Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

34 Freitag, 
1. Februar-2002 
AUSLAND Liechtensteiner VOLKSBLATT Haider entschuldigt sich bei Muzicant i.WlEN: Der Kärntner 
Landtshaupt-j jmannJörg.Haider hat sich beim] [.Präsident der Israelitischen Kultus-j | gemeinde Österreichs, ArielMuzl-; fcant, für ehiverlctzende Äusserun- I j gen entschuldigt. »Mit einer ausser- ] gerichtlichen Einigung .wurde der-j seit Monaten schwelende Rechts- j streit- beendet. Der'rechtsgerichtete} Politiker hatte vor einem Jahr in ei-j ner Rede gesagt, er könne nicht ver-;j L stehen, wie 'jemand namens Ariel j j «so viel Dreck am-Stecken haben j f kann». Insgesamt 14 anhängige Pro- j | zesse wurden eingestellt. | i ; Dazumusste der Kärntner Lahdes | hauptniann ..gleich fünf: «Ehrener- j klärungen» für Muzicant abgeben. ] In. einer am Donnerstagi.veröffentr i lichten Erklärungentschuldigtesidi j Haider nicht nur für die «Arlel»-'j f Äusserung, sondern' zog auch' vier 
j (weitere VorwÜrfe«mitdeäiAus-1 [.druck des Bedauerns»jiürtlck, wie ] ! die österreichische!^ ' I gehtur APA berichtete. So hätte er behauptet,; Muzicant | jhabeselbstverfassteBriefezum Be- • [.wäi' 
:'-für :¥^tlsuiiiilschie^^ ObeisrilSe 1 {verwendet und sei «Hauptverant- i ( wörtlicher -für, die Hetze gegen l ! Österreich» zur Zeit der EU-Sanktio- \ nen gewesen. 
 1 \ , In einer gemeinsam-yerfasstenj Presseerkläning heisst es dazu, Hai-1 der habe die. «Gefährlichkeit» be-'i stimmter Andeutungen, 
; Wortspiele'] und^ Unteistdlungenl erkannt und | ziehe diese deshalb zurück. Darüber ] hinausgehende Schritte - etwa Ge- 
j gendaistelluhgen. in den Medien 
1 -J seien ebenso wenig nötig wie eine' persönliche Entschuldigung . Hai- 
! ders,. meinte Muzicant am Donners- 
! tag. «Es wr ja nicht'meine Absicht, einen Kniefall zu erreichen.» . Sowohl Muzicant als auch Haider] waren am Donnerstag offenkundig 
j i um Entspannung bemüht. \ 
Weltwirtschaftsforum: schärfste Sicherheitsvorkehrungen in New York l .• • r li* 
NEW YORK: Unter schärfsten Sicherheitsvorkehrüngen hat am Donnerstag in New York das diesjährige Weltwirtschaftsfo- rum begonnen. Ein massives Aufgebot an Polizisten sicherte den Tagungsort, das Waldorf Astoria Hotel. Dort wollen mehr als 3000 Politiker, Manager und Wissenschaftler fünf Tage lang über die Konjunkturkrise und * globale Sicherheitsfragen bera­ ten. Die Behörden haben Protes­ te von Globalisierungsgegriern nur in besonders ausgewiesenen Gebieten gestattet. Die Lage blieb zunächst friedlich. Am Morgen demonstrierten Anhänger der Meditationsbeweguhg Falun Gong ge­ gen ihre Unterdrückung durch die chi­ nesische Regierurig. Eine Demonstrati­ on von Umweltschützern zog mehr Journalisten und Kameraleute an als Teilnehmer. Das jährliche Treffen fand bisher stets im Schweizer Kurort Davos statt, und soll Entscheidungsträgern in aller Welt bei der Einschätzung von Zukunft­ strends wie. aktuellen Problemen in Wirtschaft und {internationalen Bezie­ hungen.helfen. Die Verlegung des Welt- wirtschaftsforums von Davos nach New York gilt offiziell als Zeichen der Soli­ darität nach den Terroranschlägen vpm 11. 
September. Daneben gaben aber auch Sicherheitsgründe den-Ausschlag für die Entscheidung. Wegen militanter Demonstrationen von Globalisierungs­ gegnern wurde Davos jm vergangenen Jahr weiträumig abgesperrt. Im nächs­ ten Jahr soll das.Treffen aber wieder im Engadin stattfindet. . Der frühere New Yorker Bürgermeis­ ter Rudolph Giuliani erklärte vor Jour-WEF-Gründer 
Klaus Schwab vor dem Waldorf Astoria in New York, wo seit gestern das Weltwirtschaftsforum stattfindet. nallsten, die Konferenz werde sicher über die Bühne gehen. Die New Yorker Polizei sei daran gewöhnt, mit derarti-• gen Ereignissen umzugehen. Giuliani hatte sich sehr dafür eingesetzt, dass die Konferenz in seine Stadt verlegt • wird. • Der afghanische Interimsregierungs­ chef Hamid Karsai sagte seine ge- . plante Eröffnungsrede ab und reiste stattdessen nach London, um sich mit dem britischen Premierminifter Tony Blair zu treffen. Bundeskanzler Ger-• hard Schröder will am Freitag vor dem 
Weltwirtschaftsforum sprechen. Die Koiiferenz steht unter dem Motto  ( «Leadership in Fragile Times - Vision for a Shared Future» (Führung in schwierigen Zeiten - Visionen für eine gemeinsame Zukunft). Die New Yorker Polizei bereitete sich mit 4000 Beamten auf die angekün­ digten Demonstrationen von Gegnern des kapitalistischen Wirtschaftssys­ tems und der Globalisierung im Han­ del vor. Diese wollen in Manhattan mit mehreren zehntausend Menschen läutstark, aber friedlich gegen dä$ 
Treffen protestieren. Geplant' sind ne­ ben Demonstrationen auch Blockade­ aktionen vor dem Eingang zum Hotel Waldorf-Astoria, -wo. die Teilnehmer des Fonims bis kommenden Montag zusammenkommen. Bereits am Mittwoch wurden Ze­ mentbarrieren vor dem Hotel errichtet. Autos wurde die Zufahrt in Strassen der Umgebung verwehrt. Für Donners­ tagnachmittag war zunächst eine De­ monstration von mehr als 1000 Ge­ werkschaftern des Dachverbands AFL- CIO angemeldet. Paschtunen-Klans Heftige Gefechte um afghanische Provinzhauptstadt KABUL: Rivalisierende Paschtunen- Klans haben sich am Donnerstag hef­ tige Gefechte im Südosten Afghani­ stans geliefert. Laut der afghanischen Nachrichtenagentur AIP wurden bei den Kämpfen um-die Stadt Gardes mindestens 38 Personen getötet. Augenzeugenberichten zufolge stan­ den sich in der Stadt etwa 120 Kilome­ ter südlich von Kabul zwei Paschtu­ nen-Klans gegenüber. Die Verbände des Von der afghanischen Übergangs­ regierung neu eingesetzten Gouver­ neurs der Paktia-Provinz, Padscha Khan, kämpfen dabei gegen Truppen von Klanführer Saif Ullah. Khans Männern sei es in Kämpfen bislang nicht gelungen, die Provinz­ hauptstadt Gardes vollständig einzu­ nehmen, erklärte der Bruder des Gou­ verneurs. US-Kampfflugzeüge kreisten in 
grosser Höhe 
über dem Kampfge­ biet. Ein örtlicher Militärchef sagte, US-Spezialkräfte seien auch am Stadt­ rand, 
würden' aber vorerst nicht ein­ greifen. Bereits am Mittwoch war es zu Gefechten um Gardes gekommen. Aufstockung dfcr ISAF gefordert Afghanistans Interims-Regierungs­ chef Karsai bat bei seinem Besuch in London vor dem britischen Kabinett um eine Aufstockung der internatio­ nalen Sicherheitstruppe für Afghani­ stan (ISAF). Karsai hatte vor dem UNO-Sicherheitsrat erklärt, alle Af­ ghanen, mit denen er gesprochen ha­ be, hätten die Sicherheitals Schlüssel­ frage auf 
dem Weg zu Frieden, Stabi­ lität und wirtschaftlichem Wiederauf­ bau bezeichnet. Afghanistan wolle deshalb, dass die ISAF nicht nur in der Hauptstadt Kabul, sondern auch in an­deren 
Städten für Sicherheit sorge. Keine Zusagen fiir Militärhilfe Karsai konnte den britischen Pre­ mierminister Tony Blair nicht dazu be­ wegen, weitere Militärhilfe für Afgha­ nistan zuzusagen. Blair sagte, für eine britische Militärpräsenz in dem Land gebe es Grenzen. Grossbritannien habe jedoch eine «umfassende und anhal­ tende Verpflichtung» für Afghanistan . und seine Bevölkerung. Die Entführer des vor gut einer Woche in Pakistan verschleppten US-Reporters Daniel Pearl drohten mit dessen Hinrichtung: Wenn die USA nicht die in Afghani­ stan: gefangen genommenen pakista­ nischen Kämpfer freiliessen, werde der US-Journalist Pearl getötet. Dies er­ klärte die bislang unbekannte militan­ te 
Gruppe «Nationale Bewegung für die Wiederherstellung der Souverä­ nität Pakistans» laut einem Bericht des «Wall Street Journal», dessen Korres-. pondent Pearl ist. Anti-Terror-Manöver ; Die USA und die Philippinen began­ nen am Donnerstag ein sechsmonati­ ges gemeinsames Anti-Terror- Manöver. Daran nehmen rund 600 US- Soldaten teil, darunter 160 Spezial­ kräfte. Hauptaufgabe der US-Soldaten soll es sein, rund 3800 philippinische Soldaten für ihren Anti-Terror-Einsatz gegen die Moslemrebellen der Abu Sayyaf zu. trainieren. Übungsschwer­ punkt sind der Umgang mit Nacht­ sichtgeräten sowie Helikopterflüge bei • Nacht. Der Kommandant des US-Kori- . tingents, Donald Wurster, betonte die . enge Zusammenarbeit zwischen bei­ den Staaten beim Kampf gegen den Terrorismus. ' 
Arafats vor 20 Jahren «Tut mir Leid, dass wir ihn nicht liquidiert haben» JERUSALEM: Israel hätte nach Mei­ nung von Regierungschef Ariel Scha­ ron . den - PLO-Vörsitzenden Jassir Arafat bei der Invasion imi. Libanon vor 20 Jahren töten sollen. «Grundsätzlich tut es mir Leid, dass w|r ihn nicht liquidiert haben», sagte Scharon.in einem Interview der Ta­ geszeitung «Maariv», das in Auszü­ gen am. Donnerstag veröffentlicht wurde. Der palästinensische Kabi- nettsminister Sqjeb Erakat erklärte, dies sei ein kaum verhüllter Aufruf zur Ermordung Arafats. «Wenn er (Scharon) sein Bedauern äussert, Präsident Arafat 1982 nicht getötet zu haben, bedeutet das, däss er seinen Fehler wieder gutmachen will», sagte Erakat. Scharon sagte in dem In­ terview, das in vollem Umfang am (morgigen) Freitag veröffentlicht wer­ den soll, es habe damals die Vereinba­ rung gegeben, 
Arafat bei der Vertrei­ bung der Palästinensischen Befrei­ ungsorganisation aus Libanon am Le­ ben 
zu lassen. Scharon war 1982 als Verteidigungsminister für die israeli­ sche Inyasion in Libanon verantwort­ lich. Scharon hat den Ton gegen den Vorsitzenden der palästinensischen Autonomiebehörde in jüngster Zeit zunehmend verschärft. Seit mehreren Wochen stdht Arafat in Ramallah im Westjordanland faktisch unter Hausar­ rest. Erst wenn Arafat alle von ihm verlarigten Schritte unternehme, werde er wieder als Partner im Friedenspro- zess anerkannt, sagte Scharon im «Maariv»-Interview. Unterdessen erschossen israelische Soldaten irn Gazastreifen zwei Palästi­ nenser, die in der Nähe einer jüdischen Siedlung einen Lastwagen angegriffen 
hatten. Die radikale Hamas bekannte sich zu dem Angriff. Im Wes^jordanland bei Ramallah verhafteten israelische Soldaten zwe| Hamas-Mitglieder. Ihnen wird Beteili­ gung an anti-israelischen Aktivitäten vorgeworfen. Die Aktion sei die Folge der Weigerung der palästinensischen Autonomiebehörde, Angriffe auf Israel durch die Festnahme von Extremisten zu vereiteln, hiess es in einer Er­ klärung der Armee. Am Donnerstag starb nach Angaben von Ärzten auch ein 17-jähriger Palästinenser, der in der vergangenen Woche von israeli­ schen Soldaten angeschossen worden war. • Der palästinensische Parlamentsprä­ sident Ahmed Kureia flog unterdessen zu einem Treffen mit dem israelischen 
Aussenminister Schimon Peres nach New York, 
wie aus palästinensischen Kreisen verlautete. Beide Politiker ha­ ben sich darum bemüht, eine Verein­ barung über eine Feuerpause und die Aufnahme von Friedensverhandlun­ gen auszuarbeiten. Kureia wird am Montag auch mit US-Aussenminister Colin Powell in Washington zusam­ mentreffen. In Ramallah im Westjordanland nahmen rund 3000 Menschen an ei­ nem Trauermarsch für die 27 Jahre al­ te Wafa Idris teil, die sich am Sonntag in Jerusalem in die Luft gesprengt und dabei einen 81-jährigen Israeli mit in den Tod gerissen hatte. Es war die ers­ te Selbstmordattentäterin seit dem Beginn der jüngsten Unruhen vor 16 Monaten. Israel hätte nach Meinung von Regierungschef Ariel Scharon den PLO-Vorsit­ zenden Jassir Arafat bei der Invasion im Libanon vor 20 Jahren töten sollen.
	        

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