Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

SAMSTAG, 1. MÄRZ 2003 VOLKS I 
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Tl ID KULTUR MACHT BLATT 
I IVU L I Uli KULTURELLE VERANSTALTUNGEN 
27 f. 
KULTURTIPPS Gerolf Hauser Kulturjoufnalist Das Muschelessen BUCHS - Was geschieht, wenn das Erwar­ tete für einmal ausbleibt, die vertraute Ord­ nung einen Riss bekommt?'Die Muscheln sind gekocht, der Familientisch festlich gedeckt, der Wein steht bereit. Die Mutter und die beiden Kinder erwarten derf Vater, heute soll seine Beförderung gefeiert wer­ den. Aber er kommt nicht. Ruft nicht einmal an. Sie warten und aus ihrer Ratlosigkeit und Enttäuschung entsteht ein Gespräch, wie es bisher nie möglich war, und während die Zeit verrinnt und die Muscheln kalt wer­ den, wachsen Wut ynd Trotz, Mutter und Kinder entdecken dabei den Abgrund von Abhängigkeit, Anpassungszwang, Druck und Gewalt hinter der Familienidylle, ver­ ordnet und aufgezwungen vom Vater, der aufsteigen wollte und dazu eine heile Fami­ lie brauchte. «Das Muschelessen» ist ein Theaterprojekt nach der Erzählung von Bir­ git Vanderbeke und wird am Freitag, 7. März um 20 Uhr im Fabriggli in Buchs gezeigt (mit Serena Wey und Thomas Vock). Soulige Mischung ESCHEN - Mal wieder überrascht die Tan­ gente in Eschen mit einer ausserordentli­ chen Jazzformation. Am Freitag, 7. März spielt ab 20.15 Uhr das Vincent Herring Quartet mit Vincent Herring, Altsaxophon, Renato Chicco, Klavier, Essiet Essiet, Bass, und Joris Dudlii Schlagzeug. Der Band­ sound definiert sich in einer teils funky- swingend, kräftig, boppend, doch immer extrem souligen Mischung des heutigen Jazz. Vincent Herring, einer der massgeben­ den Altsaxophonisten, überzeugt mit unbe­ dingtem Bekenntnis zu schwarzer Musik, basierend auf der Tradition der Moderne. Bassist Essiet Essiet war jahrelanges Mit­ glied bei Art Blakey's Jazzmessengers. Renato Chicco spielte zwei Jahre lang mit dem legendären Lionel Hampton. Joris Dudli zeichnet sich durch seine jahrelange Erfahrung mit dem Vienna Art Orchestra, dem Art Farmer Quintet und dem Joe Zawi- nul Syndicate aus. 
Genussreicher Theaterabend Uli Plessman über die griechische Tragödie «Hekabe» SCHAAN - Das TaK zeigt in einer Inszenierung von Georg Roote- rlng eine zweite griechische Tragödie von Euripides: «Heka­ be» (Premiere: 22.3.) - ein Stück Uber männliche Gewalt und den seltenen Versuch weib­ licher Gegengewalt. Mit den Einblicken In die Seelenkräfte des menschlichen Daseins stellt Euripides menschliche und göttliche Willenskraft gegenüber. Uli Plessmahn spielt in «Hekabe» den Polymestor. 
m - ifSJ* > CeroH Hauur Volksblatt: Was reizt dich an Euripides? Uli Plessmann: «Hekabe» ist ein zeitloses Stück, weil es die Bezie­ hungen der Menschen untereinan­ der aufzeigt. Damit wirft er auch Schlaglichter auf Vorgänge der letzten Jahre. Wir wollen den 11. September nicht überstrapazieren, der ja nur etwas deutlich machte, was schon immer da war, gleich­ gültig, ob das terroristische Verei­ nigungen aus dem Osten waren oder aus dem Westen, die damit die Weltordnung neu zusammenwür­ feln woljen. Wie auch immer, es ist eine menschenverachtende Situati­ on, und das haben wir auch bei den Dramen von Euripides. Dazu gehört auch meine Rolle, Polymes­ tor, 
der den Sohn von Hekabe umbringt aus niedrigen Beweg­ gründen, um an das Gold der Trojer zu kommen. Die Aktualität zeigt sich mit jeder Textzeile. Ich muss, um meine Rolle zu entwickeln, nie weit schauen, die Assoziationshil­ fen liegen ganz nah. Nicht nur im grossen Weltgeschehen. Den Typ des Polymestors habe ich in meinem Bekanntenkreis - und in mir selbst. Hast du die griechische Mytholo---$3 
* f Uli Plessmann: «Hekabe» ist ein zeitloses Stück. £ie begriffen? Ich gebe zu, dass ich mich damit beschäftigt habe. Es ist aber ein so vielfältiges Gebiet, dass es schwer­ lich in seinem ganzen Umfang zu begreifen ist. Das ist aber nicht tra­ gisch, denn wir machen mit «Heka­ be» kein Seminar zur griechischen Mythologie, sondern, auch wenn wir ganz hart und nah an Euripides bleiben, einen genussreichen, fleischlichen Theaterabend, der auch ein ästhetischer Qenuss sein soll. Du bist auch Musiker - kommt die Musik jetzt zu kurz? Ich habe' meine Konzerte, in denen ich singe, zuletzt Brahms Requiem in Hamburg, im Septem­ ber werde ich beim Hamburger Musikfest einen Bprnd Alois Zim­ mermann realisieren. Aber wir haben auch «Hekabe» als eine Par­ titur zu begreifen. Jeder Satz ist in eiher musikalischen Form, die Sprache ist Musik, hat Rhythmus. Daran hat Wolfgang Heyder sehr bewusst gearbeitet. Es ist für mich 
eine glücksvolle Zusammenstel- Jung von Inhalt und Übersetzung, Und eine glücksvolle Zusammen­ stellung des Ensembles. Georg Rootering hat da eine sehr gute . Hand. Wir verstehen uns ausge­ zeichnet miteinander. Ich möchte mit Rootering so schnell wie mög­ lich ein weiteres Stück machen, da die Arbeit mit ihm sehr fruchtbar ist. Stets führen wir verschiedene Haltungen, Gedanken, Fantasien gut zusammen. Aber es kommt noch mehr dazu: Die Techniker des. TaKs sind einfach grossartig, was ihre Arbeit angeht sowieso, darüber hinaus aber sind alle inzwischen meine Freunde geworden. Und Roofering bemüht sich um vieles. Seit letzten April habe ich am Ber­ liner Ensemble . bei Peymann gespielt, und er hatte mich für die nächste Produktion angefragt. Die musste ich absagen, weil ich sehr gerne hier für «Hekabe» zugesagt hatte. Dann telefonierte Peymann mit Rootering, und die zwei haben sich so arrangiert, dass ich jetzt bei­ des machen kann. KULTURKALENDER Theater 
SAMSTAG, 1. 3. 
Müllerin Uno Zürich, Schauspielhaus, Pfauen, 20 Uhr: , Was ihr wollt Murif c Bregenz, Kornmarkt, 20 Uhr: Donizettis «Don Pasquale» Zürich, Oper, 19.30 Uhn Strauss «Ariadnc aufNaxos» St. Gallen, Theater, 19.30 Uhr: Nabucco Kin o  . Schaan, TaKino, 20 Uhr. Open Hearts; 22 Uhr: Spirited Away SONNTAG, 2.3. Theate r St. Gallen, Theater, 20 Uhr: Der Besuch einer alten Dame Tarnt Zürich, Oper, 19 Uhr: «josephslegende» und «Igor», Ballet von Heinz Spoerli Kin o Schaan, TaKino, 20 Uhr: Le cheval de vent; 20 Uhr: Open Hearts MONTAG, 3.3. Theate r Zürich, Schauspielhaus, Pfauen, 20 Uhr: Richard III.; Schiffbau, 19 Uhr: Die schöne 
Schaan, TaKino, 20 Uhr: Open Hearts DIENSTAG, 4.3. Tan z Zürich, Oper, 20 Uhr; Zürcher Ballett: Nocturnes - < Kin o Schaan, TaKino, 20 Uhr: Le cheval de vent MITTWOCH, 5. 3. Musi k  : Bregenz, Kornmarkt. 20 Uhr: Donizettis «Don Pasquale» . Kin o Schaan, TaKino, 20 Uhr: The Virgin Suici- des 
Theater 
FREITAG, 7.3. Theater 
DONNERSTAG, 6.3. Zürich, Schauspiel, Pfauen, 19 Uhr: Trauer rouss-Elektra tragen; Schiffbau, 19 Uhr, Die schöne Müllerin Musi k Zürich, Oper, 19.30 Uhr: Verdis «Un Ballo. in Maschera» Kin o Schaan, TaKino. 20 Uhr Girlflight 
Buchs, Fabriggli, 20 Ubr: «Das Muscheles­ sen», ein Theaterprojekt SL 
Gallen, Theater, 20 Uhr: Dantons Tod Zürich« Schauspiel, Pfauen, 19 Uhr: Trauer muss Elöktra tragen; Schiffbau, 19 Uhn Lina Böglis Reise " Musi k _j Eschen, Tangente, 20.15 Uhr: Jazz mitdem Vincent Herring Quartet Buchs, Fabriggli, 20 Uhr; Crossover World Music Lustenau, Jazzhuus, 21 Uhr: Peter Bockius Quintett Feldkirch, Konservatorium, .20 Uhr:" Ensemble «conSequenza» Rankweil, Altes Kino, 20 Uhr «Schaffa & Biitta supp. Alldra», Mundartsongs • Bregenz, Kommarkt, "20 Uhr: Donizettis «Don Pasquale» Zürich, Oper, 19.30 Uhr. Verdis «ßon Carlo» Chur, Werkstatt, Untere Gasse, 22 Uhr funky, groovy, spaey Kin o  • '• Schaan, Takino, 20 Uhr. Boys Don't Cry' k 22 Uhr: Dolores Claibom 
KUNST Nosce te ipsum WINTERTHUR - Die Galerie Labüsch in Winterthur zeigt üntejr dem Titel «nosce te ipsum» ab Freitag, 7. 3., 19.30 Uhf Arbeiten von Patrick Kaufmann. Der in Balzers aufgewachsene Künstler studiert in Basel an der Freien Kunstakademie. Kauf­ mann weiss, dass er keine «Schönwetterbilder» malt. «Ein Bild erreicht. seine Vollendung mit dem letzten Pinselstrich dann, wenn es mir zu. verstehen gibt, dass es vollendet ist» Textile Objekte ESCHEN - Unter dem Titel «Unter dem Regenbogen» zeigt Uschi Stoff in der Tangente in Eschen textile Objekte (Vemis- sage: Donnerstag, 6. März, 19 Uhr). Stoff studierte Soziojögie und Wirtschaftswissenschaffen und lernte daneben autodidak­ tisch Zeichnen, Malen und Weben. Nach dem Umzug nach Paris (1974-1981) erfolgten Auftragsarbeiten für Webobjek­ te 
und textile; Skulpturen. Seit 1983 lebt Uschi Stoff in Liech­ tenstein. AKTUELL Eschen, Tangente, Donnerstag, 6. 3., 19 Uhr: Vemissage Uschi Stoff, textile Objekte «Unter dem Regenbogen» Vaduz, Kunstmuseum-, 18 Uhr: Öffentliche Führung mit Friede­ mann Malsch: Jochen Gerz «Verkehrte Zeit» Dornbirn, Kunstverein, Don­ nerstag, 6.3., 19.30 Uhr: Vernis- sage: Margit Nosko Winterthur, Freitag, 7. 3., 19.30 Uhr Vemissage Patrick Kaufmann AUSSTELLUNGEN Vaduz, Kunstmuseum: Jochen Gerz: Verkehrte Zeit Vaduz, Kunstraum Engländer­ bau: Epistro'fos, Tapisserien von Artemis Vaduz, Schichtwechsel, Land­ strasse 73: Ausstellung der «Subversiven Enten» Bregenz, Kunsthaus: Wäfe UFO von Mariko Mori Feldkirch, Palais Liechtenstein: Der ephemere Körper Chur, Bündner Kunstmuseum: Leonhard Meisser
	        

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