Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

SAMSTAG, 21. DEZEMBER 2002 VOLKS I 
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1 Frauen fördern Frauen Frauen fordern Frauen Pia Hörndlinger Gemeinderatskandidatin, Esctien-Nendeln 
KOPF DER WOCHE So wie man in den Wald hincinlüchelt, so lächelt es zurück. Diese leichte Veränderung eines gängigen Sägers drückt am Besten aus, wie ich auf Menschen zugehe und die Welt wahrnehme. Lächeln steht hier aber nicht für Unbekümmcrtheit, sondern für eine innere Haltung, die zeigen soll, wie ich versuche mit meinen Mitmenschen umzugehen. Der Umgang mit Menschen, das gegenseitige Achten und Respektieren, das Wohlfühlen in der Gruppe'und das Sich-füreinandcr-einsct- zen gehören zu mir, sind ein wesentlicher Teil meiner Persönlichkeit. Durch mein Studium der Internationalen Wirtschaftswissenschaf­ ten und der Politwissenschaftcn im freien Wahlfach in Innsbruck und Edinburgh, sowie durch meine Auslandserfahrung in Simbab­ we, habe ich einen geschärften Blick für die Geschehnisse dieser Welt erhalten. Gerade diese Aussensicht hat mich gelehrt wahrzu­ nehmen und das zu schätzen, was wir hier in Liechtenstein haben. Unsere Lebenssituation und unser Standard hier ist für mich alles andere als selbstverständlich. Leider haben viele aufgehört, das wirklich zu erkennen. Augenfällig wurde für mich dies vor allem nach der Rückkehr aus Simbabwe. Obwohl die wirtschaftliche Situation Simbabwes mit Liechtenstein nicht zu vergleichen ist, lächeln die Menschen in diesem leider sehr gebeutel­ ten Land. Sie strahlen eine ansteckende Fröh­ lichkeit, Gelassenheit und Zuversicht aus, die ich hier nach der Ankunft in der Heimat sehr vermisst habe. Eigentlich müssten gerade wir fröhlich sein, vor allem aber dankbar. Diese Dankbarkeit will ich durch meine Kandidatur für den Gemeinderat von Eschen-Nendeln zum Ausdruck bringen. Obwohl in Nendeln aufgewachsen und zur Schule gegangen, spä­ ter dann ins Gymnasium in Vaduz, wurde ich erst vor einem Jahr das, was ich eigentlich schon ein Leben lebte: Liechtensteinerin. Dass mich die Ortsgruppe bereits 12 Monate nach der Einbürgerung für diese Kandidatur angefragt hat, freut mich sehr, und zeigt auch eine sehr zeitgemässe Haltung der Verant­ wortlichen. Ich sehe in dieser Kandidatur die Gelegenheit, etwas von dem, was mir Liech­ tenstein gegeben hat, an das Land und meine Heimatgemeinde zurückzugeben. Ich will mich einbringen in die Gestaltung der Gemeinde, mein Interesse für Wirtschaft, für Jugendanliegen, und für die Gestaltung unse­ rer Zukunft zum Ausdruck bringen und mich mit voller Kraft einsetzen. Mein Frausein ist dabei kein politisches Motiv und auch kein Inhalt. Für mich ist es selbstverständlich, dass Frauen in politischen Gremien Einsitz neh­ men. Frauen können Politik machen und die Zukunft gemeinsam mit den Männern gestal­ ten. Sie dürfen aber nicht reduziert werden auf Frauenthemen, weil es solche erstens kaum gibt und zweitens auch niemand von Männerthemen spricht. Frauen sollen sich selbstbewusst beteiligen, ihr Wissen und ihre Erfahrungen und ihre Lebenspraxis anbieten. Nicht wegen irgendwelcher Quoten, sondern freiwillig. . 20 Jahre Frauen In der FBP 
Auf 2000 Meter über Meer Waltraud Degen-Bühler sorgt auf dem Sareiserjoch seit 13 Jahren für ihre Gäste Genau fünf Minuten braucht die Sesselbahn von 1600 Meter hinauf zu Waltraud Degen- Biihler auf 2000 Meter über Meer. «Cornelia Hote r «Ich freu mich wie ein kleines Kind auf die Saisoncröffnung», Waltraud Degcn-Bühler sagts und ihre Augen Icuchtcn. Zwölf Win­ ter hat die Tricsenbergerin bereits auf dem Sareiserjoch verbracht. Sie weiss, was sie auf 2000 Meter über Meer erwartet. Waltraud Degen-Bühlcr scheut weder die Arbeit, noch macht sie sich Sor­ gen über das Wetter. Sic konzen­ triert sich auf das Wesentliche und für Waltraud Degen-Bühler sind das die Gäste. «Es ist schön, dass viele Einheimische zu uns kommen. Ich kenne die meisten Gäste und so entstehen immer wieder gute Gespräche und Begegnungen. Das Schönste ist, wenn Gäste aus dem Ausland all­ jährlich zu uns zurückkehren und du spürst, dass sie bei uns hei­ misch werden und einfach dazu­ gehören.» Vor 13 Jahren So leidenschaftlich wie Waltraud Degen-Bühlcr von ihren Gästen erzählt, mit so viel Offenheit und Herzlichkeit begegnet sie ihnen auch. Das Wohl ihrer Gäste und auch das des Personals liegt der Wirtsfrau am Herzen, denn «so, wie du Menschen begegnest, kommt es auch wieder zurück. Davon bin ich überzeugt und daran glaube ich.» Und so handelt Wal­ traud Degen-Bühler auch. Sie steht dem Leben nicht nur positiv gegenüber, sie setzt es auch in die Tat um. «Einen Weg gibt es immer.» Jetzt lacht sie und ihr Kör­ per gerät in Bewegung. «Mein erster Winter auf dem Sareis hätte eigentlich Mitte Dezember begin­ nen sollen. Doch dann hat es gestürmt und gestürmt, so dass ich erst am 27. Dezember zum ersten Mal mit der Bahn hochfahren und das Restaurant öffnen konnte. Schnee hats aber überhaupt keinen 
Waltraud Degen-Bühler: «Ich freue mich wie ein kleines Kind auf die Saisoneröffnung.» gehabt und die Temperaturen waren sommerlich warm.» Noch immer lacht die Triesenbergerin und sagt dann: «Am 18. Februar kam der erste Skifahrer zu mir. Und so hatte ich schön Zeit, mich mit dem Gasherd und anderen fremden Geräten vertraut zu machen.» Nach 13 Jahren 13 Jahre später ist es im Malbun zwar überall weiss und die Tempe­ raturen winterlich kühl, doch das Bild der schönen Winterlandschaft trügt und Waltraud Dcgen-Bühler weiss das: «Es hat noch nicht genug Schnee, doch der Schnee wird auch dieses Jahr noch kom­ men.» Schneemangel, zu viel Schnee, Föhn und Temperaturum­ stürze können Waltraud Degen- Bühler nach 13 Jahren nicht mehr aus der Ruhe bringen. Im Gegen­ teil, immer wieder staunt die lebensfrohe Frau mit den kurzen, 
dunklen Haaren über die Natur. «Ich liebe die verschiedenen Jah­ reszeiten und für mich ist der Früh­ ling jedes Mal wie ein Weltwunder. Den ganzen Winter über stehen die Bäume kahl und nackt da und plötzlich fangen sie wieder zu blühen an. Das ist grossartig!» Während 13 Jahren Waltraud Dcgen-Bühler steht auf, holt sich einen Kaffee und sagt dann mit ruhiger Stimme: «In den letzten 13 Jahren hat es aber auch immer wieder Momente gegeben, wo ich mich gefragt habe, was ich hier oben eigentlich mache. Das Haus hat kein Wasser, wenn der Wind bläst, fallen Stücke der Küchendecke auf den Boden und wenns so richtig schneit, muss ich am Morgen den Schnee aus dem Haus schaufeln.» Waltraud Degen- Bühlers Tonfall wechselt. Ihre unbeschwerte Erzähllust wird von ernsten und bestimmten Worten 
durchbrochen: «Das Haus ist in einem schlechten Zustand und könnte mein Mann nicht so viel sel­ ber Hand anlegen, wäre wohl schon einiges auseinandergefallen.» In 13 Jahren Seit neun Jahren ist Reto Degen- Bühler auf der Sareiserhöhe und dabei war der Auftrag des Aargau- ers doch eigentlich ein ganz ande­ rer. «Reto kam, um die neue Ses­ selbahn zu bauen.» Jetzt strahlt Waltraud Degen-Bühler wieder und fröhlich sagt sie: «Ich bin froh, dass er geblieben ist. Und für mich ist es etwas vom Grössten, dass ich einen Mann gefunden habe, dem es auf 2000 Meter über Meer genauso gut gefällt wie mir. Das ist nicht selbstverständlich.» Und plötzlich steht er neben uns, der Ehemann von Waltraud Degen-Bühler und sagt: «Wenn doch nur schon Sams­ tag wäre. Ich kann den Saisonstart kaum erwarten...» IM GESPRÄCH MIT WALTRAUD DEGEN-BÜHLER Waltraud Degen-Bühler über... ...ihre vier Männer: Meine vier Männer sind für mich das Grösste! Ich verstehe mich wirk­ lich ausgezeichnet mit meinem Mann und meinen drei Söhnen. Wenn ich Florian und Rafael zuse­ he, wie sie hier oben das Spielen geniessen und immer wieder neue Ideen entwickeln, weiss ich, dass wir am richtigen Ort sind. Schön ist zudem, dass auch Fredy immer wieder kommt und aushilft. . . . ihre sieben Geschwister: Wenn ich Hilfe brauche, kann ich meinen Geschwistern telefonieren und 
ich weiss, dass ich auf ihre Hilfe zählen kann. Das bedeutet mir sehr viel und der Zusammen­ halt unserer Familie ist für mich 
sehr wichtig und gibt mir Boden unter den Füssen. Ich finde es schade, wenn sich Familien strei­ ten oder nicht mehr miteinander reden. ...Zufälle: Ich hab Malbun zufäl­ lig entdeckt. Neunjährig war ich, als meine Mutter einen Anruf aus dem Hotel Turna erhielt und die Wirtin anfragte, ob nicht eines der Mädchen während der Ferien in der Küche aushelfen könnte. Meine Mutter hat mich geschickt und dann gabs für mich keine schönere Ferienbeschäftigung mehr! Am Anfang brauchte ich einen Schcmmcl, um die Abwaschmaschine in Gang zu bringen und später durfte ich sogar beim Kochen helfen! ... Malbun: Ich bin schon sehr lange im Malbun und fühle mich 
als Malbuncrin. Es tut mir immer weh, wenn ich Leute höre, die sich über Malbun lustig machen oder von grossen Gebieten im Ausland schwärmen. Malbun hat so viele versteckte Naturschönhei­ ten und ist ein ideales Familienge­ biet. Wenn ich manchmal japani­ sche oder amerikanische Touri­ sten höre, die irgendwo eine Mal- bun-Postkarte oder einen Malbun- Prospekt gesehen haben, der ihnen Eindruck gemacht hat und sie motiviert hat, nach Malbun zu reisen, frag ich mich schon, wes­ halb die eigene Bevölkerung andere Feriengebiete vorzieht. ... das Fernglas: Mit dem Fern­ glas in der Hand könnte ich stun­ denlang auf der Terrasse im Sareis sitzen und die Umgebung beob­ achten. Jeden Tag gibt es dabei wieder Neues und Unbekanntes 
zu entdecken und immer wieder staune ich über die Schönheiten der Natur. ... die Sonne: Während unten im Dorf bereits seil Stunden der Schatten liegt, geniessen wir auf der Sareiserhöhe noch lange die Sonne. Das sind spezielle Stun­ den, für die wir sehr dankbar sind und gerne mit unseren Gästen tei­ len. Wer das einmal entdeckt hat, kehrt immer wieder auf die Sarei­ serhöhe zurück. ... den selbst gemachten Apfel­ strudel: Jeden Morgen ist das die erste Arbeit in der Küche. Barba­ ra, Teresa und ich wechseln uns im Backen ab und es macht Spass, dass wir täglich frischen Apfel­ strudel anbieten können, auch wenn wir deswegen ziemlich früh aus den Federn müssen...
	        

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