Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
SPORT Donnerstag, 10. Oktober 2002 25 Interview mit Liechtensteins erstem «Eisenmann» Daniel Quaderer Nicole Klingler nimmt am 19. Oktober diesen Jahres als erste Liechtensteinerin am Ironman Hawaii teil. Vor 15 Jahren - im Alter von 22 Jahren - war mit- Daniel Quaderer schon einmal ein Liechtensteiner bei diesem Triathlon vertreten. Das Volks­ blatt unterhielt sich mit Quade­ rer, wie und warum er daran teilnahm und ob er sein Ziel trotz seines nichtyorhandenen" Talentes - wie er selbst sagt erreichen konnte. Robert Nut t Volksblatt: Sie nahmen als erster Liechtensteiner beim Ironman-Ha- wali teil. Warum unterzogen Sie sich damals dieser Tortur? Daniel Quaderer: Grundsätzlich war es keine Tortur sondern ein Vergnü­ gen, den ich war schon immer ein grosser Hobby-Athlet. Ich hörte von diesem Triathlon aus Hawaii, ich traf ein paar Fanatische und gründete mit Philipp und Michael Schädler, Michael Wellenzohn und Elmar Kindle den Tri­ athlon-Club Liechtenstein. Wir absol- ' vierten, verschieden Triathlons in der Region; Das grosse Fernziel für mich war damals natürlich der ironman auf Hawaii. Ich machte dann einen drei­ monatigen Englisch-Sprachaufenthalt in Sydney und .von da begab ich mich auf den Weg über Amerika nach Ha­ waii, wo ich nochmals 2wci Monate verbrachte. Konnten Sie ihr Ziel - unter zwölf Stunden zu bleiben - erreichen? . Nein, leider nicht. Ich verpasste mein Ziel um zehn .Minuten - was 
Daniel Quaderer war der erste Liechtensteiner, der 1987 den berühmt-berüchtig- ten Ironman-Hawaii in Angriff nahm. . . So wurde das freudige Ereignis an­ gekündigt: Das offizielle- Wettbewerbs­ heft von 1987. Daniel Quaderer nahm 1987 als 22- jähriger als erster Liechtensteiner am 10. Ironman-Hawaii teil. Während des Bewerbs trank er 15 Liter Wasser und verspeiste rund 30 Bananen. Für 3,86 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,195 Ma­ rathonlauf benötigte er ,12 Stunden und 10 Minuten. Quaderer beendete das Rennen auf dem 620. Rang (1400 Starter) und belegte in der Ka­ tegorie männlich 18 bis 24 Jahre den 63. Rang. Inspiriert wurde er von Stefan Matt (erster FL-Triathlet 1984 in Bregenz) und Carlo Kupfer- schmid (CH, als erster. Nicht-Ameri­ kaner 1984 auf dem Podest des Iron- man-Hawaii). 1988 führte er zusam­ men mit Michael und Philipp Schäd- ler den Liechtenstein-Sprint-Triath- lon durch. Danach absolvierte er die HWV St. Gallen und arbeitete neun Jahre für das Schweizer Fernsehen DRS; Es folgten zahlreiche Projekte wie das Filmfest Vaduz. Heute ist er Inhaber einer PR-Agentur und sucht die Verbindung zwischen Sport und Kultur; So hat er z. B. der CSI-Mau- ren im Kundenportefeuille. 
mich sehr ärgerte.-Aber man sollte sich auch nicht verausgaben. Ich konnte, am selben Tag noch ausgehen - Reser­ ven waren also noch vorhanden. Mit idem Beenden des Ironmans könnte ich aber ein anderes Ziel - nämlich ein Fi­ nisher zu sein - erreichen, denn über. ; zehn Prozent des Starterfcldes gelang dies nicht. Rein von der körperlichen Anstren­ gung her haben unsere ̂Vorfahren viel mehr geleistet Wie schätzen Sie Ihre damalige Leis- tung ein? Eigentlich ist es keine grossartige Leistung, denn unsere Eltern und Grosseltern mussten damals auch zwölf Stunden auf dem Bauernhof hart arbeiten. Heute sind wir durch unsere Bürojobs ein wenig verwöhnt. Rein von der körperlichen Anstrengung her haben Unsere Vorfahren viel mehr ge­ leistet. Mussfe man sich damals nicht über andere Triathlons für den Ironman qualifizieren? 1987 war das letzte Jahr, in dem man sich' nicht dafür qualifizieren musste. Die Organisation war auch bemüht, möglichst viele Nationen am Start zu haben. Als ich mich anmelde­ te und als meine Heimat das Kürzel «FL» angab, dachten sie zuerst, ich käme aus Florida, weil dieser Bundesstaat das gleiche Kürzel hat. Als Liechten­ steiner hatte man auch einige Jahre danach keine Probleme zu starten, weil die Organisatoren daran interes­ siert waren, ein internationales Feld vorweisen zu können. Doch heute, muss man durch eine harte Qualifika­ tion. 
2001 in einer Rezession. Keine Japaner und fast keine Amerikaner besuchen die Inselgruppe und die Hotels sind praktisch leer. Die Hälfte der Läden ha­ ben dicht gemacht, weil einfach keine Touristen mehr dort sind. Doch ein Highlight im Jahr ist geblieben: der Ironman. Da sammeln sich immer noch 50 000 Leute ari. Können Sie einschätzen, wie sich der Hawail-Ironman seit damals ge­ wandelt hat? Er ist viel professioneller geworden. Natürlich ist das Preisgeld viel höher: 1987 bekam der Sieger 25 000 US- Dollar. Die Leistungsdichte ist viel grösser geworden - ich glaube nicht, dass ich mit meiner Zeit noch immer unter den ersten 50 Prozent wäre. Auch das Material hat sich verändert: Früher absolvierten wir die Radstrecke auf «Velo-Göppeln», während die Ath­ leten heute Rennmaschinen besitzen. Der Triathlon hat sich zu einer Weltsportart gewandelt. Die ganze Stadt lebt dort Mir den Ironman. Wie gross war das Zuschauerinte­ resse auf Kailua-Kona (Big Island, Hawaii) vor 15 Jahren? Kona hatte damals ca. 20 000 Ein­ wohner- Heute - ich war im Februar wieder dort - sind es inzwischen 30 000. Die ganze Stadt lebt für den Ironman. Damals reisten nochmals 30 000 Zuschauer für den Ironman an - das war eine unglaubliche Stim­ mung. Auch als ich drei Stunden nach dem Sieger einlief, war die Stimmung phänomenal. Es knisterte nur so. Und heute? Hawaii ist seit dem 11. September 
Was sagen Sie zur allgemeinen Ent­ wicklung des Triathlons? Früher war der Triathlon eine ameri­ kanische und europäische Angelegen­ heit. Doch seit diese Sportart olym­ pisch geworden ist, hat sich der Triath­ lon zu einer Weltsportart gewandelt. Er ist einfach auszuführen, denn man braucht nur Schuhe, ein Rad und Ba­ dehosen. Ich trainierte damals 20 Stunden in der Woche und hatte nie eine Verletzung zu beklagen, weil das Training so abwechslungsreich ist. Grundsätzlich ist der Triathlon der ge­ sündeste Sport, den man machen kann. Sie sind in vieje Projekte Involviert - wie z.B. beim kürzlich - ausgetra­ genen CSI Mauren - und gelten als Tausendsassa. Hat Sie der Ironman 
1987 für andere Aufgaben Inspi­ riert? Danke für die Blumen, aber so ist es nun doch nicht. Es war eine Motivati­ on und im folgenden Jahr organisierte ich mit den Schädler-Zwillingen (Michael und Philipp, Anm. der Re­ daktion) - die heute noch sehr viel für den Sport in Liechtenstein tun - den Liechtenstein-Sprint-Triathlon. Weil es keinen See in Liechtenstein gibt, wi­ chen wir auf das Freibad Mühleholz aus. Weil wir nicht das ganze Feld auf einmal ins Becken springen lassen konnten, brachten wir als Erste den In­ tervallstart in einem Triathlon. Insge­ samt hatten die Athleten 600 m Schwimmen, 25 km Radfahren und 5 km Laufen zu bewältigen. Wir konnten viele Leute dafür begeistern, aber lei­ der flachte es nach einer gewissen Zeit wieder ab. Die Ämter werfen einem oft Steine in den Weg. Könnte die Neuauflage dieses Be­ werbs eines ihrer nächsten Projekte werden? Eine Neuauflage wäre sicherlich möglich, aber ich schliesse mich zur­ zeit als Organisator aus. Vielleicht werden es Michael und Philipp Schäd- ler wagen. Aber so ein Projekt ist schwierig. Die Ämter werfen einem - man sieht es am Beispiel .des City- Sprints in Balzers - oft Steine in den Weg. Mit Stephan Kunz und Markus Hasler haben wir zwei sehr gute Langlauf-Athleten. Wenn der City- Sprint Sinn macht, dann jetzt. Denn wir wissen nicht, ob. wir in fiinf.bis 10 Jahren immer noch so gute Athleten • im Langlauf haben. Für die nächste Austragung am 19. Oktober hat sich die Liechtensteine­ rin Nicole Klingler qualifiziert. Was trauen Sie als Kenner der Sportsze­ ne der FL-«Elsenfrau» zu? Ich weiss, dass Nicole Schweizer Ju­ niorenmeisterin ist, was sensationell ist. Aber ansonsten kenne ich sie nicht und kann sie deshalb nicht einschät­ zen. Aber im Gegensatz zu mir hat sie sicherlich Talent:(lacht). Die magische Grenze beim Ironman-Hawaii liegt bei etwa 10 Stunden. Was hatte sie eigent­ lich in Zürich für eine Zeit? Zehn Stunden 51 Minuten. Das ist phänomenal. Vielleicht kommt sie in Hawaii noch darunter, aber dort kommt es sehr auf die Wind­ verhältnisse an. Das kann einem bis zu einer Stunde kosten. Glauben Sie, dass Nicole Klingler schneller sein wird als Sie? Aber sicher. Können Sie als Senior Nicole Kling­ ler etwas mit auf den Weg geben? Sie weiss sicher selber am besten, was zu machen ist. Man muss einfach ein bisschen beissen und sehr viel es­ sen und trinken. *Hang-loose*: Daniel Quaderer mit einer einwohnertypischen Geste zwei Tage nach dem Zieleinlauf. 
flHp)RT IN KÜRZE r. Stephan Kunz bei NLA-Frauen ALLGEMEIN: Beim kommenden NLA- Meisterschaftsspiel der Bad Ragazer Fussballerinnen gegen Rekord- Schweizer-Meister Bern wird Spitzen- Langläufer 
Ste­ phan Kunz (Bild) den Kick-off spie­ len. Kunz will damit seine Beach­ tung für die kaum im Rampenlicht stehenden Sportlerinnen kundtun. Die Partie wird am kommenden Samstag um 19.00 Uhr auf der Ri- Au in Bad Ragaz angepfiffen, 
(örn) Nur Zabirowa war schneller RAD: An der Rad-WM in Zolder (Be) stand im Zeitfahren nur Zulfia Za­ birowa (Russ) den beiden Schweize­ rinnen vor der Sonne. Nicole Bränd- li (Bild) gewann wie letztes Jahr die Silbermedaille, die zweifache Du- athlon-Weltmeisterin Karin Thürig sicherte sich Bronze. «Ich wusste, dass ich nicht Letzte sein würde. Aber das Podium kam für mich etwas unerwartet, weil ich mich- international nicht einordnen konnte.» Mit diesen Worten spielte Karin Thürig ihre grossartige Leis­ tung beinahe hinunter. Auf der Rol­ lerstrecke mit wechselndem Wind­ einfall wartete die Lüzernerin mit einer Leistung auf, die nicht.hoch genug eingestuft werden kann. Strassen-WM Zolder Rad-WM. Zeitfahren. Frauen (23.3 km): 1. Zuflia Zabirowa (Russ) 30:02,62 (40,332 km/h). 2. Nicole Brüridli (Sz) 14,70 zurück. 3. Karin Thürig (Sz) 15,65. 4. Joana Somarriba (Sp) 15,68. 5. Sara Carrigan (Au) 20,39. 6. Olga Sliussarewa (Russ) 32,66. 7. Jeannie Longo-Cipreili (Fr) 42,18. 8. Rasa Polikeviciute (Lit) 44,85. 9. Judith Arndt (De) 48,35. 10. Leontien Zijlaard-van Moorscl (Ho) 51,26. - 42 klassiert. Junioren (23,3 km): 1. Michail Ignatjew (Russ) 28:30,37 (48,831 km/h). 2. Mark Ja- mieson (Au) 10,36 zurück. 3. Vincenzo Ni- bali (It) 25,98. 3. Thomas Dekker (Ho) 30,17. 5. Rafael Infantino (Kol) 39,92. 6. Thomas Lövkvist (Sd) 44,18. - 69 klassiert., TCS steigt in - Schweizer Sport ein AUTOMOBIL: Die Sporthoheit im Schweizer Automobilsport soll künftig bei mehreren Verbänden lie­ gen.' Laut 
einem Bericht der «Auto­ mobil Revue» will sich der Touring Club Schweiz (TCS) zum Automobil Club der Schweiz (ACS) gesellen. Die Sporthoheit wird seit langem von der Nationalen Sportkommission des ACS ausgeübt. Pelletier ersetzt Mason beim EV Zug EISHOCKEY: NLA-Schlusslicht Zug hat auf die Misserfolgsserie reagiert: Headcoach Doug Mason und Assis­ tent Richmond Gosselin sind ent­ lassen worden. Nachfolger als Chef­ trainer wird Serge Pelletier, sein As­ sistent wird der 
bisherige Elite-Juni- oren-Trainer Leo Schumacher. V
	        

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