Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

SAMSTAG, 9. NOVEMBER 2002 VOLKS | ||\|L)\|\|D 
STERBEBEGLEITUNG PEPO FRICK IN KÜRZE Pepo Frick über... ...die gesetzliche Regelung der aktiven Sitcrbehilfc in den Niederlanden und Bel­ gien: Ich habe mir die Vorträge zu diesen Regelungen neutral angehört. Ich denke, für unser Land ist es wichtig, dass wir uns ganz bewusst mit unserer Sterbebegleitung beschäftigen, damit es nicht zu einer gesetz­ lichen Reglementierung kommen muss. Derzeit gibt es bei uns noch keine Anzei­ chen für eine Reglementierung, aber da wir in unserer westlichen Welt die Stcrbcnskul- tur verlernt haben, läuft der Trend in diese Richtung. Unser Ziel muss es sein, dies zu verhindern. ...Schmerzen und den Wunsch, zu ster­ ben: Ich wurde noch nie mit dem Wunsch eines Patienten konfrontiert, der auf Grund seiner Schmerzen sterben wollte. Zum einen hat das damit zu tun, dass man mit einer ganz gezielten Schmerztherapie Vorsorgen kann. Das ist heute wirklich kein Problem mehr. Der Ursprung des Schmerzes ist aber ein anderer, 
er hat nämlich nicht nur mit del" körperlichen Ebene des Patienten, sondern auch mit der psychischen, spirituellen und sozialen Ebene zu tun. Decke ich nämlich diese drei Punkte gut ab, geht es dem Pati­ enten physisch sofort besser. Konkret bedeutet das: Ist ein sterbender Mensch in seinem gewohnten Umfeld, hat er seine Familie um sich und herrscht zudem eine angenehme Atmosphäre, werden die Schmerzen automatisch kleiner und relati­ viert. ...das Sterben zu Hause: Ich denke, es gibt nichts Schöneres und nichts Wertvolleres, als zu Hause im Kreise der Familje von die­ ser Welt Abschied nehmen zu dürfen. Für mich als Arzt gibt es nichts Schöneres, als eine Sterbebegleitung in häuslicher Umge­ bung machen zu können. Das ist für mich eine der grössten Erfüllungen in meinem Beruf.- In Liechtenstein gibt es diese Mög­ lichkeit noch. Wir können zu Hause sterben. Könnte ich heute einen Appell an die Liech­ tensteiner Bevölkerung machen, würde ich sagen: Macht euch Gedanken darüber! • Pepo Frick ist Hausarzt in Mauren. Er ist auch Mitglied des Kriseninterventionsteams Liechtenstein (KIT). ANZEIGE 
«Unser Leben ist ein Kreislauf» «Leben- und Sterben-Iassen»: Interdisziplinäre Tagung für den Bodenseeraum Pepo Frick ist Hausarzt in Mauren. Den gestrigen Freitag hat er ausserhalb seiner Pra­ xis in der Fachhochschule in Vaduz verbracht. Und dabei «einen wunderbaren Tag zu einem wunderbaren Thema» erlebt. • Cornelia Hofer Warum haben Sie an der Tagung in Vaduz teilgenommen? Pepo Frick: Einerseits, weil mich das Thema ganz persönlich betrifft. Wir alle sterben einmal. Andererseits natürlich auf Grund meiner Arbeit als Hausarzt, wo ich tagtäglich mit diesem Thema in Kontakt komme. Dabei geht es aber immer nur ums Leben. Man will etwas, damit das Leben wie gewohnt weitergeht. Dabei vergisst man, dass auch unser Leben, wie es die Natur wunderschön vorzeigt, ein Kreislauf ist und mit der Geburt beginnt und mit dem Tod endet. 
Pepo Frick, Hausarzt in Mauren. Zehn ausgewiesene Referenten traten In Vaduz ans Rednerpult. I f^4 
föf! rt 11 „ Landesbank. : Hauptsponsor. IUI i LIECHTENSTEINISCHE Ulli LANDESBANK IE== AKTIENGESELLSCHAFT Akzeptieren wir das aber nicht, sind wir verloren. Dann haben wir nämlich stündig Angst und leben nicht wirklich. Wie haben Sie den gestrigen Tag erlebt? Es war für mich ein wunderbarer Tag zu einem wunderbaren Thema. Ich möchte den Organisatoren an dieser Stelle auch meinen Dank aussprechen, denn was sie mit die­ sem Anlass auf die Beine gestellt 
haben, war ganz einfach grossartig. Da waren internationale Experten in unserem Land und es fand ein interessanter und spannender Aus­ tausch statt. Sie bezeichnen das Sterben als «wunderbares Thema» - für die meisten Menschen ist es doch aber mit Angst verbunden. Genau dort liegt das Problem. Ich denke, für jeden Einzelnen ist es deshalb wichtig, sich mit dem Sterben und dem Tod zu beschäfti­ gen. Sich darüber Gedanken zu machen. Wenn du dir nämlich bewusst bist, dass dein Leben jederzeit aufhören könntd, lebst du jeden 'Tag viel bewusster. Ich denke, wir müssen uns auch wieder auf unsere Sterbekultur besinnen. Wir haben nämlich eine und müs­ sen sie nicht irgendwo im Buddhis­ mus 
oder sonstwo suchen gehen. Für mich ist denn auch klar, dass die gestrige Tagung kein Start- schuss für.neue Institutionen in unserem Land sein muss, sondern vielmehr ein Anfang für alle von uns, über den Tod nachzudenken. 
Was heisst das konkret für jeden Einzelnen - wie erlerne ich unse­ re Sterbekultur? Das ist eine sehr schwierige und gleichzeitig die einfachste Frage der Welt. Wir alle beschäftigen uns nämlich mit dem Sterben, sei es im Traum, im Schlaf oder beim Lesen einer Todesanzeige. Meistens ist es aber etwas Belastendes. Etwas Dunkles und Negatives. Lassen wir diese Gedanken aber zu und sehen den Tod als das Natürlichste der Welt, erlerne und erlebe ich eine Sterbekultur, die mir gut tut. Dann verschiebe ich auch nicht mehr alles auf später, sondern mache es jetzt. Wichtig ist, dass man auf sich selber hört und danach handelt. Das erlebe ich immer wieder bei meiner Arbeit im Kriseninterventi­ onsteam, wo ich Menschen in Kri­ sensituationen begleite. Wichtig ist in diesen Situationen, dass man für das betroffene Umfeld den Rah­ men zum Trauern schützen und bewahren kann. Das ist meine Auf­ gabe, das Trauern und das Abschiednehmen, ist die erfüllende Arbeit der Betroffenen. 
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