens die Unterstützung für die Reformpolitik zu. 
Generationswechsel China: Hu ersetzt Jiang als Staatschef PEKING - Erstmals in der Geschichte der Volksrepublik China ist ein friedlicher Genera­ tionswechsel an der Staatsspit­ ze vollzogen worden. Der Natio­ nale Volkskongress in Peking wählte am Wochenende erwar- tungsgemäss den neuen Partei­ chef und bisherigen Vizepräsi­ denten Hu Jintao zum Staats­ präsidenten. Der 60-Jährige tritt die Nachfolge von Jiang Zemin an. Zum neuen Ministerpräsidenten nach Zhu Rongji bestimmten die knapp 3000 Delegierten Wen Jiabao. Hu erhielt bei seiner Wahl 2937 Stimmen, nur vier Parlamentarier waren gegen ihn. Wen bekam 2906 
Ja- und drei Nein-Stimmen. In bei­ den Fällen gab es wenige Enthal­ tungen. Hu Jintao ist der neuo Chef Chinas.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.