Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

FREITAG, 15. NOVEMBER 2002 VÖLKS BLATT 
INTERNATIONAL 
TOPNEWS DES TAGES 
32 IN KÜRZE Michael Jackson vor Gericht . LOS ANGELES - Michael Jackson (Bild) hat sich vor Gericht gegen den Vorwurf sei­ nes deutschen Konzertveranstalters vertei­ digt, er habe einen Millionenvertrag nicht 
eingehalten. Der Popstar stellte sich am Mittwoch im kalifornischen Santa Maria drei Stunden lang den Fragen des Staats­ anwalts, die er zu­ meist nur mit «Ja» oder «Nein» beant­ wortete. Der Mün­ chner Musikveran­ stalter Marcel Avram wirft Jackson vor, er habe zwei fest vereinbarte Auftritte zu Sil­ vester 1999 platzen lassen. Avram fordert dafür 21 Millionen Dollar (Euro) Schaden­ ersatz. Jackson erklärte, Avram habe im Oktober 1999 die beiden Konzerte in Hono­ lulu und Sydney mit der Begründung abge­ sagt, diese hätten vermutlich nicht den erhofften Umsatz eingebracht. Der «King of Pop» trug beim Betreten und Verlassen des Gerichtssaals eine Atemschutzmaske, mit der er sich seit Jahren vor Bakterien schützt. • Rund 100 jubelnde Fans begrüssten ihr Idol vor dem Gerichtsgebäude. Einige von ihnen hielten Schilder mit der Aufschrift «Free Michael». Jackson winkte ihnen zu und zeigte das «Victory»-Zeichen, bevor er in Be­ gleitung von fünf Polizisten auf Motorrädern in seiner schwarzen Limousine davonfuhr. Mutmasslicher Drahtzieher des Kibbuz-Überfalls gefasst JERUSALEM - Bei einem Grosseinsatz in Tulkarem im Westjordanland hat die israeli­ sche Armee am Donnerstag den mutmassli­ chen Drahtzieher des jüngsten tödlichen Überfalls auf einen Kibbuz festgenommen. Im benachbarten Nablus dauerte die am Mittwoch begonnene Militäroperation an, die ebenfalls der Aufspürung mutmasslicher Extremisten dienen sollte. In einer weiteren Grossoffensive rückten die Streitkräfte so tief wie seit zwei Jahren nicht mehr ins auto­ nome Gaza ein. Soldaten umstellten in Tulkarem das Haus von Mohammed Naefe. Er soll den Überfall auf den Kibbuz Metzer geplant haben, wo in der Nacht zum Montag fünf Israelis erschos­ sen wurden. Dem Militär zufolge kam Naefe schliesslich mit erhobenen Händen aus dem Haus. Zuvor hatte die israelische Menschenrechtsgruppe B'tselem den Streit­ kräften die Garantie abverlangt, dass Naefe und seinen mutmasslichen Komplizen, im Falle ihrer Kapitulation kein Leid geschehen werde. Zu dem Überfall auf den Kibbuz hat­ ten sich die Al-AksarBrigaden bekannt, die der Fatah-Organisation des palästinensi­ schen Präsidenten Jassir Arafat nahe stehen. Da Nablus als Hochburg der Al-Aksa-Bri- gaden gilt, startete Israel dort am Mittwoch die grösste Militäroffensive seit 
April. Weltweit 110 Medienleute hinter Gittern BERLIN - Wegen Ausübung ihres Berufes sitzen zurzeit weltweit 110. Journalisten in Haft. Sie seien eingesperrt worden, weil sie das Recht auf freie Berichterstattung wahr­ genommen hätten, teilte die Hilfsorganisa­ tion «Reporter ohne Grenzen» mit, Allein fn Nepal seien 19 Journalisten inhaftiert, in Birma seien es .15, in China 1 und im Iran 10, erklärte die Organisation am Donnerstag in Berlin zum internationalen Tag «Writers in Prison». Viele Journalistinnen und Journalisten wür­ den ohne ordentlichen Prozess über Jahre hinweg gefangen gehalten. Bereits eine klei­ ne Abweichung von der offiziellen Lesart könne Presseleute in vielen Ländern die Freiheit kosten. 
Kilometerlanger Ölteppich Leckgeschlageher Tanker bedroht die galizische Küste MADRID - Im Kampf gegen eine drohende Ölpest an der nord­ westspanischen Küste haben die Bergungsteams am Don­ nerstag einen Teilerfolg erzielt: Das Leck an dem in Seenot geratenen Tanker «Prestige» wurde nach Angaben eines Polizeisprechers abgedichtet. Später fuhr der Tanker mit der eigenen Maschine und der Hilfe von sieben Schleppern weiter auf See hinaus. Bis dahin war aber bereits ein 35 Kilometer langer Ölteppich aus der «Prestige» aus­ gelaufen, die unter der Flagge der Bahamas von Lettland nach Gibraltar unterwegs war. Die Lage wurde weiterhin als äusserst ernst beschrieben: Bei schwerem See­ gang mit bis zu sechs Meterhohen Wellen war es in der Nacht nicht gelungen, den mit 77 000 Tonnen Heizöl beladenen, 26 Jahre alten Tanker weiter von der Küste weg­ zuschleppen. Stattdessen trieb er bis auf acht Kilometer auf das Cabo de Tourinan bei Coruiia zu. Im Laufe des Tages besserte sich das Wetter und die Versuche, den 
Nach der Havarie dieses Öltankers hat sich vor der nordspanischen Küste ein langer Ölteppich gebildet. Tanker auf See hinauszuschleppen, wurden wieder aufgenommen. Vor den am meisten gefährdeten Ufer­ regionen wurden nach Angaben des Entwicklungsministerien 700 Meter lange Ölbarrieren ausgelegt. Die EU-Kommission in Brüssel äusserte unterdessen den Verdacht, die britischen Behörden hätten den 
Tanker, der schon öfters von Lett­ land nach Gibraltar gefahren war, im Hafen von Gibraltar nicht aus­ reichend auf seine, Seetauglichkeit kontrolliert. Die zuständige EU- Kommissarin Loyola de Palacio schickte deshalb einen Brief an die britische Regierung, um Informa­ tionen über die Kontrollen zu 
erhalten. Die spanische Polizei teil­ te mit, der Tanker sei 1999 in New York und in Rotterdam wegen Ver­ stosses gegen Sichcrheitsrichtlini- en aufgefallen. Der Tanker war am Mittwoch 50 Kilometer vor der Küste in Seenot geraten. Noch am Mittwoch wurden 24 der 27 Besat- zungsmitglieder von Bord geholt. im Dienste des Weltsicherheitsrats Chefinspektor Hans Blix soir irakische Waffen aufspüren NEW VORK - «Seid resolut und dynamisch, aber nicht ärgerlich oder aggressiv. Seid etwas fle­ xibel, aber lasst Euch nicht her­ umschubsen.» So lauten die Verhaltensregeln des Chefin­ spektors Hans Blix für seine Waffenkontrolleure, die in Kürze nach Bagdad reisen sol­ len. Die erforderlichen Charakteristika verkörpert er nach Ansicht vieler Beobachter selbst am besten. Auch deshalb habe der' 74-jährige Schwede das volle Vertrauen des Weltsicherheitsrats für die heikle Aufgabe der Waffeninspektionen in Irak gewonnen. Zweifellos kann niemand Blix seine jahrzehntelange Erfahrung absprechen. 16 Jahre - von 1981 . bis 1997 - hat er der Internationa­ len Atomenergieagentur (IAEA) in Wien als Generaldirektor vorge­ standen. In dieser Position war er 
von Anfang an in die Waffenkon- trollen im Irak involviert, die nach dem Golfkrieg von 1991 zunächst unter dem Schweden Rolf Ekeus eingeleitet wurden. 
Kritiker werfen Blix allerdings vor, er sei seinerzeit nicht hart genug mit Irak ins Gericht gegangen. Im Gegensatz dazu habe er Nordkorea keinerlei Zugeständnisse gemacht, UN-Chefinspektor Hans Blix (Mitte) soll irakische Walten aufspüren. 
meint der Amerikaner David Albright, der dem ersten Inspekti­ onsteam im Irak angehörte. Dies habe ihm sogar den Vorwurf einge­ tragen, er traue den Irakern mehr als seinen eigenen Inspektoren. Nun obliegt es Blix, vor Ort die richtigen Entscheidungen zu tref­ fen, und hieran wird man den Erfolg seiner Mission messen. Jedenfalls ist der neue Chefinspek­ tor ein völlig anderer Typ als sein unmittelbarer Vorgänger Richard Butler. Dem Australier wurde häu­ fig undiplomatisches Verhalten vorgeworfen, womit er sowohl die Iraker als auch den Weltsicher- heitsrat vor den Kopf stiess. Ende, 1998 schliesslich zog er sein Team aus dem Irak ab, ohne den Sicher­ heitsrat vorher verständigt zu haben. Ausserdem wurden einige seiner Inspektoren beschuldigt, sie hätten im Aufträg der. USA oder Israels spioniert. Eine historische Rede Papst will mehr Kinder in Italien ROM - In einer historischen Rede vor dem italienischen Par­ lament hat Papst Johannes Paul II. die Italiener zu grösserem Kinderreichtum aufgerufen. Die sinkende Geburtenrate bedro­ he des Zukunft des Landes und zwinge die Bevölkerung, einen Beitrag zur Umkehr dieses Trends zu leisten, sagte der 82-Jährige am Donnerstag unter dem Applaus der Abgeordneten. Es handelte sich um die erste Rede eines Papstes im Parlament seit der Vereinigung Ita­ liens vor mehr als 130 Jahren. Sie war seit Wochen mit Spannung erwartet worden. Die «Krise der Geburtenrate» bereite ihm Sorge, sagte Johannes Paul. Er rief die Politik auf, besse­ re soziale und wirtschaftliche Rah­menbedingungen 
für Familien zu schaffen. Die Geburtenrate liegt in Italien bei 9,3 pro 1000 Einwohner und gehört damit zu der -niedrigs­ ten der Welt. Papst Johannes Paul II. wünscht steh in Italien mehr Kinder. 
Generationenwechsel Chinesischer Staatschef Zemin tritt ab PEKING. - Die chinesischen Kommunisten haben einen grundlegenden Führungs- und Generationenwechsel eingelei­ tet Der 76-jährige Staats- und Partei­ chef Jiang Zemin kandidiere bei der Wahl des Zentralkomitees (ZK) am Donnerstag nicht mehr; als einziges Mitglied wurde zum Abschluss des 16. KP-Parteitags sein designierter Nachfolger Hu Jintao wiedergewählt, wie die amt­ liche Pekinger Nachrichtenagentur Xinhua meldete. Neben personellen Weichenstel­ lungen - 180 der 356 ZK-Mitglie­ der sind neu und mehr als ein Fünf­ tel jünger als 50 Jahre - wurde eine programmatische Öffnung der KP für Unternehmer beschlossen: Mit­glieder 
der «kapitalistischen Klas­ se» sollen künftig Parteimitglied werden können. Heute stehen wei­ tere wichtige Personalentscheidun­ gen an. Kandidiert nicht mehr: der chine­ sische Staatschef Jiang Zemin.
	        

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