Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

MITTWOCH, 5. MÄRZ 2003 
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3 FASTENZEIT Fasten - nur aus religiöser Sicht sinnvoll «Fasten ist für den Körper nicht notwen­ dig», betont Bettina Graber, Dipl. Erhährungsberaterin SRK. «Wenn man sich ausgewogen und gesund ernährt und vor allem immer ausreichend viel trinkt, dann 1  braucht.es  keine Entschlackungskuren», so die Spezialistin. Wenn aus religiösen Grün­ den gefastet wird, könne es aber durchaus sinnvoll sein. Die Fachfrau rät dann aber, die Fastenkur nur unter fachlicher Anleitung durchzuführen 'und sich während des Fastens viel Ruhe zu gönnen. Zur Gewichts­ reduktion sind Fastenkuren nicht ratsam, da oftmals der berühmt berüchtigte Jo-Jo- Effekt eintritt, das heisst, dass die Kilos, die während des Fastens verschwinden, an- . schliessend unter Umständen sogar doppelt auf die Rippen schlagen. Woher kommt das Fasten? Das Fasten ist eine althergebrachte Metho­ de, die zu allen Zeiten als Vorbereitung für •religiöse" oder kultische Feste eingesetzt ^ wurde. Dadurch sollte der Alltag unterbro­ chen und eine Besinnung auf geistige Prozes­ se durch körperliche Enthaltsamkeit bewirkt " werden. Die Dauer des Fastens hängt vom religiösen Kontext ab sowie von' den Tiitig- keiten desjenigen, der fastet. Der Körper wird durch das Fasten angeregt, Giftstoffe auszu­ scheiden und eine innere Reinigung zu durchleben. Dies bewirkt ebenfalls eine ver­ änderte geistige Haltung beim Menschen, die meistens mit einem Rückzug aus dem All­ tagserleben gekoppelt ist. Besinnung und nachhaltige Veränderung sind erstrebenswer­ te Effekte des Fastens. Das Fasten als Akt des freiwilligen Verzichtes auf feste Nahrung hat sich im 
Zeitalter der Industrialisierung verla- | gert. Religiöse Gründe traten in den Hinter- l grund, die Gesundheitsförderung wurde seit- ^ her in den Vordergrund gestellt. Die Industrie ' regelte fortan den Tagesablauf des Arbeiters, damit verbunden änderte sich die Ernährung r 
und das Bewegungspensum des Menschen. • Das Nahrungsangebot und Fertigprodukte verbreiteten sich auf dem Markt, Überge- : wicht und andere zivilisationsbedingte Erkrankungen traten als Folge dauerhaft ; falscher Ernährung und Lebensweise auf. :v! Um dem Abhilfe zu verschaffen, wurde eine r 
Vielzahl von Fastenkuren ersonnen, die aüs- <; gleichend auf die veränderten Lebensbedin- ] gungen wirken ßollten. (dorn) 
«Er schlug. Und ich blieb» Wie eine Betroffene Gewalt in der Ehe erlebt hat «Ich habe immer gesagt, wenn mich einmal ein Mann schlägt, bin ich weg. Dann hat er ge­ schlagen. Und ich bin geblieben.» • Camelia Hafer Bettina W.* erinnert sich noch gut an jenes erste Mal, als ihr Mann gewalttätig wurde. «Mit einer Ohr­ feige fing es an. Wir hatten eine Meinungsverschiedenheit • und plötzlich wurde er handgreiflich. Ich versuchte, mich zu wehren, irgendwie war ich aber ganz per­ plex, denn in diesem Moment war etwas geschehen, das ich bisher immer nur von anderen gehört hatte.» Die Folgen überraschten sie nicht: «Wie in vielen Fällen ent­ schuldigte sich auch mein Mann und versicherte mir, dass dies nie wieder vorkommen würde. Er sagte mir auch immer wieder, wie sehr er mich liebe und dass er ohne mich nicht leben könne.» Reden als Therapie Das war an einem Abend, kurz vorder Schlafenszeit. «Mein Mann legte sich danach hin. Ich blieb die ganze Nacht wach, konnte kein Auge zu, tun und fragte mich immer wieder, wie es weitergehen sollte.» Bettina W. erzählt mit ruhi­ ger Stimme. Manchmal macht sie eine ganz kurze Pause, «aber irgendwie tut es gut, darüber zu reden, denn die Geschichte gehört zu mir und zu meinem Leben». Einige Wochen hatte Bettina W. gebraucht, um .eine Antwort auf ihre Fragen zu finden und «dann war plötzlich klar, dass wir einen Schlussstrich ziehen mussten. Neben der Gewalt hatte mein Mann nämlich auch Drogen- und Geld­ probleme. Eine ganze Nacht lang haben wir dann zusammen geredet und er 
willigte schliesslich zu einer Trennung ein.» Einen Augenblick schweigt Bettina W., dann sagt sie: «Darauf 
folgte der schlimmste Moment meines Lebens. Ein paar Tage später kam er nämlich ins Haus zurück. Er schlug mich am 
Gewalt In der Partnerschaft kann sich In verschiedenen Formen zeigen. ganzen Körper, drohte mir immer wieder, meine Eltern umzubringen und mich im Haus einzusperren, so, dass ich das Tageslicht nie mehr sehen würde. Ich weiss nicht mehr genau, wie ich es schaffte, das Haus zu verlassen» aber irgend­ wann war ich beim Arzt und dieser alarmierte die Polizei.» Frauenhaus als Hilfe Bettina W. ging nicht mehr zu­ rück nach Hause, die nächsten Wo­ chen verbrachte sie im Frauenhaus. «Anfangs 
hatte ich zwar ständig Angst, dass mein Mann wieder auftauchen könnte. Mit der Zeit fasste ich abef Vertrauen zu den Frauen, die im Frauenhaus arbeite­ ten und zu einer Frau, die ebenfalls mit einem Kind dort war.» Der An­ fang war nicht einfach- und «ich fühlte mich wirklich total allein, denn meine Eltern waren zu jener Zeit für eine längere Zeit verreist 
und zu meinem Umfeld wollte ich den Kontakt nicht gleich aufneh­ men, weil ich mich vor meinem Mann fürchtete. Zum Glück stand mein Arbeitgeber voll hinter mir und gab mir damit eine Stütze.» Immer wieder unterstreicht Bettina W. die Schlüsselrolle, die das Frau­ enhaus in ihrer Situation spielte. . «Das Frauenhaus war für mich der Ort, wo ich Zeit hatte, mich mit mir und meinem Leben auseinander zu setzen. Dort wurde mir bewusst, dass auch ich Fehler gemacht hatte in der Partnerschaft und da$s ich daraus lernen musste, denn schliesslich ging es nicht nur um mich K 
sondern auch um unser Kind.» Bettina W. zog anschlies­ send zu ihren Eltern. «Sie unter­ stützten mich, wo sie konnten und würden auch heute noch alles für mich tun. Für mich war aber wich­ tig, möglichst schnell wieder auf eigenen Beinen stehen zu können.» 
Zukunft als Halt Bettina W. zog in eine andere Stadt, suchte sich eine neue Woh­ nung und einen neuen Job, «aber vergessen hab ich nicht, was mein Mann getan hat, denn er hat mir meinen Kindheitstraum von einer intakten Familie zerstört. • Dieser Traum ist erloschen und das schmerzt noch viel mehr als Schlä­ ge.» Bettina' W. sagt aber auch: «Mein Kind ist das Wichtigste in meinem Leben Und seit sich mein Marin dank einer-Therapie total verändert hat, haben wir wieder­ Kontakt, denn ich möchte meinem Kind den Vater nicht vorenthalten. In meinem Umfeld wird das zwar nicht von allen verstanden, aber für mich ist • wichtigj vorwärts zu gehen, nicht stehen zu bleiben und positiv zu denken. Auch in diesem Fall.» * Name der.Redaktion bekannt ANZEIGE
	        

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