Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

24 Samstag, 9. Februar 2002 
SALT LAKE CITY 2002 Liechtensteiner VO.LKSBLATT Der Sportpsychologe Ed Weiss über den Kopf des Sportlers, die US-Mentalität und seine Wünsche für die FL-Olympia-Delegation Heute wird in Salt Lake City erstmals um Olympiamedaillen gekämpft. «Auf diesem Niveau ist der Kopf alles», sagt der amerikanische Sportpsychologe Ed Weiss. Weshalb die amerika­ nischen Sportler an diesem Grossanlass immer wieder gross auftrumpfen, wie der Sportpsy­ chologe mit Olympiaathleten zusammenarbeitet und was er der Liechtensteiner Olympiade­ legation wünscht, hat der in Schaan wohnhafte ehemalige Eishockeygoalie im Gespräch mit dem Volksblatt ausgeführt. Mit Ed Weiss 
sprach Robert Briistle Volksblatt: Gestern wurden die Olympischen Spiele In Salt Lake Ci­ ty eröffnet. Ab heute wird Im US- Bundesstaat Utah um Olymplame- dalllen gekämpft. Wie wichtig Ist dabei der Kopf der Sportler? Ed Weiss: Auf diesem Niveau ist der Kopf alles! Nehmen wir den Skisport als Beispiel: Jeder Athlet hat gutes Material, eine hervorragende Technik und ist körperlich topfit, entscheidend ist somit die mentale Stärke. Nur ein Athlet ,der absolutes Vertrauen zu sich selber hat, wird in Salt Lake City Er­ folg haben können. Die kleinsten Zweifel oder Ängste wirken sich auf die Zeit aus. Wir Amerikaner lieben die Show Die US-Athleten können an Olympi­ schen Spielen immer wieder extre­ me mentale Stärken ausspielen. Warum? Wir Amerikaner lieben die Showl Die Olympischen Spiele stellen die grösste und wichtigste Sportshow der Welt dar und dort wollen die amerikanischen Athleten im Mittelpunkt stehen, sich der Welt präsentieren. Kommt hinzu, dass die Spiele dieses Jahr mit Salt 
.v,y "V ' Sportpsychologe Ed Weiss:«Nur ein Athlet, der absolutes Vertrauen zu sich sel­ ber hat, wird in Salt Lake City Erfolg haben können.» (Bild: rotij Lake City in den USA selber sind und nach all dem. was im vergangenen Jahr in Amerika geschehen ist, erhält die Olympiade für die US-Sportler eine noch grössere Bedeutung. Für die US- Athleten ist an den Olympischen Spie­ len alles möglich, denn sie konzentrie­ ren sich total auf diesen Grossanlass. Weltmeisterschaften oder Weltcupren­ nen sind Nebensache, was zählt, sind die Olympischen Spiele. Dabei gilt für das US-Team: alles oder nichts, «gold or nothing»l Es geht für die amerikani­ schen Sportler nicht darum, eine Me­ daille zu holen, sondern um den Sieg. Dafür riskieren sie alles, kein Risiko ist zu gross. Sie sind überzeugt, dass nie­ mand besser ist als sie selber und wenn 
jemand gewinnen kann, dann sie. Für diese Philosophie hasst und liebt man uns Amerikaner gleichzeitig. Wie geht man mit amerikanischen Athleten um? Wichtig ist, dass man sich selber treu bleibt und niemals versucht, die US-Sportler zu kopieren. Grundsätz­ lich weiss jeder Athlet selber, was für ihn das Beste ist und wie er sich auf ein Rennen vorbereiten und einstellen muss. Es ist aber klar, dass ein Sportler alles 
geben und volles Risiko fahren muss und nicht zurückhalten und auf Fehler der andern hoffen darf. Diese Taktik geht selten auf. Die Show der Amerikaner darf man aber auch nicht 
zu ernst nehmen, denn man könnte nämlich auch sagen, US-Sportler sind nur alle vier Jahre stark ... Als Sportpsychologe arbeiten Sie mit Olympiaathleten zusammen. Was machen Sie dabei? Ich versuche, alles aus einem Athle­ ten herauszuholen und ihn so weit zu bringen, dass 
er in jedem Wettkampf an sein Limit geht und so seine Gren­ zen ausbauen kann. Es ist wichtig, dass sich ein Sportler seines Talents und seiner Fähigkeiten bewusst ist und diese auch nutzt. Für einen Sportler ist auch entscheidend, dass er seinen Sport ohne Druck ausübt und sich to­ tal auf den Moment konzentrieren kann. Vergangenheit und Zukunft sind im Augenblick des Rennens absolut nebensächlich. Was im Rennen von gestern war und im Wettkampf von morgen passieren könnte, zählt nicht, entscheidend ist das Hier und Jetzt. Entscheidend ist das Hier und Jetzt Wie arbeiten Sie mit einem Athle­ ten? Sehr individuell! Am Anfang unse­ rer Zusammenarbeit versuche ich im­ mer, herauszufinden, worin die Moti­ vation eines jeden einzelnen Athleten besteht. Will ein Sportler erfolgreich sein, muss die Motivation von innen kommen, sonst geht gar nichts. Ein Athlet muss seinen Sport lieben und bereit sein, dafür zu leben. Es ist wich­ tig, dass zwischen Sportler und Sport­ psychologe eine Vertrauensbasis be­ steht, nur so kann etwas Fruchtbares entstehen. Im Gespräch erfahre ich dann, was der Sportler macht, wie er es macht, wie er sich fühlt, wenn etwas nicht funktioniert und wie das Gefühl ist, wenn es funktioniert. Das Selbst­ vertrauen ist für. einen Athleten die Basis, nur so kommt er in einen Rhy­ thmus und wird konstant in seinen Leistungen. Grundlegend ist für mich vor allem, dass der Sportler lernt, volle Verantwortung für seine Leistung zu 
übernehmen. Entschuldigungen und Ausreden gelten nicht. Ein Sportler ge­ winnt selber und er verliert auch al­ lein, denn der grösste Wettkampf liegt nicht darin, gegen andere Sportler an­ zutreten, sondern sich selber zu be­ zwingen. In den USA Ist die Arbelt mit dem Sportpsychologen selbstverständ­ lich. Wie sieht die Situation bei uns aus? So, wie gutes Material und körperli­ che Top-Fitness zu einem Spitzenath­ leten gehören, muss auch der Kopf auf dem höchstmöglichen Niveau sein. Ein Sportler, der mit einem Sportpsycholo­ gen arbeitet, ist weder krank, noch hat er ein Problem. Vielmehr schöpft die­ ser Athlet alle Möglichkeiten aus, um Erfolg haben zu können. Es ist wichtig, dass man den Sportpsychologen als Teil des Ganzen sieht und ihn ebenso einbaut wie das Kraft- und Konditi­ onstraining, die Massage, gutes Mate­ rial ... Ich betone auch immer wieder, dass der Sportpsychologe niemals die Rolle des Trainers übernehmen will, sondern vielmehr in Zusammenarbeit mit dem gesamten professionellen Umfeld des Sportlers das gleiche Ziel verfolgt, nämlich den Erfolg des Ath­ leten! Wünsche allen FL-Athleten den grösstmöglichen Erfolg Was wünschen Sie der Liechtenstei­ ner Olympia-Delegation In Salt Lake City? Ich wünsche den Liechtensteiner Athleten in Utah den grösstmöglichen Erfolg. Der Erfolg hängt aber nicht nur von Medaillengewinnen ab, sondern vielmehr davon, dass jeder einzelne Athlet alles geben kann, ihm die best­ mögliche Leistung gelingt und alle an ihre Grenzen gehen können. Ich wün­ sche allen Liechtensteiner Sportlern, dass sie im Ziel stolz sein können auf ihre Leistung und sich über ihren Olympiaauftritt freuen können. Neue Ära Der «gläserne Athlet» ist im Anti­ Doping-Kampf noch eine Vision. Mit dem bei den Winterspielen in Salt Lake City von der Anti-Doping-Welt­ agentur WADA vorgestellten Athle- ten-Pass könnte aber eine neue Ära eingeläutet worden sein. «Es ist ein 
Programm der Athleten für einen sau­ beren Sport», sagte WADA-Präsident Richard Pound bei der Präsentation. Im olympischen Dorf haben nach Aus­ kunft von Johann Olav Koss, mehrfa­ cher norwegischer Eisschnelllauf- Olympiasieger und Mitglied des IOC, 50 der 2531 akkreditierten Teilnehmer den neuen Pass unterschrieben. Gewinnen Sie mit Look und dem Liechtensteiner Volksblatt eine original Skiweste von Look Beantworten Sie einfach die Frage: Wie hejsst die einzige Liechten- stelner Sportlerin, die an den Oylmpischen Spielen in Salt Lake City an den Start geht? . ai 
Wenn Sie es wissen, rufen Sie uns . +423 78? 8018 von 13.30 lih Der erste Anrufer mit der richtigen Ni original Skiweste von Euer Mobilfunkanbieter für L Pi Liechtensteiner 
unter der Nummer -13.45 Uhr mmer gewinnt eine .ook. schtensteln VOLKSBLATT www.look.il 
Olympia-Splitter ZIMMERWECHSEL I. Die Hotels im 50 km von Salt Lake City entfernten Ogden, wo ein Grossteil des alpinen Begleittrosses untergebracht ist, wei­ sen den Standard eines Entwicklungs­ landes auf. Der in einem Trucker-Mo­ tel untergebrachte «Tagi»-Reporter wechselte in der gleichen Nacht gleich dreimal das Zimmer. Einmal «pfiff» die Heizung, 
dann kam rotes Wasser aus der Dusche, beim dritten Mal passte das Fenster nicht zum Fensterrahmen. Im 
Hotelgang herrschte reger Betrieb. Auch andere Gäste wechselten die Un­ terkunft - am Schluss war jeder im Zimmer eines andern . . . • • • ZIMMERWECHSEL 11. Zumindest ein Zimmer blieb frei. Der Blick-Re- porter packte seine Siebensachen und nächtigte in dem zur Dependance um­ funktionierten Chevrolet - und das bei einem stolzen Zimmerpreis von 350 Franken! Dazu kamen noch ein paar Dollar für fünf Galionen Benzin. Weil er - wie in Amerika üblich - die ganze Nacht den Motor laufen Hess, war am Morgen der Benzintank halb leer. • • • COUNTRY HUNTER. TV-Regisseur Beni Giger pflegt Bernhard Russi am Ende einer Reportage jeweils mit einem Landjäger-Lunch zu überraschen. Um die Tradition aufrecht zu erhalten, schmuggelte er die Würste durch den US-Zoll, obwohl Fleisch-Einfuhr - bei Androhung einer Busse von 10 000 Franken - strengstens verboten ist. Bei jedem Medaillengewinn soll ein Land­ jäger (in der Umgangssprache «Country Hunter») verzehrt werden. Im TV-Con- tainer hängen vier Wurstpaare bereit. 
BOMBE. Kristian Ghedina gehen die Sicherheitskontrollen gehörig auf die Nerven. Als auch noch seine Ski kon­ trolliert wurden, fragte er entnervt: •Wo soll ich denn da eine Bombe ver­ stecken?« Entsprechend seiner Stim­ mung fuhr der zwölffache Weltcupsie­ ger das Training. Als 47. verlor er ge­ nau fünf Sekunden. • • • PECHSTEIN. Ziemlich abschätzig äusserte sich die deutsche Eis- schnellläuferin Tanja Pechstein über die Kleiderkollektion ihrer Olympia- Equipe. Das orange Tenue der Eröff­ nungsfeier sei schon Geschmacksache. Zudem könnte die Jacke ein bisschen wärmer geben, giftelte die zweifache Olympiasiegerin vor versammelter Presse im Deutschen Haus. GEPÄCK. Ein zufälliger Blick durchs Flugzeugfenster ersparte dem hollän­ dischen Eisschnellläufer Rintje Ritsma wohl einige Unannehmlichkeiten. Auf dem Weg nach Salt Lake City bemerk­ te er, dass sein Gepäck beim Anrollen der Maschine noch immer auf der Ver­ laderampe lag. Ritsma gelang es schliesslich, den Piloten davon zu überzeugen, den Jet zu stoppen und die fehlende Fracht zu verstauen. 
PRÄSIDENT. IOC-Präsident Jacques Rogge (Bild) hat unmittelbar nach sei­ nem Einzug ins olympische Dorf alle Sieger der Winterspiele zu einer Feier eingeladen. Der. 59-jährige Belgier ist der erste Präsident, der im Dorf über­ nachtet. • • • BIER. Im deutschen Eishockey-Team hat Trainer Hans Zach gleich bei erster Gelegenheit ein Bierverbot erlassen. Ein etwas entspannteres Verhältnis zum Gerstensaft pflegen traditionell die US-Boarder. Danny Kass beispiels­ weise, einer der Goldanwärter in der Halfpipe, wurde im New Yorker Time Magazin mit den Worten zitiert, er sei nur «wegen dem Bier und den Frauen» in Salt Lake City. US-Coach Peter Fo- ley nahm Kass' Spruch mit einem Schmunzeln zur Kenntnis. • • .• FALSCHFAHRER. Georg Hackl fin­ det sich offenbar nur auf den Schiittel­ bahnen bestens zurecht. Der dreimali­ ge Olympiasieger lieferte die Begrün­ dung für sein Fehlen an der Auftakt- Pressekonferenz: Er war allein mit dem Auto unterwegs und hatte sich in Salt Lake City hoffnungslos verfahren. Völlig entnervt kehrte Hackl ins Mannschaftsquartier zurück. 1
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.