Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

MONTAG, 9. DEZEMBER 2002 BLATT 
I I I M LAND 
 VADUZER PRED,G T FRAUENMORD LESERMEINUNG Es geht um Liechtenstein Min Freund in Strasburg, dem Furo parat ver­ bunden. fragte bei mir an. wie es kommt, dass ein Fürstlicher Justizrai, langjähriger Vertreter seines Landes im Furoparal (ich war 4 Jahre sein Stellvertreter und nach dem Wahlsie« 1970 sein Nachfolger), ein Verfall­ ren gegen das Fürstentum «mit offensichtli­ cher Leidenschaft» unterstützt, durch das die der/eilige Verfassungskrise des Fürstentums nach Buropatauglichkeit untersucht werden soll. Dicke Gutachten wurden herange­ schleppt. Das Verfahren hat einiges Aufsehen erregt, weil es nun wirklich selten ist. dass ein prominenter Bürger eines Landes, das er seil Jahren vertritt, alles unternimmt, um die Furopatauglichkeil seines Landes fragwürdig erseheinen zu lassen. Die Problematik sei noch umso komplexer, als die Delegations­ leitern! dieses Landes im Furoparat und liechtensteinische Landtagsabgeordnele die­ ses Untersuchungsverfahren unterstützt. In der Tat. es läuft eine Diskussion im so genannten «monitoring comittee» betr. unse­ rer Verfassung (zusätzlich zur «Prof.-Ilaas- Klage»). Im Laufe der nächsten Woche soll die Bearbeitung im "Venediger Komitee», in welchem der Herr Fürstlicher Justizrat seit Jahren das Land vertritt, weitergehen. Iii der Tat, eine kleine Unifrage bei uns hat ergehen, dass Strasshurg daran ist. gemäss Anträgen von sehr prominenten Gegner der Fürsieninitiative, die Furopa­ tauglichkeil. die wir alle seil dem Heilritt /.um liuroparat als geklärt ansehen, im Zusammenhang mit der fürstlichen Verfas- sungsinitiative erneut unter die Lupe zu nehmen. Das Zentrum des geistigen Netz­ werks solcher Bestrebungen befindet sich hei jenen! Liechtenstein-Institut, das vor kurzem seinen Landesbeitrag auf C1IF 750 ()()() erhöht bekam. Was der Einzelne am Liechtenstein-Institut denkt, liisst mich kühl, als Netzwerk gegen die Interessen Liechtensteins tätig zu sein, mit kräftigen Subventionen des Landes (auch Steuergel- den ihrer Gegner) ist inakzeptabel. Der Fürstliche Justizrai und die Abgeordnete geben vor. auch mich, von der anderen Par­ tei und mit ganz anderen Meinungen hinsichtlich Verfassungsrevision, zu vertre­ ten. Das hat doch mit freier Meinungsäusse­ rung oder gar Wissenschaftlichkeit, mit der nur allzu durchsichtig operiert wird, wenig zu tun. Das Mindeste und Konsequenteste wäre von all diesen Vertretungen zu demis­ sionieren. Man kann doch von mir und sol­ chen, die mir nahe stehen, nicht erwarten, einen solchen Etiketlenscliwindel schwei­ gend zu übersehen. Die Revisionsgegner mögen es nicht gerne hören: Sie sind, trotz viel grösserer Lautstärke, in der Minderheit. Ich getraue mich, mich zur Mehrheit zu zählen, allerdings zu einer zu sehr schwei­ genden, die sich aber nicht mehr alles gefal­ len lässt. Es geht doch schon lange nicht mehr um Juristerei und Paragraphen, nicht einmal mehr nur um Machtpolitik. Es geht um unsere gemeinsame Heimat, die derzeit bei­ leibe keinen Strassburger Spiegel braucht. Darf ich den Fürstlichen Justizral erinnern an jene Zeit, als wir zusammen in derselben Regierung süssen und er Grosser Verfechter des Heftes «Es geht um Liechtenstein» war. Damals zählte er sich zu den Vorzeige- Liechtensteinern. Mit seiner derzeitigen Aktion erweist er der Europaidee bei uns einen'Bärendienst. Ich bin enttäuscht. Es geht nicht mehr nur um den Fürsten, es geht um unser Land/sein internationales Gesicht, seine Rolle. Heute, Montagabend, werden die derzeit hängigen Verfassungsprobleme kontradiktorisch dis­ kutiert. Wäre es den Damen und Herren vielleicht möglich, als Zusatz zum Textstreit auch einen Blick auf unser äusseres Erscheinungsbild, auf unsere Wirtschafts­ krise, auf unsere Selbstanklagen in Strass- burg, auf unser Bild der mangelnden Solida­ rität, auf unsere Furcht vor der Konkordanz- demokratic zu werfen? Fürstlicher Rat Dr. Alfred Hilbe, Schaan 
Dolmetscherin des Islam 1 «Vaduzer Predigt» mit der Islamwissenschaftlerin Annemarie Schimmel VADUZ - In Zusammenhang mit der Ausstellung «Islamischer Alltag» (im Foyer des Liechten­ steinischen Gymnasiums) hielt am Sonntag die Islamwissen- schaftlerin Annemarie Schim­ mel die "Vaduzer Predigt» in der evangelischen Kirche, Vaduz, zum Thema «Gedanken zur islamischen Mystik». • Ge ro ll Hau ser Als Dolmetscherin des Islam hat sich die 1922 geborene Annemarie Schimmel. Orientalistiii und Islani- wissenschafllerin von Weltrang, einmal bezeichnet. Nach ihrer Ansicht ist der Islam die «am meis­ ten angegriffene und missverstan­ dene» aller Religionen. Ihr Lebens­ werk habe sie deshalb der Verstän­ digung /wischen Ost und West geweiht. Brücken schlagen Bevor Annemarie Schimmel mit ihrer «Vaduzer Predigt» begann, begnissten Pfarrer Andre Ritter und der Iniam der türkischen Verei­ nigung in Liechtenstein die zahl­ reich erschienenen Gäste, unter ihnen viele Muslime und Musli­ minnen. Mit geschlossenen Augen, als lese sie im Inneren die Verbin­ dungen zwischen Islam und Chris­ tentum, hielt dann Annemarie Schimmel die «Vaduzer Predigt», in Deutsch natürlich, obwohl sie dies auch in Englisch, Türkisch, Französisch, Schwedisch, Arabisch 
Mit geschlossenen Augen, als lese sie im Inneren die Verbindungen zwischen Islam und Christentum, hielt Annemarie Schimmel die «Vaduzer Predigt» in der evangelischen Kirche. oder Persisch könnte. Eine «Pre­ digt», durchdrungen nicht nur von tiefem Wissen über beide Religio­ nen. sondern auch von der Liebe zum Islam und den in und mit ihm lebenden Menschen, zu den Men­ schen allgemein. Anhand zahlrei­ cher Zitate arabischer Schriftsteller aus verschiedenen Jahrhunderten und aus dem Koran zeigte sie auf, dass es für den Islam, für die Mus­ lime eine grosse Verehrung Jesu gibt, nicht als Sohn Gottes, aber als 
der letzte, grössle und reinste gott­ gesandte Prophet vor Mohammed. Auch der Koran spreche immer wieder von Maria und Jesus, von Jesus auch als dem grossen Arzt, der alle Krankheiten zu heilen wusste. Maria sei es, die uns lehre, dass man durch Schmerzen reife. Der Schmerz, in beiden Religionen lebendig, bei Maria stets in Verbin­ dung mit der Geburt Jesu gesehen, sei ein Leiden, aus dem Heilung, aus dem Segen geboren werde. 
Gerade in der vorweihnachtlichen Zeit, so bcschloss Annemarie Schimmel ihre «Vaduzer Predigt», solle man den Gedanken an die Heilung des inneren und äusseren Schmerzes ptlegen. Im Foyer des Gymnasiums gibt es heute um 19.30 Uhr den Vortrag «Islamische Charta» mit Nadeem Elyas und am 18. 12. um 17.15 Uhr ein Podiumsgespräch zum Thema «Islamischer Alltag im Fürstentum Liechtenstein». XY: Verhaftung in Sachen 
Frauenmord Fluchtfahrzeug in Schaanwald gefunden - Keine Spur vom Haupttäter •OMODOSSOLA/VADUZ - Im brutalen Mordfall an einer 31- jährigen Tessinerin hat die Poli­ zei erste Fahndungserfolge gemeldet. Am Samstag wurde an der schweizerisch-italieni­ schen Grenze bei Domodossola (I] ein mutmasslicher Komplize des noch immer flüchtigen Haupttäters uerhaftet. In Schaanwald wurde ein Flucht­ fahrzeug gefunden. Wie die Landespolizei mitteilte, erhielt sie den Hinweis von einem Bürger, welcher die XY-Sendung gesehen hatte, dass das gesuchte Fahrzeug des Täters, ein grauer Audi A4, in Schaanwald vermutet werde. Das bei einer Tankstelle in Schaanwald vorgefundene Fahr­zeug 
erwies sich als das gesuchte Fahrzeug, welches dort offenbar schon Tage zuvor abgestellt wor­ den war. Aufgrund der Umstände, wo und wie das Auto vorgefunden wurde, sowie aufgrund des Unistandes, dass ansonsten keiner­ lei Hinweise vorlagen, welche eine Beziehung zu Liechtenstein herge­ stellt hätten, geht die Landespolizei davon aus, dass sich die Person oder Personen, welche das Fahr­ zeug dort abgestellt hatten, sich nicht im Inland aufhielten, sondern vor dem Grenzübertritt dieses Fahrzeug dort zurückgelassen hat­ ten. Es liegen keine Hinweise vor, dass ein anderes Fahrzeug im Inland zur Fortsetzung der Fahrt gestohlen wurde. Das Fahrzeug des 
Täters wurde von der Landespoli­ zei sogleich sichergestellt und noch in derselben Nacht der ermitteln­ den Kantonspolizei Tessin zum Zwecke der Sicfierstellung und Auswertung von Spuren überge­ ben. Der in Domodossola Festgenom­ mene habe eine Narbe unter dem linken Auge und weise weitere Ähnlichkeiten mit dem Phantom­ bild des gesuchten Komplizen auf, teilte die Tessiner Kantonspolizei am Sonntag mit. Andere Elemente liessen dagegen Zweifel an seiner Identität mit dem Gesuchten auf­ kommen. Die Suche nach den Tätern gehe deshalb weiter. Laut den Angaben wurde der Mann von italienischen Zöllnern 
bei einer Grenzkontrolle in einem Cisalpino-Zug in Domodossola verhaftet. Der Festgenommeric sei von Bern nach Italien unterwegs gewesen und habe keine Papiere auf sich getragen. Die italienischen Grenzbeamten wiesen den Mann deshalb an die Schweizer Behör­ den in Brig zurück. Die Tessiner Fahnder begaben sich sofort nach Brig. Vom mutmasslichen Haupttä­ ter, ein in Deutschland wohnender 31-jähriger Rumäne, sowie vom zweiten Fluchtfahrzeug - ein Opel Astra Caravan mit deutschen Kennzeichen - fehlte noch immer jede Spur. Der Haupttatverdächtige war im Tessin wegen Gewalttätig­ keit gegen den Ehemann des Mord- opfers verzeigt worden. 25 Jahre Weit- und Naturlada in Liechtenstein. Beim Fest anwesende Gäste waren: Marie-Louise Eberle, Josy und Josef Biedermann, Gründungspräsident Paul Vogt. 
Im Dienste der Fairness SCHAAN - Fairer Handel und faire Preise waren der Grundgedanke bei der Gründung des Dritte-Welt- Ladens vor 25 Jahren. Was als revo­ lutionäre achtundsechzigcr Idee vor 25 Jahren begann, wurde am Sams­ tag entsprechend gewürdigt und gefeiert. Der Naturladen in Schaan feierte mit peruanischer Musik und mit einem Blick zurück auf die Gründungszeit des damaligen Drittc- Welt-Ladens. Aber auch die Zukunft muss im Auge behalten werden, denn erst wenn in allen Geschäften Produkte Verkauft werden, die unter menschenwürdigen und fairen Bedingungen produziert werden, die auch die umweltpolitischcn Voraus­ setzungen erfüllen, haben wir echte Fairness erreicht. (haka)
	        

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