Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
SPORT Samstag, 5. Januar 2002 
1 9 «die clUS Jaguar «hochnäsig» in die neue Formel-1 -Saison Platz fünf oder sechs in der Teamwertung: Mit dieser Ziel­ vorgabe präsentierte Niki Lauda in Milton Keynes den neuen Ja­ guar R3. Vor allem ein Bereich am Boliden wurde stark verbes­ sert. Der neue Jaguar R3 geht «abgemagert» und «hochnäsig» ins Rennen. Doch gerade davon verspricht sich das Team viel Jetzt sind auch bei der «Raubkatze» von Jaguar-Racing die Hüllen gefal­ len. Als dritter Rennstall nach Toyota und BAR lüfteten die Briten am Frei­ tagmittag das Geheimnis bezüglich der Neuerungen, die der neue Jaguar R3 zu bieten hat. In personeller Hinsicht gibt es zwar keine Veränderungen, dennoch ist es bemerkenswert, dass nach einigen Personal-Querelen in der letzten Sai­ son diesmal Niki Lauda als unumstrit­ tener Jaguar-Teamchef ins Jahr 2002 gehen wird. 2001 musste er sich den Job bis zur Jahresmitte mit Bobby Ra- hal teilen. Als Ziel für seine «Jungfern-Saison* als Geschäftsführer von Jaguar Ra- cing, Motorenhersteller Cosworth und Elektronik-Lieferant Pi gibt der Öster­ reicher Platz fünf oder sechs in der Konstrukteurs-WM aus. Das würde nach Rang acht im vergangenen Jahr eine deutliche, wenn auch keine spek­ takuläre Verbesserung bedeuten. Schwerpunkt: Aerodynamik Um diesen Sprung im Gesamtklasse­ ment erreichen zu können, sind die «Grünen» vor allem im Aerodynamik- Bereich mutige Wege gegangen. Chef- Acrodynamiker Mark Handford soll ein Chassis entwickelt haben, dass im Vergleich zum Vorjahr wesentlich mehr Abtrieb generieren kann, ohne dadurch zu viel Windschlüpfrigkeit zu verlieren. Ein vergrösserter Radstand soll dafür sorgen, dass die vor allem von Eddie Irvine oft bemängelte Instabi­D/e 
Jaguar-Piloten Eddie Irvine (links) und Pedro de la Rosa bei der Präsentation des neuen *R3». lität des Boliden in den Kurven abge­ stellt wird. «Der Jaguar R3 wurde mit dem Ziel entworfen, eine ausserge- wöhnlich gute aerodynamische Effizi­ enz zu erzielen», erklärt Lauda die Ver­ änderungen am Chassis, zu denen auch eine Absenkung des Schwer­ punkts zählt. «Ende der Fahnenstange» noch nicht erreicht «Die besonders hohe Nase ist das Er­ gebnis ausgiebiger Untersuchungen im Windkanal und neuer Konstrukti­ onsmethoden. Sobald wir unseren neuen Windkanal im nächsten Monat 
in Betrieb nehmen, werden wir mit dem Entwicklungsprogramm begin­ nen, das uns im Verlauf des Jahres noch weiter nach vorne bringen soll», zeigt sich der Teamchef zuversichtlich. Chefdesigner Steve Nichols erklärt, warum das Team im Chassis-Sektor so viele Defizite hatte: «Unsere Leute sind gut, aber die Tatsache, dass unser Windkanal bisher in Kalifornien stand, hatte uns Probleme bereitet.» Bevor das Jaguar-Team den ehema­ ligen Arrows-Windkanal in England gekauft hat, musste für jeden Chassis- Test das gesamte Equipment extra über den «Grossen Teich» transportiert 
werden, was sowohl viel Geld als auch Zeit kostete." Neuer Wagen «speckt ab» Im Motorenbereich konnte in Sa­ chen Leistung kein besonderer Quan­ tensprung vermeldet werden, da das Cosworth-Aggregat schon 2001 zu den besseren Motoren zählte. Aller­ dings machte das relativ hohe Gewicht damals viel von der eigentlichen Leis­ tungsfähigkeit zunichte. Durch eine Gewichtsreduzierung um ganze 33 Kilogramm soll in diesem Jahr die Power des Cosworth-Motors voll zur Geltung kommen. Ausserdem 
ermöglicht das geringere Grundge­ wicht des Autos den Ingenieuren eine bessere Lastenverteilung innerhalb des Autos, 
was der Fahrbalance zu Gute kommen wird. Ob sich all diese Änderung im ge­ wünschten Ergebnis niederschlagen, zeigt sich ab dem 8. Januar in. Barce­ lona, wenn der R3 erstmals auf die Teststrecke rollt. Nummer-eins-Pilot Eddie Irvine ist jedenfalls optimi­ stisch: «In das Auto wurde viel Zeit in­ vestiert und wir verstehen die Aerody­ namik jetzt schon viel besser.» Infos:  wwwjaguar-racing.com Ein japanisches Duell an der Spitze des Klassements prägt derzeit das Geschehen bei der 24. Auflage der Dakar-Rallye. Kenjiro Shinozuka ist am Freitag mit dem ersten Etappensieg Lands­ mann und Gesamtleader Hiroshi Masuoka (beide Mitsubishi Pajep) bedrohlich nahe gekommen, nach einer zwei Tage dauernden Mara- thon-Prüfung beträgt der Abstand zwischen dem Ersten und Zweiten nur noch 27 Sekunden. Auch Vorjahressiegerin Jutta Kleinsthmidt (Bild, Mitsubishi Paje- ro) konnte ihren Rückstand leicht reduzieren, die Deutsche liegt aber noch 21:04 Minuten zurück. Noch dominanter als Mitsubishi bei den Autos präsentiert sich KTM bei den Motorrädern/Der italieni­ sche Vorjahressieger Fabrizio Meoni hat 
nach der Marathon-Etappe die Führung übernommen, der Spanier Nani Roma ist nur noch Zweiter. Bester Nieht-KTM-Pilot ist der Schwede Per-Gunnar Lundmark, der mit 
seiner BMW bereits mehr als eineinhalb Stunden Rückstand hat. Die Marathon-Etappe führte zunächst am Donnerstag von Ougr- zazate nach Tan Tan (351 km) und nun am Freitag von Tan Tan nach Zouerat (370 km). 
Die Erfolgsformel kühl berechnet Der Formel-1-Newcomer Toyota rollt gegen den Strom / Senioren am Steuer Die Letzten waren die Ersten. For­ mel- 1 -Newcomer Toyota zeigte nicht nur überraschend früh im Winter seine Mannschaft und den Boliden in der Öffentlichkeit, sondern schwimmt auch sonst gegen den Strom. Im Gegensatz zur etablierten Konkur­ renz setzen die Japaner zwei Monate vor Saisonstart - 3. März, Melbourne - keineswegs auf markige Worte und junge, wilde Talente am Steuer. Pures Understatement herrscht vor in Köln, wo eine Multi-Kulti-Truppe schlauer Köpfe in der Toyota Motorsport GmbH (TMG) am «TF102» tüftelt. Die Konkur­ renz rätselt: Ist die Zurückhaltung rea­ le 
Einschätzung oder eher kühle Be­ rechnung? Ausgerechnet die Fl-Frischlinge zo­ gen selbstbewusst als Erste das Tuch über der Karbon-Flunder weg. Damit War nur eine Etappe der jahrelangen Vorbereitungsphase erreicht. «Wir müssen während unserer Formel-1- Aufgabe noch viele weitere Hürden schaffen», weiss Tsutomu Tomita, Vor­ sitzender der Toyota Motor Corporati­ on. Und ist gewarnt von den eher miss- lungenen Debüts in der obersten PS- Liga: BAR und Jaguar schickten grosse Worte voraus, aber die angekündigten Erfolge lassen bis heute auf sich war­ ten. TMG-Chef Ove Andersson Hess sich vor Monaten zu der Bemerkung • hinreissen: «Mit einem Scheckbuch al­ lein gewinnt man. keine Rennen.» Heute weiss man: Der Seitenhieb ist unberechtigt. Auch Toyota greift mit gigantischem Aufwand nach den Ster­ nen. Wie Williams-BMW will man 
Mit einem gigantischen Budget von 250 Millionen Euro geht Toyota in die erste Formel-1-Saison. spätestens in fünf Jahren den Titel ge­ winnen. Der finanzielle Einsatz ist hoch und wird auf über 250 Mio. Euro jährlich geschätzt. Damit investiert der drittgrösste Autohersfeller der Welt wohl mehr als Ferrari oder McLaren. In der 30 000 qm grossen PS-Schmie­ de in Köln-Marsdorf werkeln 550 Mit­ arbeiter aus 30 Nationen, und der Pro­ totyp des ersten Dampfhammers mit dem Toyota-Emblem auf dem Zylin­ derkopf legte 20 000 Testkilometer 
zurück - auf elf der aktuellen Grand- Prix-Rennstrecken. «Feindliche Übernahme» Aus dem Vollen schöpft auch der Österreicher Gustav Brunner, der in ei­ ner «feindlichen Übernahme» vom Hinterbänkler-Team Minardi an den Rhein gelotst wurde und dort als Chef­ techniker fungiert. Mit den Minimalis- ten aus Faenza hat es sich Toyota also schon verdorben. Und nach Saison­ende 
2001 legte man sich gar mit der gesamten Konkurrenz an, als Toyota fleissig testete und die anderen elf Teams jammerten, die Proberunden seien illegal. Kein freundlicher Ein­ stand - aber der Beweis, dass es Toyo­ ta ernst meint und bereit ist, Ellenbo­ gen und breite Schultern einzusetzen. Je näher nun die Premiere in Aust­ ralien rückt, desto kleinlauter werden die Toyota-Manager. «So viele Rennen wie möglich beenden, als Team lernen, das erste Jahr als Plattform für die Zu­ kunft- sehen», gibt Tomita vordergrün­ dig das Motto aus. Verwunderung ruft allenthalben die Pilotenwahl hervor. Mit ^llan McNish und Mika Salo ver­ fügen die Rotweissen über das Senio- ren-Duo im Starterfeld. Doch das hat - System. So glaubt Toyota, dass erfah­ rene Fahrer die beste Aufbauarbeit leisten. Und, ein grosses Plus: Beide sind Teamplayer. Eine Menge Erfahrung Der Finne Salo (35) hat schon viele Cockpits gesehen, bewegte in 94 Grands Prix seit 1994 Lotus, Tyrrell, Arrows, 
BAR, Ferrari und Sauber. Er ist hinter Eddie Irvine der älteste Fah­ rer. Allan McNish hingegen steigt im stolzen Formel-1-Alter von 32 Jahren in die Szene ein. Macht nichts, glaubt Teamchef Ove Andersson: McNish pi- lotierte lange Jahre erfolgreich Sport­ wagen, gewann mit Porsche in Le Mans. Vor zwölf Jahren diente er als McLaren-Testpilot. Und er kennt sei­ nen neuen Dienstwagen in- und aus­ wendig. «Für mich wurde ein Traum wahr», freut sich der Schotte. Und wann freut sich Toyota? f,
	        

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