Liechtensteiner VOLKSBLATT 
INLAND Samstag, 28. September 2002 
3 Compliance als «Lebensversicherung» Rechtliche Rahmenbedingung am Finanzplatz: Hochkarätig besetztes Seminar gestern in Vaduz Eber 80 Fachleute aus dem In- und Ausland «pilgerten» ges­ tern in die Fachhochschule Va­ duz. Der Liechtensteinische Bankenverband und das Insti­ tute for Compliance und Quali- ty Management (ICQM) hatten zu einem hochkarätig besetzten Seminar für Compliance-Ver- antwortliche geladen. Wolfqanq Zechne r Das Zauberwort gestern beim Liech-, tcnstein-Scminar des Bankenverban­ des und des ICQM hiess «Compliance». Ein Begriff, der ungefähr alle Rah­ menbedingungen umschreibt, die für eine einwandfreie Geschäftstätigkeit auf einem Finanzplatz sorgen. Den Veranstaltern gelang es, eine il­ lustre Schar an fachkundigen Gastred­ nern aufzubieten, die den zahlreichen Zuhörern verschiedenster Aspekte des Themcnkomplcxcs Compliance 
näher brachten. Zu Beginn informierten Michael Breuer vom Bankenverband und Urs Miiler, Conipliance-Expcrte der LLB, über die rechtlichen Rah- menbedingungen am Finanzplatz Liechtenstein. Darufhin berichtete Thomas Ritter von der VP-Bank über die «Compliance-Praxis» im «Banken- Alltag». Besonders interessant an sei­ nem Vortrag war die Tatsache, dass Ritter den erstaunlichen Mehrauf­ wand, den die Umsetzungen der Sorg- faltspflichten mit sich bringen, unge­ schminkt darstellte. Zum Beispiel gibt es bei den liechtensteinischen Banken, so Ritter, eine interne Überwachung der Geschäftsbezichungcn nach Mass­ gaben des jeweiligen Risikos. Im Zuge dieses «Monitorings» werden alle Ge­ schäftsbeziehungen aufgrund, 
ver-Ühcr 
80 Fachleute aus dem In- und Ausland kamen 
gestern zum Comliance-Se- Adolf E. Real, Präsident des Liechtensteinischen Bankenverbandes, bzgrüsste die minor in die Fachhochschule Vaduz. Teilnehmer des Seminars. schiedcncr Risikokriterien - zum Bei­ spiel Art des Kontos, Nationalität der wirtschaftlich berechtigten Person, Herkunft de? Vermögens etc. - ge­ wichtet und entsprechenden Transak­ tionsprofilen zugewiesen. Ritter schil­ derte dann auch noch, wie in der Pra­ xis bei Verdachtsflillen vertiefte Ab­ klärungen getätigt, etwaige Sperrun­ gen vorgenommen und im «Ernstfall» sogar die Mitarbeiter der FIU einge­ schaltet werden. Apropos FIU: Deren Leiter Michael Lauber stellte am Nachmittag seine 
«Behörde» vor und gab detailliert Aus­ kunft über die Vorgehensweise seiner «Mannschaft», die ja für die Ver- dachtsmitteilurigen im Zusammen­ hang mit Geldwäschcrei zuständig ist. Wo eine FIU "ist, kann aber auch be­ kanntlich die Stabstelle für Sorgfalts­ pflichten nicht weit sein. Deren neuer Stabstellcnleiter Stephan Ochsner un­ terstrich gestern im Zuge seines Vor­ trags die Wichtigkeit dieser unabhän­ gigen, nur dem Regierungschef 
selbst unterstellten Einrichtung. Die Haupt­ aufgabe der Stabstelle für Sorgfalts-pflichtcn 
besteht ja im Vollzug des Sorgfaltspflichtgesctzes sowie der Sorgfaltspflichtverordnung. • Mit Spannung erwartet wurde ges­ tern natürlich auch das Referat von Prinz Philipp von und zu Liechten­ stein, dem Chairman der LGT. Er stell­ te seinen Vortrag unter das pointierte Motto 
«Dilemma Compliance: Sicht ei­ nes Unternehmers». Dass Prinz Philipp das Wort «Dilemma» bewusst gewählt hatte, zeigte sich am Ende seines Vor­ trags. Denn seine Botschaft, die er den Zuhörern auf den Weg mitgab, konnte 
deutlicher nicht sein: «Compliance ist für ein Unternehmen kein Baiast,' son- . dem eine Notwendigkeit. Compliance ist im Grunde eine Versicherung gegen Reputationsrisiken,.» Am Ende der Veranstaltung trat noch Regierungschef Otmar Haster ans Redepult und setzte- sich in seinepi Grundsatzreferat mit den' nationalen und internationalen politischen Rah­ menbedingungen, die den liechten­ steinischen Finanzplatz betreffen, auseinander (siehe Bericht weiter un­ ten). ANZEIGE ANZEIGE 0 - IM ZINTDUM • • DIR KUNIT HUBER UHREN SCHMUCK VADUZ • STADTU »TEL ->423 I 237 14 14 
«Rahmenbedingungen neu setzen» Regierungschef Otmar Hasler hielt Grundsatzreferat beim Liechtenstein-Seminar Gruppenbild mit Regierungschef. Von links: Phillipp Schädler vom Bankenverband, Otmar Hasler und LGT-Chairman Prinz Philipp von und zu Liechtenstein. Anlässlich des Liechtenstein-Semi­ nars für Compliance-Fachleute in Vaduz sprach Regierungschef Otmar Hasler am 27. September zum Thema" «Der Finanzplatz Liechtenstein im Lichte der politischen Rahmenbedin­ gungen». Schwerpunkt seiner Rede war "die Ausrichtung und Weiterent­ wicklung des Wirtschaftsstandortes Liechtenstein unter global erheblich veränderten Rahmenbedingungen. In den gut besuchten Räumlichkeiten der Fachhochschule Liechtenstein ver­ folgten über 80 Fachleute aus dem In- und Ausland seine Ausführungen. «Die Politik hat in der Rechtssetzurig stets das übergeordnete Interesse des Staatsganzen im Auge zu behalten», er­ klärte Regierungschef Hasler. Staatsin­ teressen beeinflussen die Politik eines jeden Landes. Die Politik wiederum be­ stimmt den rechtlichen Rahmen für die Finanzintermediäre. «Staatsinteresse kann heute nicht mehr unabhängig von Entwicklungen ausserhalb der Staatsgrenzen definiert werden», so 
Hasler. Daraus folge! dass die interna­ tionale Lage für die Ausrichtung der Politik und damit für die Gestaltung der Rahmenbedingungen im Inland berücksichtigt werden müsse. «Der Wirtschäftsstandort, insbesondere.auch der 
Finanzdienstleistungsbereich, sieht sich zunehmend internationalen Be­ strebungen nach Anglciehung der rechtlichen und finanziellen Rahmen- • bedingungen ausgesetzt», so der Regie­ rungschef in seiner Rede. Hasler zeich­ nete das Bild eines wettbewerbsfähi­ gen, stabilen Finanzplatzes mit quali-' tativ hochwertigen Dienstleistungen." Für die Zukunft setzt der Regierungs­ chef vor allem auf ein führendes Sorg­ faltspflicht-Regelwerk, das Bankkun- dengeheimnis, die wirkungsvolle Bekämpfung von Missbräuchen, eine integrierte Finanzplatzaufsicht sowie auf ejn Btnchmarking-System im Be­ reich der- Sorgfaltspfiichten. «Die Poli­ tik wird die entsprechenden Rahmcn- bedingungen für ein erfolgreiches Wirtschaften neu setzen müssen», meinte' Regierungschef Otmar Hasler 
abschliessend, «denn wir können es uns in Liechtenstein nicht mehr leis­ ten, abzuwarten und zuzusehen, was uns die Zukunft bringen wird.» ANZEIGE L_o^a FL-9490 VADUZ TEL +423/399 2$ 19 www.lova.li