Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
3 AUSLAND Dienstag, 22. Oktober 2002 
21 «Wer mich töten will, muss sich hi nten anstellen» Irakischer Staatschef Saddam Hussein schützt sich mit immer raffinierteren Methoden BAGDAD: Er trägt einen kugel­ sicheren Hut, lässt sein Essen von Vorkostern testen, und in der Öffentlichkeit zeigt er sich schon lange nicht mehr. Der ira­ kische Staatschef Saddam Hus­ sein schützt sich mit immer ausgeklügelteren Methoden vor möglichen Attentätern. Schliess­ lich haben die USA diesmal mehr als deutlich gemacht, das ihr drohender Militärschlag ge­ gen Bagdad nur ein Ziel hätte: Saddam Hussein loszuwerden. Ellen Knickmever /A P Die irakische Bevölkerung hat ihr Staatsoberhaupt seit Dezember 2000 nicht mehr direkt zu sehen bekommen. Selbst Saddam Husseins Fernsehan­ sprachen kommen nur unter scharfcn Sicberheitsvorkehrungen zu Stande: Während einer live übertragenen Rede vor dem Parlament Hess er sich ver­ gangene Woche von einem bewaffne­ ten Wachmann schützen. «Das Gerede über einen Regimewechsel ist nichts als eine Illusion», sagte der Abgeord­ nete Mohammed Mudhafr el Adhami in der Parlamentssitzung. «Die Ameri­ kaner versuchen das seit 30 Jahren, und es gelingt ihnen nicht.» Neun Milliarden pro Monat Diesmal geht die US-Regierung offe­ ner denn je Saddam Hussein persön­ lich an. Präsident George W. Bush ist zu einem Krieg bereit, den sich Wa­ shington Schätzungen zufolge neun Milliarden Dollar (9,24 Milliarden Eu­ ro) pro Monat kosten lassen würde. «Der Preis einer Kugel wäre deutlich niedriger, falls es das irakische Volk selbst in die Hand nehmen würde», sagte der Sprecher des Weissen Hau­ ses, Ari Fleischer, vor wenigen Wo­ chen - und zog für diesen nur wenig kaschierten Aufruf zu einem Attentat 
Steht seit langem auf der Abschussliste der Amerikaner: Der Irakische Staats­ chef Saddam Hussein. (Bilder: Keystone) einige Kritik auf sich. Dass ihm nach dem Leben getrachtet wird, ist für den irakischen Staatschef indes nichts Neues: selbst in offiziellen Biografien ist schon von neun Attentats- und Putschversuchen gegen ihn die Rede. Saddam Hussein hat sie alle überlebt und seine Lektion daraus gelernt. «Wer mich töten will, muss sich hinten an­ stellen», sagte er schon vor Jahren. «Tausende andere in der Warteschlan­ ge sind vor ihm an der Reihe.» Auch selbst hatte Saddam Hussein schon die Waffe des Attentäters in der Hand. 1959 war er an einem geschei­ terten Mordanschlag auf den damali­gen 
Militärmachthaber Abdel Karim Kassem beteiligt. Im Eifer des Gefechts feuerten der damals 22-Jährige und seine Komplizen wild durch die Ge­ gend - dabei wurde auch Saddam Hussein getroffen. Aus dieser Erkennt­ nis habe er fürs Leben gelernt, wie wichtig Planung und Organisation sei­ en, sagte er später. Geheimnis um Aufenthaltsorte Seit der Zuspitzung des Konflikts mit den USA macht Saddam Hussein aus jedem seiner Aufenthaltsorte ein Geheimnis. Selbst während des Refe­ rendums in der vergangenen Woche, 
in dem er für eine weitere siebenjähri­ ge Amtszeit bestätigt wurde, Hess er sich nicht öffentlich blicken. Lediglich sein ältester Sohn Odai tauchte kurz in seinem Luxusauto vor- einem der Wahllokale auf, wo er einem sechs Jahre alten Kind seinen Stimmzettel in die Hand drückte und wieder davon rauschte. Odai selbst war im Dezember 1996 nur knapp einem Mordanschlag ent­ gangen. Seitdem meidet die gesamte Familie Fahrten in Kolonnen, und mö­ gen sie noch so streng bewacht sein. Stattdessen pendelt sie mit unauffälli­ gen Wagen zwischen ihren mehreren dutzend Palästen und Wohnsitzen hin und her. In jedem der Paläste bereiten Köche täglich alle Mahlzeiten zu, um bis zur letzten Minute geheim zu hal­ ten, wo der Staatschef essen wird. Sei­ ne Besucher werden vor Treffen mit ihm an geheimen Ort oft stundenlang durch die Gegend chauffiert, damit sie die Orientierung verlieren. Schon seit den 80er Jahren gibt es immer wieder Berichte über mehrere Doppelgänger Saddam Husseins, die ihn aus Sicherheitsgründen bei offizi­ ellen Terminen vertreten. Auch sie sol­ len schon mehrfach Ziel von An­ schlagsversuchen geworden sein. Mehrere tausend Soldaten wurden speziell zum Schutz des Staatschefs ausgebildet. Während des Golfkriegs floh Sad­ dam Hussein oft für mehrere Nächte aus seinen Palästen und suchte bei un­ auffälligen Bewohnern Zuflucht, wie sein persönlicher Berater Generalleut­ nant Abed Hamid Mahmud später schrieb. Diesmal vermuten Beobachter, dass er sich im Fall eines Angriffs ent­ weder in Bagdad oder in seiner Ge­ burtsstadt Tikrit im Norden des Landes verstecken würde. Nach Erkenntnis westlicher Geheimdienste stehen ihm dafür ein ganzes Netzwerk von Bun­ kern und eine Flotte von mit Schlaf­ wagen ausgestatteten Fluchtfahrzeu­ gen zur Verfügung. FDP will Möllemann notfalls verklagen Liberale wollen Spenden-Affare rasch klären BERLIN: Die deutschen Liberalen wollen die Spenden-Affäre um den Politiker Jürgen Möllemann rasch klären. FDP-Parteichef Guido Wes­ terwelle sagte gestern in Berlin, Möl­ lemann könne nicht mehr für die Partei sprechen. Der umstrittene Politiker hatte am Sonntagabend seihe letzten Ämter als Vorsitzender der FDP in Nordrhein- Westfalen und Chef der dortigen libe­ ralen Landtagsfraktion niedergelegt. Er will sich aber zu den gegen ihn er­ hobenen Vorwürfen erst nach dem En­ de seines sechswöchigen Genesungs­ urlaubs äussern. Rechtliche Schritte Nach einer Sitzung des 
FDP-Präsidi- ums kündigte der Bundesschatzmeister der Partei,' Günter 
Rexrodt, rechtlich«; Schritte gegen Möllemann an. Die FDP werde ihn 
notfalls mit einer Klage zwingen, die Namen der Spender zu nennen. Ausserdem werde die Partei Mölle­ mann In «zivilrechtlicher Form» in Haftung für den Schaden nehmen. Der finanzielle Schaden belaufe sich vor­ aussichtlich auf 840 000 Euro (1,2 Millionen Franken). «Wir wollen wis­ sen, woher das Geld kommt», sägte Westerwelle. Möllemann Hess darauf­ hin in Düsseldorf erklären: «Sie wollen eine juristische Auseinandersetzung; sie werden dazu in vielfältiger Weise 
Selbstmordatteritäter reisst mindestens 13 Menschen in den Tod : » JERUSALEM: Ein Selbstmordattentä- i 
ter hat bei einem Bombenanschlag ( auf einen Linienbus In Nordisrael ! mindestens 13 Menschen mit in den j 
Tod gerissen. Mehr als 30 weitere ; wurden verletzt. DerTäter fuhr in der : nachmittäglichen Hauptverkehrszeit i 
an der Kreuzung Karkur bei Hadera mit einem Auto neben den Bus und [ zündete einen Sprengsatz. Zuvor hat- ' te sich der Streit zwischen der israeli- ! sehen Regierung und jüdischen Sfed- ; lern um illegal enichtete Siedlungen ' im Westjordanland weiter verschärft. 
Nach der Explosion standen das Tat­ fahrzeug sowie der Bus in Flammen, so dass sich die Einsatzkräfte zunächst nicht nähern konnten. Meh­ rere Insassen waren noch In dem Bus gefangen. Hadera liegt nur etwa 15 i Kilometer vom Westjordanland ent-..i fernt. In der Umgebung wurden In 
i der Vergangenheit bereits mehrfach 
j Selbstmordanschläge auf Busse ver- i übt. Zuletzt waren dabefin der Nähe • von Meggido, rund 25 Kilometer nor-j döstlich vott Hadera, 15 Menschen 
j getötet worden, 
j Bundesschatzmeister Günter Rexrodt kündigte rechtliche Schritte gegen Jür­ gen Möllemann an. Gelegenheit bekommen.» Es werde von Westerwelle und Rexrodt versucht, ihn «öffentlich mit einer Reihe von Ver­ dächtigungen zu diffamieren und zu kriminalisieren». Westerwelle sagte, Möllemann sei mit seinen Rücktritten nur seiner Absetzung durch die FDP- Bundesspitze zuvorgekommen. Ob er sein Landtags- und sein Bundestags­ mandat behalten wolle, sei seine Sa­ che. Es sei aber nur'schwer vorstellbar. Möllemann habe die alleinige Verant­ wortung für die Finanzaffäre. 
Gegen schärfere Antiterrorgesetze MANILA: Mehrere tausend Menschen haben gestern in der philippinischen Hauptstadt Manila gegen Pläne der Regierung zur Verschärfung der Antiterror­ gesetze demonstriert. Organisiert wurde die Kundgebung von Unken Gruppierun­ gen. Sie befürchten eine Bedrohung der Menschenrechte und die Schwächung der Demokratie. Ausserdem würde die Regierung mit schärferen Gesetzen den Terro­ risten in die Hände spielen. 
Studer ist bereit NEUENBURG/BERN: Jean Studer (Bild) Ist bereit, für den Bundesrat zu kandidieren. Der 44-jährige Neuen- burger Ständerat und Anwalt hat dies gestern der SP des Kantons Neuenburg mitgeteilt. Ob er auch gegen den Wil­ len der Fraktion antreten würde, Hess . er offen. Er habe sich seinen Entscheid reiflich überlegt, schreibt Studer, der für die Nachfolge von Ruth Dreifuss schon lange als Geheimfavorit gehan­ delt wird. Der nationale Zusammen­ halt sei heute wichtiger denn je. Dafür brauche es weiterhin eine Vertretung der Westschweizer SP im Bundesrat. Neue Minister benannt STOCKHOLM: Der schwedische Minis- . terpräsident Göran Persson hat am Montag seine Kabinettsumbildung ab­ geschlossen und eine neue Regie­ rungsmannschaft mit zwölf Männer und zehn Frauen präsentiert. Persson. ernannte auch einen stellvertretenden Finanzminister, Gunnar Lund, der die Verhandlungen Schwedens zum Bei­ tritt zur Euro-Zone leiten soll. Das Da­ tum für eine Volksabstimmung zum Euro-Beitritt werde er vermutlich nach dem Parteitag der schwedischen Sozi­ aldemokraten am 16. November nen­ nen, sagte Persson. Neuwahlen am 22. Januar DEN HAAG: Die Niederländer sollen am 22. Januar ein neues Parlament wählen - nur acht Monate nach der letzten Abstimmung. Dies gab der In­ formationsdienst der Regierung ges­ tern Abend in Den Haag bekannt. Zu­ vor hatte Königin Beatrix mit den Par­ teien über die Folgen des Rücktritts von Ministerpräsident Jan-Peter Bal­ kenende und seinem Kabinett beraten. Nordkorea bietet Dialog an SEOUL: In einer ersten offiziellen Re­ aktion nach Bekanntwerden seines Atomprogramms hat Nordkorea den USA einen Dialog angeboten. Dafür verlangt Pjöngjang, dass die USA ihre feindliche Haltung gegenüber der kommunistischen Führung aufgeben. «Wenn die USA bereit sind, ihre feind­ liche 
Politik uns gegenüber einzustel­ len, dann sind wir zu einem Dialog be­ reit, um Sicherheitsfragen, die von In­ teresse sind, zu lösen», sagte Paria-, mentspräsident Kim Jong Nam nach südkoreanischen Angaben. Häftlinge ver­ lassen Gefangnisse BAGDAD: Tausende Gefangene haben gestern in Irak im Rahmen einer Am­ nestie die Gefängnisse verlassen. In Sprechchören versicherten sie Staats­ chef Saddam Hussein ihre Gefolg­ schaft und kündigten an, ihr Land im Fall eines US-Militärangriffs zu vertei­ digen.
	        

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