Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

SAMSTAG, 15. MÄRZ 2003 VOLKS BLATT 
IIVI I A IVIN KOPF DER WOCHE 11ll LMIMU IM GESPRÄCH MIT HERWIG FEHR 
7 KOPF DER WOCHE HAUS STEIN-EGERTA Optimales Lesen SCHAAN - Am Montag, den 17. März stellt Elisabeth Gassner um 20.15 Uhr im Haus Stcin-Egcrta in Schaan Methoden zum besseren Behalten des Gelesenen vor (ins­ gesamt fünf Montagabende). In diesem Workshop lernen Sie. wichtige Informatio­ nen in kurzer Zeit zu erfassen, Ihr ganzes Gehirn (auch das unbewusste) zu nutzen. Ihre Behaltensleistung und Ihr Konzentrati­ onsvermögen zu steigern, Ihre Lesege­ schwindigkeit zu erhöhen, Lesehilfen für ein «fotografisches» Gedächtnis... und effi­ zient zu lesen. Die Referentin. Elisabeth Gassner, ist Gymnasiallehrerin für Deutsch und Geschichte am Bundesgymnasium in Fcld- kirch. Veranstaltet von der Erwachsenenbildung Stein-Egerta. mit Voranmeldung. (Hing.) Der sichere Weg zu einem optimalen Gedächtnis SCHAAN - Am Montag, den 17. März beginnt um 1K Uhr im Haus Stein-Egerta in Schaan ein Gedächtnistraining für Erwach­ sene (insgesamt fünf Montagabende). Kapazität und Effizienz Ihres Gedächtnis­ ses sind grösser, als Sie glauben. Wenn Sie die Technik des gehimgerech- ten Arbeitens einmal beherrschen, können Sie verblüffende Gedächtnisleistungen erbringen. Sie merken sich problemlos Namen von Menschen, Vokabeln, Fachaus­ drücke. die wichtigsten Dinge des Alltags usw. Wenn Sie die gelernten Methoden anwenden, werden Sie bemerken, dass Ler­ nen lustvoll und effektiv sein kann. Die Referentin. Elisabeth Gassner, ist Gymnasiallehrerin für Deutsch und Geschichte am Bundesgymnasium in Feld­ kirch. Veranstaltet von der Erwachsenenbil­ dung Stein-Egerta, mit Voranmeldung. (Eing.) P. 1P.F r~i 
JAHRE VOLKSE Ereignisse der letzten 125 Jahre MARIA RITTER IIVI GIPS - WEGEN GÜNTHER NETZER! BAD DÜRRHEIM, 23. Juli 1981 - Skan­ dal im Trainingscamp von Bad Dürrheim im Schwarzwald. Zur selben Zeit wie etli­ che Spitzen-Leichtathleten (darunter auch die Ritter-Zwillinge aus Liechtenstein) trainierte gestern der Fussball-Bundesligist Hamburger SV auf dem Sportplatz in Bad Dürrheim, wo er sich auf die neue Saison vorbereitet. Als die Fussballprofis ihr Pen­ sum absolviert hatten und das Spielfeld verlassen wollten, wurden sie von Ord­ nungshütern gebeten, auf die Leichtathle­ ten, welche auf der Bahn ihre Runden abspulten, Rücksicht zu nehmen. Während alle sich an die Weisungen hielten, fand dies der HSV-Manager Günther Netzer nicht für nötig, überquerte die Bahn rück­ sichtslos und schon war es passiert: Maria Ritter, die ausgerechnet in diesem Moment an dieser Stelle vorbeirannte, wurde in hohem Bogen aus der Bahn geschleudert. Diagnose: Bänderanriss, Blutergüsse und Prellungen. Herr Netzer fand es nicht ein­ mal für nötig, sich zu entschuldigen, stieg in den Mannschaftsbus und brauste davon. Wie lange Maria Ritter ausfällt, ist noch unklar. Doch das Verhalten des HSV- Managers gegenüber der Liechtensteinerin muss als skandalös bezeichnet werden. Maria wünschen wir an dieser Stelle recht baldige Genesung. Montag: Brand in Triesen - markantes Haus zerstört! 
Die Uhr tickt bei jedem! Herwig Fehr ist Werkhofmitarbeiter und Totengräber in Mauren - ein Porträt s 
MAUREN - «Glob denn dem do denn ned alls!» Dies rufen mir die Arbeitskollegen von Herwig Fehr zu, als ich zum Werkhof im Industriegebiet von Mauren komme. Seine Arbeitskollegen wissen, dass Herwig Fehr heute Besuch von der Presse be­ kommt. Er erwartet mich schon. «Karin Hassle r Herwig Fehr lächelt ruhig vor sich hin und geht mit mir in einen klei­ nen Raum im Werkhof. Was küm­ mern ihn die Sprüche seiner Kolle­ gen. Ruhig und gelassen erzählt er mir von seinem Arbeitsalltag als Wcrkhof-Mitarbeiter der Gemein­ de Mauren. «Viele Menschen sehen uns nur - wenn wir mal einen Schwätz machen. Dass wir aber bei Wind und Wetter draussen arbeiten und manchmal auch in einem Dreckloch stehen und schaufeln, das sehen die Leute nicht», erzählt Herwig Fehr. Die Mitarbeiter der Gemeinde sind für vieles zuständig. Sie schneiden Hecken, richten Wege her. helfen Vereinen beim Auf- und Abbauen für Veranstaltungen und nicht zuletzt sind sie auch bei Notfällen im Einsatz. «Einmal an einem Sil- vcsternachmittag hat es in Mauren einen Rohrbruch gegeben. Da mussten wir ausrücken und wir haben bis am anderen Morgen durchgearbeitet», erzählt er. Seit 23 Jahren arbeitet der gelern­ te Bäcker/Konditor bei der Gemein­ de. Seit 22 Jahren richtet er die Grä­ ber. Er ist Totengräber. «Ein Grab zu schaufeln, das ist nicht einfach nur ein Loch buddeln, wie viele meinen», sagt Herwig Fehr nach­ denklich. Wenn er auf dem Friedhof ein Grab aushebt für einen Men­ schen, den er gekannt hat, dann gehe ihm viel durch den Kopf. Denn in einer Gemeinde wie Mau­ ren kenne man praktisch jeden, der stirbt. «Das Schlimmste ist, ein Grab für ein Kind zu richten», da verstehe er manchmal die Welt nicht mehr, meint Herwig Fehr und 
Herwig Fehr ist ein bodenständiger und ehrlicher Mensch. Einer, der viel zu erzählen weiss. spricht ruhig weiter: «Weisst du - ich kann gut abschalten. Zu viel nachdenken darf ich nicht, sonst würde ich durchdrehen ..,» Die Uhr tickt Herwig Fehr denkt kurz nach und meint: «Ich glaube, dass uns, wenn wir auf die Welt kommen, eine Uhr mit in die Wiege gelegt wird. Die tickt dann eine bestimm­ te Zeit. Beim einen länger, beim anderen weniger lang. Es ist die, grosse Gerechtigkeit des Lebens, dass wir alle irgendwann sterben.» Auf meine Frage, ob er Angst vor dem Tod habe, meint Herwig Fehr: «Das habe ich mir noch gar nie überlegt. Der Tag meines Todes kommt so sicher wie das Amen in der Kirche. Die Leute sagen oft zu mir: <Wcr andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.» So wird es auch sein. Wirklich darüber nachgedacht habe ich bis heute aber nicht.» Vaterfreuden Wir kommen auf das Privatleben zu sprechen und Herwig Fehr blüht auf: «Meine Freundin ist schwan­ ger. Ich werde im Sommer noch 
einmal Vater! Und dies mit 55 Jah­ ren. Ich habe eine super Freundin - <Do gitts nünnt> - !» Erdenkt einen Moment nach, dann erzählt er mir, dass er geschieden ist und einen 30-jährigen Sohn hat. «Mit mei­ nem Sohn habe ich ein sehr gutes Verhältnis - den kennst du sicher den Sascha - oder?» «Ja klar», sag ich und: «So, wie wir uns hier im Land alle irgendwie kennen.» Sein Sohn, seine Freundin und das Baby, das bald auf die Welt kommt, sie alle bereiten Herwig Fehr viel Freude. «Das Leben ist viel zu kurz, um sich zu ärgern. Wir sollten viel mehr miteinander reden und nicht immer alles so tierisch emst nehmen. Denn, Humor im Leben ist wichtig», meint er. Dennoch müsse man schon aufpassen, wie man zu wem was wann sage. Die Leute seien schon manchmal emp­ findlich. Vor allem auf dem Fried­ hof. Da gehe es den Menschen halt schlecht und manchmal gelinge es ihm sie für einen Moment aufzu­ heitern. Darüber freut er sich. Zufriedenheit und Respekt Jeden Morgen gehe er gerne und 
mit Freude zur Arbeit. Denn das Arbeitsklima im Werkhof sei ein­ fach super. «Wir arbeiten zusam- • men. Wir helfen einander und wenn der eine oder der andere ein­ mal frei machen will, dann ist das kein Problem»-, sagt's und erzählt, dass sie zu siebt seien im Werkhof und es untereinander keinen Neid oder Missgunst gebe - ein super Team oder wie er es sagt: «Es passt einfach!» Wir kommen auf die Jungen zu sprechen und Herwig Fehr erzählt von den Gegensätzen zu früher. «Ich denke, dass die Jungen . manchmal nicht mehr wissen, was Anstand ist. Vielleicht fehlt es beim einen oder anderen auch im Eltern­ haus an der Erziehung.» Er wolle jetzt nicht sagen, früher sei alles besser gewesen. Aber er meint: «Wir sollten lernen einander mit mehr Respekt und Achtung zu begegnen. Egal, was einer macht, ob er Hilfsarbeiter oder Bankdirek­ tor ist. Ich habe Achtung vor jedem, der jeden Tag arbeitet.» Die Menschen als Menschen nehmen, das versucht Herwig Fehr jeden Tag. Meistens kann er das sehr gut. IM GESPRÄCH MIT HERWIG FEHR Herwig Fehr über... ... das Leben: «S'Läba ischt schö!» - wenn man es sich gut gestaltet und sich nicht ärgern muss. Ich versuche jeden Menschen so zu nehmen, wie er ist. Neid und Streitereien gehe ich aus dem Weg, und ich versuche jedem Menschen seine Meinung zu lassen. Weil - «s'Lü- ba ischt viel z'kuarz zum sich irge- ra!» Wir sollten jeden Tag des Lebens geniessen. ... die Menschen: Wir Menschen brauchen einan­ der -jeden den anderen. Wir soll­ ten einander mit Anstand und Respekt begegnen. Es ist nicht wichtig, was jemand macht. Ich habe vor einem Strassenarbeiter gleich viel Respekt wie vor einem Bankdirektor. Denn wie heisst es so schön: vor dem Hergott sind wir alle gleich. Momentan stört 
mich, wie gewisse Menschen mit dem Fürstenhaus umgehen. Selbst Menschen, die einmal im Schloss gearbeitet haben oder fürstliche 
Titel tragen, lehnen sich gegen das Fürstenhaus auf. Damit habe ich grosse Mühe. Ich glaube, dass unser Land das Fürstenhaus braucht. Sonst geht es uns schlecht. Und noch etwas - der Staat könnte viel Geld sparen, wenn die Staatsangestellten nach ihrer Leistung bezahlt würden. Der Mensch bekommt nie genug. Wir sollten lernen, zufrie­ dener zu sein und einander leben zu lassen. ... die Angst vor dem Tod: Die Menschen sagen oft zu mir: «Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein!» Das ist wahr. Aber darüber Gedanken gemacht habe ich mir noch nie. Der Tag des Todes kommt so sicher wie das Amen in der Kirche. ... den Glauben: Ich glaube an eine höhere Macht. Deswegen springe ich aber 
nicht immer in die Kirche. Der Mensch braucht einen Glauben in guten wie in schlechten Tagen. Es geht aber nicht, dass wir nur dann zum Herrgott gehen, wenn es uns schlecht geht. ... den Pfarrer: Der Pfarrer sollte für die Men­ schen da sein und nicht die Men­ schen für den Pfarrer. In Mauren haben wir einen super Pfarrer, der es sehr gut kann mit den Leuten. Wir kommen gut miteinander aus. Der Pfarrer hat es nicht immer leicht. ... den Humor: Der Humor ist sehr wichtig und hat seinen festen Platz in meinem Leben. Ein Spruch hier oder ein Witz da hilft über schwere Momente hinweg. Man muss sich aber gut überlegen, wann man wie was sagt. Der Humor steht für mich an erster Stelle.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.