Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

DONNERSTAG, 19. DEZEMBER 2002 VOLKS I | EVI H AMH 
WEIHNACHTEN IM GEFÄNGNIS BLATT I I 
IM LM 
IM LS LESERMEINUNGEN 
9 LESERMEINUNGEN Informationspolitik/Zusammen­ arbeit im Gemeinderat Als Gemeindcräle von Vaduz möchten wir festhalten, dass wir sehr überrascht waren, dass ein Film mit dem Titel «Residenz mit Herz» im Auftrag des Bürgermeisters gedreht worden ist. Wie im Film zu hören war, begann die Produktion bereits im Früh­ jahr. Obwohl der Gemeinderat alle 2 Wochen tagt, war es dem Bürgermeister offensichtlich nicht wert, den Gemeinderat über seine Pläne zu informieren. Der Film wurde in der Finanzkompetenz des Bürger­ meisters produziert - jedenfalls erfolgten im Gemeinderat keine Arbeitsvergaben. Uns stört nicht, dass ein solcher Film gedreht wurde - wir bemüngeln lediglich die Infor­ mationspolitik des Bürgermeisters - ein Zeichen für die Art und Weise der Zusam­ menarbeit und den nicht vorhandenen Ein­ bezug der Gcmeinderäte. Die Vermutung liegt nahe, dass hier über die besinnlichen Weihnachtsfciertage Wahlkampf mit Steuer- geldem gemacht werden soll. Wir wünschen diesem Film dennoch viel Erfolg - möge sich der Wunsch von Baron von Falz-Fein erfüllen, dass Vaduz dank diesem Film wirklich wieder attraktiver wird! Gemeinderäte der FBP und der FL von Vaduz Ewald Ospelt, Bartlegroschstrasse 7b, 9490 Vaduz Roland Boss, Zollstrasse 46, 9490 Vaduz Regina Konrad, Neufeldweg 20, 9490 Vaduz Norman Marxer, Wingertgasse 24, 9490 Vaduz Ursula Frick, Schaanerstrasse 31, 9490 Vaduz Markus Verling, Försterweg 1, 9490 Vaduz Helmut Marxer, Floraweg 19, 9490 Vaduz Einkaufszentrum Möliholz VADUZ-Am 17. Dezember fand auf Ein­ ladung der Bauherren des geplanten Ein­ kaufszentrums Möhliholz ein Gespräch mit Vertretern der Petitionäre gegen das Ein­ kaufszentrum statt. Den Vertretern der Peti­ tionäre wurdp das Projekt anhand eines Modells vorgestellt und es wurden Informa­ tionen über die Studien, die diesem Projekt vorangegangen waren, abgegeben. Verschie­ dene Gutachter haben insbesondere die Aus­ wirkungen auf den Verkehr untersucht und dabei festgestellt, dass dieses Laden- bzw. Einkaufszentrum von der Grösse her ver­ träglich ist. In diesem Zusammenhang wurde insbesondere auch ein gerichtliches Gutachten eingeholt, welches die Verkehrs­ zahlen der Bauherren bestätigt. Im Zusam­ menhang mit diesen Verkehrszahlen erga­ ben sich in der Besprechung zwischen den Petitionären und den Bauherren unter­ schiedliche Auffassungen. Es wurde verein­ bart, dass dieser Frage noch einmal nachge­ gangen wird. Im Verlauf des Januars 2003 sollen die Gespräche fortgesetzt werden. Es ist den Bauherren des Einkaufszentrums Möliholz ein Anliegen, dass sowohl die Petitionäre als auch die Bauherren von den gleichen Zahlen ausgehen. Nur auf der Basis gemeinsam akzeptierter Zahlen kann vernünftig über dieses Projekt diskutiert werden. Advocatur Seeger, Frick & Partner ANZEIGE ftouwt Cmrm • Innern In rktitungen fUturvCtnter AG Mjrii und Leo Schn«4d*f Fl-9490 V*Xu. im lw*-C*nter Tel. +423/399 38 SO Fax *423/399 38 51 
Stille Nacht im Knast Wie Gefangene Weihnachten feiern - ein Gespräch mit Daniel Sochin VADUZ - Weihnachten in Haft zu erleben, ist nicht einfach. Dennoch - die Insassen haben damit meist weniger Probleme, als deren Angehörige, die in Freiheit leben. Im Gespräch mit Daniel Sochin, Leiter des Gefan­ genenhauses in Vaduz, haben wir in Erfahrung gebracht, wie die Gefangenen, deren Angehörige und das Personal Weihnachten feiern. «Karin Kassie r Wer eine Freiheitsstrafe verbüsst und im Gefangenenhaus in einem Raum sitzt, dessen Türe keine Falle hat - der hat viel Zeit zum Nach­ denken. Zeit, die Menschen in Freiheit nicht haben oder - die sich Menschen in Freiheit nicht neh­ men. «Viele Menschen haben das Klischee des Gitters im Kopf, wenn sie an Haft denken. Die Türe des Haftraums, die keine Türfalle hat, ist jedoch für die meisten Insassen ein viel einschneidenderes Erlebnis», so Daniel Sochin. Wenn wir an Haft denken Und damit ver­ bunden von Gittern sprechen, so sollten wir uns vielleicht den Gedanken erlauben, inwiefern wir zwar in Freiheit, aber dennoch hin­ ter Gittern leben. Multikulturell «Wie Weihnachten in Haft gefeiert wird und was für einen Stellenwert diese Festtage haben, hängt vor allem von der Zusam­ mensetzung der Gruppe der Insas­ sen ab», so Daniel Sochin. Reli­ giöse und kulturelle Unterschiede in der Gruppe prägen den Haftall­ tag. «Wir werden einen so genannten Familientag haben. Das heisst, dass der Werk- und Arbeitsraum mit einem kulturell bunten Weihnachtsbaum zu einem 
Festraum umfunktioniert wird.» In eben jenem Raum werden Insassen, Angehörige und das Personal eine ökomenische Weih- nachtsmesse feiern und dann gemeinsam essen. Angehörige leiden «Ich denke, dass vor allem für die Angehörigen der Besuch an Weihnachten eine absolut schlim­ me Erfahrung sein muss», so Sochin. Die Insassen leben in Haft und haben sich irgendwie an die Umgebung gewohnt. Sie leben ihr Leben in Haft und haben nur 
beschränkten sozialen Kontakt. Für die Angehörigen hingegen ist es viel schwieriger, mit der Tatsache umzugehen, dass der Mann, die Schwester,, der Bruder oder der Vater die Weihnachtstage in Haft verbringt und nicht bei der Familie sein kann. So werden die Angehörigen in der Öffentlichkeit mit vielen Vorurteilen konfrontiert - sie müssen lernen, mit diesen Vorurteilen und den Vorverurtei­ lungen umzugehen. Verdrängung «Natürlich kommt es auch vor. 
dass Insassen ihre Gefühle im Zusammenhang mit Weihnachten verdrängen, keinen Besuch wün­ schen und sich zurückziehen», so Daniel Sochin. Es steht jedem Insassen frei, wie er Weihnachten erleben möchte. Im Nachhinein wird die Feier sowohl von den Angehörigen als auch von den Insassen als positives Erlebnis empfunden. «Wir sind dafür da, dass die Menschen im Freiheitsent­ zug als Menschen behandelt wer­ den und als solche mit ihren Wün­ schen respektiert und akzeptiert werden», so Daniel Sochin. FORUM Einmischung von aussen, «Krieg».., Eine Stellungnahme des Arbeitskreises Demokratie und Monarchie Die 6240 Unterschriften für die Fürsteninitiative sind beein­ druckend; allein was bedeuten sie eigentlich? Haben die unter­ zeichneten Mitbürgerinnen und Mitbürger die über 30 abgeän­ derten Verfassungsartikel tatsächlich studiert oder haben die meisten einfach «für den Fürsten» votiert? Sind die Mau­ rer jetzt also wirklich doppelt so «fürstentreu» wie die Balz- ner? Ist erst eine «Schlacht» geschlagen und gilt es den «Krieg» noch zu gewinnen? Krieg gegen das eigene Volk? Sind Landesfürst und Regierung tatsächlich darauf aus, in einer Kampfabstimmung mit vorausseh­ bar nur knappem Resultat eine neue Verfassung durchzusetzen? Sie hätte wohl kaum Bestand. Auch der Reaktionserlass von 1852 hielt nur 10 Jahre, dann kam eine zeitgemässc Verfassung, mit dem Landtag, Grundrechten etc. Eine Verfassung braucht eben nicht nur eine numerische Mehr­ heit, sondern eine breite Akzep­ tanz der Herzen. Die besonnenen Mahner im Land, die seit Jahren das Demokra­tiedefizit 
im fürstlichen Verfas­ sungsvorschlag kritisieren, erhal­ ten jetzt die Bestätigung von europäischen Instanzen. So lobt das Amsterdamer «Initiative and Referendum Institute» IRI zwar unsere direktdemokratischen Ein­ richtungen, macht aber unmissver- stündlich die Einschränkung: «Jedoch behält sich der Fürst ein Veto-Recht vor und hat schon gedroht, das Land zu verlassen, wenn das Parlament mit seinen Verfassungsvorstellungen nicht einverstanden sein sollte.» Soeben haben wir den Bericht der Venedig- Kommission des Europarates erhalten, wonach der fürstliche Verfassungsvorschlag einen «erns­ ten Schritt zurück» bedeuten würde und uns in Europa rechtlich isolie­ ren könnte. Hier über Einmischung von aus­ sen zu lamentieren, ist so billig wie falsch. Es gibt in dieser Sache kein «aussen». Wir sind ein Teil Euro­ pas und Mitglied seiner Institutio­ nen. Die Europäische Mcnschen- rechts-Konvention (EMRK) ist bei uns geltendes Verfassungsrecht. Die Regierung sollte sich hüten, dem Druck auf den Finanzplatz leichtfertig noch Bedenken in 
Bezug auf unsere Rechtstaatlich­ keit und Demokratietauglichkeit beizufügen. Europa lässt sich wohl nicht so leicht «senkein» und die Schweiz hat sich noch nicht einmal geäussert. Nur ein einiges und handlungsfähiges Volk wird den ANZEIGE 
kommenden Herausforderungen gewachsen sein. Dazu muss man ihm aber zuerst reinen Wein ein­ schenken. Arbeitskreis Demokratie und Monarchie Der Ausschuss MULDENSSWICE] TEL 00423/23243 58  www.rrr.li ] NOTFALL 24 Stunden-Service] 079/438101103]
	        

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