Liechtensteiner VOLKSBLATT
INLAND Samstag, 26. Oktober 2002
7 Reise ins Herz der Finsternis Serienkiller und «Sniper» - Volksblatt sprach mit dem amerikanischen Psychologie-Professor Ed Weiss Er hielt die ganze Welt für meh rere Wochen in Atem - und eine US-Grossstadt als Geisel: Der «Sniper» von Washington. Jetzt ist er zwar gefasst, doch die quälende Frage bleibt: Warum tut ein Mensch so etwas? Das Volksblatt sprach dazu mit Ed Weiss, ein in Schaan lebender US-Bürger, der Professor für Psychologie an der'Universität Brooklyn ist. Wolfqanq Zechne r Zehn Menschen mussten ihr Leben lassen, drei Menschen liegen mit Schussverletzungen im Krankenhaus, Hunderttausende lebten in Angst und Millionen Menschen auf der ganzen Welt verfolgten den mysteriösen «Rea- lity-Thriller*' via TV. Jetzt dürfte der tödliche Spuk aber beendet sein. Der mutmassliche «Sniper» von Washing ton, der 41-jährige John Allen Mo hammad konnte verhaftet werden. Und dennoch: Das unheimliche Katz- und-Maus-Spiel, das sich der Killer mit der Polizei geliefert hatte, bewegt die Leute auch nach der Verhaftung des Golfkrieg'sveterans. Auch in Liech tenstein waren die seltsamen Bot schaften sowie die Fragen nach dem Motiv und nach den Beweggründen des Heckenschützen gestern das Ta gesthema Nummer eins. «Es kann überall passieren» Und oftmals hört man die Leute mit Erleichterung sagen, dass so etwas «eben nur in den USA möglich» sei. Ein Irrtum, wie der US-Amerikaner Ed Weiss, Universitätsprofessor für Psy chologie in New York, im Gespräch mit dem Volksblatt verdeutlichte. «Se rienmörder sind kein amerikanisches Phänomen. Man muss immer beden ken, dass alleine in den USA 271 Mil lionen Menschen leben. Und die Medien amerikanische Verbrechen durch Sen der wie CNN in die ganze Welt hinaus tragen. Wer glaubt, hier in Liechten stein auf einer Insel der Seligen zu le ben, muss nur mal überlegen, wie nah zum Beispiel Zug ist. Jenes Zug, indem sich vor rund einem Jahr der blutige Amoklauf im Parlament ereignet hat te.» Ernüchternder Nachsatz: «Es kann
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hV :- Er soll zehn Menschen eiskalt erschossen haben: John Allen Muhammad, der mutmassliche »Sniper» von Washington. überall passieren - theoretisch auch in Liechtenstein.» Für Ed Weiss weckt die jüngste Mordserie in Washington übri gens auch Erinnerung an seine Jugend in Brooklyn. Dave Berkowitz - ge nannt «Son of-Sam» - erschoss zwi schen Juli 1976 und August 1977 in New York sechs Menschen - einige Morde passierten nur wenige Blocks von Weiss' Elternhaus entfernt. Berko witz' Opfer waren vor allem junge Paare, die ihr Auto an einsamen Plät zen .für ein Schäferstündchen geparkt hatten. Nach seiner Verhaftung be hauptete Berkowitz, seine Taten auf Befehl eines Dämons begangen zu ha ben, der in den Hund seines Nachbarn Sam Carr - einen schwarzen Labrador - gefahren sei. Bizarr? Gewiss. Ver rückt? Mit Sicherheit. Aber dennoch die grausame Realität. Faszination «Serial Killer»? Die Frage stellt sich, warum gerade Serienkiller so viele Menschen auf der Welt auf eine morbide Art und Weise faszinieren. Für Ed Weiss ist die Faszination
zum Teil erklärbar: «Serienmör der sind Menschen, die etwas tun, das so schrecklich ist, dass es alle gesell schaftlichen Konventionen sprengt. Dieser totale Ausbruch aus der Gesell schaft übt auf viele Menschen, die in sehr engen Konventionen leben, eine unheimliche Faszination aus.» Ein be unruhigender Gedanke: Das absolute Böse als Gegenstand der Faszination - ein Phänomen, dass bereits den Hol lywoodfilm «Schweigen der Lämmer» zum Kassenschlager gemacht hatte. Millionen Zuseher sind bis zum heuti gen Tag von der Figur des «brillanten Kannibalen» Dr. Hannibal Lector faszi niert. «Dunkle Phantasien» Ausserdem haben, so Weiss, viele Menschen «dunkle Phantasien». Nur: «Ein gesunder Mensch würde diese dunklen Phantasien nicht ausleben.» Und wie entsteht solch ein menschli ches Monster, wollten wir natürlich von Ed Weiss wissen. Obwohl es in solchen Fällen keine Schablone gäbe, Finanzplatz auf dem Prüfstand Vertreter des Internationalen Währungsfonds nehmen FL unter die Lupe Vom kommenden Montag bis zum 8. November weilen Vertreter des Inter nationalen Währungsfonds (IWF) in Liechtenstein. Ziel des Besuches ist eine Untersuchung des Finanzplat- zes. Dies betonte Regierungschef Ot mar Hasler in der Antwort auf eine kleine Anfrage des VU-Abgeordne- ten Ivo Klein. «Im Rahmen dieses Assessmentverfah- rens des .Internationalen Währungs fonds werden Offshore-Finanzplätze dahingehend untersucht, ob die in ih nen angebotenen Finanzdienstleis tungen bzw. die über sie abgewickel ten Finanztransaktionen möglicher weise die Stabilität des globalen Finanzsystems beeinträchtigen könn ten. Aus Sicht des IWF könnte dies der Fall sein, wenn die Finanzdienstleis tungen nicht den internationalen Standards entsprechend geregelt und beaufsichtigt werden. Die aus- dem Assessmentverfahren resultierenden Ergebnisse sollen dem Offshore-Fi- nanzplatz allfallige gesetzgeberische und aufsichtsbezogene Schwächen so wie mögliche Massnahmen zur Verbes serung aufzeigen. Im Zuge des Assessment-Verfahrens werden folgende Segmente des Fi nanzdienstleistungsbereichs vom IWF untersucht: Banken, Versicherungen, Investmentunternehmen, Treuhänder, Rechtsanwälte, juristische Personen,
Regierungschef Otmar Hasler niisst dem Besuch der IWF-Vertreter grosse Bedeu tung bei (Bild: Paul Trümmer) Gesellschaften, Trusts sowie generell die Bekämpfung der Geldwäscherei und der Terrorismusfinanzierung. Die Vorgängerregierung hatte zu Be ginn des Jahres 2001 Entscheidungs grundlagen für eine allfällige Teilnah me Liechtensteins am Assessment-Ver fahren des Internationalen Währungs fonds erarbeiten lassen. Angesichts der laufenden Evaluationen der FATF wur de diese Frage jedoch zurückgestellt. Der IWF trat dann mit Schreiben vom 21. Dezember 2001 von sich aus mit
dem Vorschlag an die liechtensteini schen Aufsichtsbehörden heran, ein Assessment-Verfahren über den liech tensteinischen Finanzdienstleistungs bereich durchzuführen. Der Beurtei lung der Anstrengungen Liechten steins zur Stärkung der Finanzplatz aufsicht durch den IWF messe ich per sönlich grosse Bedeutung bei. Der In ternationale Währungsfonds verfügt über eine hohe Reputation im Bereich der Stabilität des internationalen Fi nanz- und Währungssystems.»
wie solch eine «Karriere» zu verlaufen hat, lasse sich, so Weiss, eines sagen: «Niemand wird über Nacht zum Seri enmörder. Die meisten «Serial Killer» haben schon zuvor unter psychischen Krankheiten wie Schizophrenie oder Wahnvorstellungen gelitten. Bei. den meisten kann mann feststellen, dass sie irgendwann den Punkt erreichen, an dem sie die Wirklichkeit nicht mehr so wahrnehmen, wie andere Men schen.» Die meisten herkömmlichen Mörder, so Weiss, würden ihre Taten zudem in einem emotionalen Ausnah mezustand begehen und danach von ihrem Gewissen gepeinigt werden. Die meisten Serienmörder hingegen wür den einen persönlichen Mehrwert aus ihren Taten schöpfen, das Gefühl gren zenloser Macht verspüren. Grenzenlo se Macht, die sich auch in den perver sen Spielchen mit.der Polizei manifes tieren, die Serienkiller nicht selten treiben. «Diese Menschen glauben oft in ihren Wahnvorstellungen, sie seien klüger als alle anderen - also auch als die Polizei. Und das wollen sie bewei sen», so Weiss. «Terrorakt?» Eines steht für Ed Weiss aber fest: Nach all dem, was in den letzten Wo chen passiert ist, fällt es schwer, den «Sniper» von Washington als «klassi schen Serienmörder» zu bezeichnen. Vor allem die Tatsache, dass er angeb lich Lösegeld gefordert haben soll, passt so gar nicht in übliche Serien mörder-Profile. Auch der mögliche . terroristische Hintergrund dürfe, so Weiss, nicht ausser Acht gelassen werden: «Es wäre fast eine diabolisch-geniale Art des Terrorismus: Man versetzt eine ganze Stadt über Wochen in Panik - trifft so mit jeden Bürger.» Eine Überlegung, die so abwegig gar nicht erscheint. Der mutmassliche «Sniper» soll ja nicht nur zum Islam übergetreten sein, sondern angeblich auch seiner Bewunderung für die Anschläge vom 11. September öffentlich Ausdruck verliehen haben. Wie auch immer: Der «Sniper» von Washington, sein Motiv und seine Be weggründe
lassen immer noch viele Fragen offen. Fragen, auf die wir hof fentlich im Laufe der weiteren Ermitt lungen Antworten bekommen werden. Letzte Seite Kosten RPG «Für die Veranstaltungen vor Be handlung des Raumplanungsgesetzes im Landtag wurden für. Referate, Er stellung eines Videofilms, Inserate, Plakate, Moderation und mediale Be treuung
Kosten in der Höhe von rund CHF 180000.- aufgewendet. Diese Kosten wurden mit Mitteln aus dem Raumplanungskonto gedeckt. Für die Informationskampagne nach Verab schiedung des Raumplanungsgeset zes bewilligte die Regierung einen Kredit mit einem Kostenrahmen von CHF 100 000.- für Plakate, Internet auftritt, Radiospots, Landeskanal sendung, Inserate, mediale Betreu ung und die Erarbeitung der Ab stimmungsbroschüre», dies erklärte Regierungsrat Ospelt auf eine kleine Anfrage des VÜ-Abgeordneten Erich Sprenger. Noch kein Beschluss Die Regierung hat bislang keinen Beschluss gefasst betreffend den Rückzug des Antrages an den Land tag zur Behandlung der Verfas sungsvorlage, welche dem Landtag mit Bericht vom 20. November 2001 zugestellt worden war. Dies betonte Regierungschef Otmar Hasler in sei ner Antwort auf eine entsprechende kleine Anfrage des Abgeordneten Peter Sprenger (VU).
Keine Auswirkung Welche Auswirkungen das schweizeri sche Nein zum Elektrizitätsmarktgesetz auf Liechtenstein habe, wollte der FBP- Abgeordnete Alois Beck im Rahmen ei ner kleinen Anfrage wissen. «Durch das schweizerische Nein zum EMG sind die. bestehenden Verträge der LKW. mit der AXPO nicht berührt. Die Verträge laufen bis 2006 und sind nicht an ein Ja oder Nein zum Elektrizitätsmarktgesetz ge bunden. Dies bedeutet, dass momentan keine neuen Verträge ausgehandelt wer den müssen», so die Antwort von Regie- rungsrat Hansjörg Frick. Fuchspopulation nimmt zu Eine «tierische» Anfrage stellte der VU- Abgeordnete Ivo Klein zum Thema Fuchspopulation in Liechtenstein. Re gierungsrat Alois Ospelt stand Rede und Antwort: «Die praktizierte Art der Beobachtung der Bestandeszahlen, des Bestandesauf- baus, der Bestandesausbreitung und der Bestandesentwicklung der jagdbaren Wildarten genügt in aller Regel den An forderungen nicht, welche für ein nach haltiges Wild- und Lebensraummana gement notwendig wären. So sind gera de bezüglich der Fuchspopulation die Kenntnisse unzureichend; indirekte Hinweise auf deren Bestandesentwick lungstrend lassen sich allenfalls aus der Abschussstatistik ableiten. Insbesondere aufgrund der reichlich vorhandenen und leicht zugänglichen Nahrung, bspw. in Gartenanlagen und Komposthaufen, entwickelt sich der Intensiv-Siedlungs- raum zu einem laufend geeigneteren Le bensraum für den Fuchs. Insgesamt dürfte sich somit nicht nur der Lebens raum des Fuchses auf die Siedlungen ausdehnen: gleichzeitig ist auch davon auszugehen, dass die Individuenzahl der Fuchspopulation - gefordert durch das Fehlen natürlicher Feinde und die Aus merzung der Tollwut - zunimmt. Kaum Emissionen «Die bisher bei der Grastrocknungsanla- ge Schaan durchgeführten Emissions messungen zeigten, dass die Emissions grenzwerte eingehalten sind», betonte Alois Ospelt auf eine entsprechende kleine Anfrage des FBP-Abgeordneten Peter Lampert. «Hierzu ist allerdings festzuhalten, dass diese Emissionsmes sungen jeweils nur einen bestimmten kurzfristigen Betriebszustand festhalten. Um genauere diesbezügliche Aussagen zu erhalten, wären kontinuierliche Mes sungen, welche sehr aufwändig und teuer sind, durchzuführen. Die sichtbare Rauchfahne, welche aus dem Kamin austritt, ist prozessbedingt vor allem Wasserdampf. Teilweise hat die Rauch fahne eine leicht bläuliche Färbung, welche je nach Trockengut und me teorologischen Verhältnissen nach dem Verdampfen der Wassertröpfchen gut sichtbar ist. Dabei handelt es sich um Aerosole aus Feststoffen oder um Koh lenwasserstoffe. Aus den Prozessen, welche in der Graströcknungsanlage ablaufen, ist nicht davon auszugehen, dass diese' Stoffe umweltgefährdend wären.» adon:) advantagc online #
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