Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
AUSLAND Freitag, 25. Oktober 2002 25 aufs Ausserste gespannt Tschetschenische Geiselnehmer erschiessen eine Frau - Truppenabzug aus dem Kaukasus verlangt MOSKAU: Im Moskauer Gei­ seldrama hat sich am späten Donnerstagabend noch keine Lösung abgezeichnet. Die Lage im Musical-Theater war bis aufs Äusserste gespannt, nachdem die tschetschenischen Besetzer eine Frau erschossen hatten, die offenbar hatte fliehen wollen. Später gelang es zwei Frauen, den Kid­ nappern trotz Granatbeschusses zu entkommen, wie die Nachrichtenagen­ tur ITAR-TASS meldete. Für die Frei­ lassung ihrer rund 600 Geiseln forder­ ten die Rebellen den Abzug der russi­ schen Truppen aus Tschetschenien. Der russische Fernsehsender NTV zeigte, wie die Leiche der erschossenen knapp 30 Jahre alten Frau auf einer Bahre aus dem Theatergebäude getra­ gen wurde. Präsfdent Wladimir Putin erklärte die Unversehrtheit der Geiseln 
zum obersten Ziel der Sicherheitskräf­ te und sagte wegen der kritischen Lage alle Auslandsreisen ab; In der Umge­ bung des Theaters wurden Truppen des Innenministeriums und Scharfschüt­ zen in Stellung gebracht. Nach Verhandlungen mit dem tschetschenischen Kommando erklärte die liberale 
russische Abgeordnete Iri­ na Chakameda als eine von vier Ver­ mittlern, die Rebellen seien bereit, aus­ ländische Ärzte zu denjenigen Geiseln zu lassen, die medizinische Hilfe 
brau­ chen. Später betraten auch wirklich zwei Mediziner das Gebäude. Sie wa­ ren nach vier Stunden immer noch nicht zurückgekehrt. Kurz nach dem Eintreffen der vier Vermittler konnten ein älterer Brite, ei­ ne Frau und drei Kinder das Theater im Südosten der russischen Hauptstadt verlassen. Schon bald nach dem Über­ fall hatten die Rebellen etwa 100 Frau­ en und Kinder freigelassen. Unter den Ehte von den Entführern erschossene Frau wird auf einer Bahre abtransportiert. 
noch rund 600 Gefangenen befanden sich.nach Angaben des russischen Si­ cherheitsdienstes 75 Ausländer, dar­ unter drei Deutsche. Sie wurden nach Angaben Chakamedas von den russi­ schen Geiseln getrennt. Unterdessen boten in Moskau lebende Tschetsche­ nen an, die Stelle der Geiseln einzu­ nehmen. Die Rebellen stürmten das Theater am Mittwochabend mitten in einer Vorstellung. Beim Anführer des Kom­ mandos soll es sich um Mowsar Bara- jew handeln, einen Neffen des im ver­ gangenen Jahr getöteten .Rebellenfüh­ rers Arbi Barajew. Der Duma-Abge- ordnete Juli Rybakow sagte, die Gei­ selnehmer hätten automatische Waf­ fen, Handgranaten, Minen und Ben­ zinkanister bei sich und trügen Sprengstoffgürtel am Körper. Eine Geisel berichtete, die Kidnapper hätten Sprengstoff an 
Stühlen, Säulen, Wän­ den und in Gängen angebracht. Schaaner Geschäfte 
Schröder und Chirac einig Durchbruch vor Gipfeltreffen in Brüssel Team Whisky - beliebt wie noch nie Grosser Whisky- und Schottland-Event in Leander's Weinladen In den letzten Jahren ist Whisky in Mode gekommen. Vor allem der Malt aus Schottland ist sehr beliebt. Gleichzeitig entwickelte sich gros­ ses Interesse für die schottische Folklore und Lebensweise. Am 25. und 26. Oktober bietet Leander's Weinladen in Schaan eine Whisky- Degustation und am Samstag, den 26. Oktober findet im Hotel Schaa- nerhof ein schottischer Abend mit feinem Menü, passendem Whisky und Auftritten einer Dudelsack- gruppe statt. Whisky aus aller Welt Nebst Schottland und Irland wird in vielen Ländern der Welt Whisky produziert. Zum Beispiel in Amerika, Canada und Japan, wo sich auch die grösste Destilierie befindet. Aber auch in Neuseeland, Indien oder Thailand wird Whisky hergestellt. Jedes Land hat seine eigenen Rezep­ turen und die Whiskies unterschei­ den sich in ihren Rohstoffen, was ei­ nen entscheidenden Einfluss auf den Geschmack hat. Die Schotten bren­ nen ihren Whisky aus gemälzter Gers­ te, daher auch der Name Malt Whis­ ky. Sie bezeichnen ihr Destillat In den ersten zwei Jahren als «british spirit», «new make* oder «baby Whis­ ky». Als Whisky darf der Brand erst bezeichnet werden, wenn er mindes­ tens drei Jahre im Eichenfass in Schottland gelagert hat. Daher auch die Bezeichnung «Scotch». Die Herstellung von Malt Whisky Um die alkoholische Gärung in Gang zu setzen, braucht es Hefe und Zucker. Die Hefe wandelt den Zucker in Alkohol und Kohlensäure um. In der Gerste ist kein Zucker, sondern Stärke vorhanden. Diese wird durch mälzen in Zucker umgewandelt. Da­ zu wird die Gerste mit Wasser über­ gössen und zum Keimen gebracht. Nach sechs Tagen hat sich die ge­ keimte Gerste in Malz (malt) umge­ wandelt und muss nun wieder ge­ trocknet werden. Dazu wird sie in den Darrofen gebracht, wo sie auf Siebböden ausgebreitet wird. Unter diesen Siebböden wird ein Feuer ent­ facht. Wärme und Rauch steigen durch die Siebböden nach oben und trocknen das Gerstenmalz. 
An-Leander 
und Margrit Schädler bieten am 25. und 26. Oktober eine Whisky-De­ gustation in Leander's Weinladen in Schaan. Unterstützt von den Schottland Fans Rolf Kalberer (links) und Gilbert Kind (rechts). Piper Jürgen Schädler (Mitte) wird den Anlass mit seinem Dudelsack musikalisch umrahmen. schliessend wird das Malz gemahlen, um den Zugang zum Zucker zu er­ leichtern. Maische und Gärung Das gemahlene Malz wird in den Maischbottich gegeben, wo es mit Wasser vermischt wird. Dieser Gers­ tenbrei wird unter ständigem Um­ rühren aufgekocht, wodurch der Zucker ausgewaschen wird. Die so gewonnene Zuckerlösung wird als Würze bezeichnet. Diese wird in grosse Holzbottiche oder moderne Stahltanks gepumpt. Dort wird Hefe beigefügt und dadurch die Gärung aktiviert. Nach rund 3 Tagen ist die Gärung abgeschlossen und es ist ein ca. 8 % starker Alkohol gewonnen, vergleichbar mit einem Bier. Destillation und Lagerung Die Destillation wird in zwei Stu­ fen unterteilt. In der ersten Stufe wird der Alkohol vom Wasser ge­ trennt. Der dabei gewonnene Alko­ hol misst ungefähr 25 % und wird «low wine» genannt. Für die zweite Destillation wird der «low wine» in die kleinere Brennblase gepumpt. Bei diesem zweiten Durchgang werden Vor- und Nachlauf , abgetrennt und nur das Herzstück wird weiter ver­ wendet. Dieser junge Brand wird In Fässer abgefüllt und ins Lagerhaus gebracht. Dort lagert der neue Alko­ hol vorerst 3 Jahre, bis er als Whisky bezeichnet werden darf. Üblich sind 
Lagerzeiten von 10 -15 Jahren, manchmal auch mehr. Im Laufe der Jahre verdunstet stetig Whisky durch das Fass. Diesen Anteil, rund 3 % im Jahr, nennt man den. Anteil der En­ gel. Wen Wundert's, dass Whisky- Liebhaber Engel in den schottischen Highlands werden möchten? Nach der Lagerung wird der Whisky in Flaschen abgefüllt und gelangt in den Handel. Und jetzt: Genuss pur Der Whisky wird teilweise von den Destlllerien selber abgefüllt. Vielfach werden 
die Fässer aber von unab­ hängigen Äbfüllern gekauft und un­ ter eigenem Label auf den Markt ge­ bracht. liner der wichtigsten und qualitativ besten Abfüller ist Signa- töiy. Leander und Margrit Schädler von Leander's Weinladen in Schaan haben Whiskies von Signatoiy neu in ihr Sortiment aufgenommen. Das bereits ansehnliche Whisky-Sorti- ment ist dadurch noch umfangrei­ cher geworden. Die Whiskies von Signatoiy können am 25. und 26. Oktober degustiert werden. 
BRÜSSEL: Unmittelbar vor dem EU- Gipfel haben Deutschland und Frankreich den Weg für eine Eini­ gung der Mitgliedstaaten in den noch strittigen Fragen der Osterweiterung frei gemacht. Bundeskanzler Gerhard Schröder und der französische Staatspräsident Jacques Chirac er­ hielten bei einem Treffen am Don­ nerstag in Brüssel in ihrem Streit um die EU-Agrarpolitik eine Einigung. Danach sollen von 2007 an die Mittel für die Agrarflnanzierung eingefroren werden. «Bis 2006 wird sich in der Agrarpolitik nichts ändern», sagte Schröder. Das Ergebnis wollten Schrö­ der 
und Chirac den anderen EU- Staats- und Regierungschefs auf dem Gipfel vorlegen, der am Abend in Brüssel beginnen sollte. Eine Einigung zwischen Schröder und 
Chirac galt als Voraussetzung dafür, dass die EU- Staaten einen gemeinsamen Stand­ punkt in den Finanzfragen der Erwei­ terung erzielen. Den Vorstellungen Schröders und Chiracs zufolge sollen die Kandidaten nach ihrem Beitritt 2004 an den Direktzahlungen für Landwirte beteiligt werden. Chirac 
sagte, es gehe um die Stabilisierung der Agrarausgaben auf der Basis von 2006. Er bekräftigte den gemeinsamen Willen, vernünftig mit den Ausgaben umzugehen. Deutschland und Frank­ reich hätten sich bei der europäischen Integration immer abgestimmt. Nach Angaben Schröders verständigten sich die beiden Politiker zudem darauf, auch bei den Strukturfonds eine «strik­ te Ausgabenpolitik»' zu verfolgen. Der dänische Ministerpräsident und amtie­ rende EU-Ratsvorsitzende Anders Fogh Rasmussen sagte, er begrüsse die Einigung. Er betonte allerdings: «Das ist eine Frage für die 15 Mitgliedstaa­ ten.» Erstmals wollten sich die 15 be­ reits am Abend mit dem Thema befas­ sen. Der Gipfel soll am Freitagabend zu Ende gehen. Die Verhandlungen mit zehn Beitrittskandidaten sollen auf dem EU-Gipfel Mitte DezembeT in Kopenhagen abgeschlossen sein. Po­ len, Ungarn, Tschechien, die Slowakei, Slowenien, Estland, Lettland, Litauen, Malta und Zypern sollen der EU dann 2004 beitreten. Rasmussen will in den noch offenen Finanzfragen in Brüssel unter allen Umständen eine gemeinsa­ me Position erzielen. Spendenskandal weitet sich aus FDP verklagt ihren ehemaligen Vize Möllemann BERLIN: Der Spendenskandal um den ehemaligen FDP-Vizevorsitzen­ den Jürgen Möllemann weitet sich aus. Die Bundespartei kündigte am Donnerstag in Berlin Klage - gegen Möllemann an, um die Quelle der mutmasslich illegalen Parteispende im Umfang von 840 000 Euro zu er­ fahren. In der FDP Nordrhein-Westfalens flo­ gen zwei auf Möllemanns Büro, zurückgeführte Barspenden im Wert von 8500 Euro für FDP-Bundestags­ kandidaten auf. Landesgeschäftsfilhrer Hans-Joachim Kühl wurde mit soforti­ ger Wirkung beurlaubt. Bundesschatz­ meister Günter Rexrodt sagte in Ber­ lin, eine mit Zwangsmitteln bis zur Beugehaft bewehrte Auskunftsklage sei fällig geworden, weil Möllemann eine Frist zur Nennung seiner Geld­ quellen habe verstreichen lassen. Stattdessen habe der auf Gran Canaria weilende Möllemann auf seinen ange­ griffenen Gesundheitszustand und ärztlich verordnete Ruhe verwiesen. Die FDP ist nach den Worten Rexrodts rechtlich zur schnellstmögli­ chen Aufklärung verpflichtet, damit sie die nach bisheriger Erkenntnis un­ rechtmässig empfangenen Spenden zurückgeben und damit als nicht er­ halten bewerten kann. Andernfalls 
müssten die Gelder nach dem Partei­ engesetz Bundestagspräsident Wolf­ gang Thierse übergeben werden. Mit der Summe von .840 000 Euro wurde der Postvertrieb der antiisraelischen Faltblätter finanziert, die Möllemann bei einer Lüdinghausener Druckerei in Auftrag gegeben 
hatte. Rexrodt teilte mit, seit Mittwoch liege ihm das Schreiben der Druckerei vom 3. Sep­ tember vor, in dem der Auftrag zur Herstellung der umstrittenen Faltblät­ ter bestätigt worden war. Die Bestäti­ gung sei am 4. September mit dem Vermerk «i.O.» (in Ordnung) von Lan­ desgeschäftsführer Hans-Joachim Kühl abgezeichnet worden. Der Vorgang zeige, dass in die Affä­ re nicht nur Möllemann verwickelt sei. Die «Leipziger Volkszeitung» meldete unterdessen, das Flugblatt sei vom ehemaligen Wahlkampfberater des FDP-Vorsitzenden Guido Westerwelle, Fritz Goergen, mitgestaltet worden. Goergen war nach der Bundestags­ wahl aus der FDP ausgetreten. Die NRW-Vizevorsitzende Ulrike Flach teilte mit, Kühl sei mit sofortige Wir­ kung beurlaubt worden. Die für den Landesvorsitz nominierte Flach sagte ausserdem, Kühl sei kategorisch zu der Erklärung aufgefordert worden, war­ um er den Landesvorstand über den Vorgang im Unklaren gelassen habe.
	        

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