Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

SAMSTAG, 21. DEZEMBER 2002 BLATT 
I INTERNATIONAL DESTAGES 
36 IN KÜRZE Schiff mit Schwefelsäure auf Grund gelaufen ISTANBUL - Bei starkem Wind ist ein mit Schwefelsäure heladener Tanker im Bos­ porus auf Grund gelaufen. Die unter türki­ scher Flagge fahrende «Metin KA» konnte sich später jedoch selbst befreien lind ihre Fahrt fortsetzen, wie die Hafenbehörde mit­ teilte. Deren Angaben zufolge war das Schiff bei Istanbul abgetrieben worden, wor­ aufhin der Kapitän den Anker auswarf. Den­ noch lief der Tanker in der Nähe des Wohn­ gebiets Yeniköy auf Grund. Nach etwa zwei Stunden konnte der Kapitän schliesslich die Schiffsmotoren wieder starten und weiter­ fahren. Die Hafenbehörde betonte, dass während des Zwischenfalls keine Schwefel­ säure ausgetreten sei. Der Bosporus gilt als eine der meist befahrenen und damit auch gefährlichsten Wasserstrassen der Welt, wo es häufig zu Schiffsunfäjlen kommt. «Oldendorff» nach 200 Tagen im Eis in Kapstadt KAPSTADT - Nach knapp 200 Tilgen im antarktischen Eis ist das deutsche Versor- gungsschilT «Magdalena Oldendorff» am Freitag in den Hafen von Kapstadt eingelau­ fen. Das polartaugliche Schiff war im Juni in der Antarktis in Schelfeis geraten. Das Schiff konnte sich damals selber nicht befreien und musste schliesslich den Som­ mer abwarten. Auf der «Oldendorff» waren 107 Menschen, davon 79 Forschcr, welche zuvor von der Plattform Nowolasarcwskaja abgeholt worden waren. Hilfe kam vom süd­ afrikanischen Versorger «Agulhas», der die 3360 Kilometer lange Strecke Kapstadt- Antarktis am schnellsten hinter sich brachte. Mit Helikoptern waren in der Folge 89 Men­ schen von Bord geholt worden. Richard Gere kämpft in Indien gegen Aids BOMBAY - Hollywoodschauspicler Ri­ chard Gere hat am Freitag zusammen mit Kollegen der indischen Filmindustrie «Bol- lywood» in Bombay Spenden für den Kampf gegen Aids gesammelt. Besonderes Anliegen der Filmstars ist es, auf die Gefahr der Übertragung des Hl-Virus von Müttern auf ihre Kinder hinzuweisen. Gere nennt Indien oft seine zweite Heimat. In dem Land sind Schätzungen zufolge vier Millionen Menschen mit HIV infiziert. Ein Bericht der amerikanischen Regierung geht davon aus, dass die Zahl bis zum Jahr 2010 auf 25 Mil­ lionen ansteigen wird. Fluggepäck in die USA nicht mehr verschliessen WASHINGTON - USA-Reisende, sollten ihr eingechecktes Fluggcpäck künftig nicht mehr abschlicssen. Sonst müssten sie sich darauf einstellen, dass ihre Koffer oder Taschen gewaltsam geöffnet und damit beschädigt würden, warnte das Ministerium für Transportsicherheit. «Wir haben keine andere Wahl, als verdächtiges Gepäck gewaltsam zu öffnen», sagte Staatssekretär James Loy am Donnerstag (Ortszeit). Die näch den Terroranschlägen vom 11. Scp- ; tember eingeführten Richtlinien verlangen, dass alle auf den 429 US-Flughafen einge­ checkten Koffer auf Sprengstoff hin unter­ sucht werden. Das war bislang nicht der Fall. 
USA werben für Angriff Blix fordert von London und Washington engere Zusammenarbeit NEW YORK - Die US-Regierung versucht seit Freitag verstärkt, den Sicherheitsrat der Verein­ ten Nation von der Notwendig­ keit eines Kriegs gegen Irak zu überzeugen. Die Regierung von Saddam Hussein habe interna­ tionale Forderungen missach­ tet, heisst es zur Regründung. UN-Chefinspcktor Hans Blix for­ derte die USA und Grossbritannien auf, enger mit den UN zusammen­ zuarbeiten. Wenn ihren Geheim­ diensten Erkenntnisse über iraki­ sche Waffenprogramme vorlägen, sollten sie diese den UN zur Verfü­ gung stellen. Wie aus US-Regicrungskreiscn verlautete, hat Präsident George W. Bush inzwischen eine Verdopplung der amerikanischen Streitkräfte am Persischen Golf im Januar geneh­ migt. Verteidigungsminister Donald Rumsfeld werde die Marschbefehle in den kommenden ein bis zwei Wochen ausstellen. Die Überzeugungsarbeit im Sicher­ heitsrat sollen vor allem der ameri­ kanische UN-Botschafter John Negroponte und Aussenminister Colin Powell leisten. Den Grundton der amerikani­ schen Haltung hatte Powell schon am Donnerstag vorgegeben. «Das kann so nicht weitergehen», erklär­ te er unter Bezug auf die 12 000 Seiten umfassende irakische 
Waf-ALL 
TIIE KAY TO miiiiiuj! r.- Während sie derweil noch für den Angriff werben, proben die Amerikaner in Kuwait schon mal den Ernstfall. fcndeklaration. Sie sei «alles ande­ re als genau und vollständig», was ein grundlegender Verstoss gegen die UN-Resolution sei. «Ich befürchte, wir sind sehr entmutigt, wenn es darum geht, eine friedliche Lösung zu finden», sagte Powell. Die amerikanische Feststellung eines «grundlegenden Verstosses» wurde von Beobachtern in Wa­ shington als Wendepunkt im Irak- Konflikt gedeutet. Aus dem Weis­sen 
Haus verlautete, diese Ent­ scheidung bedeute, dass Bush sich auf Krieg vorbereite. Ob es zu einem Militärschlag kommt, werde Bush wohl um den 27. Januar ent­ scheiden, wenn auch der Abschluss­ bericht der Waffenkontrolleure vor­ liegt. Blix beklagte, die britische und die US-Regierung machten geltend, dass Irak entgegen eigenen Angaben über Massenvernich­ tungswaffen verfüge, sie gäben 
jedoch keine entsprechenden Infor­ mationen weiter. «Wenn Grossbri­ tannien und die USA Beweise haben, sollte man doch meinen, dass sie uns sagen könnten, wo das Zeug ist.» Derzeit seien die Inspek­ toren weder in der Lage, die iraki­ schen Angaben zu bestätigen noch sie zu widerlegen. Anders als die westlichen Geheimdienste könnten sie nicht auf moderne Spionage- technikcn zurückgreifen. Zehntausende auf der Strasse Grossdemonstration gegen Wirtschaftspolitik in Argentinien BUENOS AIRES - Zehntausende von Menschen haben am Frei­ tag in Argentiniens Hauptstadt erneut gegen die Wirtschafts­ politik der Regierung und den Internationalen Währungsfonds (IWF) demonstriert. Sie erin­ nerten zugleich an den Sturz von Fernando de la Rüa als Prä­ sident vor einem Jahr. Dieser hatte angesichts anhaltender Demonstrationen vor genau einem Jahr an Bord eines Helikopters das Weite gesucht. Vier am Montag in der Provinz aufgebrochene Demonstrationszüge wollten am Freitag durch die Stadt ziehen und sich am Abend vor dem Regie­ rungssitz an der Plaza de Mayo zu einer Massenkundgebung versam-Zehntausende demonstrierten gestern in Argentinien gegen die Regierung. 
mein. Ein Rekordaufgebot von etwa 12 000 Polizisten war im Ein­ satz und schützte insbesondere öffentliche Gebäude und Banken. Viele der Ladenbesitzer in Buenos Aires haben sich zur Sicherheit vor anfälligen Plünderern bewaffnet. Bereits am Donnerstag hatten Zehntausende von Menschen gegen die Wirtschaftspolitik protestiert. Vor einem Jahr waren die Proteste in gewalttätige Ausein­ andersetzungen zwischen Demon­ stranten und Polizisten umgeschla­ gen. 30 Menschen waren getötet worden. Argentinien kämpft unter seinem derzeitigen Präsidenten Eduardo Duhalde mit einer der schwersten Wirtschaftskrisen sei­ ner Geschichte. Hartz durchgeboxt Kanzlermehrheit überstimmt Gegner BERLIN - Die ersten Reformge­ setze der rot-grünen Koalition nach der Wahl können pünkt­ lich zum 1. Januar in Kraft tre­ ten. Mit Kanzlermehrheit, wies der Bundestag in seiner letzten Sitzung vor der lftleih- nachtspause drei Mal Ein­ sprüche des Bundesrats zurück. Die Länder hatten zuvor Veto gegen einen Teil der Hartz-Geset­ ze, gegen die Ökosteuerrcform und die Beitragssätze in der Renten- und Krankenversicherung erhoben. Trotz Krankheit der SPD-Abge­ ordneten Herta Däubler-Gmclin boxte die Koalition am.Freitag die Gesetze in namentlicher Abstim­ mung mit drei Stimmen mehr als 
der erforderlichen absoluten Mehr­ heit durch. Eine Aussprache im Bundestag zu den Themen fand nicht mehr statt. In der Lünderkam- mer war zuvor scharfe Kritik laut geworden. So warf der hessische Ministerpräsident Roland Koch der Regierung vor, «schwerwiegende Verwerfungen im Gesundheitswe­ sen» in Kauf zu nehmen und Apo­ theken in den Ruin zu treiben. Für den Teil der Hartz-Gesetze, dem die Länder zustimmen musste, war 
bereits im Vermittlungsaus- schuss ein Kompromiss gefunden worden. Dort wurde die Einkom­ mensgrenze bei Mini-Jobs von bis­ her 325 auf 400 Euro heraufgesetzt und einer Ausdehnung des Nied- riglohnbereiches zugestimmt. 
Streik in Venezuela Rücktritt von Chävez gefordert CARACAS - In der venezolani­ schen Hauptstadt Caracas haben erneut Hunderttausende Demonstranten den Rücktritt von Präsident Hugo Chävez gefordert. Mit diesem «Mega- marsch» wollte die bürgerliche Opposition auch die streiken­ den Ölarbeiter unterstützen. Die Behörden warnten die De­ monstranten, sich dem Präsiden­ tenpalast zu nähern. Sicherheits­ kräfte würden dies verhindern. Mehrere tausend Chdvez-Anhänger versammelten sich zu einer Demonstration für den Präsidenten. Venezuelas Erdölindustrie war zuvor trotz eines höchstrichterli­ chen Verbots weiter bestreikt wor­ den. Die Opposition rief zur Fort­setzung 
des Ausstandes auf und die Ölarbeiter wollen notfalls auch über die Festtage weiter streiken. Die Angestellten der staatlichen Ölgesellschaft PDVSA stimmten am Freitag für die Fortsetzung ihres Generalstreiks. Sie seien sich einig, den Streik fortzusetzen, bis Chävez nicht mehr im Amt sei, hiess es in einer Erklärung, die PDVSA-Chef Horacio Medina vor Angestellten der Firma verlas. Das Oberste Gericht in Caracas hatte am Donnerstag ein Ende des Ausstands angeordnet. Um den Streik gegen die staatliche Ölge­ sellschaft zu beenden, sollten «alle Erlasse und Resolutionen» der Regierung angewendet wer­ den. i
	        

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