Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

MONTAG, 17. FEBRUAR 2003 VOLKS I 
eDHDT SKI-WM 2003 BLATT I ör Un I IN ST. MORITZ 
13 WM-KOMMENTAR ; Kann man aus Liechtensteiner Sicht mit der WM zufrieden sein? Nein. Die Bilanz, die man nach der 37. alpinen Weltmeisterschaft ziehen kann, ist eher ernüchternd. Mit gros­ sen Erwartungen, sprich einer Medaille oder mindestens ieines WM-Diploms, ist der Liechtensteinische Skiverband nach St. Moritz gereist. Als Bestresultat ist ein 10. Rang durch Birgit Heeb-Batliner, die wie in St. Anton vor zwei Jahren wiederum für das beste LSV-Ergebnis sorgte, herausgekommen. Auch das zweite Zugpferd, Marco Büchel, konnte mit Platz 11 im Super-G seine und die Blau-Roten-Hoffnungen" nicht erfüllen. Der dritte fixe "Weltcupfahrer, Markus Ganahi, war beim abschliessenden Slalom sehr gut unterwegs, riskierte alles und schied leider aus. So konnte auch er sein gestecktes Ziel - eine Topplatzierung - . nicht realisieren. ERNÜCHTERNDE BILANZ Die anderen LSV-Athleten und Athletin- _ nen entlockten in einigen Fällen xesultat- mässig ein zustimmendes Kopfnicken, aber die teils grossen Zeitrückstiinde auf den nicht sonderlich anspruchsvollen Pisten und . bei optimalen Bedingungen, geben zu den­ ken. Im Weltcup, wo wirklich alle der besten Läufer starten dürfen, wären unsere Sportler um einige Plätze weiter hinten klassiert. Ein Trainer sagte sogar, dass diese Leistungen auch im Europacup kaum einen Rang unter den besten 30 zuliessen. Natürlich ärgern sich die Athleten über nicht erreichte Ziele selbst am meisten. Aber auch aus der Sicht des neutralen Beobach­ ters und des Fans darf gesagt werden: «Das war einfach zu wenig.» Dennoch war es von den LSV-Verant­ wortlichen absolut richtig, auch Nachwuchs- : talente bei der WM einzusetzen. So können . sie wichtige Erfahrungen für ihre sportliche - Zukunft sammeln und so vielleicht in abseh­ barer Zeit in die Fussstapfen der grossen Liechtentensteiner Skitradition treten. Es wäre also verkehrt, nun die Köpfe hän­ gen zu lassen. Geben wir unseren jungen Läufern das Vertrauen und die Zeit, die sie brauchen und einige von ihnen werden es uns bestimmt zurückzahlen. Und wir kön­ nen dann sagen, dass wir es doch immer schon gewusst haben ... Heinz Zöchbauer WM-STATISTIK Gold Silbtr Bronze Gesamt Dtr Medaillenspiegel nach Ski-Marken I.Salomon 3 10 6 2. Atomic 2 3 0 5 3. Rossignol 2 12 5 4. Blizzard 1 0 0 I ' 5. Dynaslar 0 2 1 3 Fischer 0 2 1 3 Y- Völkl 0 2 1 3 8. Nordica 0 13 4 Die erfolgreichsten Medaillensammler von St. Moritz 1.Bode Miller (USA) 2 10 3 2. Janica Kostclic (Kro) 2 0 0 2 3. Stephan Eberharter (ö) 10 0 l Michaela Dorfmeister jö) 10 0 I Michacl Walchhofer (Ö) 10 0 1 Mdlanie Tuqjeon (Kn) 10 0 1 Anja Pilreon (Sd) 10 0 1 Ivica Kostelic (Kro) 10 0 I 9. Kjetil Andrd Aamodt (No) 0 1 12 Nicole Hosp (ö) 0)1 2 WM-SPLITTER WEITBLICK. Auf der grossen Tafel, wo : alle Weltmeister und Weltmeisterinnen , unterschrieben, verewigte sich Janica Koste- lic am Samstag schon zum zweiten Mal. i Ihre Frage: «Soll ich für Bruder Ivica auch gleich ünterschreiben?» GLÜCKSNUMMER. Die Startnummer 7 i' f 
erwies sich in den technischen Bewerben als Glücksnummer. Sowohl Janica Kostelic (Sla-- lom) 
als auch Anja Pärson und Bode Miller l (Riesenslalom) siegten mit dieser Startnum- \ mer. Nur Rainer Schönfelder brach mit | einem Sturz im 1.-Slalom-Lauf diese Serie. '? — 
Von Einzelnen abhängig LSV-Chef-alpin Klaus Büchel zieht ein Resümee über die WM in St. Mortiz ST. MORITZ - Nach einem sport­ lichen Grossanlass ist auch immer die Zeit um Resümee zu ziehen. Das Volksblatt hat sich diesbezüglich mit Klaus Büchel unterhalten. Neben Positivem gestand der LSV-Chef-alpin auch ein, dass in einigen Punk­ ten Handlungsbedarf besteht. «Halm Zflchbauer. St Morit o Volksblatt: Herr Büchel, wie lau­ tet Ihr Resümee nach der WM? , Klaus Büchel: Unsere Topfahrer konnten zwar nicht die erhofften, ganz guten Resultate bringen, sie haben aber doch gezeigt, dass sie wirklich zu den Allerbesten gehören. Leider konnten sie ihr Potenzial nicht umsetzen. Bei den Herren ist von Michaei Riegler und Achim Vogt nicht das gekommen, was wir gedacht haben. Bei Sarah Schädler und Jessica Walter_haben wir gute Ansätze gesehen. Eine kleine Beruhigung ist, dass man gesehen hat, dass wir nicht völlig daneben Hegen, aber Uber die Umsetzung müssen wir uns etwas mehr Gedanken machen. UNSERE TOPFAHRER HAUEN GEZEIGT, DASS SIE WIRKLICH zu DEN ALLER­ BESTEN GEHÖREN Was heisst das konkret? Wir haben für diese WM sehr viel investiert. Wir haben unseren Athleten einen Rahmen geboten, den wir in den letzten zehn Jahren nicht hatten und das Umfeld war gut. Nun müssen wir uns Gedanken 
machen, warum die Umsetzung nicht geklappt hat. Vielleicht liegt es daran, dass wir uns schwer tun, uns auf den Punkt X zu konzentrie­ ren. Wir müssen aber auch realis­ tisch wissen, dass wir eine kleine Mannschaft sind und immer von einem Einzelnen abhängen. Mögli­ cherweise müssen wir unsere Ath­ leten zukünftig vermehrt auf einen bestimmten Punkt hin trimmen, dass sie lernen jedes Jahr auf ein, zwei Saisonhöhepunkte - auch wenn es keine WM ist - hinzuar­ beiten. Diesbezüglich haben wir auch Handlungsbedarf. Konnten Sie der WM auch posi­ tive Seiten abgewinnen? Wir konnten bei dieser WM Erfahrungen machen, die uns hel­ fen, in Zukunft gewisse Dinge zu {indem. Ein positiver Punkt war auch Claudio Sprecher, der mir sehr gut gefallen hat. Obwohl er die Limiten nicht erreicht hat, bin ich sehr froh, dass wir ihn nomi­ niert haben. Erwähnenswert sind auch Sarah Schädler und Jessica Walter, die abschnittsweise gezeigt haben, dass sie durchaus im Mittel­ feld 
mitfahren können. Vor und während der WM gab es Diskussionen bezüglich den Nominierungen. Wie sehen Sie die Situation nach der WM? Um Nominationen gibt es immer viele Diskussionen. Das darf man aber nicht sonderlich eng sehen. Irgendwann kommt der Punkt, wo entschieden werden muss, und ent­ schieden wird auf Grund der Fak­ ten, die wir zur Verfügung haben. Die Läufer, die wir zur WM geschickt haben, waren auch berechtigt hier. Mit meinem 
heuti-Klaus 
Büchel: «Wir konnten bei dieser WM Erfahrungen machen, die uns helfen, in Zukunft gewisse Dinge zu ändern.» gen Wissen hätte ich noch weitere schwierig und so hätten wir gerade Athleten nominiert - unabhängig, bei den Speeddisziplinen den Mut ob sie die Limiten erfüllt haben haben müssen, um noch ein bis oder nicht. Die Pisten sind nicht so zwei Athleten mehr zu bringen. Mit Ihm hatte niemand gerechnet: Silvan Zurbrlggen. ST. MORITZ - Das allgegenwär­ tige Staunen über die Silberme­ daille von Silvan Zurbrlggen war verständlich. Ausgerechnet ein Slalomfahrer sorgte für den, grössten Schweizer Exploit seit vielen Jahren - nur einen Monat nach der Entlassung von Trainer Christian Huber. Es mutet in der Tat unglaublich an. Da treten die Schweizer Slalom­ fahrer seit Jahren an Ort und ver­ kommen trotz vereinzelten Topergebnissen zu den 
«Kummer- 
«Das übertrifft alles» Silvan Zurbriggen holt WM-Slalomsilber Freund von Silvano Beltrametti, habe Hubers Linie im Grossen und Ganzen weitergezogen, sagt Zur­ briggen. Erleichtert hat die Rocha­ de die Situation der Fahrer aber allemal. «Karl' (Frehsner) und Christian (Huber) sind nicht mit­ einander klar gekommen. Das war für uns Fahrer ein ständiges Hin und Her. Ich konnte es ja nicht bei­ den immer recht machen», sagt Sil­ van Zurbriggen dazu. «Jetzt erfahre ich nicht mehr von zwei Seiten, was zu machen ist. Der Karl ist nun mal der Big Boss.» Er habe schon vor zwei Wochen zu träumen begonnen, sagte Zurbriggen weiter. «Dass 
es nun aber so heraus gekommen ist, übertrifft alles. Ein­ fach genial. Ich konnte es zuerst gar nicht glauben.» Mit dem 5. Rang in der Kombi­ nation, in der er Bronze nur um 38 Hundertstel verpasst hatte, unter­ strich Zurbriggen auf höchster Ebene auch seine Qualitäten als Allrounder - der Vergleich mit Pir­ min Zurbriggen, mit dem er ledig­ lich im vierten Grad verwandt ist, wird fast zwangsläufig gezogen. «Ziel ist es sicher, einmal alle vier Disziplinen zu fahren. Mich mit Pirmin zu vergleichen, wäre aber übertrieben. Ich stehe erst am Anfang meiner Karriere. Vorerst geht es darum, im Weltcup in einer einzelnen Disziplin Fuss zu fas­ sen.» 
buben von Swiss-Ski». Dass sie mit dem Eklat rund um den Raus­ wurf von Huber während der Lau- berhorn-Rennen in Wengen nur abseits der Pisten für die grossen Schlagzeilen sorgten, passte ins bisherige Bild. «Frehsner ist der Big Boss» Es wäre übertrieben zu sagen, mit der Freistellung Hubers sei in der Schweizer Slalomgruppe alles besser geworden. Der neue Verant­ wortliche Michael Bont, der frühe­ re Konditionstrainer und ein enger 
Gold- Geschwister ST. MORITZ - Ivica Kostelic holte sich als erster Kroate eine WM-Medaille- im alpinen Skirennsport. «Da kamen Emo­ tionen auf», meinte Ivica Koste­ lic, «aber genauso bewegt haben mich auch die Bilder des Schweizer Femsehens, die vor dem Rennen einen Film über mich zeigten. Das erinnerte mich wieder an die Tage der Rehabilitation in der Basler Kli­ nik, wo ich früher so oft war.» Nicht weniger als viermal hat sich Ivica Kostelic schon die Kreuzbänder operieren lassen müssen. Tags zuvor hatte schon Schwester Janica in derselben Disziplin triumphiert. An den Olympischen Spielen von 1964 hatten sich letztmals Geschwister an demselben Anlass mit Gold auszeichnen können. Die Französin Marielle Goitschel gewann damals den Riesenslalom, deren Schwester Christine den Slalom.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.