Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBUTT 
LAND UND LEUTE , Mittwoch, 30. Januar 2002 5 Vortrag von Klaus Robin zum Thema «Luchse in unserer Region» Der Luchs ist zurück. Klaus Ro­ bin informierte gestern in der gut besuchten Aula des Liech­ tensteinischen Gymnasiums in Vaduz über den aktuellen Stand des Projekts LUNO, Luchsum­ siedlung Nordostschweiz. Janine Köpfli Wie gross die Chance ist, dass sich Luchse auch in Liechtenstein wieder ansiedeln, konnte Klaus Robin im Rah­ men seines gestrigen .Vortrages nicht sagen. «Es ist nicht auszuschliessen, dass Luchse Hindernisse wie den Fluss oder die. Autobahn im Rheintal über­ winden.» Der Zoologe geht aber davon aus, dass die Nordostschweiz noch für viele Luchse Platz bietet. Aus diesem Grund werde die Raubkatze - zumin­ dest in nächster Zeit - den Sprung nach Liechtenstein nicht machen. Dennoch: «Es ist möglich, dass dies be­ reits geschehen ist», sagte Klaus Robin. Er ist überzeugt, dass unser Land ein «luchstaugliches Gebiet» wäre. Luchse in der Nordostschweiz Seit dem letzten Jahr leben sechs Luchse ganz in der Nähe von Liechten­ stein. Sie wurden Im Alpenraum in der Westschweiz eingefangen und in der 
Nordostschweiz (Toggenburg, Wild­ schonrevier Tössstock) ausgesetzt. . Klaus Robin ist Koordinator des Pro­ jekts LUNO, Luchsumsiedlung Nord­ ostschweiz. In seinem Vortrag sprach er über die Ziele des Projekts und über den aktuellen Stand der Lüchsausset­ zung in unserer Region., Bis jetzt ver­ laufe die Umsiedlung erfolgreich, sag­ te Klaus Robin lind präsentierte die vielen Daten, die er und sein Team in den vergangenen Monaten sammeln und auswerten konnten. Die Luchse sind mit einem Sender ausgestattet. Dies ermöglicht den For­ schern die Tiere zu verfolgen und mehr über ihre Lebensgewohnhelten zu erfahren. «Wir konnten beispiels­ weise beobachten, dass ein Luchs sehr nah an der Stadt St. Gallen vorbei­ wanderte», erzählte Klaus • Robin. Er zeigte damit auf, dass die Raubkatze mit den Pinselohren und dem Stum­ melschwanz sehr anpassungsfähig ist 'und auch in die Nähe der Menschen kommt. Dies sei jedoch nicht gefähr­ lich. «Luchse greifen normalerweise keine Menschen an.» Europawelt gäbe es nur einige wenige Fälle, bei denen dies passierte, wie der Luchsexperte erklärte. Auch Befürchtungen, dass der Luchs 
vermehrt Haustiere reisst, seien unbegründet. Untersuchungen zeigen, dass im Jahr 2001 die sechs Luchse in 
Klaus Robin sprach über das Projekt LUNO. Im Hintergrund ist ein Bild von einem Luchs zu sehen, der in der Nähe der Autobahnraststätte Glarnerland auf einem Felsen sitzt. Veranstaltet wurde derVortragsabendvonder Botanisch-Zoologi­ schen Gesellschaft und dem Naturwissenschqftlichen Forum Sarganserland. Der Luchs hat eine schwere Vergangenheit hinter sicli. Langsam erholt sich die Luchspopulation in der Schweiz. 
der Nordostschweiz kein einziges Haus­ tier getötet haben. Sie bevorzugen Re­ he oder Gämsen. Ein solches Wildtier reicht dem Luchs für eine Woche. «Der Luchs frisst die Tiere nicht nur an, sondern er verzehrt seine ganze Beu­ te», sagte Klaus Robin. Noch wartet das Projektteam auf Nachwuchs in der Nordostschweiz. Nachgewiesene Rendezvous zwischen den Luchsmännchen und den Luchs­ weibchen lassen aber auf Junge hof­ fen. «Die Jungtiere sollten im Jahr 2002 auf die Welt kommen», sagte der Projektkoordinator. Katze sorgt für Diskussionen In der Bevölkerung sind die Meinun­ gen gegenüber dem Luchs geteilt. Die einen sehen die Wiederansiedlung als positiv, die anderen reagieren skep­ tisch-oder lehnen das Ganze konse­ quent ab. Klaus Robin ist der Ansicht, dass man gegenüber dem Tier eine Grundtoleranz aufbauen müsse. Nur so gäbe es neben dem Mensch genug Platz für den Luchs. 
Die hochbeinige Katze hat eine schwere Vergangenheit hinter , sich. Noch im 17. Jahrhundert kam der Luchs in der ganzen Schweiz vor. Nach und nach wurde er von den wachsenden Siedlungen verdrängt. Die Menschen verfolgten ihn und zer­ störten seinen und den Lebensraum der anderen Wildtiere. 1909 Ist der letzte Luchs in der Schweiz gefunden worden. Langsam nahm die Waldr fläche wieder zu. Die Wildtiere kehrten zurück, nicht aber der Luchs. 1971 ent- lless der Obwaldner Kantohsoberförs? ter erstmals wieder Luchse In die Na­ tur. Insgesamt wurden 30 Tiere ausge­ setzt. Sie pflanzten sich in der Natur fort und besiedeln heute vor allem den Jura und den Alpenraum. Ziel der Luchsprojekte, auch des Projekts LÜNO, ist es, die neuen Luchs­ bestände in der ganzen Schweiz lang­ fristig, zu sichern und dauerhaft zu überwachen. Der Luchs muss immer noch gegen viele Vorurteile kämpfen, doch er kehrt in unsere Regloh zurück. Vielleicht schleicht er eines Tages auch 
(Bild: J. J. Wucherer) • • \ • 
. ' • • . wieder durch die Wälder in Liechten­ stein. V Das Projekt LUNO Das Projekt Ist einzigartig und spielt eine wichtige Rolle für Forschund und Wissenschaft. In der Schweiz ' kommen heute die einzigen zussrai- inenbätigenden Luchsbeständc Im Alpehraum vor. Die Schweiz, fördert die Verbreitung des Luchses, 'indem im Rahmen des nationalen Projekts LUNO- 
1Liichse aus dlihtbesiedelten; Gebieten .zur Umsiedlung' in noch * nicht besiedelte Gebiete eingefan­ gen werden. Das Projekt LUNO will die>Luchsbfestände in der'ganzen Schweiz langfristig sichern, und dauerhaft überwachen.' MIC dem Projekt soll auch die Akzeptanz filr die Raubkatze- mit dem, Stummel­ schwanz In der ganzen Bevölkerung gefördert werden,:; 
(Quelle; LUNO) «Dem Luchs eine Chance geben» Felix Näscher spricht über die Bedeutung der Raubkatze in der Artenschutz- und Jagdpolitik Der Luchs könnte helfen, den Wild­ bestand in unseren Wäldern zu regu­ lieren. In Liechtenstein hätte es Platz für ein bis zwei Luchse, wie Felix Nä­ scher vom Amt flir Wald, Natur und Landschaft im Volksblatt-Intervlew sagt. Mit Felix Näscher sprach Janine Köpfl i VOLKSBLATT: Seit 30 Jahren gibt ea den Luchs wieder In der Schweiz, gibt es ihn auch In Uechtensteln? Felix Näscher: Nein. Es gibt ledig­ lich einige, allerdings vage und unbe­ stätigte Aussagen, dass Luchsspuren oder gar ein Luchs gesehen wurde. Von was 
hängt eine erfolgreiche An- sledlung ab? 
Würde sich der Luchs In Liechtenstein wohlfühlen? Damit sich der Luchs wohl fühlt, ist ein ausreichend grosses, zusammen­ hängendes und einer Luchspopulati­ on geeignete Lebensbedingungen bie­ tendes Territorium unerlässlich. Zu­ sammen mit den benachbarten Gebie­ ten des Kantons Graubünden und des Bundeslandes 
Vorarlberg könnte Liechtenstein ein solches Territorium für eine überlebensfähige Luchspopu­ lation bilden; Liechtenstein wäre dann in der Lage, ein bis zwei Luch­ sen . aus dieser Population Gastrecht •zu bieten. 
Fefix Näscher:«Der Luchs .kann dazu beitragen, dass unser Schalenwild seine Sinne wieder vermehrt zu schärfen gezwungen ist, dass es sich gleichmässlger über den verßgbaren Lebensraum verteilt und langfristig tatsächlich auch Wild­ tier bleibt.» • , . (Archivbild) 
Es Ist eine gewisse Skepsis gegen­ über dem Tier spürbar. Woher kommt diese Skepsis, Ablehnung, gar Angst? Ziel der Artenschutz- und somit auch-der Jagdpolitik muss es sein, ei­ nen artenreichen, ausgewogen zusam­ mengesetzten, gesunden und mit dem Lebensraum im Gleichgewicht stehen­ den Tierarten- oder Wildbestand zu er­ halten und zu fördern. Unter diesem Verständnis finden auch alle jene. Tier­ arten Platz, die als vermeintliche Beu­ tekonkurrenten des Menschen auftre­ ten. Anzuführen sind hier beispiels­ weise der Luchs, der .Rehe reisst und damit die Jagdstrecke des Jägers schmälert, der Kormoran, der Fische fängt und damit den Fischer um dl? erwartete Beute bringt oder das Wild­ schwein, welches den Kartoffelacker umpflügt und dem Landwirt die Ernte versaut. Wo derart ökologischer Sach-; verstand und 
Lebensansprüche wildle-. bender Tierarten Vordergründigem menschlichem Nützlichkeitsdenken geopfert werden, führen nebulöse Un­ terstellungen zu unbegründeter Skep­ sis, Ablehnung oder Angst. : In • unserer Kulturlandschaft kann der Luchs zweifelsohne nicht mehr als alleiniger Regulator von Reh, Gömse und Hirsch auftreten. Er kann aber da­ zu beitragen,, dass unser Schalenwild seine Sinne wieder vermehrt zu schär­ fen gezwungen ist, dass es sich gleich-, mässiger 
über den verfügbaren Le­bensraum 
. verteilt und langfristig tatsächlich auch Wildtier bleibt. Unse­ re Schalenwildbestände erfordern eine Regulation ' durch eine sachgemäße und verantwortungsvolle Jagd. Nur als schizophren kann allerdings jägeri­ sches Verhalten bezeichnet werden, wenn beispielsweise ein Jäger sich bei der Ausübung der Jagd auf die Rolle des Ersatzluchses beruft und diesem gleichzeitig keine Lebenschänce ein­ räumen will. Wenn der Luchs kommen Will» lasst uns ihm eine Chance geben. Der Luchs in Kürze Der Luchs ist die grösstei Katzenart in Europa. Er Ist leicht an den Haar­ büscheln auf, denOhn^fcu^erken» nen; D$r<:Luchs üntersch&det sich äusserlich" von .anderen 
v.Katzen durch seine Hochbelnlgkel^ die Ihm im schneereichen Lebensraum sehr nützlich Ist' Der kurze Schwänz, die] Pinselohren/ynd der» ausgeprägte Badoenbärt sind charakteristisch für: zeldmete TÄmuitgi' 
;p,erLu^^tzt .sehr gute Äugetmd (Quellet Schweizer JlBundtüdmt'vJÜr- Umwelt,; Wald ynd.Lafldschcfi) ^
	        

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