Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

TWOCH, 13. NOVEMBER 2002 VOLKS 
| INTERNATIONAL des VAGE™ 
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20 IN KÜRZE Angebliche neue Tonband- Botschaft von Bin Laden KAIRO - Der arabische Fernsehsender El Dschasira hat am Dienstagabend ein Ton­ band mit einer angeblichen Botschaft des Terroranführers Osama bin Laden abge­ spielt. Darin werden Warnungen an die Adresse der Verbündeten Washingtons aus- gestossen. Dabei wurden Deutschland, Grossbritannien und Italien ausdrücklich erwähnt. Zudem lobte die Stimme auf dem Tonband, bei der es sich laut El Dschasira um Osama bin Laden handeln soll, die Gei­ selnahme in einem Moskauer Theater sowie den Anschlag auf Touristen in Bali, den Anschlag auf den frahzösischen Öltanker «Limburg» und die Synagoge in Djerba. Wie der katarische Sender in den Besitz der Aufnahme gelangte, wurde nicht bekannt. Die US-Regierung macht Bin Ladens Grup­ pe El Kaida für die Anschlüge des II. Sep­ tember 200i verantwortlich. Es ist unklar, ob er die darauf folgenden US-geführten Angriffe auf Afghanistan überlebt hat. Italienisches Erdbebengebiet wieder erschüttert SAN GIULIANO - Ein Beben der Stärke 4,2 hat gestern abermals das mittelitalieni­ sche Dorf San Giuliano de Puglia erschüt­ tert. Vor knapp zwei Wochen waren dort bei einem Erdstoss 29 Menschen ums Leben gekommen, darunter 26 Kinder einer Grundschulklasse. Seitdem gab es in der Region mehrere Nachbeben, doch keines zuvor war so stark wie das am Dienstag, das zu Rissen in mehreren.bereits beschädigten Häuser führte. Der Nachrichtenagentur ANSA zufolge war das Beben auch in ande­ ren Orten der Abruzzen zu spüren. Mehrere Schulen wurden geräumt. Das Beben traf die Region um 10.27 Uhr, wie das Institut für Geophysik und Vulkanologie in Rom mitteilte. Ein weiteres Nachbeben der Stär­ ke 3,5 folgte wenige Stunden später. Prinz Charles reagiert LONDON - Nach Enthüllungen ehemali­ ger Kammerdiener und Vorwürfen gegen das Königshaus hat der britische Prinz Char­ les eine schonungslose • Aufklärung angekündigt. Der Thronfolger habe eine interne Untersuchung angeordnet, erklärte dessen Privatsekretär Sir Michael Peat am Dienstag. Dabei solle «ohne Furcht und Nachsicht» Vorwürfen im Zusammenhang mit dem abgesetzten Prozess um einen But­ ler von Prinzessin Diana und Berichten über angebliche Vergewaltigungen unter der Die­ nerschaft von Prinz Charles nachgegangen werden. Er werde gemeinsam mit einem Juristen untersuchen, ob sich im Haushalt des Kronprinzen jemand irgendwelcher Ver­ fehlungen im Zusammenhang mit dem Pro­ zess um Dianas Butler Paul Burrell schuldig gemacht habe, sagte Peat. Ein Gericht hatte Burrell von dem Vorwurf freigesprochen, er habe uncrlaubterweise Gegenstände aus Dianas Besitz an sich genommen. Dies geschah, nachdem Königin Elizabeth II.- nach langem Schweigen Burrell entlastet hatte. Dem Königshaus wurde daraufhin vorgeworfen, sich eingemischt zu haben, um kompromittierende Enthüllungen Bur­ rell s vor Gericht zu verhindern. Massenproteste in Iran TEHERAN - Mehrere tausend Studenten haben in Iran am vierten Tag in Folge gegen das Todesurteil für den reformorientierten Akademiker Hashem Aghajari und für mehr Meinungsfreiheit protestiert. Allein in der Hauptstadt Teheran demonstrierten mindes­ tens 3000 Studierende gegen die politische Ordnung und forderten eine Revision des Urteils gegen Aghajari. Der Teheraner Uni- versitiitsprofessor war vergangene Woche wegen Gotteslästerung zum Tod verteilt worden. 
UN-Resolution abgelehnt Irakisches Parlament sagt Nein - Letzte Entscheidung im Revolutionsrat BAGDAD - Mit dem Nein des Irakischen Parlaments zur UN- Resolution liegt die letzte Ent­ scheidung bei Staatschef Sad­ dam Hussein. Die Abgeordneten lehnten die Erschliessung des Weltsichertieitsrats am Diens­ tag einstimmig ab. Sie erklärten aber, die politische Führung müsse nun die Entschei­ dung treffen, die sie «für angemes­ sen» halte. Das Weisse Haus nann­ te das Parlamerttsvotum «reines politisches Theater». Frankreich, das bisher stets um die Eindäm­ mung des Konflikts bemüht war, drohte mit dem Einsatz militäri­ scher Gewalt. Die Abgeordneten in Bagdad setzten sich mit ihrer Entscheidung auch über eine Empfehlung von Präsidentensohn Odai Saddam Hussein hinweg, der die Annahme der Resolution empfohlen hatte. Ein Sprecher des Weissen Hauses, Scan McCormack, erklärte jedoch: «Ich denke nicht, dass irgendje­ mand glaubt, dass das irakische Parlament wirklich etwas zu sagen hat.» Nur die Stimme von Saddam Hussein zähle. US-Präsident Geor­ ge W. Bush sagte, wenn Saddam 
Das irakische Parlament hat gestern die UN-Resolution zu den Waffeninspektionen einstimmig abgelehnt. Hussein der UN-Resolution nicht im Detail nachkomme, «werden wir eine Koalition zu seiner Ent­ waffnung anführen». Der UN- Sicherheitsrat hat Irak bis Freitag Zeit zur. Annahme der Resolution gegeben. Nach der Abstimmung sprach Parlamentspräsident Saadun 
Hammadi von einer «Botschaft an die USA, dass das irakische Volk geschlossen hinter seiner Führung steht». In der Resolution seien viele unwahre Vorwürfe enthalten. Die letzte Entscheidung liege aber bei dem von Saddam Hussein geführten Revolutionsrat. Die poli­tische 
Führung solle eine Entschei­ dung treffen, die «sie für angemes­ sen hält, um das irakische Volk sowie die Unabhängigkeit und Würde Iraks zu verteidigen», heis- st es in dem Beschluss des Parla­ ments. Es vertraue der «weisen Führung» Saddam Husseins. \ Mindestens 35 Tote in fünf US-Staaten Nach den Wirbelstürmen beginnt das grosse Aufräumen MOSSY GROVE - Nach den schwersten Wirbelstürmen in den USA seit 13 Jahren hat in fünf Staaten im Südosten das grosse Aufräumen begonnen. Die Zahl der Todesopfer stieg auf mindestens 35. Rettungs­ mannschaften suchteil in den Trümmern zerstörter Häuser weiter nach Überlebenden - 14 Menschen wurden am Dienstag noch vermisst. Am schwersten betroffen war Tennessee, wo 16 Menschen ihr Leben verloren. Hier wurden die schwersten Schäden rund um die Ortschaft Mossy Grove angerich­ tet. Zwölf Tote wurden in Alabama gezählt, fünf in Ohio und jeweils einer in Mississippi und Pennsyl­ vania. Mehr als 200 Menschen würden verletzt. «Gestern halten wir noch ein nettes Haus und vier Autos. 
Heute haben wir nicht mal mehr eine Zahnbürste», sagte Susan 
Henry aus Mossy Grove, 60 Kilo­ meter westlich von Knoxville. Die Tornados richteten Im Südosten der USA verheerende Schäden an. 
Mehr als 70 Tornados zogen am Montag über den Südosten der USA und schlugen eine Schneise von Tod und Zerstörung. Zehntau- sende Haushalte waren ohne Elekt­ rizitätsversorgung, weil Strommas­ ten umgeknickt wurden. Die Wind­ böen erreichten Geschwindigkeiten von teilweise bis zu 225 Kilome­ tern pro Stunde. Dabei gingen Hagelkörner in der Grösse von Golfbällen nieder. Ungewöhnlich hohe Temperaturen von fast 30 Grad, gefolgt von einer Kaltfront, hatten den Tomados den Weg bereitet, wie der Meteorologe Gene Rench in Memphis erklärte. In den kommenden Tagen sei mit sonnigem Wetter und erneut milde­ ren Temperaturen zu rechnen. Bei der letzten Serie von Wirbelstür­ men in den USA kamen im Mai 1999 50 Bewohner von Oklahoma und Kansas ums Leben. Millionenforderungen? Sammelklage gegen Skyguide KLOTEN - Der Schweizer Flugsi­ cherung Skyguide drohen wegen der Flugzeugkatastro­ phe über dem Bodensee Scha- denersatzforderungen In Millio­ nenhöhe. Zwei deutsche Anwälte wollen in den kommenden Wochen in den USA eine Sammelklage der Ange­ hörigen von 40 Opfern einreichen. Skyjguide wurde von den Anwälten massiv kritisiert. Auf 20 Millionen Dollar beläuft sich die erste Scha­ denersatzklage gegen Skyguide, die im Namen der Hinterbliebenen der zwölf Besatzungsmitglieder der Maschine der Bashkirian Airli­ nes eingereicht wurde. Jetzt drohen Skyguide 
weitere Forderungen in Millionenhöhe. Die beiden deut­schen 
Anwälte Michael Witti und Gerrit Wilmans haben ein Mandat der russischen Hinterbliebenen von 40 der in der Flugzeugkatastrophe getöteten Kinder und wollen Sky­ guide durch eine Sammelklage in den USA zu Schadenersatzzahlun­ gen zwingen. Witti sagte an einer Medienkonferen^ in Klotcn, Sky­ guide werde gemäss den Akten zum Hergang des Unglücks enorm belastet. Dass der Umweg über die USA erfolge, gehöre zum Hand- . werkszeug von auf Grosskatastro­ phen spezialisierten Juristen. Da Skyguide in den USA nicht direkt beklagt werden kann, richtet sich die Klage gegen das US-Unterneh­ men Honeywell, Herstellerin des r 
Kollisionswarnsystems. 
. •• Internet-Überwachung Pentagon weitet Kampf gegen Terror aus WASHINGTON - Im US-Verteldi- gungsmlnisterium laufen Be­ mühungen, ein gigantisches System zur weltweiten Überwa­ chung des Internets einzurich­ ten. Dazu will das Pentagon nach Medienberichten Zugriff zu Daten­ banken in der ganzen Welt erhal­ ten. Der Chef der «Informationsab­ teilung» im Pentagon, John Poin- dexter, erklärte in einem am Diens­ tag 
veröffentlichten Interview der «Washington Post», Ziel sei es, die Spur, von Terroristen überallhin Verfolgen zu können. Das Überwachungssystem wür­ de dann systematisch Millionen von Datenpaketen durchschnüffeln und so Kreditkartenabrechnungen, 
verdächtige Reiseaktivitäten oder ungewöhnliche Arzneimittelver­ schreibungen wie etwa zur Be­ handlung von Milzbrand auf­ decken. «Wir können die Terroris­ ten nur finden und ihnen zuvor­ kommen, wenn wir ihre Spur ver­ folgen», sagte der frühere nationa­ le Sicherheitsberater.  Erbetonte.es würden noch Jahre vergehen, bis die Technologie entwickelt sei, um derart 
riesige Datenmengen zu fil­ tern, so Poindexter weiter. Kritiker merkten an, die US- Regierung werde es sicher schwer haben, für ein solches Überwa­ chungsprogramm die Zustimmung befreundeter Staaten einzuholen. Doch die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren.
	        

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