Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

SAMSTAG, 8. MÄRZ 2003 VOLKS! IIWI AMn MEIN STANDPUNKT BLATT I IIM LMIMU TAG DER KRANKEN 
15 VORTRAG Michael Köhlmeier mit Vortrag zu Gast im TaK SCHAAN - Am «Funkensonntag», dem 9. März, bietet das Theater am Kirchplatz ein Alternativprogramm. Michael Köhlmeier, der Autor, Germanist und Mythologie- Experte spricht in einer Vortragsmatinee um II Uhr unter dem Titel «Der Trojanische Krieg und sein mythologisches Umfeld» über die verwickelte Geschichte des Troja- ' nischen Krieges. Mit einem Apfel fängt alles an Es hätte so ein schönes Fest werden kön­ nen! Alles freut sich mit dem Helden Pefse- us, der die Meeresgöttin Thetis heiratet. Und damit sich alle freuen können, wurde Ens, die Göttin der Zwietracht, gar nicht erst ein­ geladen. 
Das passt Eris natürlich gar nicht, und sie schaut trotzdem vorbei. Sic hat sogar ein Geschenk mitgebracht, einen goldenen 1 Apfel. Den wirft sie auf die Festtafel und sagt, die Schönste solle ihn haben. Hera, Athene und Aphrodite sitzen günstig und greifen zu. Keine will teilen, und so beschliesst Zeus, dass ein neutraler Richter die Sache entscheiden soll. Paris, der Sohn des Königs von Troja, gilt selbst unter den Göttern als der schönste Mensch. Er wird sich also auskennen. Ausserdem ist er mit keiner der Göttinnen liiert, er wird also neut­ ral sein. Aber da macht Aphrodite ihm ein Angebot, zu dem er nicht nein sagen kann... Bereits vor zwei Jahren begeisterte Mich­ ael Köhlmeier bei einer Matinee im TaKino mit seiner sehr persönlichen Sicht auf die griechische Sagenwelt. Wie kaum ein Zwei- ! ter weiss er um die menschlichen und allzu menschlichen Schwächen der Göttinnen und Götter. Wie gefahrlich der Wunsch nach einem Apfel sein kann, mussten schon Adam und Eva erfahren. Doch wenn Götter , streiten, kommt Leid über die Menschen. Und während man im Olymp längst wieder bei Nektar und Ambrosia feiert, brennt Troja. : Der Vorverkauf hat begonnen Michael Köhlmeiers Vortrag ist eine Begleitveranstaltung zur jüngsten TaK- Eigenproduktion. «Hekabe» von Euripides 1 hat am Samstag, 22. März, um 20.09 Uhr Premiere, am Sonntag, 16. März, gibt es um i 11 Uhr eine Einführungsmatinee. Der Ein­ tritt zur Veranstaltung am 16. März ist frei. Karten für den Vortrag von Michael Köhl- L ' meier sowie die «Hekabe»-Vorstellungen im i März und April gibt es beim TaK-Vorver­ kauf in der Reberastrasse 10, Schaan, Tele- ; fon 237 59 69. Er hat montags bis freitags zwischen 10 und 12 Uhr sowie zwischen 15 s und 18 Uhr geöffnet. Ausserhalb dieser Zeit i nimmt wie gewohnt der Anrufbeantworter : Kartenwünsche an. Eine Bestellung per E- Mail ist unter  vorverkauf@tak.li ebenfalls i möglich. Die Abendkasse öffnet jeweils \ eine Stunde vor Beginn der Veranstaltung. [; (TaK) 
MEIN STANDPUNKT Nur eine Lösung Felix Näscher spricht sich für ein doppeltes Nein aus Gleich vorneweg sei es gesagt: Ich bin gegen die Fürsteninitiative und gleichermassen gegen die Friedens­ initiative. Bei der Abstimmung vom 14. und 16. März trete ich ein für ein doppeltes Nein: Nur dieses erlaubt uns Bewährtes zu erhalten und Neues je nach tatsächlichem Bedarf und gleichzeitig im Kon­ sens tatsächlich aller Kräfte behutr sam zu entwickeln. Die Entwicklung Liechtensteins vom armen Agrarstaat zum hoch­ entwickelten Industrie- und Dienst­ leistungsstandort wäre undenkbar gewesen ohne die seit. 80 Jahren bewährte Machtverteilung zwi­ schen Fürst und Volk. Ob der zukünftigen Entwicklung unseres Landes werweissend sind deshalb alle Liechtensteinerinnen und Liechtensteiner von einem zutiefst überzeugt: Die nachhaltig gedeihli­ che Entwicklung Liechtensteins ist auch weiterhin mit der Beibehal­ tung der heutigen, starken Stellung des 
Monarchen bei der Ausübung der Staatsgeschäfte am besten gewährleistet. Monarchie steht ausser Frage Wohl niemand stellt daher die Monarchie oder unser auf zwei Pfeiler ^Fürst und Volk - gebautes Staatssystem grundsätzlich in Frage. Denn gerade die in der heute gültigen Verfassung auf die liech­ tensteinischen Gegebenheiten und Gepflogenheiten hin fein austarier­ te Machtverteilung machte es für uns möglich, die mausarmen Dreissigeijahre ohne soziales Aus­ einanderbrechen durchzustehen und einen Weltkrieg mit all seinen inneren und äusseren Wirrungen weitgehend unbeschadet zu über­ stehen. Dazu haben beide, Fürst und Volk, gleichermassen das ihnen Mögliche beigetragen. Diese Machtverteilung, die . sich in schwierigsten Zeiten bewährt und das Volk vor einer inneren Spaltung 
geschützt hat, war es auch, welche es uns erlaubte, seit den Sechziger­ jahren eine beispiellose wirtschaft­ liche Entwicklung zu erfahren und gleichzeitig unser Land in die internationale Staatengemein­ schaft zu integrieren sowie in die­ ser die so lange angestrebte Sou­ veränität abzusichern. Machtverteilung hat sich bewährt Zur Abstimmung steht am Wochenende des 14, und 16. März zweifellos die Frage, ob diese sich in der ganzen Vergangenheit als segensreich erwiesene Machtvertei­ lung zwischen Fürst und Volk auf Kosten des Volkes zugunsten des Fürsten oder auf Kosten des Fürsten zugunsten des Volkes verschoben werden soll. Und was dabei für Aussenstehende gar völlig unver­ ständlich ist - diese Frage einseiti­ ger Machtverschiebung wird zur Übcrlebensfrage hochstilisiert, in welcher weder gesellschaftliche noch wirtschaftliche noch sonstige Herausforderungen, welche bei nüchterner Betrachtung als bedroh­ lich empfunden werden müssten, eine Machtverschiebung zwecks angeblich besseren Funktionierens des Staates erfordern würden: Ein Nein zur Fürsieninitiative und ein Nein zur Friedensinitiative sind daher meine Antwort auf dem Abstimmungszettel - und dieses doppelte Nein ist schliesslich mein neuerliches und eindeutiges Bekenntnis" zu der heute in Kraft stehenden Verfassung. Jede Verfassungsänderung erfordert breiten Konsens Wie Tausende vor und nach mir habe ich auf die Verfassung' von 1921 einen Eid geschworen: eine Verfassung, auf welche sich der Monarch und die" ganze Bevölke­ rung gleichermassen verpflichtet haben. Im Wissen um diese Selbst­ verpflichtung aller Liechtensteine­rinnen 
und Liechtensteiner zur Respektierung unserer geltenden Verfassung wünsche ich mir auch eine Selbstverpflichtung aller Liechtensteinerinnen und Liech­ tensteiner zu einem Miteinander in der zeltgemässen Weiterentwick­ lung unserer Verfassung von 1921. Ein Grundgesetz, welches nicht im weit Uberwiegenden gesellschaftli­ chen Konsens erarbeitet und für rechtens befunden wurde, kann keine Grundlage für ein geordnetes und gedeihliches 
Mit- und Fürein­ ander unserer Gesellschaft bilden. Beide, die Fürsteninitiative und die Friedensinitiative; entbehren die­ sen breiten gesellschaftlichen Kon­ sens. Zeit zur Besinnung, zum Sich- Wiederfinden und zur Erarbeitung eines Einvernehmens ist notwendig Was wir jetzt brauchen, ist eine gewisse Auszeit - eine Zeit näm­ lich, um uns gemeinsam darauf zu besinnen, woher wir kommen, wer wir sind, wohin uns die Entwick­ lung ohne unser Zutun treiben will, wohin dagegen wir wollen und was wir tun müssen, damit wir dörthin kommen, wo wir für uns in Zukunft unseren Platz erhoffen. Zu sehr beherrscht von der politi­ schen Tagesaktualität, zu sehr zur Eile getrieben vom selbst gemach­ ten inneren Druck und zu eng . umschlungen von Begriffen wie. Macht und Geld scheint sich mir nämlich keine langfristig tragfähi- ge Verfassungsgrundlage aufbauen zu lassen. Jedweder Opportunis­ mus einzelner Gesellschaftsgiup- pen in der Verfassungsfrage wirkt - als würgendes Korsett für Begriffe wie Einbindung aller Kräfte, Offenheirfür andere Ansichten und Vertrauen in den guten Willen des Andersdenkenden; jedweder Opportunismus verkommt zum Verrat an der eigenen Überzeugung und untergräbt die Redlichkeit sowie die geistige Schaffenskraft, 
das berechtigte Selbstverständnis, die bewusst zu lebende Eigenstän­ digkeit und. Selbstverantwortung des Volkes. Jedweder kurzfristige Opportunismus nimmt insbesonde­ re auch unserer Jugend die Chance, ihre Zukunft auf der Grundlage solcher Argumente mitzubestim­ men, deren Folgen hinsichtlich ihrer langfristigen Auswirkungen in integraler Sicht und im tatsächli­ chen 
Wettstreit um die bessere Lösung abgewogen wurden. Was wir zusätzlich brauchen, ist eine gewisse Zeitspanne, des Abflauens der Emotionen und der Ängste sowie eine Zeitspanne des gegen­ seitigen Sich-Wiederfindens und der Sammlung bewährter, unvor­ eingenommener Kräfte. Was wir jetzt aber vor allem brauchen, sind besonnene Staatsorgane, die sich auszeichnen durch ihr stetes Bemühen, in den existentiellen Fragen unseres Staates auf dem Boden unserer bewährten Verfas­ sung so lange Einvernehmen zu finden, bis die Saat reif ist für die Abstimmung über eine zukünftige, im breitesten Einvernehmen gefun­ dene und im wahrsten Sinne des Wortes gemeinsam erarbeitete Ver­ fassungsvorlage. Doppeltes Nein hlnteriässt keine Vertierer Ich trete ein für ein doppeltes Nein bei dieser Abstimmung vom 14. und 16. März, weil bei einehi Ja - sei es für die eine oder für die andere Vorlage - auf beiden Seiten zu viele Verlierer zurückbleiben: Und mit zu vielen Verlierern wird _ für die Zukunft kein Staat zu machen sein. Ein doppeltes Nein bietet dagegen die Chance, mit neuen,' nicht vom Verliererimage gezeichneten Kräften vom gleichen Startstrich aus den gemeinsam angestrebten Zielstrich harmonisch und unter Wahrung'des gegenseiti­ gen Respekts zu erreichen. Gedanken zum Tag der Kranken Von Gebhard Näscher, Bendern, alt Präsident des LSB In der Ausgelassenheit der Fas­ nacht ist vielen Menschen in Vergessenheit geraten, dass am Sonntag, den 2. März 2003, der diesjährige Tag der Kran­ ken begangen wurde. Nachdem nicht nur im Volksmund gesagt wird, dass Lachen gesund ist, soll für diese «Nachlässigkeit» niemandem ein Vorwurf gemacht werden. Die Gesundheit steht auf der Wunschliste der Menschen an oberster Stelle. Auf sie trifft beson­ ders zu, dass man erst dann richtig weiss, 
was man gehabt hat, wenn man sie nicht mehr hat. Eine uner­ wartete Krankheit, ein Gebrechen oder ein Unfall kann uns plötzlich aus dem alltäglichen Trott reissen. Damit verliert vieles, wovon wir glaubten, dass es von tragender Wichtigkeit sei, seine Bedeutung. Man sieht die Welt aus einem ande­ ren Blickwinkel. Am Tag der Kranken sind wir aufgefordert, uns die Lebenssi­ tuation von kranken oder behin­derten 
Mitmenschen bewusst werden zu lassen. Ein Besuch oder ein aufmerksames Gespräch kann diesen Menschen, welche durch ihre besondere Lage oft vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen sind, das Gefühl vermitteln, dass sie nicht verges­ sen wurden. In diesem Zusammenhang ist es vielleicht angebracht, darüber nachzudenken, was unsere ange­ strebten Reformen im Gesund­ heitswesen bewirken werden. In der Überzeugung, dass niemand freiwillig krank ist, haben wir Sicherungswerke auf solidarischer Basis aufgebaut, um die Auswir­ kungen zu mildem. Unter finanzi­ ellen Aspekten sind wird nun ver­ sucht, diese Solidarität mit den Kranken aufzugeben. Wenn wir von Selbstverantwortung reden, ist es dann wirklich so, dass wir den Kranken mitteilen wollen, dass sie an ihrer Krankheit selbst schuld sind, dass sie diese vielleicht sogar . gewollt haben? Es ist allgemein anerkannt, "dass 
Gesundheit sich nicht nur durch die Abwesenheit von Krankheit defi­ niert. Unter Gesundheit ist in ganz­ heitlicher 
Weise das körperliche, seelische und soziale Wohlbefin­ den zu verstehen. Es bedarf keiner grossen Untersuchungen um fest­ zustellen, dass persönliche Krisen­ situationen und gesellschaftliche Zustände krank machen können. Es sei in diesem Zusammenhang auf die Auswirkungen von Arbeitslo­ sigkeit oder auf die gesellschaftli­ chen Bedingungen für die Entste­ hung von Depression und Angst hingewiesen. Es würde zu weit führen, hier auf die angesprochenen Aspekte im Detail einzugehen. Eine Frage sollte aber erlaubt sein: Haben wir uns Gedanken darüber gemacht, dass die Arbeitslosig-. keit wahrscheinlich auch in unse­ rem Land, mit der üblichen zeitli­ chen Verzögerung gegenüber dem Ausland, anwachsen wird, und dass damit auch die Auswirkun­ gen auf unser Gesundheitswesen zunehmen werden? Werden wir 
der Versuchung, das Problem zu individualisieren und den einzel­ nen Menscheirals selbst verant­ wortlich zu bezeichnen, widerste­ hen können?' Auf ein gesellschaftliches Phä­ nomen sei abschliessend kurz hin­ gewiesen. Die derzeitige öffentli­ che Diskussion um die Verfas­ sungsinitiativen ist geeignet, das soziale Klima zu verschlechtern. Gegenseitige Achtung der Person, Respekt und Wertschätzung drohen in der Heftigkeit der Auseinander­ setzung verloren zu gehen. Wollen wir die Grundwerte Liechtensteins und das in den letzten 60 Jahren gemeinsam Geschaffene und Auf­ gebaute mit einem Schlag ruinie­ ren? Wie wollen die gesellschaftli­ chen Exponenten nach der Abstim- _ mung wieder zusammenarbeiten können, wenn sie sich zuvor unred­ licher Motive bezichtigt haben? Ausserdem: Wie würden sich die Prioritäten verschieben, wenn wir die Streitpunkte aus der Sicht eines kranken Menschen betrachten wür­ den?
	        

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