Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

MITTWOCH, 18. DEZEMBER 2002 BLATT 
I INTERNATIONAL DESTAGES 
24 IN KÜRZE Kannibale von Rotenburg war offenbar Einzeltäter KASSEL - Im Kannibalismus-Fall von Rotenburg sehen die Ermittler auch weiter­ hin keinen Anlass, den verdächtigen Armin M. mit weiteren Taten in Verbindungen zu bringen. Oberstaatsanwalt Hans-Manfred Jung sagte am Dienstag der Nachrichten­ agentur AP, es gebe überhaupt keine Veran­ lassung, von mehr als einem Tater und mehr als einer Tat auszugchen. Allerdings werde die Spurensicherung und -auswertung noch eine Weile dauern. Denn das Grundstück im Ortsteil Wüstefeld sei recht gross. Laut Medienberichten könnte Armin M. von der mittlerweile gestorbenen Satanistin Ulla von Bemus beeinflusst worden sein. Mehrere Zeitungen hatten berichtet, dass seine Mut­ ter engen Kontakt zu der Frau hatte, die in einem Nachbarhaus wohnte. Grossbrand nach Explosion JERUSALEM - Eine Explosion in einer Düngemittclfabrik hat am Dienstagmorgen in der nordisraelischen Stadt Haifa, einen Grossbrand ausgelöst. Drei Lagerhäuser gingen in Flammen auf. Feuerwehrleute aus der gesamten Region versuchten ein weite­ res Ausdehnen des Brandes auf nahe gelege­ ne Ölraffinerien und petrochemische Betrie­ be zu verhindern. Entgegen erster Befürch­ tungen handelte es sich nach Angaben der Feuerwehr offenbar um einen Unglücksfall und nicht um einen Anschlag palästinensi­ scher Extremisten. Im morgendlichen Berufsverkehr bildeten sich lange Staus. Exil-Iraker gründen Ausschuss LONDON - Die irakische Exil-Opposition hat sich am Dienstag in London doch noch auf die Zusammensetzung eines gemeinsa­ men Ausschusses verständigt, der im Fall eines Regimewechsels in Bagdad eine Über­ gangsregierung bilden soll. Das nächste Treffen, auf dem eine Führung gewählt wer­ den soll, soll Mitte Januar in Nordirak statt­ finden. Der einflussreiche kurdische Politi­ ker Massud Barsani, der die Kurdische Demokratische Partei führt, nannte die Lon­ doner Konferenz einen Erfolg, weil sie die Mehrheit der Irakej" repräsentiere. Er räumte ein, dass einige Oppositionsgruppen nicht teilgenommen hätten. Mit ihnen werde wei­ ter gesprochen, um sie doch noch zu einer Mitarbeit zu bewegen. Barsani rief zu Tole­ ranz und Vergebung auf. Die Interessen Iraks müssten an erster Stelle stehen: «Wir sind für ein neues Irak, ein Irak für alle.» Grossbrand in Moskauer Konservatorium MOSKAU - Im Moskauer Staatskonserva­ torium ist am Dienstagabend ein Grossfeuer ausgebrochen. Nach Polizeiangaben wurde dabei niemand verletzt, doch wurde befürchtet, dass eine wertvolle Sammlung seltener Noten in Flammen aufgegangen sein könnte. Angesichts starker Rauchent­ wicklung benötigte die Feuerwehr mehrere Stunden, um den Brandherd zu lokalisieren und das Feuer unter Kontrolle zu bringen. Dieses war im zweiten Stock des Gebäudes aus dem 19. Jahrhundert ausgebrochen. 
Universitätscampus kontrolliert Russland gegen vorschnelles Urteil über irakischen Rüstungsbericht BAGDAD - Die Rüstungskontrol­ leure der Vereinten Nationen in Irak haben am Dienstag mehre­ re Labors auf dem Campus der Universität von Bagdad inspi­ ziert. Betroffen waren Einrich­ tungen in der medizinischen und der biotechnologischen Fakultät. Laut einer UN-Erklärung kontrol­ lierten die Experten am Montag bereits das gesamte Gebäude des Instituts für Bio- und Gentechnik der Universität. Dabei handele es sich um eine «neue Einrichtung», die in dem jüngsten irakischen Bericht enthalten sei. Einzelheiten wurden nicht genannt. Russland wandte sich unterdes­ sen gegen ein vorschnelles Urteil über den vor einer Woche vorge­ legten Rüstungsbericht der iraki­ schen Regierung. Erst sollten die zuständigen Fachleute der Verein­ ten Nationen ihr Urteil über das 12 000 Seiten umfassende Material abgeben, erklärte am Montag der russische UN-Botschafter Sergej Lawrow in New. York. Er kritisierte damit indirekt die USA, die den Bericht als unvollständig eingestuft haben. Im Unterschied zu den Vereinig­ ten Staaten haben sich die anderen vier ständigen Mitglieder des Sicherheitsrats, die den Bericht 
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rr .r 1 * * i —/ «V t- a Durchsucht wurde unter anderem auch die biotechnologische Fakultät der Universität in Bagdad. ebenfalls erhalten haben, mit einer Stellungnahme bisher zurückgehal­ ten. Die Leiter der UN-Ab­ rüstungskommission für Irak (UNMOVIC) und der Internationa­ len Atomenergicbchörde (IAEA), Hans Blix und Mohamed ElBara- dei, wollen dem Sicherheitsrat am Donnerstag eine erste Einschät­ zung zu dem irakischen Bericht geben. Der amerikanische Aussenminis- ter Colin Powell erklärte am Mon­tag 
in Washington, dass die bisheri­ gen Informationen über den Bericht die von Anfang an beste­ hende Skepsis bestätigt hätten. Die US-Regierung berate daher mit den internationalen Rüstungsinspekto­ ren und den anderen Mitgliedern des Sicherheitsrates, wie jetzt wei­ ter vorzugehen sei. «Die internatio­ nale Gemeinschaft hat eine Ver­ pflichtung zu handeln und alles zu tun, was notwendig ist, um Irak seine Massenvernichtungswaffen 
zu nehmen», sagte Powell und fügte hinzu: «Dies schliesst den Einsatz militärischer Gewalt mit ein.» Das britische Verteidigungs- ministerium wies am Dienstag einen Bericht des Boulevardblatts «The Sun» als Spekulation zurück, wonach Grossbritannien Handels­ schiffe zum Transport von Panzern und Truppen für einen Angriff auf Irak gemietet habe. Ohne Quellen­ angabe hiess es in dem Bericht, 300 000 britische und US-Soldaten würden nach Irak entsandt. Ein Sprecher des Ministeriums betonte, eine Militäraktion stehe nicht unmittelbar bevor. Der diplomati­ sche Weg zur Lösung des Problems werde weiter verfolgt. Das Pentagon startete am ver­ gangenen Donnerstag über Irak eine Propaganda-Kampagne, wie am Montag bekannt wurde. In nächtlichen Rundfunksendungen, die von US-Flugzeugen über der südlichen Flugverbotszonc ausge­ strahlt werden, werden gegen Staatschef Saddam Hussein gerich­ tete Sendungen verbreitet. Über Frequenzen und Sendezeiten wur­ den die Iraker in Flugblättern unter­ richtet, die zu hunderttausenden über der Flugverbotszone abgewor­ fen wurden. Die Sendungen richten sich nach Angaben des Pentagons an die Bevölkerung und die Armee. Warnstreikwelle legt Flughäfen lahm Zehntausende Fluggäste und Pendler in Deutschland betroffen FRANKFURT - Einen Tag vor der möglicherweise entscheiden­ den Tarifrunde im öffentlichen Dienst hat die Dienstleistungs­ gewerkschaft ver.di am Diens­ tag den Druck auf die Arbeitge­ ber noch einmal verstärkt. Die Streikenden legten zeitweise den Frankfurter und Münchner Flughafen lahm. In mehreren Bundesländern streikten zudem Beschäftigte im Nahverkehr, in Kliniken, Kindertagesstätten und bei den Müllabfuhren. Als Schlichter für die anstehende Tarifrunde sind der SPD-Politiker Hans Koschnick und der frühere Oberbürgermeister von Leipzig, Hinrich Lehmann-Grube, im Gespräch. Koschnick, der für die Gewerkschaftsseite als stimmbe­rechtigter 
Schlichter gehandelt wird, und Lehmann-Grube, der für die Arbeitgeberseite im Gespräch ist, hatten bereits den Tarifkonflikt im Jahr 2000 geschlichtet. Am Frankfurter Flughafen, wo Sicherheitspersonal, Feuerwehr und Techniker am Morgen zeitwei­ se die Arbeit niederlegten, stand der Flugbetrieb für längere Zeit still. Nach Angaben des Flughafen­ betreibers Fraport mussten bis zum Vormittag 164 Flüge gestrichen werden. Von den Verzögerungen seien rund 17 000 Passagiere . betroffen gewesen, hiess es. Am Münchner Flughafen, wo rund 650 Beschäftigte in den Aus­ stand traten, mussten rund 200 Starts und Landungen annulliert werden, wie Sprecher Ingo 
Etwa 110 000 Beschäftigte waren gestern zeitweilig Im Ausstand. Ansbach sagte. Rund 10 000 Pas- innerhalb Deutschlands gebucht sagiere seien davon betroffen hatten, konnten mit ihrem Ticket gewesen. Passagiere, die Flüge die Reise mit der Bahn antreten. Neun Tote bei Unwettern Winterstürme an der US-Pazifikküste SEBAST0P0L - Winterstürme mit sintflutartigen Regenfällen und Windböen mit Geschwin­ digkeiten bis zu 160 Kilometern pro Stunde haben an der Pazi­ fikküste der USA schwere Uer- wiistungen angerichtet und mehrere Todesopfer gefordert. Hunderttausende waren ohne Strom. Wegen starker Schneeverwe­ hungen musste die Hauptstrasse durch die Sierra Nevada am Montag geschlossen werden. Seit Ende ver­ gangener Woche hat das Unwetter mindestens neun Todesopfer gefor­ dert. Für die Gegend um die Bucht von San Francisco wurden Spring- flutwamungen herausgegeben. Der Nationale Wetterdienst meldete Rekord-Niederschlagsmengen. 
Das Wetter im Westen der USA spielt verrückt. 
Explosion am Ätna PALERMO - Glühende Lava hat vermutlich eine Explosion mit 32 Verletzten an einer Touristensied­ lung am Ätna auf Sizilien aus­ gelöst. Die meisten Menschen erlitten leichte Brandverletzungen. Unter den Gästen brach Panik aus. Der italienische Zivilschutz ver­ mutete am Dienstag, dass 900 Grad heisse Lavafunken vermut­ lich mit einer Gasflasche, einem Wassertank oder einer elektrischen Leitung in unmittelbarer Umge­ bung der Hütte in Berührung kamen und das Unglück verur­ sachten. Die genaue Ursache für die Explosion in der Nacht zum Dienstag sei aber zunächst noch unklar. Ein Augenzeuge sprach von grossen Wassertanks, die explodiert seien.
	        

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