Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

6 Montag, 7. Oktober 2002 
JU IMG BÜRG ERFEIER 2002 Liechtensteiner VOLKSBLATT «Unser Staat lebt von der Mitwirkung» Eröffnungsrede der Regierungschef-Stellvertreterin Rita Kieber-Beck Rita Kieber-Beck, wies die Jungbürger darauf hin, dass sie ihre demokratischen Rechte nutzen sollen: «Denn nur so habt ihr eine Chance, dass eure Entscheidungen berücksichtigt Werden.» • «Im Vergleich zu anderen Etappen auf einem Lebensweg wird im Rahmen ei­ ner Jungbürgerfeier das «offizielle) Er­ wachsenwerden und somit die politi­ sche Dimension in den Vordergrund gestellt. Gerade heute an diesem für Sie so entscheidenden Tag, wird auch der Tag unserer Verfassung begangen. Sie werden nun mitden vollen staats­ bürgerlichen Rechten und Pflichten ausgestattet - das heisst, dass Sie dazu aufgefordert sind an der Gestaltung unserer Gesellschaft konstruktiv und verantwortlich mitzuwirken. Sie kön­ nen Ihren persönlichen und berufli­ chen Lebensweg nun selbst gestalten und als Staatsbürger Einfluss neh­ men.» Wertwandel «Immer wieder liest man vom schwindenden Interesse der Jugendli­ chen an politischen Vorgängen und der geringen Bereitschaft sich poli- . tisch zu beteiligen. Experten begrün­ den dies mit einem Trend im Werter wandel. Der Trend gehe «weg von der 
Regierungschef-SteUvertreterin Rita Kieber-Beck hielt die Eröffnungsrede. Gemeinschaft - hin zur Selbstentfal­ tung»; Dies zeige sich insbesondere durch die immer stärker ausgeprägte 
Individualisierung und Anonymisie­ rung, dem Rückzug ins Private oder der in verschiedenen Lebensbereichen 
vielerorts • praktizierten Ellbogeomen- talität. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass die Bereitschaft junger Leute sich im politischen Alltag zu engagieren, _ sehr wohl vorhanden ist. Dies zeigt sich ja schon daran, dass Sie der Ein­ ladung zur heutigen Jungbürgerfeier gefolgt sind. Persönliche Ansichten und Einstel­ lungen volljähriger Bürgerinnen und Bürger haben eine besondere Bedeu­ tung und Wirkung - insbesondere zu den folgenden Fragen: Auf welchen Werten gründet unser Leben in der Gemeinschaft? Welche Regeln müssen eingehalten werden? Welche Ziele streben wir an?» Bereitschaft zur Solidarität «Gelebte Toleranz, der Abbau von Vorurteilen, die gegenseitige Rück­ sichtnahme und Weltoffenheit sind Maximen, welche von Ihnen ange­ strebt werden sollen. Wichtig -scheint mir in diesem Zusammenhang auch die Bereitschaft zur Solidarität jenem Zusammengehörigkeitsgefühl welches uns-ermöglicht, sich gemeinsam, für unser 
Land,verantwortlich zü fühlen. Das gilt auch für das politische Leben. Um dieser Verantwortung gerecht zu werden, muss man mitreden, mittun und mitentscheiden. Wer für "seine Meinung nicht eintritt, überlässt die Entscheidung anderen. 
Bei aller Kritik ist es aber notwen­ dig, tolerant zu bleiben, denn der ge­ genseitige Respekt ist eine unabding­ bare Voraussetzung für konstruktive Diskussionen. Wir müssen uns bewusst sein, dass unser Staat von der Mit­ wirkung lebt und jede Bürgerin und jeder Bürger Verantwortung für unser demokratisches Gemeinwesen trägt. Sicher ist es nicht so, dass jeder das Gemeinwesen so mir nichts dir nichts umgestalten und mit einem Schlag Veränderungen herbeiführen kann.» Es gibt keine perfekte Lösung «Wie der Grossteil der Probleme im Privatleben sind auch politische Prob­ leme und Abläufe nicht eindimensio­ nal. Die Themen um die es hier geht sind sogar ausserordentlich komplex. Niemals kann die eine oder andere Seite für sich in Anspruch nehmen, völlig Recht oder Unrecht zu haben._ Die Fähigkeit Kompromisse zu schlies- sen ist daher von grosser Bedeutung, denn es kann niemals eine Lösung ge­ funden werden, die nur Vorteile bringt und alle Nachteile vermeidet. Eine ge­ fundene Lösung muss auch dann ak­ zeptiert werden, wenn sie aus der ei­ genen Sicht nur die zweitbeste ist. Nutzen Sie Ihre demokratischen Rechte, denn nur dann haben Sie die Chance, dass Ihre Vorstellungen bei Entscheidungen berücksichtigt wer­ den.» Dieses Jahr fand die Jungbürgerfeier im Vaduzer Saal statt. (Bilder: Paul Trümmer)
	        

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