Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

\ DONNERSTAG, 20. FEBRUAR 2003 VOLKS BLATT 
IAII A IVin VORTRAG IM LITEI I N LA IM U MÜTTERZENTRUM 
ERATURHAUS RAPUNZEL 
10 RAPUNZEL Friseurtermin im Mütterzentrum SCHAAN - Einmat im Monat kommt Anna ins Mütterzentrum Rapunzel und schneidet den Kindern die Haare. Das tolle daran ist, dass die Kinder in einer vertrauten Umgebung sind und dann gleich weiterspie­ len können. Qer nächste Friseurtermin ist am Dienstag, 18. März. Weitere Angebote finden Sie auch auf der Homepage des Müt­ terzentrums Rapunzel unter www.muetter- zentrum.li. (Eing.) 
Die Sprache der Verfassung «Zur Sprache der Verfassung» Vortrag von Jürgen Schremser im Uteraturliaus VADUZ - Schremser wird die Verfassung weniger als Rechts- konstnikt Im Blick haben, son­ dern als Reizworti^mmlung, Identitätssprachspiel, als Medi­ um politischer Definitionsmacht und-öhnmacht Aber-auch ä|s Beispielfall der Mobilisierung von Konsens und der Denunziation und/oder Integ­ ration von Dissens in grundsätzli­ chen Fragert des Zusammenle­ bens. - • Die latenten und manifesten, Liechtenstein-Entwürfe, die beim Publikum abrufbaren und vorver­ ständigten Formeln eines liechten­ steinischen «Wir»'sind' über die,, thematischen Medien der Erz­ bistumserrichtung, des Finanzplat­ zes, der Weltkriegsvergangenheit und jetzt eben der Verfassüng viru­ lent geworden. Virulent im Sinn eines erheblichen Eifers, den Staat und seine Gesellschaft auf den Punkt zu bringen, virulent auch hinsichtlich der.Angst, dabei zii. scheitern, sich in den bisherigen Liechtenstein-Formeln nicht mehr wiederzuerkennen, ohne dass sich neue, sozialintegrative Sprachspie- • le bereits abzeichneten. Denn: Wie immer auch diese Etappe der Aus­ einandersetzung um einen neuen Contrat' Social, einen Machtaus­ gleich innerhalb Liechtensteins als Abstimmungsvorlage entschieden 
Jürgen Schremser spricht heute Abend zum Thema «Die Sprache der Verfassung» im Literaturhaus in Vaduz. wird, erstmals rückt verfassungsge­ schichtlich (Art. 113 neu) und in der jüngeren Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg der Dissens, der angedrohte und mögliche^ Vertrau- enseritzug, die Dissoziation, die Landesabwesenheit, die Widerruf- barkeit geltender (auch sprachli­ cher) Regeln, ins ängstlich be- schwiegene, unaussprechliche Zent­ rum der Debatte. Es geht, bei aller ' Wiedererkennbarkeit der Kontra­ henten, bei aller Vertrautheit des. überkommenen Vokabulars und seiner Beschwörungen, bei aller Scheinhaftigkeit' der Alternativen (jene der Abstimmung ist keine, da dem Entwurf der Friedensinitiative 
bereits präventiv die fürstliche Zustimmung entzogen wurde) erst­ mals um das politische Nichts, um den aus der Innenperspektive der . Landesbewohnerschaft unvorstell­ baren Zustand einer liechtensteini­ schen Bedeutungslosigkeit. Die «Verfassungsdebatte» ist chronisch von einer Implosion der Symbole unterspült. Rituelle, sprachliche und visuelle Beglaubigungen eines Gemeinwesens der Liechtcnstei- ner/-jnnen entfalten ihre .grösste Bindungskraft als Gestalten auf Abruf: bei vorweggenommenem Abschied und verfassungsmässig vorgesehener «MonarchieabschaC- fung». In seiner öffentlichen Vir-tualisierung 
wird «das Land» ein •fetztes Mal in einer AH kollektiven Identität gegenwärtig. Doch die Wege"zurück sind verbaut. Und die nach vorne noch undeutlich. Die Implosion ist selbst und gerade in jenen offiziellen Auftritten und Liechtenstein-Formeln spürbar, in denen am Fortbestand des angeb­ lich «Bewährten», an der Dauer­ haftigkeit der Staatsform festgehal­ ten werden soll: mit den Requisiten der Vergangenheit, mit unglaubli­ cher semantischer Redundanz und vorsätzlich demonstrativer Naivität. Der Votrag von Jürgen Schrem­ ser findet um 20 Uhr im Literatur­ haus in Vaduz statt.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.