Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

1 8 Samstag, 26. Oktober 2002 
WIRTSCHAFT Liechtensteiner VOLKSBLATT Proteste bei Couchepin-Besuch Bauern und SDF-Angestelle protestieren in Gossau - Couchepin zeigt Verständnis GOSSAU: Bei einem Besuch in der Ostschweiz ist Wirtschafts­ minister Pascal Couchepin von demonstrierenden Bauern und SDF-Angestellten erwartet wor­ den. Sie verlangten ein Eingrei­ fen der Politik angesichts der Milchwirtschaftskrise und dem Verlust von Arbeitsplätzen. Laut Couchepin ist der Bund aber nicht zuständig. Couchepin erklärte nach seinem Tref­ fen mit dem St. Galler Volkswirt­ schaftsminister Josef Keller, dass er die wirtschaftlichen Probleme in der Ost­ schweiz sehr ernst nehme. Er habe Verständnis für die Empörung der Bauern und Angestellten über die Misswirtschaft der Manager von Swiss Dairy Food (SDF). Es sei jedoch weder Aufgabe des Bundes, die Kündigung des Gesamtarbeitsvertrags rückgängig zu.machen, noch den Sozialplan wie­ der in 
Kraft zu setzen, sagte er in An­ spielung auf die gewerkschaftlichen Forderungen. Man bemühe sich jedoch um den Erhalt möglichst vieler Ar­ beitsplätze. Couchepin versuchte zu­ dem. den Demonstrierenden zu er­ klären, dass sich ihre Situation mit dem neuen Arbeitslosenversiche­ rungsgesetz verbessern liesse, über das am 24. November abgestimmt wird. Als Couchepin aus dem Rathaus trat, überreichten ihm Gewerkschaftsver­ treter unter den Pfiffen der rund 300 Demonstranten einen Kaktus. Der Sek-' retär der Gewerkschaft VHTL, Alois Düring, bezeichnete das Vorgehen der 
Bundesrat Couchepin wurde in Gossau Von protestierenden Bauern und SDF-Angestellten empfangen. SDF als menschenverachtend. Cou­ chepin solle dafür sorgen, dass die Kündigungsfristen eingehalten und die Löhne bezahlt würden. Bauernver­ treter 
übergaben Couchepin einen Brief, in dem sie ihre Forderungen dar­ legten. Der Präsident der Neuen Bau­ ernkoordination Schweiz, Hans •Stalder, äusserte Kritik an der Land­ wirtschaftspolitik Couchepins und gab ihm die Schuld für die Krise in der 
Milchwirtschaft. Zudem hätten die Bauern das versprochene Milchgeld für die Ausfalle in den Monaten Au­ gust und September noch nicht erhal­ ten, sagte Stalder. Inzwischen haben die Ostschweizer Milchvcrbände zur Selbsthilfe"gegriffen. Am Donnerstag­ abend haben sich sechs Thurgauer und Zürcher Milchverbände zur besseren Vermarktung ihrer Milch zusammen­ geschlossen. Der neue Dachverband 
Nordostmilch soll den rund 500 Milch­ bauern der Region nach der am Don­ nerstag beschlossenen Schliessung der SDF-Milchabfüllanlage 
in Gossau die Abnahme der Milch garantieren. Der neue Interimspräsident, Peter Eichen- berger, bestätigte entsprechende Me­ dienberichte. Auch in der Region des Kantons St. Gallen und der beiden Ap­ penzell ist ein Zusammenschluss von diversen Milchverbänden im Gang. 
: ARBON: per Betrieb der NAW Nutz­ fahrzeug AG In Arbon (TG) wird de- • finitiv geschlossen. Dies hat der Ver-' : waltungsrat nach Ablauf des Kon- ; . sultationsverfahrens mit den Sozial- s ; paftnern entschieden. Die Gewerk- i : schaften kritisierten, ihre Vorschlä- ; j ge seien zu wenig" geprüft worden. , ; ; Sie wollen weiter filr den Erhalt des < I Werkes kämpfen. • ? Der Verwaltungsrat teilte am Frei- < ; tag mit, dass sich aus den. von den"; Gewerkschaften und den NAW-Ar- ; beitnehmervertretungen ausgear-; • beiteten Vorschlägen keine Perspck- 
! ' tive für eine Wetterführung des Ge- samtunternehmens ergäbe. Es werde ; deshalb allen 250 Angestellten per Ende Oktober gekündigt, " Zwei Teile des Unternehmens sol- 
: len allerdings weitergeführt werden. ! Dies betreffe einerseits das Enginee-  ; ; ring, andererseits die eigenständi-. gen; Produktbereiche. Als Beispiel . : nannte der Verwaltungsrat den seri- ; enmässigen Umbau von Standard- Personenwagen zur behindertenge­ rechten Nutzung. Dfe Weiterführung' der 
beiden Bereiche werde vpn einer Arbeitsgruppe, der auch NAW-Mit- : arbeiter angehörten, geprüft und konkretisiert. Die Chancen fiir einen erfolgreichen Neustart mit rund 70 Mitarbeitern seien als intakt zu be-< urteilten. Der Verwaltungsrat versicherte weiter, dass die restlichen Mitarbei­ ter so gut wie möglich unterstützt würden. Es seien bereits Erfolg ver- ' sprechende Gespräche mit der Foka­ len Industrie gefuhrt worden. Zu­ dem stünde Geld für einen Sozial- plan zur Verfügung. ' Das Sparen beginnt bei der Buchung Sparen überall - so kalkulieren die neuen Billigflieger am Himmel HANNOVER: Für 19.99 Euro inklusi­ ve Gebühren und Steuern mit dem Flugzeug nach Neapel oder Pisa, Lon­ don oder Paris. An diesem Sonntag startet mit Germanwings der erste deutsche Billigflieger von Köln/Bonn aus, auch nach Wien. Kurze Zeit später geht Hapag-Lloyd Express an den Start. So mancher Fluggast fragt sich: «Wie kann sich das für die Unternehmen rechnen, wenn das Ticket für die Flugreise ins Aus­ land billiger ist als die Fahrt mit dem Taxi zum Flugplatz.» Es kann doch nicht nur an den paar Getränken lie­ gen, die es bei den so genannten No- Frills-Caniern (ohne Schnick- Schnack) an Bord nicht gibt? Stimmt. Die Gesellschaften sparen an allen Ecken und Enden. Die Kalkulation der neuen Billigflieger wie Germanwings oder Hapag-Lloyd-Express ist extrem PanAlpina Sicav Alpina 
V Preise vom 25. Oktober 2002 Kategorie A (thesaurierend) Ausgabepreis: € 43.40 Rücknahmepreis: €.42.49 Kategorie B (ausschüttend) Ausgabepreis: • € 41.60 Rücknahmepreis: € 40.77 Zahlstelle In Liechtenstein: Swlssfirst Bank (Liechtenstein) AG Austrasse 61, Postlach, H.-9490 Vaduz LGT Precious Metal Fund Anlagefonds für Edelmetallwerte Ausgabepreis* USD 4.50 Rücknahmepreis USD 4.49 per 21,10.2002 
*plus Kommission Informationen 
Tel. +423/235 1942 • Fax +423/235 16 33 • Internet  www.lgt.com LGT Dank In Liechtenstein 
spitz. «Nehmen Sie mir nicht noch die letzten neun Cent», meint Hapag- Lloyd-Chef Wolfgang Kurth, als ein Journalist fälschlicherweise von Flug­ preisen 
ab 19.90 Euro sprach. Im Spannungsfeld zwischen Konkurrenz­ kampf auf dem rasant wachsenden Billigflug-Markt und dem Druck, Ge­ winn zu machen, zählt jeder Cent. Das Sparen beginnt bei der Buchung. Die klassische Flugreise wird im Reisebüro gebucht. 
Aber das will schliesslich auch leben und bekommt von der Fluglinie für seine Arbeit eine entspre­ chende Provision. Bei den Billighei- mern geht es nur übers Internet. Schon das Callcenter kostet mehr. Eine Aus­ nahme wird Hapag-Lloyd-Express sein. Dessen Preiswert-Flüge sind auch im Reisebüro buchbar, die Provision von 7.50 Euro zahlt aber der Fluggast. Die Maschinen steuern nicht die be­ quemen Gangways direkt am Flugha­fengebäude 
an, sondern bleiben auf den billigeren Plätzen draussen am Rollfeld. Die Passagiere müssen dann zwar mit dem Bus ans Gebäude gefah­ ren werden, können aber beide Aus­ stiege an den Maschinen nutzen. Tempo entscheidend Auch hier werden teure Minuten ge­ spart. Hintergrund sind die Umläufe, die die Fluggesellschaften durch die Schnelligkeit gewinnen. Je öfter die Maschinen in der Luft sind, desto mehr Geld können sie verdienen. Jede Mi­ nute am Boden kostet Geld. Ein weite­ res Stichwort ist die «Einkaufsmacht», die nicht nur beim Treibstoff genutzt wird. Wer mehr abnimmt, kommt bei den Stückkosten billiger weg. Das gilt auch bei den Flughafeneinrichtungen. Landet etwa eine Gesellschaft in Ber­ lin-Tegel fünf Mal am Tag, werden dort die Einrichtungen besser 
ausgelastet. Heruntergerechnet auf den einzelnen Fluggast bringt das eine spürbare Ersparnis. Hinzu kommt, dass nur ein kleiner Teil der Sitze je Flug für die mächtig beworbenen Niedrigpreise verkauft werden. .Den Preisgruppen sind in jeder Maschine bestimmte Kontingente reserviert. Sind etwa die zehn Plätze für 19,99 Euro bei Hapag- Lloyd Express ausgebucht, .wird es schnell teurer. «Mischkalkulation» heisst das Zauberwort. Denn durch­ schnittlich wollen die Unternehmen je Ticket um die 80 Euro einnehmen. Wie viel genau, soll Geschäftsgeheimnis bleiben. An Bord gibt es die Getränke nur noch gegen Bezahlung. «Das führt dazu, dass die Leute weniger trinken. Also müssen sie nicht so oft zur Toilet­ te», sagt ein Kalkulierer. Das wiederum ermöglicht, dass die Maschinen nicht nach jeder.Landung ihr Abwasser ab­ pumpen müssen. Debatte um Stabilitätspakt Bundesbank-Präsident Welteke warnt vor Aufweichung BERLIN: Der deutsche Bundesbank­ präsident Ernst Welteke hat nach­ drücklich vor einer Aufweichung des Europäischen Stabilitätspaktcs ge­ warnt. «Das Vertrauen In die Stabi­ lität der gemeinsamen Währung darf nicht untergraben werden», warnte er am Freitag in Berlin. Einige Länder hätten die wirtschaftlich besseren Zeiten nicht genutzt, ihre Fi­ nanzen auf eine tragfahige Basis zu stellen. Für solche Versäumnisse kön­ ne der Pakt aber nichts. «Eine flexible Interpretation der Regeln lehne ich da­ her ab», sagte der Bundesbankpräsi­ dent auf dem «Baugewerbetag». We­ gen Überschreiten der Drei-Prozent- Grenze für das staatliche Defizit in diesem Jahr droht Deutschland ein EU-Verfahren. EU-Währungskommis­sar 
Pedro Solbcs hatte bei einem Tref­ fen mit Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) mit Blick auf den im Ko­ alitionsvertrag angekündigten Konso­ lidierungskurs aber deutlich gemacht, dass Berlin vermutlich nicht mit Stra­ fen rechnen müsse. Nach den Spielre­ geln der EU könnten auf Deutschland' in letzter Konsequenz Geldbussen bis zu 10 Milliarden Euro zukommen. Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundcstagsfraktion Fried­ rich Merz bezweifelt, dass Deutsch­ land um Strafe wegen zu hoher Staatsverschuldung herumkommen wird. Niemand ausser der Koalition selbst sehe in dem jetzt beschlossenen Koalitionsvertrag ein klares Signal für Konsolidierung 
und Wachstum, er­ klärte Merz in Berlin. Merz warf der Bundesregierung vor, sie habe mit 
Forderungen nach einer grösseren Fle­ xibilität und pragmatischen Anwen­ dung zur Aufweichung des Stabilitäts­ paktes beigetragen. Für Ausnahmen von der Drei-Prozent-Defizitgrenze sprach sich Luxemburgs Regierungs­ chef Jean-Claude Juncker aus. Der «Berliner Zeitung» sagte der Christde­ mokrat, vorübergehende Überschrei­ tungen des europäischen Defizit-Li- mits müssten erlaubt sein, wenn alle Euro-Länder einverstanden seien. Dies gelte aber nur; wenn es «in einem Eu- ro-Land eine Sondersituation gibt, bei der sich Einsparungen negativ auf die gesamte Euro-Zone auswirken wür­ den». Zum deutschen Defizit sagte Juncker: «Wenn Deutschland jetzt im investiven Bereich massiv einsparen müsste, würde darunter die Wirtschaft des gesamten Euro-Raumes leiden.» 
Schöne Bescherung HAMBURG: Wegen der höheren Steu­ ern und Abgaben wird das Weih­ nachtsfest in vielen deutschen Haus­ halten bescheidener ausfallen als früher: Fast jeder zweite Bundesbürger will an Weihnachtsgeschenken sparen, geht aus 
einer Emnid-Umfrage hervor. 47 Prozent der Westdeutschen wollen der im Auftrag der Zeitschrift «Bildwo­ che» durchgeführten Umfrage zufolge weniger Ge|d für die Bescherung aus­ geben; in Ostdeutschland planten dies immerhin 35 Prozent. Urlaub und Freizeit stünden auf der Sparliste der Deutschen ebenfalls ganz oben, heisst es weiter. 59 Prozent der Befragten hätten angegeben, ihr Freizeitvergnü­ gen zumindest finanziell künftig ein­ zuschränken. Vor allem jüngere Leute unter 30 Jahren wollten weniger ins Restaurant oder ins Kino gehen. Am Urlaub wolle ebenfalls jeder zweite Deutsche sparen, und selbst beim Ein­ kauf wollen 48 Prozent künftig jeden Euro 
zweimal umdrehen. Nur 15 Pro­ zent der 1000 Befragten wollten laut Umfrage überhaupt nicht sparen. Keine Lohner­ höhung bei CSG ZÜRICH: Bei der Credit Suisse Group (CSG) gibt es aufgrund der Ertrags­ und Marktsituation vorerst nicht mehr Löhn. Allerdings kommt die vereinbar­ te Erhöhung des Ferienanspruchs ein •Jahr früher. Der Bankpersonalverband ist enttäuscht. Es sei unerhört, dass die Kleinen die Zeche bezahlten. Bei der UBS wird noch verhandelt. Die Sozial­ partner hätten sich darauf geeinigt, auf Grund der Ertrags- und Marktsi­ tuation auf eine generelle Lohner­ höhung per 1. April 2003 zu verzich­ ten, teilte Credit Suisse am Freitag mit; Hingegen stelle die CSG 0,5 Prozent der Lohnsumme für Anpassungen während des Jahres zur Verfügung, Diese Mittel würden insbesondere für individuelle Anpassungen bei Nach­ wuchskräften und für Einzelfälle ver­ wendet, wo nachweislich eine. Anpas­ sung auf Grund der Marktsituation an­ gebracht sei.
	        

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