Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VÖLKSBLATT WIRTSCHAFT Donnerstag, 10. Oktober 2002 
1 7 Die Entlassungswelle beim Turiner Autokonzern wird voraussichtlich 7000 Arbeitsplätze kosten ROM: Der Fiat-Konzern greift zu immer drastischeren Mass­ nahmen, um seine Finanzkrise zu bekämpfen. Insgesamt sollen laut Gewerkschaften - zusätz­ lich zü den vor Monaten an­ gekündigten 2900 Arbeitsplät­ zen - bis zu 7000 weitere Stel­ len abgebaut werden. Davon sollen etwa 5000 Stellen bereits im Dezember wegfallen, die übrigen 2000 im Juli 2003, wie Gewerkschafts­ vertreter 
am Mittwoch nach einem Ge­ spräch mit der Fiat-Führung sagten. Das Unternehmen habe die Regierung gebeten, Fiat formell den «Krisen-Sta­ tus» artzuerkennen, wodurch staatliche Hilfen möglich werden, sagte Arbeits­ minister Roberto Maroni. Die Gewerk­ schaften kündigten Streiks an. Bereits .in den vergangenen Tagen hätten An­ gestellte eines Werks auf Sizilien aus Protest gegen die Abbaupläne Strassen blockiert. Am Mittwoch demonstrier­ ten fast 20 000 Angestellte gegen die angekündigte Schliessung der Fabrik. Mehrere weitere Fabriken sollen ge­ schlossen werden. . Unterdessen sprach sich die italieni­ sche Regierung gegen einen mögli­ chen Verkauf der Fiat-Autosparte an 
Tausende Fiat-Angestellte sorgen sich um ihre Arbeitsplätze: Der Turiner Autokonzern steckt in einer tiefen Krise. den US-Konzern General Motors aus- bleibt», sagte der Minister für Produk- leisten, seine bedeutendste Auto­ gesprochen. «Die Regierung hofft, dass tionstätigkeit, Antonio Marzano. Industrie zu verlieren. General Motors ein so bedeutender und historisch Oppositionsführer Francesco Rutelli hält derzeit 20 Prozent an Fiat und hat wichtiger Auto-Konzern italienisch erklärte, Italien könne es sich nicht eine Übernahme-Option. 
Das hochverschuldete Unternehmen kommt trotz eines aufwändigen Sanie­ rungsplans, der unter anderem Beteili­ gungsverkäufe und finanzielle Hilfen von Banken vorsieht, bisher nicht aus der Krise. Weil im Verhältnis zu den verkauf­ ten Autos noch immer zu viele Neu­ wagen gebaut'werden, wird die Pro­ duktion weiter gedrosselt. Um das Un­ ternehmen zu retten, müssten bis Ende Jahr 20 bis 30 Prozent weniger Autos produziert werden, hatte kürzlich Au- to-Chef Giancarlo Boschetti mitgeteilt. Im September hatte Fiat weitere Ver­ kaufsrückgänge verzeichnet. In den ersten neun Monaten 2002 verkaufte allein die Marke Fjat über 19 Prozent weniger Autos als im Vorjahr; bei Lan­ cia und Alfa Romeo sieht die Situation nicht viel besser aus. Fiat-Aktien weiter irii Sinkflug Die Fiat-Aktien sind unterdessen an der Mailänder Börse um 3,86 Prozent gefallen, nachdem sie bereits am Dienstag auf den tiefsten Stand seit 17 Jahren gesunken waren. Am späten Mittwochnachmittag notierte die Aktie bei 8,45 Euro. Zu­ letzt hatte das Turiner Unternehmen im April 1985 ähnlich schwach no­ tiert. • lÄilftiilii JMMüit 
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Deutsche Industrieproduktion legt zu Produktion ist im August überraschend deutlich gestiegen BERLIN: Die deutsche Industriepro­ duktion ist im August überraschend gestiegen. Ökonomen sprachen von einem kleinen Hoffnungsschimmer, der am trüben Gesamtbild der deut­ schen Wirtschaft aber nichts ändere. Die Produktion erhöhte sich zum Vor­ monat um saisonbereinigt 1,8 Prozent, wie das deutsche Finanzministerium (BMF) am Mittwoch auf Basis vorläu­ figer Daten mitteilte. Im Juli war die Produktion noch um 0,6 Prozent zurückgegangen. Ökonomen verwiesen darauf, dass die Produktionsdaten in den Sommer­monaten, 
oft schwankten; Die zuletzt rückläufigen Frühindikatoren zeich­ neten ein ungünstiges Bild für die weitere Konjunkturentwicklung in Deutschland. Die Kurse europäischer Staatsanlei­ hen gaben in Folge der überraschend starken Daten nur. kurzzeitig etwas nach. Händler sagten, der Produkti­ onsanstieg mache eine baldige Leit­ zinssenkung in der Euro-Zone un­ wahrscheinlicher, auf die viele Markt­ teilnehmer seit Wochen spekulierten! Die Kurse am Aktienmarkt legten nach der Veröffentlichung vorübergehend etwas zu. Mit einem Plus von 1,8 Pro­zent 
übertraf der Zuwachs selbst die höchste Analystenprognose von plus 0,6 Prozent. Das Finanzministerium teilte allerdings mit, es sei noch mit ei­ ner geringfügigen Abwärtsrevision zu rechnen. Im Vergleich zujn August- 2001 ging die Produktion nach Reu- ters-Berechnung um 1,4 Prozent zu­ rück- Für eine Überraschung hatte am Montag bereits der gestiegene Auf­ tragseingang der deutschen Industrie gesorgt, der im August im Vergleich zum Juli nach vorläufigen Daten sai­ sonbereinigt um 1,7 Prozent zugelegt hatte. Wirtschaftsnobelpreis erneut an Amerikaner Kahneman und Smith erhalten die mit einer Mio. Euro dotierte Auszeichnung STOCKHOLM: Der diesjährige Nobel­ preis für Wirtschaft geht erneut in die USA. Die Schwedische Akademie der Wissenschaften sprach am Mitt­ woch in Stockholm den 
beiden Ame­ rikanern Daniel Kahneman und Ver- non L. Smith den mit zehn Millionen Schwedischen Kronen (rund einer Million Euro) dotierten Preis zu. Be­ reits 2000 und 2001 war der Nobel­ preis für Wirtschaftswissenschaften an US-Forscher verliehen worden. Den Angaben zufolge hat der 68- jährige Kahneman Einsichten aus der psychologischen Forschung in die wirtschaftswissenschaftliche Analyse integriert und dadurch das Fundament für ein neues Forschungsgebiet gelegt. Der 75-jährige Smith habe die Grund­ lage für das Forschungsgebiet experi­ mentelle Wirtschaftswissenschaft ge­ legt. Kahneman, der auch die israelische Staatsbürgerschaft besitzt, arbeitet an der Universität von Princeton. Seine wichtigsten Forschungsresultate be­ rühren menschliche Entscheidungen in Situationen der Unsicherheit. Er zeigte den Angaben zufolge in zahl­ reichen Studien, dass Menschen un­ fähig sind, komplexe Situationen voll­ ständig zu analysieren, wenn die - zukünftigen Konsequenzen unsicher sind. Kahnemans Analysen dokumen­ tierten 
damit die Grenzen von wirt­ schaftswissenschaftlichen Theorie, die 
davon ausgehen, dass der Mensch vor allem durch materielle Anreize moflr. viert wird und rationale Entscheidun­ gen trifft. Zusammen mit dem 1996 verstorbe­ nen Arnos Tversky entwickelte er eine Theorie, die so genannte Prospect Theory, die dem beobachteten Verhal­ ten besser entspricht. Mit der Erkennt- nis, dass Menschen oft kurzsichtige Schlüsse aus vorhandenem Datenma­ terial ziehen, könnten sich nach Ein­ schätzung des Komitees auch manche Turbulenzen an den. Aktienmärkten besser erklären lassen. Smith ist als 
Professor an der George Manson Uni- versity tätig. Er entwickelte eine Reihe von Methoden, die den Standard für Laborexperimente in der Wirtschafts­ forschung legten. Smith beschäftigte sich unter anderem mit der Preisfin- dung und der Bedeutung alternativer Marktinstitutionen, zum Beispiel 
wel­ chen Preis ein Verkäufer auf Grund der Wahl der Auktionsform erwarten kann. Zudem wandte er Laborexperi­ mente an, um Spielregeln für neue Märkte, wie etwa die dereguiierten Elektrizitätsmärkte, zu testen, ehe sie in der Praxis angewendet werden.
	        

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