Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

24 Dienstag, 5. Februar 2002 
EXTRA Liechtensteiner VOLKSBLATT no 
Rush Hour 2 Die Berlinale wird deutscher Film-Hitparade Handkante und Turbozunge US-Kassenschlager «Rush Hour 2» mit Jaekie Chan und Chris Tucker - Action-Dauerfeuer in Hongkong mit Finale in Las Vegas FRANKFURT/MAIN: Wenn Chef­ inspektor Lee aus Hongkong mit dem Polizeidetektiv James Carter aus Los Angeles gemein­ sam an einem Fall arbeitet, ist pausenlose Action ebenso garantiert wie nur von kernigen Schlägereien unterbrochenes Dauergequassel. Das war in dem weltweiten Kinohit «Rush Hour» mit Jackie Chan als Lee und Chris Tucker als Carter so, und ist nun auch in der Fortsetzung des Kas­ senschlagers nicht anders. 90 Minuten lang liefert der am 7. Februar in die Kinos kommende Streifen genau jene Ware, bei der Jugendlichen das Pop- corn am besten schmeckt. Die Rolleriverteilung ist bestens be­ kannt: Chan spielt den schon etwas gereifteren Chinesen, dessen Kampf- künste die Kontrahenten gleich dut­ zendweise ins Rcich der unsanften Triiume befördern. Der schwarze Hol­ lywood-Star Tucker ist zwar auch nicht schlecht bei Fuss, aber seine ge­ fährlichste, vor allem aber nervenauf- reibendste WafTe ist eindeutig sein lo­ ses Mundwerk, das auch in fremder Umgebung nie zum Stillstand kommt. In die ehemalige britische Kronkolonie ist 
Carter gereist, um dort einige ver­ diente Urlaubstage bei seinem Freund Lee zu verbringen. Schliesslich sind beide im ersten «Rush-Hour»-Film ja arg strapaziert worden. Doch eine Explosion in der amerika­ nischen Gesandtschaft, perfekte Geld­ schmuggler, ein smart-skrupelloser Gangsterchef und seine betörende Auftragsmörderin sorgen für höchst aktionsreiche Urlaubstage. Dazu hat Lee alle Mühe, das Schnoddermaul daran zu hindern, von einem 
Fett-Die 
Rollenverteilung ist bestens bekannt: Jackie Chan (rechts im Bild) spielt den schon etwas gereifteren Chinesen, dessen Kampfkünste die Kontrahenten gleich dutzendweise ins Reich der unsanften Träume befördern. Die nervenaufreibendste Waffe des schwarze Hollywood-Star Chris Tucker ist sein loses Mundwerk. näpfchcn ins nächste zu stolpern. Denn was den schwarzen Witzbold im heimischen Los Angeles so unterhalt­ sam erscheinen lässt, findet unter Chi­ nesen entweder kein oder das falsche 
erlebt das ungleiche Duo dann aller­ dings in Las Vegas, dem amerika­ nischsten aller Orte. Dort wird das neue Red Dragon Hotel samt Spielca- sino eröffnet. Pech für das Mobiliar, 
von der Partie sind . . . In den USA war «Rush Hour 2» im Vorjahr einer der erfolgreichsten Fil­ me. Auch hier zu Lande wird sich das wohl ausschliesslich jugendliche Pu- Verstiinclnis. Das Finale des Streifens dass Lee und Carler bei der Feier mit blikum an den Kinokassen anstellen. 
um seinen Spass mit dem populären Handkanten-König Jackie Chan und Chris Tucker zu haben. Die beiden sind nicht nur im Alter - Chan ist 47, Tucker erst 29 -, sondern auch äusser- lich höchst verschieden. Dazu ist der in Hongkong geborene Arhcitersohn Chan ernst und beherrscht, der aus den Südstaaten stammende schwarze Komiker dagegen endlos albern. Multi-Kulti-Mischung Den Kinogängern gefallt diese Mul­ ti-Kulti-Mischung offensichtlich. Und sie stören sich offenbar auch nicht daran, dass Tucker in seiner Rolle alle Klischees vom dauerbrünstigen, zo- tenreissenden und tanzwütigen schwarzen Mann erfüllt." Das vorwie­ gend weisse Publikum in den Kinos der westlichen Welt lacht gerne darü­ ber, und Tucker verdient Millionen da­ mit. Aber das Ganze hat einen faden Beigeschmack, zumal vor einigen Jah­ ren gewiss noch der Verdacht geäus­ sert worden wäre, hier mit einer be­ sonders perfiden Form von Rassismus konfrontiert zu sein. Die von Jackie Chan verkörperte Rolle von Handkanten-Lec hat mehr Würde, zumal der Chinese ein Meis­ terakrobat ist, dessen langjährige Aus­ bildung ihn zu Szenenauftritten be­ fähigt, die ziemlich konkurrenzlos in der Branche sind. Der elegante John Lonc, ebenfalls ein gebürtiger Hong­ konger, macht aus dem Gangsterboss Ricky Tan einen abgefeimt hinter­ gründigen Bösewicht, der etwas Klasse in die sehr simpel ablaufende Ge­ schichte bringt. Den Produzenten und dem Regisseur Rattner, bekannt für seine Musikvideos, hat sich mit den beiden «Rush-Houn-Filmcn eine Goldader geöffnet, Fortsetzung folgt ganz bestimmt. Die Berlinale wird deutscher und europäischer Vier deutsche Wettbewerbs-Filme - Hollywood tritt kürzer 
FILMHUPARADE Der Schweizerische Kino-Verband er­ mittelt jeden Freitag die Liste, der 20 meistbesuchten Filme der vergange­ nen Woche in den Kinos der deutschen Schweiz. Die repräsentativen Angaben stammen aus 85 Kinobetrieben in al­ len wichtigen Städten der deutschen Schweiz. Die Filmhitparade nennt den Rang dieser Woche, den Vorwochenrang (in Klammer), den Filmtitel sowie den Re­ gisseur des Films. «Neu» heisst neu auf der Liste, «cm» heisst erneut auf der Liste. 1(1) OCEAN'S ELEVEN Steven Soderbergh neu) VANILLA SKY Canferon Crowe 3 (2) THE LORD OF THE RINGS Peter Jackson 4 (neu) THE MAN WHO WASNT THERE Joel Coen-Brothers 5 (4) THE OTHERS Alejandro Amenäbar 6 (3) DON'T SAY A WORD Gany Fieder 7 (5) HARRY POTTER Chris Coluiribus 8 (6) LE PEUPLE MIGRATEUR Jacques Penin 
9 (10) L'ULTIMO BACIO Gabriele Muccino 10 (7) MULHOLLAND DRIVE David Lynch 11 (8) THE PRINCESS DIARIES Garry Marshall 12 (9) 13 GHOSTS Steve Beck 13 (11) AMELIE DE MONT­ MARTRE J.-P. Jcunet 14 (13) ATLANTIS - THE LOST EMPIRE G. Trousdale/K. Wise 15 (12) LUCIA Y EL SEXO Julio Medem 16 (14) EU, TU, ELES Andrucha Waddington 17 (16) KANDAHAR Moshen Makhmalbaf 18 (17) BEHIND THE SUN Walter Salles 19 (18) THE CURSE OF THE JADE ... Woody Allen 20 (19) LA STANZA DEL FIGLIO Nanni Morctti 
BERLIN: Bei den 52. Berliner Film­ festspielen, die am nächsten Mitt­ woch eröffnet werden, beginnt eine neue Ära: Erstmals wird der Deut­ sche Dieter Kosslick das bedeutend­ ste Filmereignis der Republik leiten. Kosslick ist Nachfolger des langjähri­ gen Berlinale-Chefs Moritz de Hadcln, dessen Vertrag nicht verlängert wurde. Der Westschweizer de Hadeln, 
mit der deutschen Sprache beharrlich auf Kriegsfuss, bevorzugte Hollywood- Produktionen und konnte sich stets mit etlichen Besuchen von dortigen Weltstars schmücken, machte sich al­ lerdings damit auch sehr von diesen Visiten abhängig. Neuer Chef - Neue Akzente Der umtriebige Filmfunktionär Kosslick hingegen will deutlich andere Akzente setzen und hat das mit dem diesjährigen Programm auch schon unter Beweis gestellt: Nicht weniger als vier deutsche Produktionen sind unter den 23 Filmen, die in den Wett­ bewerb um die Goldenen und Silber­ nen Büren gehen. Dass hat es schon lange nicht mehr gegeben. Und die in den letzten Jahren so übermächtig vertretenen Amerikaner sind mit drei Produktionen nur gleichauf mit Euro­ pas führender Filmnation Frankreich. 
Grossbritannien zeigt sich mit zwei Filmen, Italien, Dänemark, Spanien, Ungarn und Griechenland schicken je­ weils einen Streifen ins Rennen. Aussereuropäischen Ursprungs sind ansonsten nur Filme aus Japan, Korea und Australien. Leider überhaupt nicht im Wettbewerbsangebot sind Produktionen aus Osteuropa, die ehe­ mals so grosse Bedeutung für die Ber­ linale hatten. Lediglich ein russischer Film läuft ausser Konkurrenz. Auch China ist diesmal nur in diesem Rah­ men mit von der Partie, Zhang Yimou präsentiert «Glückliche Zeiten». Die er­ sehnen sich vor allem die deutschen Hoffnungen: das Liebesdrama «Der Felsen» von Dominik Graf, die Sozial- studic «Halbe Treppe» von Andreas Dresen, das Terroristenporträt «Baa­ der» von Christopher Roth, vor allen aber Tom Tykwers «Heaven». Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen Diese Mischung aus Liebesgcschich- te, Thriller und moralischem Drama des derzeit hoffnungsvollsten deut­ schen Regisseurs ist der Eröffnungs­ film der 52. Filmfestspiele. Und natür­ lich wird Tykwer die Stars seiner deutsch-amerikanischen Produktion, die Oscar-Anwürterin Cate Blanchett und Giovanni Riblsi, über den roten 
Teppich vorm Berlinale-Palast am Potsdamer Platz geleiten. Nach der Pleite im Vorjahr mit dem indiskutab­ len Kriegsschinken «Enemy at the Gate» will Kosslick gerade mit Tykwers Film zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: mit künstlerischer Klasse fii- rios 
starten und zugleich ein deutli­ ches Signal für den deutschen Film setzen. Der neue Berlinale-Chef geht dabei allerdings das Risiko ein, weniger grosse Hollywood-Stars an die Spree zu locken als in den Vorjahren. Im­ merhin aber wird mit dem Kommen von Oscar-Preisträger Russell Crowe, auch in diesem Jahr wieder erster An­ wärter auf die begehrteste Auszeich­ nung, fest gerechnet. Und die Golde­ nen Ehrenbären für den grossen US- Regisseur Robert Altman und die frühere Leinwandschönheit Claudia Cardinale garantieren prominenten Besuch ohnehin. Am wichtigsten wird aber auch im ersten Jahr der Kosslick-Ära wieder sein, dass unter den insgesamt 389 Filmen in den verschiedensten Sektio­ nen des 
Festivals einige darunter sind, die Publikum und Kritiker gleicher- massen beglücken. Umso besser wäre es für die Berlinale, wenn deutsche und europäische Produktionen dazu zählten.
	        

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