Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

DIENSTAG, 4. MÄRZ 2003 VOLKS I C| IQEßin 
  UNSERE LESER,NNE N IQ BLATT I C Vi 
nCU IL/ UND LESER MEINEN 
I LESERMEINUNG Geschmacklos Meinungsfreiheit ist und sollte immer das oberste Gebot jeder Demokratie sein. Was sich aber das FLinfo in seiner letzten Aus­ gabe erlaubt hat, geht weit unter die Gürtel­ linie 
des Anstandes, den wir gegenüber Andersdenkenden haben sollten. Sind das also diese Menschen, die mehr Demokratie verlangen und nicht im Stande sind, die vor­ handene zu interpretieren und zu respektie­ ren"? Ist das die politische Gruppierung, die die Gegenwart und die Zunkunft dieses Lan­ des mitgestalten soll? Liechtenstein, quo vadis? Das Volk soll entscheiden. Antonio Rossettini, Im Riet 31, Triesen 
LESERMEINUNGEN Verfassungshumor Gespräch mit dem Besuch aus dem Aus­ land: «Ja - stimmt ihr wirklich Uber die Fürs­ tenfamilie ab, so wie die Parolen landauf, landablauten?» «Nein - über eine Verfassung,, die statt in die Zukunft in die Vergangenheit weist.» «Allwäg?!» «Kwössoü» . Gerda B Icker, Lqwenastrasse 63, Triesen In Sachen Verfassung Auf die verwerflichen und beschämenden Äusserungen gegenüber dem Staatsober­ haupt von Liechtenstein, die seit vielen Jah­ ren von gewissen Kreisen in der FL-Presse erscheinen, kann es nur eine Antwort geben: «Hen vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun» und wie sie dem Land schon geschadet haben. Es ist bezeichnend für den Zeitgeist, dass das Wort «Frieden» schänd­ lich missbraucht wird. Mögen Klugheit und Weitsicht der Bevölkerung des Fürstentums siegen! Walter H. Ackermann, Winnenden Diskussion um die kommende Abstimmung Von Ferne hör' ich Heimatglocken läuten, wie weh, wie weh mir war um's Herz! Wie mich der Leserbrief im Gedenken an unsere hochverehrte Fürstin Gina von Frau Maria Maier aus Nendeln im Volksblatt vom 6. Februar gefreut hat, ich kann nur sagen, Gott sei Dank! Ich bete zum heiligen Bruder Nikolaus von Flühe, er möge seine schüt­ zende Hand über meine Heimat halten! Unser Fürstentum soll immer ein Fürsten­ tum bleiben! Für mich und alle Liechten­ steiner gilt: Wo frei die Gemse springt, kühn sich der Adler schwingt, der Senn das Ave singt der Heimat zu! Hoch lebt der Fürst vom Land! Hoch unser Vaterland! Durch Bruderliebe Band vereint und frei! Eine heimattreue Auslands-Liechtenstei- nerin von der Dreilüriderecke Österreich- Ungarn-Slowenien. Ida Horak-Beck, St. Martin/Raab Richtigstellung: Äusserung von Maximilian Reimann in der NZZ Der am vergangenen Freitag in den Landes­ zeitungen veröffentlichte Leserbrief des «Komitees für Fürst und Volk» nimmt Bezug auf 
Aussagen von Maximilian Rei­ mann, Nalionalrat und Europaratsdelegier­ ter, in der NZZ. Herr Reimann macht dort die Aussage, «däss alle vier liechtensteini­ schen Europaratsvertreter der Gruppe der Europäischen Volksparteien angehören und fraktionsintern massgeblich für den Antrag geworben hatten, das Traktandum bis nach dem 16. März zu verschieben». Die beiden Unterzeichneten legen Wert darauf, richtig zu stellen, dass sie die Meinungsbildung von Europaratsdelegierten in keiner Weise beeinflusst haben. Roland Büchel, Im Besch 26, Schaan, Ale­ xander Marxer, Heiligwies 403, Schaanwald 
Dankbarkeit schadet nicht Ehe ihr nun zur Urne schreitet, überlegt noch einmal mit kühlem Kopf und ohne Emotionen, was in vergangenen Zeiten vom Fürsten- hause kam, wie oft im letzten Jahr­ hundert die Schatulle für Land und Gemeinden 
sich geöffnet hat. Dankbarkeit schadet nicht. In der Hochkonjunktur wurden Ideen geboren, die sich schliesslich selbständig gemacht und uns nun in den Fängen haben. Nicht wir haben jetzt die Ideen, die Ideen haben uns und treiben ihr Unwe­ sen. Die emotfonsgeladenen Angriffe werden immer härter und verlieren Anstand und Menschlich­ keit. Hatte ich mich anfänglich die­ sen Ideen geöffnet, so schloss sich die Türe immer mehr, je mehr ich mich mit der Zeitungslektüre und den Vorgängen beschäftigte. Der Eindruck wurde immer stärker, dass nicht mehr das Wohl des Lan- , des und des Volkes im Vordergrund stehen, sondern Eigeninteressen und Parteiengeplänkel. Doch so kann das Land keine Ruhe finden und die brauchen wir dringend, um den auf uns zukommenden Lebens­ bedingungen standhalten zu kön­ nen. Deshalb, bewahrt kühlen Kopf. Herta Batliner, Vaduz Gemeinschaftshaus Seit über achtzig Jahren steh ich da, gab immer Schutz, wenn von aussen drohte Gefahr. Im Innern weit vertrauensvolle Zimmer, die fast jedes Herz begehrt. Unruh brachten Bewohner in das Haus, gaben sich doch verschiede­ ne Regierungsmitglieder unfreiwil­ lig die Klinke in die Hand. Statt die erhoffte Ruhe kehrte Hektik ein und grosses Schwärmen nach aus­ sen begann. Die Zeit ist gut, den längst vor­ bereiteten Innenumbau einzuleiten. Stand auch stramm dahinter die Regierungseinheitstruppe, nicht zu vergessen auch die einfarbige Bau­ kommissionstruppe. Der Ausbau ist nach starren Raster mit Material aus Stahlbeton und Pflaster. Man will für alle Fälle gewappnet sein, nichts soll in Zukunft ungeregelt sein. Das Werk der Menschenviel­ falt ist nicht mehr gefragt, wem es nicht passt: der geh! Miteinander- verstehen - 
fühlen: ein alter Zopf? Nur noch Manager/Chefdenken ist angesagt. Das Kriegsbeil der Friedensan-, hänger wird erneut respektlos aus­ gegraben. 
Schonungslos wird dreingeschlagen, wahrlich wird zu Grabe getragen, «ohne Fürst sind wir nichts!». Die eigene Wertschät­ zung begraben, oder hat man sich überschätzt und handelt im Kurz­ schlusseffekt. Aus dem Nichts ent­ stehen Werke, hier"ist Hass, hier ist Wut. Nimm dir Zeit, dich ehrlich zu achten, dann wirst du aus der Verfassungsdiskussion auch etwas Positives erhaschen. Der Pendel schlägt zur Gegensei­ te aus. Der Pendelruhepunkt bestimmt vorerst das Volk. Über die inneren Beweggründe der Bewohner, danke sei Gott, können wir noch nicht verfügen. Ein zu schaffendes abwechseln­ des Volksgremium, das die auslö­ senden Streitereien der «Oligar­ chiehandlungen» erfasst, und unzensiert dem Volke Zugang schafft, wäre begrüssenswert für 
die Verbreitung einer sanften Ver­ fassungsreform. Ich mein es ernst, es ist kein Bür­ gerstreich, das wärs aus meiner Liechtensteiner Sicht, für Fürst, Volk und Vaterland ein echt dualer Kompromiss. Elmar Bürzle, Heraweg 29, Balzers Fürstenbild Lieber Stefan Sprenger Es wäre zu schön, wenn das «Fürstenbild», das Sie im FL-Info beschrieben haben, nur einem bösen Märchen entstammte. Leider ist dem nicht so, somit kann ich nur hoffen, dass bis zum Abstim-' mungswochenende noch viele Leute aus ihrem Dornröschen­ schlaf erwachen werden. Ein herz­ liches 
«Vergelt's Gott» für Ihren Beitrag, der mir aus der Seele gesprochen hat. Maria v. Steijn-Bicker, Lowal 42,Balzers Das Theater ums EKZ «Möliholz» Teil 1: Vom guten Glauben oder 1000 Unterschriften In 10 Tagen Es waren einmal zwei Söhne einer einflussreichen Schaaner FarHilie, die wollten dem Land etwas Gutes tun, ihm Steuern einbringen. Sie wollten uns Bürger vor umweltbe­ lastenden Fahrten ins Ausland bewahren, uns das fehlende Liech­ tensteiner Kaufhaus schenken, damit das Geld endlich im Land bleibt.. Da ihr Grundstück nur "wenig Platz bot,' dachten sie sich einen Plan.mit Näherbaurecht bei den Verwandten und einer Umzo- nierung aus. Die Verwandten wehr­ ten sich, nur die Gemeinde gab wil­ lig nach. Das Ganze versteckten sie hinter dem neuen Namen «Möliholz» anstelle des gebräuch­ lichen «Mühleholz». Es sollte schliesslich eine Überraschung werden. Nach der erfolgreichen Umzo- nierung erscheint die Heldin unse­ rer Geschichte auf dem bereits wacker umkämpften Schauplatz. Der Geist des MUhleholz hatte sie beauftragt, ihre Heimat zu verteidi­ gen. Sie war ebenso ahnungslos in politischen Fragen wie sie blindes Vertrauen in die Gemeinderäte besass. Diese blauäugig-naive Frau begann 
spontan Unterschriften zu sammeln, um den Gemeinderat auf die Meinung des Volkes aufmerk­ sam zu machen - wofür dieser eigentlich dankbar sein sollte, ist er doch da, den Willen des Volkes umzusetzen. Und tatsächlich, bei der Übergabe der Petition ver­ sprach der lächelnde Bürgermeister, keine weiteren Schritte bis zur Klärung der verschiedenen Punkte zu unternehmen. Erleichtert ver- liess unsere Heldin die Szene, fest im Glauben, dass sie ernst genom­ men wurde. Das Versprechen des Bürgermeisters hielt keine zwei Stunden. Auf seinen Antrag lehnte noch in derselben Sitzung der Gemeinderat zwei Einsprachen von Besitzern benachbarter Grund­ stücke ab. Doch davon erfuhr unse­ re blaüäugige Heldin nichts, denn dieser Entscheid wurde nicht ver­ öffentlicht. Stattdessen sandte ihn der Bürgermeister den. Nachbarn als persönliches Weihnachtsge­ schenk am 23-, Dezember zu. Diese mussten daraufhin eigens aus den Ferien nafch Hause reisen, um noch die zweiwöchige Einsprachefrist 
bei der Regierung zu nutzen. Dass die Nasen beim Lügen nicht wachsen,- wissen wir inzwi­ schen. Aber wie sollen wir unsere Kinder zur Ehrlichkeit erziehen und für ihr Ltiben wappnen, wenn unsere .Volksvertreter derart lügen, ohne mit der Wimper zu zucken? Lassen wir sie noch freundlich lächeln und schreiten zur nächsten Szene, dem «Mühleholzgipfel». Helena Becker, Schaanerstr. 70, Vaduz Oer Staat als eine Fami­ lie mit anderen Mitteln? Landauf, landab Plakatwände mit einem «Ja zur Fürstenfamilie». Steht nach der räum- eine Familien- planerische Abstimmung ins Haus? Die Macht des Fürstenhauses soll sich plebiszitär vermehren! Ist der Staat eine Familienstiftung? Soll suggeriert werden, dass wir eine Familie zur Staatsform haben? Wem wie der Fürsteninitiative die Argumente fehlen, stellt als Alibi die Vertrauensfrage und reitet seine Kampagne familienfreund- lichr Tränendrüsen-Inserate und eine patriotische Mobilmachung hysterisieren das Land. . Ist es gelungen, die 
Verfassungsfrage auf die Frage der 
Wohnsitzes des Fürs­ ten zu reduzieren? Wollen, wir wirklich eine Küschel- und Kuscher-Monarchie zum Preis von Generalvollmachten für einen Ein­ zelnen? Ein Ja für den Verfassungsfrie­ den setzt die nötige Korrektur! > Hansjörg Quaderer, . Reberastrasse 27, Schaan Keine Experimente mit dem Fürstentum Diesen Aufruf richteten einige Politiker in einem Inserat an die Bevölkerung und lehnen beide Ver­ fassungsinitiativen ab. Aber sind nicht gerade der Vor­ schlag zweimal Nein sowie die so genannte Friedensinitiative sehr gefährliche Experimente, nämlich ein Liechtenstein ohne Fürstenfa­ milie? Die Folgen für unser Land könnten katastrophal sein, und die grosse Mehrheit der liechtensteini­ schen Bevölkerung kann sich Liechtenstein ohne Fürstenfamilie nicht vorstellen. Liechtenstein braucht auch, in Zukunft Stabilität und Kontinuität, und dazu kann und wird unsere Fürstenfamilie einen ganz ent­ scheidenden Beitrag leisten. Sagen" wir Ja zum Verfassüngs- vorschlag unseres Landesfürsten und Erbprinzen und Nein zur so genannten Friedensinitiative. Unsere Kinder werden es uns ver­ danken. David Vogt Rheinstrasse 54, Balzers 
gar nicht fordern und gar nicht wol­ len? Das «Warum?» würde mich und sicher auch viele andere interessie­ ren. 
In Gesprächen mit anderen gab es Uber das «warum» nur Mutmas­ sungen. Die einen sagen, der Fürst hätte unsere Landtagsabgeordneten *• immer schön als «Schulbuben» angesehen und gelegentlich auch so behandelt. Er halte nicht viel von unserem heutigen System mit Landtag und Regierung. Fürst Hans Adam II möchte lieber eine fürstliche Verwaltung einsetzen, . die in Management-Manier schneller und effizienter arbeite als. Landtag und Regierung. Wieder andere meinen, der Ffürst wolle ganz einfach zurück ins Mit­ telalter, 
um in Zukunft unter dem Deckmantel der Monarchie dikta­ torisch regieren, und einfach alles im Alleingang entscheiden zu kön­ nen. Oder hat der Fürst vielleicht das Vertrauen in unsere liechtensteinU sehe Gesellschaft verloren? Spielt das von ihm auch schon verwende­ te Wort «Oligarchie» eine Rolle? ^ Ist es das von Dr, Spitzer formu­ lierte «fehlende Unrechtsbewusst- sein» der liechtensteinsichen " Gesellschaft?Oder beides? Wenn- nach Annahme der Fürs- teninitiative ein Grossteil der Eand- tagsabgeordneten zurücktreten würde, weil er nicht auf diese Ver­ fassung geschworen hat, das ist eine andere zusätzlich gehörte These, dann könne das dem Fürst ja nur recht sein. Dann habe er sein Ziel frühzeitig erreicht. Es käme umgehend zu Neuwahlen. Zur Ver­ fügung stellen Hessen sich dann ja nur noch solche, die die neue Ver­ fassung unter einem allmächtigen .Fürsten akzeptieren. - Es gibt diese und noch einige andere Mutmassungen. Wer ist schuld an diesen unseligen «Spe­ kulationen» und am heutigen Klima? Der Fürst ist bisher leider in all den Interviews, bei Veranstal­ tungen und selbst in den Abstim­ mungsunterlagen nicht auf diese zentrale Frage eingegangen. Was anderes kann man also tun als spe­ kulieren? Ich hoffe, dass der Fürst die letz­ te Gelegenheit bei der TV-Übertra- gung am Landeskanal nützt und auf verständliche Art sagt, warum- er diese Forderungen stellt. Ich habe in den letzten Monaten mit vielen über dieses «Warum» philo­ sophiert. Es blieben' aber alles nur Mutmassungen. 
Nun ist es an der Zeit, Duchlaucht, "dass Sie uns diese eine Frage beantworten. - «Warum?». Klaus Schädler, Hag 545, Triesenbetg Verfassung: Warum? Warum gibt sich Fürst Hans Adam II in seinem Verfassungsvorschlag «Fürsteninitiative» selbst so viel mehr Macht als bisher? - Warum will er beispielsweise die Regie­ rung ohne Angabe von Gründen entlassen, Gesetze sanktionieren oder nicht sanktionieren und Rich­ ter vorschlagen, ernennen oder ablehnen können?- Warum möchte er den «demokratischen Teil» unserer Verfassung streichen und uns nur Rechte zugestehen, die wir 
Stammtischspruch oder eine kernige Wahrheit «Dahäm bin i der Chefwenn d'Frau ned uma ischt.» Diesen Stammtischspruch haben, wir so verinnerlicht, dass es uns auch staatspolitisch recht ist Wir haben das Sagen - solange der FUrst uns lässl Ein Dank gebührt S.D. Hans Adam von Liechtenstein. Durch seine Initiative ist mir unsere Staatsform bewusst geworden. - Kann er den Verlauf der Geschich­ te anhalten? Wenn ja - für wie lange? «Vörschi oder hinderschi - es liit an üs.» Hansjörg Hilti, Schaan
	        

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