Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
AUSLAND Bali: Zwei Männer festgenommen Indonesische Behörden nach den Anschlägen unter Druck KUTA: Nach den Terroranschlä- gen auf Bali wächst der interna­ tionale Druck auf die Ermittler. Die USA argwöhnten, ein Fahn­ dungserfolg der indonesischen Behörden sei «unwahrschein­ lich». Indonesiens Polizei mel­ dete aber eine erste Spur. Polizeichef Da'i Bachtiar sagte, als Hauptverdächtiger gelte ein Indone­ sier, dessen Personalausweis am Tatort gefunden worden sei. Beamte hätten seine Wohnung durchsucht und Fami­ lienangehörige befragt. Ein Bruder des Verdächtigen und ein weiterer Mann würden wegen «verwirrenden Anga­ ben» besonders intensiv verhört. !ns- WASHINGTON: Die jüngsten An­ schläge in Kuwait, Jemen und Indo­ nesien sind nach Ansicht der USA das Werk der El Kaida. Zugleich warnte Präsident George W. Bush er­ neut vor einer Verbindung zwischen diesem Terrornetzwerk und dem Irak. Dessen Staatschef Saddam Hussein wolle El Kaida als Vorauskommando gegen den Westen einsetzen, um auf diese Weise keine eigenen Fingerab­ drücke 
zu hinterlassen. Unterdessen bombardierten alliierte Kampfflug­ zeuge gestern abermals Stellungen in der südirakischen Flugverbotszone. «Das ist ein Mann, von dem wir wis­ sen, dass er Verbindungen zu El Kaida hat», sagte Bush vor republikanischen Parteifreunden in Michigan über Sad­ dam Hussein. Zuvor hatte er bereits vor Journalisten in Washington be­ tont, Irak^ sei Teil des •Anti-Terror- Kampfes: «Wir werden notfalls den Krieg gegen den Terrorismus an zwei Fronten ausfechten.» Den jüngsten Attentaten liege das­ selbe Muster zu Grunde, sagte Bush weiter. Sie hätten gemeinsam, dass sie freiheitsliebende Menschen ein­ schüchtern und töten sollten. Der An­ schlag auf Bali scheine mit El Kaida in BELFAST: Die Unruheprovinz Nord- j irland wird seit gestern wieder di­ rekt aus Lohdon regiert Der briti­ sche Nordirlandminister John Reid äusserte jedoch die Hoffnung auf ei- ! ; ne baldige Wiederbelebung der Bel- ' < faster Regionalregierung. «Ich hoffe,; ; dass die, politischen Institutionen | ; rasch wieder hergestellt werden ; können», sagte Nordirlandminister , Reid vor dembritischen Unterhaus, j i Um Mitternacht (Ortszeit) war die 
j I von der britischen, Regierung ver- 
j i fugte Suspendierung der katholisch- ] r protestantischen Regionalregierung; I und des Regionalparlaments in I ; Kraft getreten. 
-j \ Es ist seit AbscWuss des Friedens- j • abkommens von Ostern 1998 bereits 
j l das vierte Mal, dass die weitgehend : [unabhängigen politischen Institu- j i tionen Nordirlands ausgesetzt wer- | den. Die Suspendierung wurde dies- 
j ; mal zeitlich nicht.begrenzt Die po- 
j i litische Situation in der Provinz war j wegen des anhaltenden Streits um j ; die Regierungsbeteiligung der ka- 
 ; ; tholischen Partei Sinn Fein in eine ; totale Sackgasse geraten. j : Sie eskalierte zur Krise, als die Po­ lizei bei Durchsuchungen der Par- • r teibüros von Sinn Fein Anfang Ok- : l tober angebliche Beweise über einen j «Sjrtonagering»faijd.Die Partei soll | danach «im Auftrag der IRA» das; : britische Nordirland-Ministerium Inr, • Belfast monatelang ausspioniert ha- • 
gesamt 50 Personen seien bisher ver­ nommen worden, sagte der Polizeichef auf Bali, Budi Setiawan. Bisher sei aber niemand verhaftet worden. Artti-Terror-Erlass Laut Polizei gibt es zwei besonders wichtige Zeugen. Einer von ihnen, ein Wachmann im «Sari Club», wurde bei den Explosionen verletzt. Er hat mög­ licherweise beobachtet, wer das Auto parkte, in dem eine der beiden Bomben versteckt war. Beim Sprengstoff hand­ le es sich vermutlich um C-4 und TNT,, sagte ein Ermittler. Nach Australien und Indonesien vermutet auch die US- Regierung, dass das Terrornetzwerk El Kaida hinter den verheerenden An­ schlägen mit 189 Toten und über 300 
Verletzten stehen könnte. Das US-Aus- senministerium glaubt indessen nicht an einen Fahndungserfolg der indone­ sischen Behörden. Zwar würden örtli­ che Behörden intensiv ermitteln, doch ihre. Bemühungen blieben letztlich ohne Ergebnis. Indonesien wies diese Mutmassun- gen umgehend zurück und kündigte einen Anti-Terror-Erlass an. Da es noch kein Gesetz gebe, habe die Regie­ rung zurzejt Schwierigkeiten, Vor- sichtsmassnahmen gegen Terroraktio­ nen zu ergreifen, hiess es in Parlamen­ tarierkreisen. Schwächen bei Ermittlungen Bei den Ermittlungen offenbarten sich erste Schwächen. So wurde der 
Anschlagsort erst gestern für die Spu­ rensuche abgeriegelt. Zuvor waren zahlreiche Angehörige der Opfer, Jour­ nalisten und Zaungäste durch die völ­ lig verwüstete Strasse in Kuta gelau­ fen. Canberra entsandte über 50 Poli­ zisten und Geheimdienstler nach Bali. Sie arbeiten mit Spezialisten aus Deutschland, Japan, Grossbritannien und den USA zusammen. Probleme bei Identifikation Die Behörden stehen wegen der tro­ pischen Witterung unter grossem zeit­ lichen Druck, die Töten zu identifizie­ ren. Oft helfen nur Gen-Analysen und der Vergleich von Zahnabdriicken, da von vielen Opfern nur einzelne Kör­ perteile übrig geblieben sind. Verbindung zu stehen, und der An­ schlag auf den französischen Tanker «Limburg» in Jemen "hänge ebenfalls damit zusammen. Auch die Angriffe auf US-Soldaten in Kuwait spiegelten «das internationale Wesen dieser Zel­ len, dieser mörderischen Zellen» wider. Klare 
Beweise für Verbindungen zwi­ schen El Kaida und Irak legte Bush abermals nicht vor. UN-Inspektoren warten auf neue Resolution Ungeachtet der Aussagen stellte sich Saddam Hussein gestern den iraki­ schen Wählern, um sich für eine wei­ tere siebenjährige Amtszeit bestätigen zu lassen. Einen Gegenkandidaten gab es nicht. Die Regierung war bemüht, eine noch höhere Zustimmungsquote als im Oktober 1995 zu erreichen. Da­ mals hatten nach offiziellen Angaben 99,96 Prozent der Wahlberechtigten für Saddam Hussein gestimmt. Auch diesmal bildeten sich vor den Wahllo­ kalen schon früh lange Schlangen. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien teilte mit, die UN-Waf­ feninspektoren würden erst dann in den Irak zurückkehren, wenn eine neue Resolution des Weltsicherheits­ rats ihr Mandat präzisiert habe. 
Mittwoch, 16. Oktober 2002 21 Abstimmung über EU-Reformvertrag DUBLIN/LONDON: In- der Europäi­ schen Union kann nicht sein, was nicht sein darf. Deswegen sind 2,9 Millionen Iren aufgerufen, am kom­ menden Samstag bei einer Volksab­ stimmung Ja zum EU-Reformvertrag von Nizza zu sagen. Eigentlich haben sie die Frage schon beantwortet: Im Juni vergangenen Jahres stimmten 54 Prozent dagegen und nur 46 dafür. Dieses Votum des Souveräns sorgte freilich nicht nur bei den Politikern in Dublin, sondern in der gesamten EU für Entsetzen. Festnahme nach Anschlag HELSINKI: Drei Tage nach der tödli­ chen Bombenexplosion in einem Ein­ kaufszentrum bei Helsinki hat die fin­ nische Polizei gestern einen 17-Jähri­ gen unter dem Verdacht der Mithilfe festgenommen. Drei weitere Personen würden im Zusammenhäng mit der Tat vernommen, sagte Polizeichef Tero . Haapala. Der mutmassliche Täter, ein 19-jähriger Chemiestudent, war bei dem Anschlag in Vantaa zusammen mit sechs weiteren Menschen ums Leben gekommen. In Finnland war am Dienstag Tag der Trauer, die Flag­ gen im ganzen Land wehten auf Halb­ mast. Geld als Motiv FRANKFURT/MAIN: Jakob von Metz­ ler musste offenbar sterben, weil sein Mörder Geld brauchte. Nach dem Geständnis des 27-jährigen Studenten Magnus G. erklärte die Frankfurter Staatsanwaltschaft gestern; als Motiv der Tat müsse die Beschaffung von Geld angenommen werden. Verteidiger Hans Ulrich Endres erklärte, diese Dar­ stellung sei zwar verkürzt, aber nicht falsch. Natürlich stehe aber noch viel mehr hinter der Tat. Das eigentliche Motiv müssten Psychologen ergrün­ den. Mufti Ikrema Sabri festgenommen JERUSALEM: Die israelische Polizei hat den obersten islamischen Geistli­ chen von Jerusalem, Mufti Ikrema Sa­ bri, gestern drei Stunden lang in Ge­ wahrsam genommen. Dabei ging es um ein Zeitungsinterview, in dem Sa­ bri Selbstmordanschläge gerechtfertigt haben soll. Beim 
Angriff auf einen is­ raelischen B.us nördlich von Dschenin wurden vier Menschen verletzt, zuvor waren in der Stadt im Westjordanland zwei militante Palästinenser erschos­ sen worden. Der israelische Verteidi­ gungsminister Benjamin Ben Elieser stellte einen baldigen Truppenabzug aus Hebron in Aussicht. • t Waffenstillstand vereinbart NAIROBI: Die sudanesische Regierung und die Rebellenbewegung SPLA ha­ ben sich gestern auf einen Waffenstill­ stand geeinigt. Er soll in ganz Sudan gelten, solange die Bürgerkriegspartei­ en Friedensgespräche iühren. Der Waf­ fenstillstand tritt demzufolge am Don­ nerstag um die Mittagszeit in Kraft. Die Gespräche zwischen Regierung und SPLA dauern, voraussichtlich bis zum Jahresende. Dem seit 1983 anhal­ tenden Konflikt und den daraus resul­ tierenden Hungersnöten sind bislang mehr als zwei Millionen Menschen zum Opfer gefallen. / 
USA zu «Zwei-Fronten-Krieg» bereit Bush warnt vor Verbindung zwischen Irak und El Kaida - Neuer Luftangriff auf Stellungen im Südirak Für Präsident George W. Bush steht fest, dass Saddam Hussein über chemische und biologische Waffen verfügt und den Besitz von Atomwaffen anstrebt. neue deutsche Kabin« ift* knmnlpitt^ XWty > BERLIN: Die deutschen Sozialdemo­ kraten-und Grünen haben sich nach zähen Verhandlungen auf die Res­ sortverteilung im neuen Kabinett ge­ einigt. Die SPD besetzen zehn Minis­ terposten, die Grünen bleiben bei drei. SPD-Fraktionschef . Franz Mün­ tefering und Grünen-Chefin Claudia Roth gaben am Abend die Ressort- Verteilung bekannt. Die Grünen er­ halten zusätzliche Kompetenzen. So erhält Umweltminister Jürgen Trittin 
den Bereich «Erneuerbare Energien». Wie verlautete, wird die ehemalige bayrische SPD-Chefin Renate Schmidt neue Familienministerin. Innen- Staatssekretärin Brigitte Zypries soll das Justizressort übernehmen. Leip­ zigs SPD-Oberbürgermeister Wolf­ gang Tiefensee das Ressort «Verkehr und Bau». Die wichtigsten Ressort- Besetzungen standen bereits fest. Der Grüne Joschka Fischer bleibt Aussen- minister, 
der SPD-Politiker Schily In­nenminister. 
Neuer Super-Minister für Wirtschaft und Finanzen wird der nordrhein-westfälische SPDrMinis- terpräsident Wolfgang Clement. Der SPD-Politiker Hans Eichel bleibt Chef im Finanzressort, sein Par­ teikollege Peter Struck Verteidigungs­ minister. Neben dem grünen Umwelt­ minister Trittin behält auch seine Par­ tei-Kollegin Renate Künast ihr Res­ sort für Konsumentenschutz und Landwirtschaft. Schärfere Massnahmen gefordert Einfluss der Tabakkonzerne begrenzen - «Todesuhr tickt» GENF: Die Generaldirektorin der Welt­ gesundheitsorganisation (WHO), Gro Harlem Brundtland (Bild), hat die Re­ gierungen in aller Welt zu einem ra­ schen und härteren Vorgehen gegen das Rauchen und zur Eindämmung des Einflusses der Tabakkonzerne, aufge­ fordert. Brundtland erklärte gestern zum Auftakt einer weiteren Ge­ sprächsrunde für ein Tabakabkommen, jede Verzögerung bedeute weitere To­ te. Sie sprach sich für ein Tabak-Wer­ beverbot, deutliche Steuererhöhungen und einem besseren Schütz vor dem Passivrauchen aus. Die WHO-Leiterin enthüllte eiiK «Todesuhr», die zeigt, dass seit Beginn der Verhandlungen vor drei Jahren 11,9 Millionen Menschen im Zusam­ menhang mit dem Rauchen stehenden Krankheiten gestorben sind. 
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