Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
LAND UND LEUTE Dienstag, 12. Februar 2002" 
7 Super Maskenball der Pfadfinder Balzers Im Gemeindesaal Balzers herrschte gestern Partystimmung. Der traditionelle Maskenball der Pfadfinder Balzers stand auf dem Programm. Dabei waren auffallend viele Gäste mit aus- sergewöhnlich originellen und schrillen Kostümen bekleidet. Johann J. Wuchere r Rund 1200 Gäste sind dem Ruf der Pfadfinder Balzers gefolgt und haben sich zum Maskenball im Gemeindesaal Balzers eingefunden. Sogar Euro sollen an diesem Ahend in Umlauf gebracht worden sein. Diese Veranstaltung ist bereits seil 1986 fester Bestandteil der Liechtensteiner Fasnacht. Aufgrund vergünstigter Eintrittsmöglichkeiten hat sich das Maskieren gelohnt. Wer unmaskiert kam. konnte sich gratis schminken lassen, um nicht den erhöh­ ten Preis 
bezahlen zu müssen. Als klei­ nes Motto für den Ball haben sich die Pfadfinder heuer «Schottland» ausge­ sucht. Diese Idee wurde letztes Jahr bei einer Vereinsreise dorthin geboren. Zwei in einem Den Pfadfindern Balzers ist es ge­ lungen, aus einem Maskenball zwei zu 
Die Auftritte der Guggenmusiken brachten den Saal zum 
Kochen. (Bild: J. J. 
Wucherer) 
machen. Im grossen Saal fand sich tiberwiegend fjGngeres» Publikum ein,, während sich in der Oldy-Bar im klei­ nen Saal die jung Gebliebenen trafen. Seit nunmehr 10 Jahren gehört die Oldy-Bar einfach zum Maskenball. Heuer machten dort unter anderem die «No Names» ordentlich Stimmung. Für die musikalische Unterhaltung im grossen Saal war die Vorarlberger Band «The Bonnies» verantwortlich. Aber auch die Guggenmusiken waren stark vertreten. Die Moschtgügeler aus Triesen, die Wildmandli vom Triesen- berg und die Pföhrassler brachten den Saal bei ihren Auftritten zum Kochen. Um Mitternacht war dann traditionelle Maskenprämierung angesagt. Dabei gab es angesichts der tollen, schrillen und originellen Kostüme viel zu sehen. Die Pfadfinder Balzers 1938 gegründet zählt der Verein heute rund 90 Mitglieder. Die spieleri­ sche Auseinandersetzung ttiit der Na­ tur zusammen mit jungen, aufgestell­ ten Menschen sind gelebte Philosophie im Verein. Bei den Pfadfindern ist es selbstverständlich das alle zueinander- halten und zusammenhelfen'. So wer­ den auch nächstes Jahr wieder alle Mitanpacken wenn es wieder heisst: «Maskenball 2003». REKLAME TAKINO «Die andere Hälfte» Das Frauenstimmrecht in Liechten­ stein ist noch recht jung. Ganze 17 Lenze zählt dieser junge Baum, der 1984 nach langem Kampf endlich ge­ pflanzt werden konnte. Die Ein­ führung des Frauenstimmrechts - ins­ besondere aber der Weg dorthin - ist ein Teil der Geschichte Liechtensteins, den die Regisseurin Isolde Marxer mit dem Film «Die andere Hälfte» im Auf­ trag vom Verein Bildungsarbeit für Frauen dokumentiert. Der Film erzählt die Geschichte des Frauenstimmrechts aus der Perspekti­ ve der aktiven Frauen und Männer, die über ihre Erfolge und Rückschläge während fast vier Jahrzehnten berich­ ten. 
Es kommen Menschen zu Wort, die aus der persönlichen Erinnerung 
erzählen. Schmerzliche Erinnerungen sind es. Aber auch Erinnerungen an den kollektiven Kampfgeist, die Krea­ tivität und den Mut, der diesen Frauen und Männern ein Stück Heimat zurückgab. Damals, als endlich das Frauenstimmrecht eingeführt wurde. «Die andere Hälfte» ist heute Diens­ tag sowie morgen Mittwoch um 20 Uhr im Programm des Filmclubs Froh­ sinn im TaKino zu sehen. Weitere Vor­ stellungen finden am Dienstag, den 19. Februar und Mittwoch, 20. Febru­ ar im TaKino statt. «La Faute ä Voltaire» Jallel verkauft Früchte in der Metro, Rosen in Restaurants. Doch wenn die Polizei auftaucht, taucht er unter. Er ist einer jener Unsichtbaren, die einst voller Träume und Hoffnung in ein vermeintliches Eldorado aufgebro­ chen sind. Jallel ist ein «sans papiers». 
Als tunesischer Einwanderer ist er nach Paris gekommen. Um eine Auf­ enthaltsgenehmigung zu erhalten, gibt er sich als politischer Flüchtling aus Algerien aus. Vorerst endet seine Reise jedoch in einem Wohnheim für Randständige, die wie er ohne Geld und Arbeit sind: Verlierer des Inter­ netzeitalters- Ohne Perspektive aber voller Träume, voll Lebenslust. In ei­ nem Caf£ lernt er die schöne Nassera kennen, eine tunesische Kellnerin, die ihm eine «arrangierte» Hochzeit ver­ spricht. Im letzten Moment ver­ schwindet sie. Für Jallel bricht eine Welt zusammen. Eine neue Reise be­ ginnt, diesmal führt sie in sein Inner­ stes und er trifft Lucie, eine junge, scheinbar verlorene Frau, die nicht fähig ist, sich zu integrieren, aber ei­ nen ungeheuren Optimismus aus­ strahlt. Elodie Bouchez ist Lucie. Sie spielt 
eine Frau, die nicht so recht* weiss, was sie von der Welt will, der das Le­ ben eigentlich alle Möglichkeiten mit­ gegeben hat - Schönheit, Energie, In­ telligenz - und die sich vielleicht ge­ rade deswegen sträubt, diese Qualitä­ ten einzusetzen. Es ist dieses Pendeln zwischen Lebensbejahung und Selbst­ zerstörung, das im Zentrum des Films stebt. Und Regisseur Abdellatif Kechi- che bezieht die Fähigkeit, eine berührende, vielschichtige Geschichte zu erzählen, ganz und gar aus der Wirklichkeit der Strassen von Paris, wo sich Immigranten, Nichtsesshafte und andere Nichtprivilegierte trotz al­ ler Widrigkeiten zu einer Jiebenswer- ten Gemeinschaft zusammenraufen. «La faute ü Voltaire» ist am kom­ menden Donnerstag um 20 Uhr sowie nächsten Sonntag um 18 Uhr im Pro­ gramm des Filmclubs Frohsinn im Ta­ Kino zu sehen. 
Filmclub Frohsinn 
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Skifahren, Schwimmen, Wandertl, ins Kino gehen und anschliessend Hamburger essen Schranz bot seinen Sprösslingen das alles. Er, Rotter, hatte den Antrieb nicht mehr dazu. Noch vor vier, fünf Jahren war es anders gewesen. Er musste etwas unternehmen gegen diese Antriebslosigkeit. Simone zuliebe. Und sich selbst. Er musste zusehen, ein Stück seines verlorengegangenen Elans zurückzugewinnen. »Was ist mit der Schwester der Toten?' fuhr Schranzens Stimme in Rotters Gedanken, »mit dem Mann, den sie verschweigen wollte?> Ich hätte ihr nichts versprechen dürfen, durchfuhr es Rotter. Er antwortete: »Ein Anwalt ihres Vaters ist es, also ein Arbeitskollege von ihr. Der zur Tatzeit in Wien war.* Schranz pfiff durch die Zähne. «Wir 
werden ihn natürlich überprüfen ...* »Aber?* »Nichts aber. Die Lang tut mir einfach Leid, ich habe ihr Diskretion zugesagt...« »Diskretion?* »Dass ihr Vater vorerst nichts davon erfährt.* »Vorerst...* »Ja. Das ist auch nicht nötig. Es hindert uns nicht daran, zu tun, 
was wir zu tun haben. Wir werden mit diesem Lfjger sprechen und jeden Schritt, den er in Wien gemacht hat, überprüfen.« Schranz schüttelte feaum merklich den Kopf und sagte nichts. »Was ist?» fragte Rotter gereizt. »Nichts. Was soll sein?* »Du schüttelst den Kopf.* 
Gefühl dabei, aber gut, du hast mit Hannelore Lang gesprochen, und du wirst schon wissen, was du tust.* *.Du hast schon recht*, lenkte Rotter ein, »sie hat derart geweint, und da hab' ich alter Depp... Dabei bin ich mir jetzt fast sicher, dass sie die Täterin oder die Auftraggeberin ist.* Rotter 
legte Schranz seine Bücher und mehr St Luzi 
Str. 37, 
Eschen Tel +423/3737^84, 
Fax +423/3737188 «mall: books®omnl.U I!- • i#J Ludwig Marxer liest aus seinem Buch Sonntag, 28. April um 11:0Ö Uhr Bilderausteilung Uschi Stoff, Pfrundhaus Eschen 24 
Stunden online nach Büchor ichmökom:  wWw.omnl.tl »Ich finde es nicht richtig, etwas derart Wesentliches unter den Teppich zu kehren* - »Wer sagt denn das?* stiess Rotter noch gereizter aus. »Gar nichts wird unter den Teppich gekehrt!* »Reg dielt nicht auf, Karl*, sagte Schranz und hob. beschwichtigend die Hand, »ich meine nur, es ist einfach ein zu gewichtiger Umstand, den du vor dem Vater zurückhalten möchtest - . wenn auch nur vorerst. Ich habe kein tolles 
Oberfegungen dar, die er anlässlich der Tatrekonstruktion angestellt hatte. »Aber*, schloss er, »jetzt habe ich sie auf meiner Seite. • Gar nicht so schlecht eigentlich, wenn sie denkt, mit ihrer Mitleidstour bei mir durchgekommen zu'sein. In der Rolle des sentimentalen Trottels bringe ich sie wohl eher zur •Strecke, als wenn ich die Zähne fletschen würde.* Drei Stunden später stand Rotter dem Vater des Mordopfers, Dr. . Otto Lang, in seiner Suite 
im Hotel Bristol gegenüber. Es war 
ein hoch aufgeschossener, magerer Mann mit schlohweisser, zurückgekämmter Mähne und wettergegerbtem, • bronzefarbenem Gesicht. Der Ausdruck seiner grauen Augen war kalt. Rotter entbot ihm sein Beileid. »Ich will meine Tochter sehen*, sagte Lang. »Jetzt gleich. Wenn es geht.* Sie fuhren ins Gerichstmedizinisclie Institut. Lang wurde von Dr. Hellmann zur Leiche geführt. Rotter wartete. . Endlose zwanzig • Minuten. Sein eigenes Kind so sehen zu müssen - er 
konnte es sich nicht vorstellen. Lang kam zutück, mit regungsloser Miene, »Wie ist Ihr Ermittlungsstand? »fragte er in geradezu Unheimlich gefasstem Ton, als sie zum Auto gingen. »Wir tappen im Dunkeln:* »Gibtes denn gar keine Spuren?* »Die Projektile. Und die Geschosshülsen: Damit werden • wir das Modell der Tatwaffe bestimmen können. Das schonmal auf jeden Fall.* »Und sonst? Zeugen?* »Keine bis jetzt.* »Abdruckspuren?* »Haben wir unzählige gesichert, Ob solche des Täters dabei sind, wird deren Auswertung 
ergeben.* »Sie sind nicht zuversichtlich, habe ich den Eindruck.* »Der Täter dürfte sich, dessen sind wir uns so gut wie sieher, lediglich im Treppenhaus, einem för eine Vielzahl von Personen zugänglichen Bertich: bewegt haben*, gab Rotter zu bedenken. »Dort wimmelt es natürlich von Spuren aller Art.* Einige . Minuten Schweigen. Dann fragte Lang: »Hannelore. Wie 
geht es ihr? Wo. 
ist sie jetzt?* »In Spitalspflege. Es geht ihr sehr schlecht.* Ihren Alkoholexzess erwähnte Rotter nicht. Er wartete auf weitere Fragen Längs. Sie kamen nicht. Er sagte bloss: »Begreiflich, dass es ihr schlecht geht. Haben Sie schon mit ihr gesprochen?* »Ja.* - »Und?* »Sie kann uns leider nicht weiterhelfen. Sie hat von der Tat nichts mitbekommen.* »Wen 
haben Sie ausserdem vernommen?* »Nachbarn. . Fortsatzung folgt Urheberrecht bei Ludwig Marxer • 
•VI
	        

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