Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

24 Samstag, 5. Januar 2002 
AUSLAND Liechtensteiner VOLKSBLATT NACHRICHTEN Duhalde will argentini­ schen Peso abwerten BUENOS AIRES: In ihrem Bemühen um die Bekämpfung der schweren Wirtschaftskrise und des drohenden Staatsbankrotts strebt die neue argen­ tinische Regierung eine Abwertung des Pesos an. Zu diesem Zweck soll die argentinische Währung nach zehn­ jähriger fester Bindung an den US- Dollar von dessen Kurs abgekoppelt und neu bewertet werden. «Die Abwer­ tung ist beschlossene Sache», sagte der neue Präsident Eduardo Duhalde am Freitag in einer Rede vor Geschäftsleu­ ten und Wirtschaftsführern in Buenos Aires. Der Peso war'1991 auf einen Kurs von eins zu eins zum Dollar fest­ gelegt worden. Die Kopplung hatte die Inflation in Argentinien zwar ge­ bremst, letztlich aber zu deutlichen Wettbewerbsnachteilen für die argen­ tinische Exportindustrie geführt. Viele Analysten machten sie für die gegen­ wärtige Krise in dem südamerikani­ schen Land mitverantwortlich. Um wie­ viel der Peso abgewertet werden soll, sagte Duhalde nicht. Analysten spra­ chen von einer Umtauschrate von 1,3 oder 1,4 Peso für einen Dollar. In sei­ ner Rede ging Duhalde auf die Not­ wendigkeit zur Schaffung neuer Ar­ beitsplätze und der Ankurbelung der Industrieproduktion ein. Das Bild zeigt Präsident Eduardo Duhalde (links), der seinem neuen Wirtschaftsminister Jor­ ge Remes Lenicov 
gratuliert. Nordire getötet COLERAINE: Offenbar bei der Vorbe­ reitung eines SprengstofTanschlags ist in Nordirland in der Nacht zum Freitag ein protestantischer Extremist ums Le­ ben gekommen. Der 19-jährige Mann starb in der Küstenstadt Coleraine vor einem verlassenen Haus, als eine selbstgebaute Rohrbombe Vorzeitig explodierte. Nach Polizeiangaben nutzten paramilitärische protestanti­ sche Gruppen das Haus als Waffende­ pot. Mehrere Häuser in der Umgebung wurden evakuiert, als Polizisten einen zweiten möglichen Sprengsatz in der Nähe untersuchten. In der Vergangen­ heit wurden in Nordirland zahlreiche Rohrbombenanschläge auf Katholiken verübt; zwölf davon in Coleraine im Norden der Provinz. Die Polizei macht die protestantische Gruppe Ulster,De- fense Association (UDA) für die meis­ ten Taten verantwortlich. . Waffenlager aus Vietnam-Krieg entdeckt HANOI: Mehr als 25 Jahre nach dem Ende des Vietnam- Kriegs hat die viet­ namesische Armee ein unterirdisches Waffenlager mit Minen, Munition und 400 Geschützen entdeckt. In der Höhle in der mittelvietnamesischen Provinz Phu Yen befänden sich neben zahlrei­ chen Geschossen aus US-Produktion auch drei Panzerabwehrgeschütze und 27 Granatwerfer, teilten die Behörden mit. Feindliche Truppen hätten die Waffen nach dem Ende des Vietnam- Kriegs im April 1975 zurückgelassen, sagte ein Offizier. Durch Blindgänger, Minen und Restmunition wurden amt­ lichen Angaben zufolge seitdem allein in der Provinz. Quang Tri 1000 Men­ schen getötet und 2000 verletzt. Im ganzen Land kamen im vergangenen Jahr mindestens 20 Menschen ums Le­ ben, unter ihnen vor allem Kinder. 
Südasien-Gipfel verschoben Vajpayee nicht zu Gesprächen bereit - Spannungen halten an KATHMANDU/NEU DELHI: Die Eröffnung des Südasien-Gipfel- treffens ist am Freitag wegen der verspäteten Ankunft des pakistanischen Militärmachtha- bers Pervez Musharraf verscho­ ben worden. Indien ist weiter­ hin nicht zu Gesprächen bereit. Die Maschine des pakistanischen Re­ gierungschefs sei wegen schlechten Wetters zur Rückkehr nach China ge­ zwungen worden, hiess es offiziell in Kathmandu zur Begründung. Mushar­ raf 
hatte diese Route gewählt, weil In­ dien Pakistan die Überflugrechte ge­ strichen hat. Der Südasien-Gipfel in Nepal beginnt damit erst am Samstag. Gesprächsbereit Bei einem Gespräch mit dem chine­ sischen Regierungschef Zhu Rongji in Peking bekräftigte Muscharraf erneut seien Willen zum Dialog mit Indien. Seine Regierung habe die nötigen Massnahmen zur Bekämpfung des Terrorismus getroffen. In Nepal tagen bereits die Aussenminister des Süd­ asiatischen Verbands für regionale Zu­ sammenarbeit (SAARC). Ihm gehören Indien, Pakistan, Nepal, Bhutan, Bangladesch, Sri Lanka und die Male­ diven an. Bei der Konferenz trifft Mus­ harraf erstmals seit Beginn der jüngs­ ten Kaschmir-Krise mit dem indi­ schen Ministerpräsidenten Atal Behari 
Eine junge Frau zeigt ihre Prothese in der Stadt Jammu. Das Bein hat sie verloren, weil sie auf eine Landmine getreten ist. Zur Zeit werden entlang der Grenze von Kaschmir wieder neue Landminen verteilt. (Bilder: Keystone) Vajpayee zusammen. Für Indien sei das Klima für ein Spitzentreffen mit Pakistan am Rande des Südasiengip­ fels nicht geeignet, sagte Aussenminis- teriumssprecherin Nirupama Rao. Ein solches müsse zuerst hergestellt wer­ den. Die «Tür für einen Dialog» sei aber noch nicht versperrt, erklärte 
Rao. Auch ein Treffen der beiden Aus­ senminister sei zwar nicht geplant, aber auch nicht auszusChliessen. Va­ jpayee hatte zuvor in einem Zeitungs­ interview ein Treffen mit Musharraf in Kathmandu bereits abgelehnt. Anlass der neuen Spannungen ist ein Anschlag auf das indische Bun­desparlament 
Mitte Dezember, für den Indien das Nachbarland mit ver­ antwortlich macht. Indien verlangt von Pakistan die Zerschlagung der extremistischen Moslemgruppen Lashkar-e-Toiba und Jaish-e-Mo- hammed, die ihre Hauptquartiere in Pakistan haben. JERUSALEM: Der US-Nahostgesand- te Zfani hat sich zi» Beginn seiner Bemühungen um eine Waffenruhe • zwischen Israelis und Palästinensern optimistisch geäussert. Die israeli­ ische Armee stoppte unterdessen ein mit Waffen beladenes Schiff. US-Vermittler Anthony Zinn! zeig­ te sich am Freitag nach Unterredun­ tgen mit Palästinenserpräsident Yassir Arafaturid dem israelischen Mini­ sterpräsidenten Ariel Scharon zuver­ sichtlich über die Aussichten für die Stabilisierung einer 
Waffenruhe. Zin- i 
nl habe bei einem Treffen mit Vertre­ tern beider Seiten Israel dringend : aufgerufen, die derzeitige Ruhe für i den Einstieg in einen dauerhaften Waffenstillstand zu nutzen, sagten Teilnehmer. Er habe deutlich ge- i macht, dass er den Tenet-Plan für 
den besteff Weg zu einer dauerhaften Waffenruhe halte. Der 'US-Geheim­ dienstchef George Tenet hatte im vergangenen Sommer Seinen detail^ Herten Plan zur Sicherung der Waf­ fenruhe In Nahost vorgestellt. Dem­ nach sollen beide Konfliktparteien während einer sechswöchigen Phase zur Eindämmung der Gewalt beitra­ gen. Scharon forderte im Gespräch jnit dem ehemaligen ÜS-General, die ; USA und die EU sollten mehr Druck auf Arafat ausüben; damit dieser- : stärker gegen palästinensische Extre­ misten-vorgehe. Arafat müsse, eine «strategische' Entscheidung gegen Terror» treffen, forderte Scharon. , Arafat sagte in Ramallah, er wolle • «mit 100 Prozent Einsatz» dazu bei­ tragen, dass die zweite Nahost-Missi­ on Zinnis ein Erfolg werde. 
Mullah Omar umzingelt Afghanistan will Taliban-Chef ausliefern WASHINGTON: Die afghanische Re­ gierung will Taliban-Chef Mullah Mohammed Omar an die USA auslie­ fern oder an ein internationales Tri­ bunal überstellen. Unterdessen wur­ de erstmals bei Gefechten ein US- Soldat getötet. •Ich glaube nicht, dass Mullah Omar schon gefangen genommen wurde. Wenn er gefangen wäre, dann wüsste ich es», sagte der Chef der Interimsre­ gierung, Hamid Karsai. Der Wieder­ aufbau-Minister Mohammed Amin Farhang hatte am Donnerstagabend gesagt, er habe gehört, dass Omar fest­ genommen worden sei. Während Kar­ sai sich bereit erklärte, Omar nach sei­ner 
Gefangennahme an die USA zu überstellen, sagte Aussenminister Ab­ dullah Abdullah, Omar sei ein «Kriegs­ verbrecher» und «könnte» an ein inter­ nationales Gericht überstellt werden. Afghanische Kämpfer bezogen Stel­ lungen rund um das Dorf Baghran in der südafghanischen Provinz Hel- mand, wo Omar yermutet wird. Ein Sprecher des Geheimdienstchefs von Kandahar sagte, sie würden dabei von US-Truppen unterstützt. In der Nähe von Khost, nahe der Grenze zu Pakis­ tan, wurde erstmals ein amerikani­ scher Soldat bei einem Gefecht getö­ tet, wie der Oberbefehlshaber der US- Streitkräfte in Afghanistan, Tommy Franks, bestätigte. 3,55-Milliarden-Dollar-Frage beschäftigt Gerichte Ein oder zwei Angriffe auf das World Trade Center? NEW YORK: Die Antwort auf diese Frage ist 3,55 Milliarden Dollar wert: Händelte es sich bei den Terroran­ schlägen auf das World Trade. Center um einen Angriff oder zwei? Exper­ ten streiten noch, ob der Halter der Versicherungspolice fUr den Einsturz der Zwillingstürme ein oder zwei Mal entschädigt werden muss. Larry Silverstein, der im Juni einen Pachtvertrag über 99 Jahre unter­ zeichnete, erklärte, die Wolkenkratzer seien zwei Angriffen zum Opfer gefal­ len. Er habe daher ein Anrecht auf 7,1 Milliarden Dollar Entschädigung. Die Versicherungen sehen das anders. Der Hauptversicherer Swiss Re verklagte Silverstein am 22. Oktober und ver­ langte, dass das Gericht die Anschläge vom 11. 
September zu einem Vorfall erklärte. Silverstein erhob Gegenkla­ ge; seine Anwälte verhandelten jedoch bis zur vergangenen Woche mit den anderen Versicherungen über eine- aussergerichtliche Einigung. Am ver­ gangenen Freitag.verklagte Silverstein jedoch auch den Versicherer Travelers Indemnitiy. «Es ist unglücklich, dass wir zur Klage gezwungen werden, um unsere Rechte durchzusetzen», erklärte 
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Der Versicherungsexperte Todd Bault sagte dagegen, es gebe Präze­ denzfälle, nach denen die Gerichte sich für einen einzigen Vorgang aus­ sprechen müssten. «Ein einfaches Bei­ spiel ist das Wetter», erklärte Bault. «Wenn Wetterphänomene sich über mehrere Tage hinziehen, gelten sie doch als ein Ereignis.» KeinWiederaufbau WTC-Pächter Larry Silverstein will 7,1 Milliarden Entschädigung für die Zwil­ lingstürme. Die Versicherungen wollen jedoch nicht zahlen. Silverstein in einer Stellungnahme. «Wir sind jedoch zuversichtlich, was unsere rechtliche Position angeht.» Der Professor • für Versicherungs­ recht Mark Geistfeld von der Univer­ sität von New York, erklärte, Silverr stein habe nach geltendem Recht durchaus Anspruch auf 7,1 Milliarden Dollar. «Ich sehe keine juristische Basis 
für einen Vorfall», sagte Geistfeld. «Ich verstehe, warum die Swiss Re diese Behauptung aufstellt, wenn es um so viel Geld geht.» Geistfeld verweist auf einen Fall, bei dem ein Zug den Ein­ sturz von zwei Gebäuden verursacht habe; Das höchste Gericht in New York habe 
entschieden, dass es sich um zwei Vorfälle gehandelt habe. 
NEW YORK: Alle Pläne zum Neubau der Zwillingstürme des von Tenori­ sten zerstörten. World Trade Centers in New York sind jetzt offenbar vom Tisch.- Das kündigte New Yorks neuer Bürgermeister, Mike Blooniberg, nach US-Presseberichten 
vom Freitag an. Stattdessen sollen an der Stelle im Süden -von ; 
Manhattan ein kleines Denkmal fiir die etwa 3000 beim Ter- rprangriff vom 11. September getöter? ten Menschen sowie mehrere Büro­ hochhäuser Von etwa der halben Höhe des alten WTC entstehen. An­ gesichts des Bedarfs an Büroflächen und des hohen wirtschaftlichen Wer­ tes des WTC-Grundstücks Ist eine Überbauung der Fläche.nötig.
	        

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