Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

SAMSTAG, 11. JANUAR 2003 
VOLKS BLATT 
INLAND DER LETZTE SCHNAPSBRENNER NACHRICHTEN 
13 IN EIGENER SACHE SCHAAN - Haben Sic ein spezielles Hobby oder machen Sie etwas, das die Menschen in Liechtenstein interessiert. Kennen Sie jemanden, den wir wegen seiner Tätigkeit vorstellen könnten? Dann melden Sie uns dies doch telefonisch unter der Tele­ fonnummer 237 51 44 oder per E-mail unter ' der E-mail-Adresse:  khassler@volksblatt.li . Wir freuen uns über Anregungen aus der Bevölkerung. Karin Hassler, Redaktion 
Brennen, nicht trinken! Sebastian Telser aus Triesen ist der letzte Schftapsbrenner im Land IN KÜRZE Einführung in die Siebdrucktechnik SCHAAN - In diesem Kurs werden die Grundlagen der .Siebdrucktechnik vermit­ telt. Die Umsetzung eigener Ideen in ent­ sprechende Druckvorlagen werden mit ver­ schiedenen Techniken durchgeführt (Zeich­ nungen, Schnittfilme, 
Kopien, Fotos, Com­ putervorlagen). Das Übertragen der Vorla­ gen auf das Drucksicb wird mit Filmen und Direktschichten gemacht (Herstellen von Druckschablonen). Kleinere Auflagen wer­ den in Variationen gedruckt. Der Kurs 109 unter der Leitung von Jacques Lecoultre beginnt am Freitag, den i 7. Januar um 18.15 Uhr im Gemeinschaftszentrum Resch in Schaan. Anmeldung und Auskunft bei der .Erwachsenenbildung Stein-Egerta , in Schaan, Telefon 232 48 22 (oder per. E- Mail:  info@stein-egerta.li ),  (Eing.) Schnupperkurs: Sticken mit der Stickmaschine ESCHEN - Sticken mit der Stickmaschine - ein interessantes und faszinierendes Hobby - können Sie jetzt kennenlernen! Wir veran r stalten einen Schnüpperkurs für alle Interes­ sierten. An diesen drei Abenden erlernen Sie den Umgang mit den Stickmaschinen, kön­ nen selbst Muster und Motive auswählen und je nach Wunsch schöne Tischwäsche, Kleider oder Geschenksartikel'besticken. Lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf und' kreieren Sie mit unserer Hilfe einmalige Ein­ zelstücke. Sie sind vor und nach dem Kurs zu keinem Kauf verpflichtet, Stickmaschi­ nen werden Ihnen im Kurs zur Verfügung gestellt, Fäden und Zusatzmaterial ebenfalls. Dauer: 3 Abende: 27, Januar, 3. und 10. Februar, 19.30 bis 21.-30 Uhr: Ort: Nähzim- me'r der Papeterie Marxer, Eschen; Kurslei­ tung: Margina Berginz; 
Anmeldung: Es köri­ nen nur 4 Teilnehmer pro Kurs berücksich- " tigt werden, wir bitten deshalb um baldige . Anmeldung unter Tel. 373.40 25.-Nach der Anmeldung erhalten Sie eine schriftliche Kursbestätigung und genauere Infos und Hinweise. Wir freuen uns auf Sie! (Eing.) Männer tun Männern gut BALZERS - «Männer tun Männern gut». Unter diesem Motto finden unter der Lei­ tung von Dr. Hans Andreas Rapp,"Bildungs­ leiter im Haus Gutenberg, und Ewald Vogt, dipl. Erwachsenenbildner, fünf Gesprächs- abende unter Männern statt, und zwar am Montag, den 13./20. und 27. Januar sowie am 3. und 10. Februar jeweils ab 20 Uhr im Haus Gutenberg. Aus der Sichtweise der Frauen, so schreibt Thomas Meyer, seien die Männer ein schäbiges Pack. Mit einem Herzen, das ganze Landstriche verwintert, und einem Gehirn, das nur an das Eine denkt. Männer: Monster! Mechanische Monster, die so viel empfinden wie ein Sägeblatt und auch so zärtlich sind. Diese fünf Abende bijden den Gegenbeweis: Män­ ner, die auch verletzlich, einfühlsam sind und sich selbstkritisch äussern können. Die Bereitschaft, .sich mit eigenen Gedanken und Problemen einzubringen, ist erwünscht und wird erwartet. Anmeldungen und Detailinfos: Haus Gutenberg, Balzers, Tel. 00423 /388 11 33, Fax 00423 /.388 11 35 (E-Mail;  gutenberg@htnis-gutenberg.li , wwwihaus-gutenberg.li). (Eing.) 
TRIESEN - Wer zum Waschtl in den Torkel hineinkommt, staunt nicht schlecht, wie blitzblank sauber seine Brennhäfen glän­ zen; Wie er- vom Laien zum Goldmedaillengewinner gewor* den ist und was ihm seine Lei­ denschaft heute bedeutet. 'Karin Einladend steht es da - das alte Holzhaus im Oberdorf von Triesen. Es ist über 500 Jahre alt und steht unter -Denkmalschutz. In diesem Haus .wohnen. Sebastian und Maria Telser. Bekannt als «dr'Waschtl und d'Marie» vom Oberdorf: Zwei zufriedene, hart arbeitende Men­ schen, die miteinander ihren-, Lebensweg gehen und die Leiden­ schaft des Schnapsbrennen teilen. Auf dem Hausplatz "werde Ich lauthals vom Hund begrüsst. Kaum habe ich die Autotüre geöffnet - Öffnet sich die Türe des Hauses und Marie ruft heraus: «.Geht nur in die Brennerei! Der Waschtl ist bei der Arbeit. Rechts, die nächste Türe.» Schon verschwindet sie wieder in der Wärme, des Haüses. Es ist eisig kalt und gespannt gehe ich auf die Türe der Brennerei zu. Da hängt ein Schild,- wann Ware entgegen­ genommen, was gebrannt wird und wie es angeliefert werden sollte. Ein echter Südtiroler Jetzt bin ich hier an dem Ort und bei dem Menschen, von dem ich schon so viel'gehört habe. Denn der Waschtl ist vielen Menschen im Ein prüfender Blick: «Jetzt fliesst der Schnaps!» ' Land ein Begriff. Ein kerniger Süd­ tiroler, der letzte Schnapsbrenner Liechtensteins. Feucht warme Luft schlägt mir beim Betreten des Tür­ keis entgegen , und freudig werde ich vom Waschtl und seinem Schwager Albert begrüsst. Ich bin erstaunt; wie gross der Raum ist und staune auch darüber, wie die .Brennhäfen blitzen. Und ich bin froh, dass ich an eine/n so warmen Ort mit dem Waschtl reden kann. Züm Reden hat. er aber gerade keine Zeit, denn er ist dabei, Mai­ sche in den Brennhafen zu füllen. Konzentriert ist er bei der anstren­ genden Arbeit. Er schaufelt aus grossen Fässern aus dem Bündner- ' land Maische in -ein kleines Holzwägelchen, in dem ?r die Mai­ sche abwiegt. Erst dann kommt die Ware in den Ofen. Das heisst - noch einmal schaufeln. Ob das einen Grappa gebe, frage ich ihn.. «Nein, wir sind ja keine Italiener», lacht Waschtl, «das gibt einen Marc. Grappa macht man' in 
Itali­Von 
Hand, wird die Maische vom Waschtl in den neuen Brennhafen geschaufelt und dort zu Schnaps gebrannt. en» Wie konnte ich auch vergessen,. dass ein Südtiroler! kein Italiener ist...,' • ' - ; Teuflische Medizin So jetzt, den Deckel des Brenn­ hafens zumachen. Die Maische muss auf 100 Grad erhitzt werden" - dann beginnt der Brennprozess. Die Aromastoffe ut\d der Alkohol l.ösen sich aus der Maische, konr -densieren. und. beginnen, zu flies- sen. Wahnsinnig, denke ich,~jetzt fliesst.schon der Schnaps. In dem . Moment erklärt mir Waschtl: «Das ist vom anderen Brennhaferi. .Das ist erst der Vorlauf. Kein Schnaps, das kannst du nicht trinken - riech einmal.» Es riecht stark und bren­ nend - ich verstehe jetzt, warum man Vorlauf nicht trinken kann. Waschtl erklärt-mir: A<Den Vorlauf kann man höchstens als Medizin, zum -Beispiel für Arnikaschnaps, zum Einreiben bpnutzen. Früher, da haben die Menschen manchmal Schindluderei • betrieben mit dem Vorlauf. Das war nicht gut. Ich gebe ihn nicht mehr her. Es ist bes­ ser so für alle.» Brennerei in jedem Haus «Früher hat es in fast jedem Bau­ ernhaus eine Brennerei gehabt. Mein Schwiegervater hat mir. immer gesagt:" <Verkauft den Brennhafen nicht!) Damals habe ich nicht verstanden, warum..Heute ist 
mir klar, dass wir mit dem Ver­ kauf des. Brennhafens die Lizenz zum Brennen verloren hätten», erzählt mir Waschtl. Immer wieder wirft er einen prüfenden Blick auf die Messuhr des Brennhafens, und auf düs Messgerät, welches den Alkohol wert des Schnapses misst. «So, ab jetzt fliesst Schnaps», ver­ kündet Waschtl freudig und schüt­ tet den Vorlauf weg. Vor 32 Jahren, ais sein Schwicgervater gestorben ist, stellte sich die Frage," ob denn jemand Interesse hätte, das Hand­ werk weiterzuführen. «Ich habe dem Schwiegervater schon manch­ mal geholfen hier im Torkel. Aber. eigentlich habe ich keine Ahnung vom Schnapsbrennen gehabt», erzählt Waschtl. Lehrzeit Nach und nach hat Waschtl sich 
Maria und Sebastian Telser sind zufriedene Menschen. Sie teilen ihr sein Wissen angeeignet und sein 
arbeitsreiches Leben und freuen sich über.gemeinsame Erfolge. 
Sohn Marcel hat ihn'dabei unter­ stützt. Waschtl-wird nachdenklich: «Ich weiss-nicht, wie es weitergeht, ' wenn ich einnial nicht mehr bin. Ich bin jetzt 69 Jahre alt. Unser Bub, der Marcel, isr Jurist auf der Bank, der wird wohl nicht zum hauptberuflichen' Schnapsbrenner werden. Ja, vielleicht-stellt er ein­ mal jemanden an. Wer weiss. Die Brennereischuleln der-Schweiz hat er gemacht, der Marcel. Das hat uns viel geholfen, und ich habe mit den Jahren viel dazu gelernt.» Goldener Kirsch Gesamtschweizerisch hat er den . besten Kirsch. Er hat die grossen Brennereien der Schweiz geschla­ gen und ist im Herbst des vergan­ genen Jahres mit. einer Goldme­ daille ausgezeichnet worden. Als igh -jhn nach der Goldmedaille für seinen 
Kirsch frage, blüht Waschtl sichtlich aüf, er strahlt über das ganze Gesicht und ist stolz über seine .Leistung. «Es hat einfach a|les. gepasst. Ich habe schon eine riesige Freude.» Diese Leistung ist nicht zu unterschätzen, wenn man bedenkt, wie viel'Arbeit hinter einem "Fläschchen Schnaps steckt. Viel Freude und Interesse gehören dazu und auch eine Leidenschaft. «Magst, jetzt" ein Schnäpslein?», fragt mich der Waschtl. Ich kann gar nicht anders und genehmige mir eines - ausnahmsweise schon am Morgen., Der Waschtl selbst trinkt keinen: «Ich wäre-ja immer besoffen, wenn ich mit allen Leu- . " ten, die zu mir kommen, einen trin­ ken würde», lacht er. So trinke ich mit seinem Schwäger ein feines 
Schnäpslein. und. mir wird ganz warm im Bauch.. . 
-- Miteinander Der Aibeit holt dann noch seine •Schwester; die Marie, für ein Foto. «Ohne die Minie im Hintergrund wäre vieles nicht so, wie es heute ist», meint der Waschtl. Ein Famili­ enbetrieb also, bei dem jeder sei-- nen Anteil an; der Arbeit leistet. Marie hat für mich, und für den Fotografen ein Fläschchen Marc gebracht, das sie uns schenkt Wie ich mich freue! Sie lächelt beschei­ den und verschwindet wieder im Haus. Schnaps brennen tut der Waschtl für Leute aus- dem Land und aus der Umgebung. Winzer aus dem Bün'dnerland, Menschen aus der. Nachbarschaft, eigentlich fiir jeden, der gute Ware liefert. Aber mit den Jahren hat er auch gelernt, nein zu sagen: «Es kommt schon vor, dass die Leute schlechte Ware -bringen. Dann ruf-ich sie ah und erkläre ihnen, dass die Ware-nichts Gescheites ergibt; Das ist nun mal so.» 
Und wer vom-Waschtl wissen will, was einen wirklich guten Schnaps ausmacht, der bekommt eine ganz einfache und klare Ant­ wort: «Sauber, gut reif und gut ver­ goren muss die Ware sein - sonst kann auch der beste; Brenner kei­ nen guten Schnaps brennen.» Eigentlich, könnte, ich .noch stun­ denlang bei ihm .bleiben und über das Schnapsbrenrien und frühere Zeiten reden oder über seine Zeit -auf der Alp Räls in Vorarlberg, wo er manchen Sommer als Alphirt verbracht hat. Aber das wäre noch • einmal eine andere Geschichte. - V'<
	        

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