Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
KULTUR Samstag, 21. September 2002 
25 Irrwitzige szenische Installation «Die Geholten Stühle» mit «Watching God» im Fabriggli in Buchs Gerhard Meister und Andreas Lutz ('Die Geholten Stühle») gastieren im Fabriggli in Buchs. 
Als «Quantensprung der Klein­ kunst» bezeichnete die NZZ das Schweizer Künstlerkollektiv Gerhard Meister und Andres Lutz, letztes Jahr mit dem «Salzburger Stier» ausgezeich­ net, das mit seinem neuen Pro­ gramm «Watching God» am Freitag, 29. September im Fab­ riggli in Buchs gastiert. Geralf Ilause r Die beiden Kabarett-Revolutionäre er­ gründen in «Watching God», es ist ihr viertes Programm, das Übersinnliche und erzählen von einem todmüden Helden. Die beiden Künstler Gerhard Meister und Andres Lutz, die sich «Die Geholten Stühle« nennen, schaffen mit ihren Programmen eine eigene Form zwischen Theater, Kabarett und Per­ formance. Kunsttempel aus Sprachmüll «Die Geholten Stühle», so heisst es, W/1 !(,! 1. Film des KlnderFllmdubs Bando & d. goldene Ball Frankreich / Guinea 1993, 90 Minuten empfohlen ab 7 jähren Samstag, 21. September 2002 (für Kinder, mit Animation) Sonntag, 22. September 2002 (für Kinder und Erwachsene) Im TaKino, Zollstrasse 10, Schaan jeweils um 16 FILMCLUB FROHSINN: «Chaos» - Wenn Frauen über sich hinauswachsen Es war ein Zufall, dass Helene und Paul durch die Windschutzscheibe be­ obachten konnten, 
wie eine junge Frau von zwei Männern zusammengeschla­ gen wird. Als sie versucht, sich in das Auto des Paares zu retten, verriegelt Paul die Türen und fahrt los. Für ihn sieht das nach unliebsamen Schererei­ en aus. Am darauffolgenden Morgen macht sich Helene auf die Suche nach ANZI:IC;I-: 
schneiden mit ihrem vierten Pro­ gramm derart rief ins Fleisch des Ab­ surden, dass man jetzt auf dem Kno­ chen ist. «Watching God». Der «Ta­ gesanzeiger» schrieb: «Gott ist tot, aber er lebt in einer Kiste weiter, die wir Fernsehen nennen ...» «Watching God» sei die religiöse Sinnsuche, die in der medialen Konsumwelt als ver­ marktbares Bedürfnis Jängst ins Sys­ tem integriert ist. «Watching God» ist ein Perpetuum mobile der höheren Durchgedrchthcit. in dem zwei Dcrwi- der Frau. Schwer verletzt findet sie die Unbekannte in einem Krankenhaus und weicht nicht mehr von ihrer Seite. Witzig, spannend und voller Emotio­ nen bringt Coline Serreau die Ge­ schichte zweier Frauen, die unter­ schiedlicher nicht sein können. Hele­ ne, Ehefrau und Mutter eines fast er­ wachsenen Sohnes. Und Noemi, eine Edelprostituierte aus Nordafrika. Ge­ meinsam machen sie sich daran, die Polizei hinters Licht zu führen und Zuhälter gegeneinander auszuspielen ... Erzählt wird über die menschliche Fähigkeit sich aus den schwierigsten 
sehe um das schwarze Loch des Wahn­ sinns tanzen, zu dem sich der helveti­ sche Alltag verdichtet hat. «Watching God», das sind letzte Nachrichten aus einer aus den Fugen geratenen Wclt.- Das ist eine irrwitzige szenische In­ stallation, ein Kunsttempel aus Sprachmüll und Dcvotionalicntrash.» Gerhard Meister, geboren 1967, aufge­ wachsen in Rüderswil im Emmental, studierte in Bern Geschichte, war nach dem Abschluss journalistisch tätig (WOZ, Berner Tagwacht, Haupt- Situationen zu befreien, um «wieder­ geboren» zu werden. Wir sehen Men­ schen vor einem Neuanfang, die unge­ ahnte Kräfte freisetzen, um über sich selbst hinauszuwachsen. Gleichzeitig wird das Schicksal der Frauen im Maghreb thematisiert ... Die französische Regisseurin fühlt sich als Zeugin einer Gesellschaft, in der es deutlich ist, dass Frauen sich weiterbewegen und die Männer Wi­ derstand leisten. Dies liege aber nicht alleine an ihnen selbst, sondern sei Teil ihrer sozialen Rolle. «Als Individu­ en sind die Männer nicht reaktionär, aber sie haben objektiv gesehen eine reaktionäre Rolle» (Coline Serreau). «Chaos» ist von heute Samstag bis Montag jeweils um 20 Uhr im TaKino zusehen. Je rentre ä la maison - Michel Piccoli in einer brillanten Altersrolle Michel Piccoli spielt einen alten Thea- terschauspicler, dem mit Ausnahme eines Enkels die engste Familie durch einen Autounfall abhanden kommt. Plötzlich ist der Mann in seiner Welt alleine und erkennt faszinierend mit­ leidslos, dass seine Zeit zu Ende geht. Er mag noch eine autogrammtaugli­ che Legende sein, aber schon bei der nächstbesten Film-Probe vergisst er den Text, klch gehe nach Hause», sagt er mitten im Dreh. Und geht. Unten an der Haustür sieht das Kind zu, wie der Grossvater, gesehlagen für immer, die Treppe in sein Zimmer hinaufschlurft. Gleichzeitig erkennt das Kind in die­ sem sehr sachte gesenkten Augen­ blick die Grenze zwischen ewiger Ju­ gend und noch viel ewigerem Alter. Manoel de Oliveira, der Altmeister des portugiesischen Kinos, legt mit «Je rentre ä la maison» ein bescheidenes, stilles Werk über das Ausklingen einer grossen Schauspielerkarriere vor. Der 
Stadt) und wirkte in verschiedenen Theatergruppen (99Hundert, Bern) mit. Als Theaterautor gewann er ein Ncw-York-Stipendium der Stadt Bern. Mit Andreas Lutz arbeitet er 1995 zu­ sammen. Andres Lutz, geboren 1968, aufgewachsen in Uznach SG, arbeitet als bildender Künstler seit 1996 mit Anders Guggisberg zusammen (zuletzt Teilnahme an «Freie Sicht aufs Mittel­ meer»,. Kunsthaus Zürich und Kunst­ halle Schirn Frankfurt). Träger des Manor-Kunstpreises St. Gallen 2002. Film ist aber auch ein philosophischer und sehr persönlicher Kommentar über das Älterwerden und die Frage, ob die kleinen Dinge des Alltags nicht wichtiger sind als vordergründiger Er­ folg. Michel Piccoli verkörpert auf kongeniale Weise den Schauspieler Valence, unterstützt von einer Traum­ besetzung mit Catherine - Dcneuve, John Malkovich und Antoine Chap- pey. «Je rentre h la müison» ist am Sonn­ tag um 18 Uhr sowie kommenden Dienstag um 20 Uhr im TaKino zu se­ hen. Vincent Gallo im TaKino In der Samstagsnocturne zeigt der Filmclub Frohsinn «BufTalo 66» die erste grosse Regiearbeit von Vincent Gallo. Nach fünf Jahren Haft für'ein Verbrechen, das er nicht begangen hat, kehrt Billy Brown in seine Hei­ matstadt Buffalo, NY, zurück. Als Ali­ bi für die Abwesenheit des ungelieb­ ten Sohnes hat Billy sich für seine El­ tern eine haarsträubende Geschichte ausgedacht, zu deren Glaubwürdigkeit nur noch eine wichtige Figur fehlt - die Ehefrau. Auf der Suche nach einer Toilette trifft der von seiner Blase ge­ peinigte Billy auf die Ballettschülerin Layla, kidnappt sie kurzerhand und zwingt sie, zusammen mit ihm zu den Eltern zu fahren. Sie soll Wcndy, die liebende Gattin, spielen und seine Ge­ schichte plausibel erzählen .:. Nenette et Boni Die Vorstellungen von «Nenette et Boni» von nächstem Wochenende müssen leider entfallen und werden durch Mika Kaurismäki's «L. A. with- out a map» ersetzt. In der Komödie des jüngeren Bruder vom Aki glänzt Vin­ cent Gallo für einmal nicht als trani­ ger Miesepeter, sondern zeigt sich ganz von seiner komödtentischen Sei­ te. 
Schwedischer Punk im Fabriggli BUCHS: Schweden ist das heimliche Punk-Mekka Europas. Bands wie Mil- lencollin, No Fun At All oder Voice of a Generation werden noch weit süd­ lich ihrer Heimat gehört und geschätzt. In guter Tradition zu dieser Szene, die sich herzlich wenig um Modeerschei- nutigen aus dem übrigen. Europa und aus den USA kümmert, steht Down and Away aus Askersund. Die vier Jungs betonen, sich bereits seit dem Kindergarten zu kennen und schon fast gleich lange Punkmusik zu hören und zu spielen. Die Band besteht seit 1998 und hat seither bereits drei Alben aufgenommen. Vor allem aber ihre Li- ve-Konzerte haben sie in Schweden bekannt gemacht. Bald wollte man ihren mitreissenden Street-Punk auch auf deutschen Bühnen erleben. Der Alltag der Band ist denn von Anfang an auch von praktisch ununterbroche­ nen 
Tourneen durch die nördliche Hälfte Europas geprägt gewesen. Für das Poggcorner-Team, das im Fabrigg­ li 
fürs Laute zuständig ist, ist es eine besondere Gelegenheit, diesen Ge­ heimtipp aus dem hohen Norden auf die Bühne bringen zu können. Eben­ falls erfreulich: Das Publikum wird nicht durch irgendwen, sondern durch ' dieToxic Guineapigs aus Basel aufge^- wärmt. Wers schnell, laut und schnör­ kellos mag, sollte dieses Konzert am 26. Oktober auf keinen Fall verpassen. Alles Weitere ist auf der brandneuen Homepage des Poggcorners (www. poggcorners.ch) zu erfahren. Türöff­ nung: 20 Uhr. Solistenkonzert BLUDENZ: Mit Rudolf Gabriel, Bass­ bariton, und Miklos Arpäs, Orgel,' fin­ det morgen Sonntag, den 22. Septem­ ber um 17 Uhr in der Stadtpfarrkirche Heilig-Krcuz, Bludcnz, das Solisten­ konzert «Musica Sacra» mit Vokal-, und Orgelwerken statt. Aufgeführt werden bei dieser Veranstaltung der «Montafo- ner Sommerkonzerte 2002» Werke der Komponisten Georg Friedrich Händel, Johann Sebastian Bach, 
Wolfgang Amadeus Mozart, Franz Schubert, An­ ton Bruckner, Franz Liszt und Antonin Dvorak. «Neues» Hörverständnis SCHAAN: «Zeitgenössische Musik», oft auch als «Neue Musik» bekannt, ist ge­ furchtet und gcächtet sowohl von Aus­ führenden als auch von «Konsumieren-. den». Gemeint ist die Musik, die üblicher­ weise als Weiterführung bzw. -entwick- lung der barocken-klassischen-romanti- schen Linie definiert wird. 
Um einen bes­ seren Zugang auch zu dieser Musikrich­ tung zu finden, wird Marco Schädler an vier Donneretagabenden ab 26. Septem­ ber, jeweils 20.15 Uhr im- Häus Stein- Egerta Hilfestellung clazu anbieten. Ver­ anstaltet von der Erwachsenenbildung Stein-Egerta, mit Voranmeldung. 
(Eing.) Ballett und Weindegustation FLÄSCH: Etwas Besonderes hat sich Weinproduzent Hansjörg Lantpert für das Fläscher Weinfest einfallen lassen. Im Festzelt und im angrenzenden Stall­ gebäude wird die Degustation des Wein-Jahrgangs 2001 durch eine Bai-, lett-Vorführung erweitert. Das Winzer­ jahr 2001 brachte einen Ertrag nach dem Motto «klein aber fein» hervor. Das Traubengut musste stark reduziert wer­ den. Erst der sonnige Oktober und der Föhn als Traubenköcher Hessen dann noch einen kräftigen, komplexen Wein entstehen. Diesem Wein sehr, ähnlich, präsentiert sich die Ballettschule Alte Traube bei Hansjörg Lampert im Hin­ terdorf 81 in Fliisch. Heute Samstag, den 21. September (TorkelÖfTnung ab 13 Uhr) wird die Sarganser Ballettschu­ le von. Helga Wildhaber-Gabathuler (Trübbach) einen Querschnitt zeigen. Die Vorstellung beginnt um 16 Uhr undi beinhaltet unter anderem aüch einen Charaktertanz zur Traubenernte.. 
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