Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Interview mit Wolfgarig Schädler, Cheftrainer des US-Rodelverbandes Zahlreiche Erfolge könnte der Triesenberger Wolfgang Schäd­ ler als Cheftrainer mit dem US- Rodelteams verbuchen. Und es sollen noch mehr werden, denn Schädler verlängerte den Ver­ trag bis 2006. Mit dem Volks­ blatt sprach er über seine Zu­ kunft und was er sich für den Rodelsport erhofft. . Mit Wolfgang Schädler sprach. Robert Nutt . Volksblatt: Sie sind seit 1986 Chef­ trainer des Uä-Rodelverbandes. Vor kurzem verlängerten sie Ihren Ver­ trag bis 2006. Warum hängen Sie weitere vier Jahre in Amerika an? Nach der letzten Saison wollte ich eigentlich aufhören. Wolfgang Schädler: Das ist eine schwierige Sache. Als ich 1986 nach Amerika ging, dachte wohl niemand - einschliesslich   
rmir 
- dass ich solange bleibe. Damals hatte der Verband noch wenig Struktur und die Fahrer schie­ nen im internationalen - Vergleich kaum auf. Es war eine gewaltige Her­ ausforderung. Ich nahm diese in An- griff'und wir konnten schon im zwei­ ten Rennen eine internationale 
Mc-.Wolfgang 
Schädler konstruiert und baut alle Schlitten der US-Athleten in seiner Werkstatt in Triesenberg. ten, also ging der Entscheid wieder in Richtung Amerika. Ich wollte auch keinen Vertrag nur über ein Jahr un­ terschreiben. Denn wenn man gut wei- daille einfahren. Von da weg ging es ter arbeiten möchte, dann geht das fast immer aufwärts: es gab Juniorenwelt- nur über vier Jahre mit dem Endziel meistertitel ürid Wcltmeistertitel zu feiern. Wenn es gut läuft, fällt es ei­ nem immer schwer, aufzuhören. Ich hatte auch Angebote von anderen gu­ ten Verbänden. Aber ich habe diese Mannschaft aufgebaut und es kommt immer eine neue Generation - und so- "mit auch eine neue Herausforderung, Nach der letzten Saison wollte ich ei­ gentlich aufhören, aber der Verband gab mir genug Bedenkzeit. In dieser Zeit riefen mich viele Athleten.an und wollten einfach den Kontakt beibehal-«Olympische 
Spiele». Sie feierten schon zahlreiche Erfol­ ge, zuletzt die Silber- und Bronzeme- däille der Doppelsitzer bei der Olym­ piade in Salt Lake City. Was wollen Sie mit ihrem Team noch erreichen? Das wichtigste als Trainer und Ath­ let ist! dass man nie zufrieden ist. Es gibt immer wieder neue Ziele. Es gibt noch viele Medaillen zu gewinnen. Wie sind die Erwartungen für die 
olympischen Spiele 2006 in Turin? Das grösste wäre eine Goldmedaille. Silber und Bronze erreichten wir schon je zweimal. Das ist vielleicht ein per­ sönliches Ziel.Ich werde alles in meiß­ ner Macht Stehende tun, dass dieses' Ziel realistisch bleibt. .Ich muss einer neuen Generation von Athleten die besten Voraussetzungen für eine Gold­ medaille schaffen'.  v Als Wohnsitz geben Sie noch immer Triesenberg an. Wie viel Monate Im Jahr sind Sie am «Barg» anzutreffen? Das ist sehr verschieden und es kommt auf die Saison an. Ich bin nicht so oft in Amerika wie man denkt, denn ein grosser Teil der Bewerbe findenin Europa statt. 
In Triesenberg verbringe Zwei Hoffnungsträger Naturbahnrocjeln: Ariane Sele und Nadja Büchel gut in Farm Die Liechtensteiner Mannschaft im Naturbahnrodeln und Rollenrodeln besteht nur aus zwei Athletinnen. Doch die Leistungen von Ariane Sele und Nadja Büchel lassen hoffen. Im Moment konzentrieren sich Sele und ' Büchel unter der Leitung von Alois Reichl auf die Rollenrodelrennen auf der-Naturbahn, und diese laufen sehr vielversprechend. «Aufgrund der guten Leistungen Von Ariane werde idi sie im Winter auch im Weltcup einsetzen», so Alois Reichl, de'r als Trainer der liechtensteinischeh Natur­ bahnrodler amtet. Die Junioren-EM ist ein weiteres Highlight de; Saison. Reichl: «Wenn alles gut läuft,.erwägen wir auch die Teilnahme an der WM.» Auch die zehnjährige Nadja Büchel kommt immer besser in'Fahrt. Büchel wird" in der kommenden Saison vor­ wiegend Nationale Rennen in Liech­ tenstein, Österreich und der Schweiz bestreiten. Die Trainingseinheiten und Rennen im Sommer auf Rollen ist die ideale Vorbereitung für die Wintersai­ son. «Es ist praktisch dasselbe»,'erklärt Reichl.,«Nur im Winter fährt man^auf Kufen und im Sommer auf Rollen.» Nachwuchs gesucht Leider leidet der Rodelsport in Liech­ tenstein an Teilnehmerschwund. Aria­ ne Sele und Nadja Büchel bilden ne­ ben Trainer Alois Reichl die gesamte FL-Mannschaft.. «Die Situation kann man 
als prekär.bezeichnen», so Reichl, der mit Leib und Seele bei diesem Sport dabei ist. «Es ist schon einiges unternommen worden, doch' wir 
hat-Rodeln 
kann man im Winter und Sommer: Die Kufen werden in der warmen Jah-, reszeit durch Rollen (Bild unten) ersetzt. ten kein Gluck. Man muss es weiter dein hat, oder einfach nur einmal versuchen. Die Schulen könnten z.B. schnuppern möchte, kann sich bei einen Rodeltag Statt einen Skitag ein- Alois Reichl melden (Tel. 079/600 43 57 legen.» Wer Interesse am Naturbahnro- oder E-Mail:  reicalo@hilti.com ). 
ich c^. 6 Monate im Jahr - Manchmal mehr und manchmal weniger. Ich freue mich immer wieder, nach Hause zu kommen. Es ist interessant, Leute zu treffen, darum schaue, ich ab und zu im «Heusträffl» vorbei. Was fasziniert Sie am Rodelsport? ' Die Faszifiation jst, es ist.ein reiner Rennsport. Man muss alles unter einen Hut.bringen. Am Start muss der Athlet sehr aggressiv sein, das heisst, Kraft und Technik optimal anwenden. Nach dem Start sollte er.so lockcr wie mög­ lich sein. Danach kommt das Spiel mit den Fliehkräften. Diese kann man so ausnützen, dass man immer schneller wird. Für mich als Trainer, ist. die Ar­ beit mit den Athleten, das Einbringen und Umsetzen von neuen Technologi­ en sowie der Aufbau und das Verbes­ sern der organisatorischen Strukturen die Herausforderung.. Schauern Sie auch Formel 
11 Ja, die Formel 1 fasziniert mich schon. Aber im Moment ist es ein we­ nig extrem, vor allem wenn ein Team so weit voraus fährt. Ich verfolge es dennoch gerne, vor allem auch wegen der Technologie, die dahinter steckt. Ich konstruiere und baue die Schlitten von Grund auf. Apropo Technologie: wie oft tüfteln sie an Rodelschlitten herum? . Ich mache seit jeher die ganze Ent­ wicklungsarbeit mit den Schlitten und habe schon 
einige Erfahrung damit. Um technologisch weiterzukommen ist es, so glaube ich, der einzig richtige Weg.'Man ist immer auf dem neusten Stand, in welche Richtung die Ent­ wicklung hingeht und man arbeitet di­ rekt mit den Athleten zusammen. So hat man den besten Überblick als Aus- senstehender ist das schwer möglich; Wir tauschen auch Informationen vom Windkanal und Material mit anderen amerikanischen Verbänden aus, wie z.B. mit den Skifahrern,. Eisschnellläu­ fern und Skeleton-Athleten. Das ist ei­ ne sehr gute Zusammenarbeit, die auch viel bringt. Ich. konstruiere und baue die Schlitten von Grund auf. Das ist sehr zeitaufwendig, darum bin ich auch viel in Triesenberg, weilich da meine Werkstatt habe. Um Fortschritte zu erzielen, muss man komplett ab­ schalten können Und Abstand haben. Mit der heutigen Technologie ist es für mich kein Problem, meinen anderen 
Funktionen wie Sportprogrammdirek­ tor nachzukommen - auch wenn ich in Triesenberg bin: Die Kunstbahnrodlerln 
Sandra Jäger verkündete 
heuer Im Alter von 23 Jah­ ren Ihren-Rücktritt. 
Ist es als Liech­ tensteiner überhaupt möglich, diese Sportart professionell 
auszuüben? Ich glaube sogar sehr gut. Im Uni-, kreis von ca. fünf Stunden gibt es fünf bis sechs künstlich vereiste Rodelbah­ nen. Und heutzutage ist es bis Inns­ bruck auch keine Weltreise mehr. Die­ se Zeit muss man wohl in jede Sportart investieren. Beim Skifahren oder z.B. Kartfahren muss man auch mit grös­ seren Anfahrten rechnen. Die Mög­ lichkeiten sind sehr gut, speziell in 
ei­ nem kleinen Land wie Liechtenstein - wenn die Basis geschaffen wird. In unserer Gegend hat der Rodelsport nicht den Stellenwert, den er verdient. Wie erklären sie sich dann, dass es keine FL-Athleten in dieser Sportart gibt? . • Im Naturbahnrodeln ist vom Liech­ tensteiner Verband relativ viel ge­ macht worden, auch mit dem Nach- ' wuchs. Im Kunstbahnrodeln dagegen wenig. In dieser Sache ist der Präsident des Rodelclubs, Günther Beck, auf mich zugekommen und wir Haben be­ schlossen, dass man einen Neuanfang macht. Wir wollen den Jungen und Mädchcn den Sport näher bringen. Aus diesem Grund gehen wir mit einer Gruppe nach Zwickau (siehe Kasten) auf die Plastikrodelbahn um. einen kleinen Trainingslehrgang durchzu­ führen. Und mit Elmar Fez haben wir jemanden gefunden, der,die ganze Sa­ che in di<? Hand nimmt. Könnten Sie sich vorstellen, 2006 als Trainer In Liechtenstein oder Um­ gebung zu arbeiten? Wer weiss. Ich habe schon ein paar Mal gesagt, dass ich in Amerika aufr höre, aber ich möchte 
;den Mund nicht zu voll nehmen (lacht). Man wird se­ hen, was in vier Jahren passiert. Wenn man schon 30 Jahre als Athlet und Trainer diesem Sport gewidmet hat, ist es schwer, davon wegzukommen..Ich habe so viele schöne Erlebnisse während dieser Zeit gehabt und möch-* te diese auch weitergeben. Was wünschen Sie sich für die Zu­ kunft des Rodelsports? In unserer,   Gegend.bat   diese Sportart nicht defi Stellenwert, den sie verdient. Rodeln wird als Randsportart gesehen. Für mich gibt es aber keine Randsport- art. Man sollte-die Leistung in jedem Sport anerkennen. Wenn sich die Leu­ te mit dem Rodeln auseinandersetzen würden, würden sie bemerken, dass es ein sehr interessanter.Sport ist. Was wünschen Sie sich persönlich für die Zukunft? Gesund zu bleiben. Wer macht mit? Der Liechtensteiner Rodelverband organisiert am 20. September 2002 in Zwickau (D) einen Trainingslehr­ gang auf der 400 
m langen Plasti­ krodelbahn. Unter der kompetenten Leitung von Wolfgang 'Schädler, Günther Beck und Elmar Fetz wird dir die Faszination des Rodelsports nähergebracht. Wenn du Interesse hast und zwischen zehn und 14 Jah­ re alt bist, melde dich bei Günther Beck (Präsident Rodelverband)'unter der Tel. Nummer 262 23 80 
oder un­ ter  rodelclub@adon.li . Es sindim- mer noch Plätze frei und die Kosten werden vom . Rodelverband über­ nommen.
	        

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