Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

DIENSTAG, 5. NOVEMBER 2002 VOLKS BLATT 
INTERNATIONAL DIE TOPNEWS DES TAGES 
24 BRENNPUNKT Salzbergwerk entdeckt PARIS - In den französischen Alpen haben Archäologen Europas ältestes Salzbergwerk entdeckt. Forscher entdeckten die mehr als 7500 Jahre alte Einrichtung am Grunde eines im 17. Jahrhundert angelegten Brunnens in Moriez. Dies gab das Pariser Forschungszen­ trum «Centre national de la recherche scien- tifique» (CNRS) am Montag bekannt. Das aus der älteren Jungsteinzeit stammende Bergwerk sei der älteste bislang bekannte Salzabbau in Europa. Zwei der hervorragend erhaltenen Holz-Stücke wurden, den Anga­ ben zufolge auf 5735 bis 5624 Jahre vor unserer Zeitrechnung taxiert. Mit weiterge­ henden Studien an den Ablagerungen und möglichen Pollen wollen die Forscher nun unter anderem herausfinden, unter welchen klimatischen Bedingungen Europas erste Salz-Bergwerker gearbeitet hatten. Überraschender Ausbruch QUITO - Der überraschende Ausbruch des Vulkans Revcntador hat die ecuadorianische Hauptstadt Quito mit einer bis zu drei Zenti­ meter dicken Ascheschicht bedeckt. Die Regierung rief den Ausnahmezustand für die umliegende Region aus. Der Vulkan schleu­ derte Asche und Rauch bis in eine Höhe von 12 000 Metern. Etwa 3000 Menschen in unmittelbarer Nähe des Vulkans wurden in Sicherheit gebracht, wie die Behörden am Sonntag mitteilten. Der Vulkan liegt 105 Kilometer östlich von Quito. Der etwa 180 Kilometer entfernte Flughafen der Haupt­ stadt Quito wurde wegen des niedergehen­ den Ascheregens geschlossen, alle Flüge gestrichen. Die Behörden schlössen die Schulen zunächst bis Dienstag, ordneten Schutzmassnahmen für Trinkwasserreser­ voirs an und riefen die 1,8 Millionen Ein­ wohner der Hauptstadt auf, die Häuser nicht zu verlassen. Weitere Nachbeben in Italien SAN GIULIANO DI PUGLIA - Vier Tage nach dem heftigen Erdbeben in Mittelitalien ist die Region um die Ortschaft San Giuliano di Puglia am Montag weiter von Nachbeben erschüttert worden. Tau sende Bewohner wagten sich nicht in ihre Häuser zurückzu­ kehren und verbrachten die Nacht in Zelten. Berichte über neue Verletzte oder Sachschä­ den lagen zunächst nicht vor. Das heftigste der Nachbeben hatte nach Angaben von Geo­ physikern eine Stärke von 4,2. Nach Anga­ ben des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanforschung wurde für die kom­ menden Wochen mit zahlreichen weiteren Nachbeben gerechnet. Mehrere Schulen, Universitäten und andere öffentliche Ein­ richtungen in der Region • blieben weiter geschlossen. Prozess bleibt unterbrochen DEN HAAG - Der Prozess gegen den frühe- • ren jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic vor dem UN-Kriegsverbrecher- tribuna! in Den Haag bleibt bis zum Ende der Woche unterbrochen. Ärzte hatten den 61-Jährigen am Montag untersucht, nach­ dem dieser sich in der vergangenen Woche über Erschöpfung beklagt hatte. Der Vorsit­ zende Richter Richard May hatte sich bereits am Freitag besorgt (Iber weitere Verzögerun­ gen gezeigt und die Anklage um Vorschläge gebeten, wie das Verfahren beschleunigt werden könne. 
Misstrauensvotum überstanden Selbstmordanschlag überschattet: Bemühungen zur Regierungsneubildung JERUSALEM/RAMALLAH - Ein Selbstmordanschlag nördlich von Tel Aviv ha! am Montag die Bemühungen zur Bildung einer neuen Regierung überschattet. Ministerpräsident Ariel Scharon überstand erwartungsgemäss drei Misstrauensvoten Im Par-, lament. Be| der Explosion in einem Ein­ kaufszentrum in Kfar Saba riss der Attentäter zwei Menschen in den Tod, etwa 30 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt, teilten Vertreter von Rettungsdiensten mit. Ein Regierungssprecher machte die palästinensische Führung für den Anschlag verantwortlich. Kfar Saba ist fünf Kilometer von der palästinensischen Stadt Kalkilija entfernt, die an der Grenze zwi­ schen Israel und dem Westjordan­ land liegt. Misstrauensvoten überstanden Scharons Minderheitsregierung überstand drei Misstrauensabstim- mungen erwartungsgemäss mit der Unterstützung der Rechtsparteien. Der ultra-konservative Block «Nationale Einheit-Israel Beitenu» hatte zuvor versichert, er werde nicht gegen die Regierung stim­ men. Scharon will die Formation nach dem Ausscheiden der Arbeits­ partei in der vergangenen Woche in sein Kabinett einbinden. Das israe-Bei 
einer Explosion in einem Einkaufszentrum riss ein Attentäter zwei Menschen In den Tod. lische Parlament billigte am Abend auch die Ernennung des früheren Generalstabschefs Schaul Mofas als neuen. Verteidigungsminister. Die linksliberale Mcrez-Partci hatte zuvor gefordert, die Vereidi­ gung zu verschieben, nachdem die Menschenrechtsorganisation Amnesty Israel, der israelischen Armee, und ihrem früheren Gene­ ralstabschef Mofas schwere Men­ schenrechtsverletzungen gegenü­ ber den Palästinensern vorgewor­fen 
hatte. Mofas wird Nachfolger des zurückgetretenen Benjamin Ben-Elieser. Neuwahlen «unverantwortlich» Der frühere Regierungschef Ben­ jamin Netanjahu bekräftigte seine Absicht, seinen innerparteilichen Rivalen Scharon als Regierungs­ chef abzulösen. Scharon hatte Netanjahu am Wochenende nach dem Ausscheiden der Arbeitspartei aus der Rcgierungskoalition über­raschend 
für das Amt des Aussen- ministers angeworben. Netanjahu machte jedoch unter anderem das "Vorziehen der für kommenden Oktober vorgesehenen Parlaments­ wahl zur Bedingung. Scharon wies die an zahlreiche Bedingungungen geknüpfte Zusage Netanjahus zurück, das vakante Aussenminis- terium zu übernehmen. Die Forde­ rung des früheren Ministerpräsi­ denten nach baldigen Neuwahlen seien «unverantwortlich». Republikaner streben Mehrheit an USA: Wer gewinnt die Kongresswahlen? WASHINGTON Bei den mit Spannung erwarteten US-Kon- gresswahlen von heute Diens­ tag wollen die Republikaner die Mehrheit in beiden Kammern erringen. Bisher hielten sie nur im Abgeordnetenhaus die Mehrheit. Nach einer letzten von der «New York Times» veröffentlichten Prognose hielten es Experten für wahrscheinlich, dass die Republi­ kaner ihre Mehrheit im Abgeordne­ tenhaus noch ausbauen können. Offenes Rennen im Senat Im Senat lagen die Demokraten bis zum kürzlichen Tod des Senators Paul Wellstone aus Minnesota mit einem Sitz vom. Seither verfügen beide Parteien über 49 Sitze. Im Senat ist eine erneute knappe Mehrheit für die Demokraten wie auch eine Verschiebung zu Gunsten der Republikaner möglich. Insge­ samt stehen heute alle 435 Abge-Sogar 
Präsident George W. Bush leistete Wahlkampfhllfe. ordneten-Sitzc zur Disposition. Hier haben die Republikaner zur Zeit 223 Mandate, die Demokraten 208. Daneben gibt es einen Unabhängi­ gen und drei unbesetzte Plätze. Im Senat werden 34 der 100 Mit­ glieder neu gewählt. Im Abgeordne­tenhaus 
galten kurz vor der Wahl etwa 40 Zweikämpfe als unentschie­ den, im Senat waren es sechs. Ange­ sichts dieser Rekordzahl von denk­ bar knappen Rennen ist es möglich, dass die Mandatsverteilung nicht in der Wahlnacht, sondern vielleicht 
erst Tage später feststehen wird. Gewählt werden in 36 der 50 Bundesstaaten auch die Gouver­ neure und staatliche Parlamente. Darüber hinaus gibt es Volksent­ scheide zu verschiedenen Themen. Bushs Wahlkampfhilfe Spitzenpolitiker der Republikaner und Demokraten hatten in einem rasanten Wahlkampfendspurt ver­ sucht, gefährdeten Kandidaten kurz vor dem Urnengang den Rücken zu stärken. So besuchte Präsident George W. Bush in einer «Wirbelwind-Tour» innerhalb von vier Tagen 15 Staaten. Er trat auch in Florida auf, wo sein jüngerer Bruder Jeb sich bei der Gouverneurswahl ein Kopf-an­ Kopf-Rennen mit dem Demokraten Bill McBride liefert. Zum Ab- schluss' am Montag reiste Bush nach Missouri, Iowa, Arkansas und dann ins heimische Texas, wo er auch wählen gehen wollte. Reaktionen blieben aus Zügige Regierungsbildung erwjartet ISTANBUL - Nach dem überwäl­ tigenden Wahlsieg der Isla- misch-konservativen AKP bei der Parlamentswahl In der Tür­ kei sind heftige Gegenreaktio­ nen am Montag ausgeblieben. Beobachter rechneten mit einer zügigen Regierungsbildung. Zwar hüllte, sich Parteichef Recep Tayyip Erdogan, der die AKP zum Sieg geführt hatte, selbst aber nicht Regierungschef werden kann, über den Wunschkandidaten für das Regierungsamt weiter in Schwei­ gen. Doch reichte Ministerpräsi­ dent Bülent Ecevit schon am Tag 
nach der Wahl den Rücktritt seiner Regierung ein. Die Europäische Union (EU) reagierte zurückhal­ tend auf den bevorstehenden Machtwechsel, versprach der künftigen Regierung jedoch Zusammenarbeit. Der türkische Nachbar und historische Rivale Griechenland kündigte «Zusam­ menarbeit und Dialog» an. Das Ergebnis der Wahlen bedeutet eine Umkehr der politischen Verhältnis­ se 
in der Türkei. Die drei an der bisherigen Regierung beteiligten Parteien sind im neuen Parlament nicht mehr vertreten. 
Bereitschaft gezeigt Lenkt Saddam Hussein ein? BAGDAD - Oer irakische Präsi­ dent Saddam Hussein hat am Montag erstmals Bereitschaft erkennen lassen, sich auf Änderungen bei den Kompeten­ zen und Regeln für die UN-Waf- feninspekteure einzulassen. Die Zusammenarbeit mit den Waf­ feninspektoren der Vereinten Na­ tionen hänge von der Resolution ab, zitierte das irakische Fernsehen Saddam Hussein im Gespräch mit dem österreichischen Politiker Jörg Haider. Irak werde sich mit dieser Frage befassen, wenn die Resolution vorliege. In weiteren 
Treffen mit dem südafrikanischen Gesandten Aziz Behad soll Sad­ dam Hussein dem Fernsehbericht zufolge erklärt haben, Irak werde jede Entscheidung akzeptieren, die in Einklang mit der UN-Charta und dem Völkerrecht stehe. Er wolle die Resolution aber erst sehen, bevor er sie akzeptiere, erklärte Saddam Hussein. Und wenn es zu einer. Entscheidung komme, die im Widerspruch zu den Interessen, der Sicherheit und der Unabhängigkeit Iraks stehe, dann werde er das irakische Volk verteidigen.
	        

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