Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT AUSLAND Dienstag, 15. Oktober 2002 
21 Indonesien macht El Kaida für Attentat auf Bali verantwortlich Zusammenarbeit mit örtlicher Terrorgruppe vermutet - Vermutlieh drei Schweizer getötet BALI: Zwei Tage nach dem Ter­ roranschlag auf Bali hat die in­ donesische Regierung gestern erstmals das Terrornetzwerk El Kaida als Drahtzieher für das Blutbad genannt, dem mindes­ tens 181 Menschen zum Opfer fielen. In aller Welt wurde Ent­ setzen und Abscheu über den Anschlag geäussert. Vermutlich sind drei Schweizer unter den Toten. Verteidigungsminister Matori Abdul Djalil sagte in Jakarta, der Anschlag vom Samstag sei von der Gruppe um Osama Bin Laden zusammen mit örtli­ chen 
Helfershelfern ausgeführt wor­ den. «Bali war einmal als Paradies be­ kannt», sagte Gesundheitsminister Achmad Suyudi. «Jetzt ist es wie die Hölle im Paradies.» Am internationa­ len Flughafen der Insel wartetenMau­ sende meist junge Touristen auf eine Hcimflugmöglichkcit. Einige schliefen aus Angst vor weiteren Anschlägen auf touristische Einrichtungen an Stränden. Die grossen Schweizer Rei­ severanstalter meldeten aber nur ver­ einzelte vorzeitige Rückreisen. 181 Opfer Nach amtlichen Angaben hat der Autobömbenanschlag 181 Menschen in den Tod gerissen. Aus Kranken­ hauskreisen verlautete, es seien 
min-Anwohner 
zünden zum Gedenken der Opfer Kerzen am Strand von Bali an. Einige Touristen schliefen aus Angst vor wei­ teren Anschlägen auf touristische Einrichtungen an den Stränden. xmmmmsamammxuem ZÜRICH/BERN: Verängstigte Touris­ ten, die ihre Bali-Reise nicht mehr antreten wollen, haben in der Regel Anspruch auf Rückerstattung der Reisekosten. Wie lange die Entschä­ digungsregel für Bali gilt, hängt von der Einschätzung des EDA ab. Ein Bombenanschlag gilt in der Schweiz als «höhere Gewalt». Darauf können auch die Reiseveranstalter pochen. 
destens 190 Todesopfer zu beklagen. Mehr als 300 wurden verletzt. Viele Opfer kamen aus Australien. Aber auch mindestens 30 Briten, drei Schweizer, eine Deutsche, ein Franzose und ein Niederländer waren unter den Toten, wie 
aus Bali und den verschie­ denen Hauptstädten verlautete. Bei den Schweizer Opfern handelt es sich mit grosser Wahrscheinlichkeit um ein junges Paar aus dem Bündnerland und um eine weitere, von den Behörden vorerst nicht näher identifizierte Per­ son. Mehrere Schweizer waren noch vermisst, was aber nicht bedeuten muss, dass sie unter den Opfern sind. «Wir sind sicher, dass die El Kaida hier ist», sagte Djalil nach einer Son­ dersitzung des Kabinetts. Als mögli­cher 
Komplize galt die Organisation Jemäah Islamiyah (JI), die schon früher für Bombenanschläge auf west­ liche Botschaften in der Region ver­ antwortlich gemacht wurde. JI-Führer Abu Bakar Bashir wies dies zurück. Der Anschlag sei das Werk ausländi- ; scher Terroristen, sagte er in einem Ra­ dio-Interview. Indirekt beschuldigte er die USA der Verwicklung in das Atten­ tat. Unterdessen lief die Versorgung .der Verletzten auf Hochtouren. Alle Aust­ ralier, die den Bombenanschlag über­ lebten, sollten bis Montagabend in ih­ re Heimat gebracht werden. Zwei Menschen erlagen an Bord eines Flugs nach Darwin ihren Verletzungen. Über den Verbleib von mehr als 200 Austra­liern 
war nichts bekannt. 16 Verletzte, darunter zwei junge Schweizerinnen mit schweren Brandwunden, wurden in Singapur behandelt. Heimtückischer Mordanschlag US-Präsident George W Bush sprach von einem heimtückischen Mordanschlag und bot US-Unterstüt­ zung bei der Fahndung nach den Tä­ tern an. Das US-Aussenministerium ordnete die Abreise aller nicht unbe­ dingt notwendigen Botschaftsmitar­ beiter sowie ihrer Angehörigen an. Der australische Ministerpräsident John Howard sagte in einer Sondersitzung des Parlaments, der Anschlag sei «bar­ barischer, brutaler Massenmord ohne Rechtfertigung». Spannungen verschärft Serbien: Beteiligung an Stichwahl zu gering BELGRAD: Mit dem Scheitern der Präsidentenwahl in Serbien haben sich die innenpolitischen Spannun­ gen weiter verschärft. Der jugoslawi­ sche Präsident Vojislav Kostunica kündigte gestern an, die serbische Regierung unter Ministerpräsident Zoran Djindjic zu stürzen. Kostunica lag in der Stichwahl um das Präsi­ dentenamt am Sonntag weit vor sei­ nem Kontrahenten, Vizeministerprä- sident Miroljub Labus. Wegen zu ge­ ringer Beteiligung wurde die Wahl jedoch für ungültig erklärt und muss wiederholt werden. Wie die Staatliche Wahlkommission mitteilte, gingen nur 45,5 Prozent der 6,5 Millionen Wahlberechtigten zu den Urnen. Nötig wäre eine Mindestbeteili­ gung von 50 Prozent gewesen. Vorläu­ figen Ergebnissen zufolge stimmten in der Stichwahl fast 67 Prozent der Wähler für Kostunica und nur halb so viele fiir Labus. «Es gibt keine Krise» Kostunica erklärte, er werde seine Popularität in Serbien nutzen, um Djindjics Regierung zu Fall zu bringen. «Die politische Krise hat sich vertieft», sagte Kostunica. Er werde am Sturz von Djindjics pro-westlichem Kabinett arbeiten und zwar «auf die gleiche Art, wie ich gegen Milosevic gekämpft ha­ be». Vor einer Wiederholung der Wahl müssten die Wahlgesetze geändert werden, forderte der jugoslawische 
Bekam rund 67 Prozent der Stimmen: Vojislav Kostunica. Präsident. Djindjic seinerseits erklärte, das Scheitern der serbischen Präsiden­ tenwahl werde die politische Lage nicht verschlechtern. «Es gibt keine Krise», sagte der serbische Regierung­ schef. Das Interesse der Bürger an der Politik habe lediglich nachgelassen. «Wahlen sind eine normale Bewertung unserer politischen Leistung - mehr nicht.» Die Stichwahl zwischen Kostu­ nica und Labus vtar erforderlich, weil im ersten Wahlgang keiner der insge­ samt fünf Kandidaten die notwendige absolute Mehrheit erreicht hatte. Vor zwei Wochen lag die Wahlbeteiligung noch bei 55 Prozent. 
Grossbritannien setzt Selbstverwaltung aus London übernimmt Regierungsgewalt in Nordirland BELFAST: Grossbritannien hat ges­ tern die nordirische Selbstverwal­ tung ausgesetzt und wieder die volle Regierungsgewalt über die Provinz Übernommen. Die Entscheidung wer­ de um Mitternacht in Kraft treten und auf unbestimmte Zeit gelten, er­ klärte der britische Nordirlandminiä- ter John Reid vor Journalisten. Die Aussetzung sei unvermeidlich, um den Zusammenbruch der Koalition zu verhindern. Auslöser der Krise war eine S|fionage-AfFäre, in die Mitglie­ der der IRA-nahen Partei Sinn Fein verwickelt sein sollen. Der britische Premierminister Tony Blair und der irische Ministerpräsident Bertie Ahern zeigten sich enttäuscht. Sie erklärten in einer gemeinsamen Stellungnahme, die Aussetzung der Selbstverwaltung sei der einzige Weg, um die Koalition zu retten. «Es ist un­ ser ehrlicher Wunsch, dass die nordiri­ schen Institutionen so schnell wie möglich wiederhergestellt werden», hiess es. Indirekt forderten sie die Sinn Fein auf, ihre Kontakte zur IRA abzu­ brechen. Die Protestanten in der nord­ irischen Allparteienregierung hatten einen Ausschluss der Sinn-Fein-Ver- treter gefordert. Die Ulster Unionists des Ersten Ministers David Trimble hatten andernfalls mit einem Rückzug gedroht, der 
zum Zusammenbruch der 
Koalitionsregierung geführt hätte, trimble hatte für einen Ausschluss der Sinn Fein geworben und von der briti­ schen Regierung bis heute eine Ent­ scheidung gefordert. Er erklärte ges­ tern, er akzeptiere Reids Entscheidung als zweitbeste 
Lösung. Er bot an, die Zusammenarbeit mit der Sinn Fein fortzuführen, wenn die IRA sich auflöse. Dokumente gestohlen Vier Personen, darunter Abgeordne­ te der Sinn Fein, sollen sich in Zusam­ menhang mit der Spionage-AfTäre vor Gericht verantworten. Ihnen wird vor­ geworfen, Dokumente aus Reids Büro gestohlen zu haben, mit denen die IRA neue Anschläge vorbereiten könnte. In den Papieren solleri Informationen der Polizei über da§ Informanten-Netz­ werk der IRA, Einzelheiten zu mögli­ chen Terrorzielen der Organisation und Gesprächsprotokolle enthalten sein. Die IRA hat die Anschuldigungen zurückgewiesen. Reid erklärte, die Vorwürfe gegen die Sinn Fein hätten das Vertrauen der Protestanten schwer getroffen, ein Ausschluss gehe aber zu weit. Er hoffe jedoch, dass Verhand­ lungen in den kommenden Monaten das Vertrauen wieder herstellen könn­ ten. Dann könnte Grossbritannien die Selbstverwaltung noch vor der nord­ irischen Parlamentswahl im kommen­ den Mai wieder einsetzen. 
Magnus G. gesteht Mord FRANKFURT/MAIN: Der als mutmass­ licher Mörder des Bankierssohns Jakob von Metzler inhaftierte Magnus G. hat die Tat gestanden. Das gab dessen Ver­ teidiger Hans-Ulrich Endres gestern in Frankfurt am Main bekannt. Der Jura­ student war gestern ausführlich ver­ hört worden und hatte erstmals zu der Tat Stellung genommen. Laut Endres handelte es sich um ein «volles und umfangreiches» Geständnis. Bin Laden «gratuliert» DOHA: Der Anführer des Terrornetz­ werks El Kaida, Osama bin Laden, soll die Anschläge auf den französischen Öltanker und auf eine Gruppe von US- Soldaten in Kuwait gelobt haben. Dies soll aus einer 
angeblich von Bin Laden unterzeichneten Erklärung hervorge­ hen. Der arabische TV-Sender El Dschasira berichtete gestern über die Erklärung, welche die Unterschrift Bin Ladens trage. Darin «gratuliert» Bin Laden der «islamischen Nation» zu die­ sen «heldenhaften Taten» der «Gottes­ krieger», hiess es. Teheran lehnt ab TEHERAN/ANKARA: Nach der iraki­ schen Exil-Opposition hat gestern auch Iran Pläne der US-Regierung kri­ tisiert, nach einem Krieg möglicher­ weise eine Militärregierung in Irak einzusetzen. Der Sprecher des irani­ schen Aussenministeriums, Hamid Re- sa 
Asefl, sagte in Teheran, solche Plä­ ne zeigten nur das mangelnde Ver­ ständnis der USA gegenüber dem Na­ hen Osten. «Wir hoffen, dass es sich hierbei nur um Gerüchte ohne Grund­ lage handelt», zitierte die Nachrichten­ agentur IRNA den Sprecher. Wendepunkt in Nahost möglich JERUSALEM: Der israelische Minister­ präsident Ariel Scharon hält nach ei­ genen Worten im nächsten Jahr einen Wendepunkt im Nahost-Konflikt für möglich. In einer Rede vor der Knesset sagte er gestern, seiner Ansicht nach würden die Palästinenser an einen Punkt kommen, an dem sie ihre Hal­ tung gegenüber Israel änderten. Bei der Explosion eines öffentlichen Tele­ fons 
vor einem Krankenhaus in Bethlehem wurde unterdessen ein mutmasslicher palästinensischer Ex­ tremist getötet. Die Palästinenser ma­ chen Israel dafür verantwortlich. Grenzgefechte in Kaschmir NEU DELHI: Ungeachtet aller interna­ tionalen Ermahnungen haben die Atommächte Indien und Pakistan ihre Grenzgefechte in Kaschmir fortgesetzt. In der Nachtzum Montag nahmen sich die Truppen beider Seiten mit Grana­ ten unter Beschuss. Die Gefechte er­ eigneten sich in den Regionen Yaldor, Drass und Siachen. In der vergange­ nen Woche hatte es zahlreiche Artille­ riegefechte gegeben. «Explosive Aids-Epidemie» PEKING: UNO-Generalsekretär Kofi Annan hat vor einer raschen Ausbrei­ tung der Immunschwächekrankheit Aids in China gewarnt. Das riesige Land stehe «an der Schwelle einer ex­ plosiven Aids-Epidemie» und müsse sofort handeln. Nur so könne eine po­ tenzielle Katastrophe verhindert wer­ den, sagte Annan vor Studenten in der zentralchinesischen Stadt Hangzhou. «China steht vor einem entscheidenden Moment.» Um der Krankheit Herr zu werden, sei «Führungsstärke auf jeder Ebene» erforderlich. Dazu müsse das Schweigen um Aids durchbrochen werden, fügte Annan hinzu,
	        

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